Tauler, Johannes - Fünfter Brief.
Von einem Entsinken seiner selbst und aller Dinge.
In Christo Jesu! Das alte und das neue ewig geborne Wort, in göttlicher Natur gepflanzt, und wieder in sich gebärend alle vernünftige, ewige, auserwählte Geister, die mit einer lautern, lieblichen, gelassenen Unterwerfung sich selbst übergeben und verläugnen in allen Dingen und alle Dinge außer Gott in einer aufsteigenden und grundlosen Demuth, entgegen dem göttlichen Vorbilde, wohin alle Geister sich entschwingen, in die einige, geheime, göttliche Wesenheit, durch die Gnade Jesu Christi; das wünsche ich euch zu einem fröhlichen alten und neuen Jahre, das da heißt: Ewigkeit in Gott.
In Christo Jesu! Ein reines Herz voll Gottes wünsche ich euch, in einem verborgenen, innwendigen Grunde. Der Vater in der Gottheit hat seinen Sohn mit menschlicher Natur vermählt. Seine Morgengabe kann Niemand schätzen, sein Mitthun können alle verborgenen und offenen Schätze nicht vergelten; aber ein allen Creaturen abgestorbenes Herz, eine lautere, liebende Seele in Demuth schätzt die Morgengabe, indem sie alle Creaturen für nichts schätzt, und bezahlt das Witthum in Gelassenheit aller mit Formen verbundenen Eigenschaften Gottes, seiner selbst und aller Creaturen. Zu dieser Vermählung seyd ihr geladen, mit dem Tode aller Creaturen in eueren Herzen, daß ihr kommet mit einer lautern, liebenden, demüthigen Seele in die geheime, große Freude, die Gott gibt allen, die ihn fürchten in Christo Jesu.