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Stockmayer, Otto - Römer 8

Stockmayer, Otto - Römer 8

(Ein Auszug aus seinem Buch „Aus Glauben in Glauben“)

XIV. Der neue Mensch - in Christo

Wie schon erwähnt, hat der Römerbrief seine besondere Bedeutung im heiligen Buche des neuen Testamentes, indem er von dem Glauben und der freien Gnade Gottes zeugt, dieser neuen Welt, die in Christo Jesu herniedergebracht und durch den Geist Gottes den Jüngern zu eigen gegeben worden ist. Diese neue Welt ist nirgends klarer und ausführlicher gezeigt als im Römerbriefe. Es ist daher immer gut, auf den selben zurück zu kommen und Kapitel 8 steht ja im Mittelpunkt der ganzen Epistel.

Das siebente Kapitel ist so zu sagen ein Zwischensatz, eine Parenthese, eine eingehende Einführung über die Stellung des Menschen unter dem Gesetze und die Wirkung des Gesetzes, das an sich geistlich ist, es aber mit einem unter die Sünde verkauften Menschen zu tun hat, wo dann durch das Gesetz das Fleisch noch vom Widerstand gereizt wird, so dass durch das an sich geistliche Gesetz die Sünde in dem fleischgebundenen Menschen erst recht lebendig wird. Das Gesetz fordert, kann aber nichts Neues schaffen. Die Gnade nimmt es mit dem Gesetz auf, schafft aber auch, was das Gesetz vergeblich gefordert hatte. Die Gnade bringt uns in die neue Welt hinein. Das neue Leben verpflanzt uns in Christo und dann hört die Verdammnis auf.

In Vers 1 schreibt der Apostel: „So ist nun keine Verdammnis für die, die in Christo Jesu sind.“ Luther übersetzt: „Nichts Verdammliches.“ Mir scheint letzteres nicht ganz richtig. Allerdings, solange und soweit wir im Geiste wandeln, ist nichts Verdammliches da; aber wir können Christus angehören, im Grunde in Ihm sein und doch in einem gewissen Augenblick mit Gedanken, Sinnen, Worten und Werken etwas tun, was Gott missfällt und was Er verdammt, wofür wir erst wieder Vergebung haben müssen, um wieder in die richtige Stellung in Christo Jesu zu kommen und darin zu bleiben. Dazu braucht es aber Übung, Erfahrung und Treue.

Ehe der Apostel vom siebten auf das achte Kapitel übergeht, fasst er den Zustand des vom Geiste Gottes geweckten Menschen, der Gott gehorchen will, aber unter die Macht der Sünde gebunden ist, und des Menschen unter dem Gesetz mit den Worten zusammen: „So diene nun ich, ein und derselbe Mensch, mit dem Geiste dem Gesetz Gottes, aber mit dem Fleische dem Gesetz der Sünde und des Todes.“ Wie gesagt, es ist eine Zusammenfassung des Menschen unter dem Gesetz. Leider hat man das auf das Kind Gottes angewandt und daraus den Schluss gezogen, dass wir als Kinder Gottes noch gebunden sind unter dem Fleische, so dass wir mit dem Gemüt Gott dienen, aber mit dem Fleische der Sünde. Dieses Zwitterleben diese Zwitterstellung kennt das Wort Gottes nicht. Das ist anders geworden durch den Opfertod Christi und das Kommen des heiligen Geistes, der in uns ausgestaltet, was das Opfer Christi uns erworben hat. Nun kann es heissen: „So ist nun keine Verdammnis mehr für die, die in Christo Jesu sind.“ - und die durch Ihn freigesprochen sind, die nun aber auch mit ihrem ganzen Tun und Lassen, ihrer Gedanken- und Phantasiewelt, mit Wort und Werk in Christo bleiben müssen. Sie müssen in Christo sein, in Lebenszusammenhang mit Ihm stehen, in Gehorsam zum Heiligen Geist und unter Seiner Leitung wandeln. Reden und Schweigen, Denken und Dichten und Trachten, kurz alles muss weggeführt sein unter den Gehorsam des Kreuzes und damit unter die Machtwirkung, Zucht und Erziehung des heiligen Geistes.

Der heilige Geist hat somit Raum in uns, indem er uns hat den Sinn öffnen können für die Bedeutung des Kreuzes Christi, das uns löst und uns auf einen neuen Boden stellt. Nun sind wir aber, solange wir den Geist nicht betrüben in Christo Jesu und kommen auch durch Betrüben des Geistes nicht sogleich aus Christum heraus. Die Gemeinschaft mit Christo aber ist unterbrochen. Wäre die Verbindung mit Christo durch Betrüben des Geistes nicht nur unterbrochen, sondern abgebrochen, so gäbe es überhaupt keine Rückkehr mehr. Wenn das neue Leben in uns erstarkt, so werden wir nach jeder Versuchung stärker in Christo, unserem Heiland, so schlagen wir unsere Wurzeln nach jeder Versuchung tiefer in Ihn. In Christo Jesu zu sein ist unsere Heimat. Das wollen wir nie vergessen, noch uns in andere Gebiete und Welten verleiten lassen und uns auf diese Weise verirren. Christus ist unsere Heimat, und mit Ihm ist unsere ganze Existenz, sowie unsere ganze Denk- und Lebensweise auf einen neuen Boden verpflanzt worden. Das auf zwei Tafeln geschriebene Gesetz hat uns gezeigt, was Gott will, gibt uns aber nicht Macht, diesen Willen Gottes zu erfüllen. Im neuen Bunde ist uns ein Gesetz aufgerichtet durch den heiligen Geist, wodurch das alte Leben und das Fleisch überwunden werden. Es verpflanzt uns in Christo hinein und in Christo finden wir fortan Macht, Ihm nachzufolgen, uns von Ihm umgestalten zu lassen und Ihm immer näher zu kommen. Wir sind befreit vom Gesetz der Sünde und des Todes. Wir können noch sündigen und können noch sterben, aber wir müssen nicht mehr sündigen und nicht mehr sterben. Der Herr kann noch zu unseren Lebzeiten kommen. Wir warten auf Ihn und dann wird der Tod verschlungen in den Sieg. Das Gesetz fordert, die Gnade wirkt. Das Gesetz fordert von uns, die Gnade wirkt in uns.

Das Gesetz konnte den Widerstand unseres Fleisches nicht überwinden, es war kraftlos dem Fleische gegenüber. Nur dadurch, dass Christus in einen unserem Sündenleibe verwandelten Leib herunterstieg, konnte alle Bande der Sünde und des Todes von innen heraus gelöst werden. Was das Gesetz nimmermehr zustande gebracht, weil seine Anstrengungen sich an der Ohnmacht des Fleisches brachen, was das Gesetz mit seinen unerbittlichen Forderungen nicht zustande gebracht hat, das hat der Herr Jesus zustande gebracht, und das bringt der Sein Geist zustande in allen, die sich im Glauben mit Ihm verbinden, und die gelöst von den Banden der Sünde und des Fleisches, unter der Herrschaft des Geistes ihren Weg gehen. Gott hat der Sünde im Fleische Christi den Prozess gemacht, die Sünde im Fleische abgeurteilt. Soweit wir uns im Glauben mit Christo verbinden - das sind aber Realitäten - soweit verliert die Sünde alle Macht in und über uns, sie kann nicht mehr gegen den Herrn und Seinen Geist aufkommen. Es werden nun die Rechtsforderungen und Rechtsansprüche des Gesetzes, die sich bisher am Widerstand des Fleisches gebrochen hatten, bei und in allen denen erfüllen, die nicht mehr nach dem Fleische wandeln, sondern die das Recht geltend machen, dass sie dem Fleische nichts mehr schuldig sind, sondern dass sie in der neuen Verbindung, in der sie stehen, der Schuld und Macht der Sünde entrückt sind. Wir müssen wissen in welchen Boden wir durch die auf Golgatha vollbrachte Erlösung eingewurzelt sind, sonst stehen wir in entscheidenden Stunden machtlos da.

XV. Frei vom Gesetz des Todes

Vers 2: „Denn das Gesetz des Geistes, der da lebendig macht in Christo Jesu, hat mich freigemacht vom Gesetz der Sünde und des Todes.“

Gesetz ist alles, was eine bindende Macht ausübt, welcher man ohne weiteres gehorchen muss, man mag wollen oder nicht. Es gibt Naturgesetze, Gesetze in den Staaten, denen man sich zu beugen hat, sonst wird man aus dem Staate ausgewiesen. Ebenso gibt es Gesetze im Menschenleben und in der ganzen Entwicklung des Menschengeschlechtes. Durch den Fall im Garten Eden ist die Sünde eingedrungen in unseren Organismus und ist in letzterem eine gesetzgebende Macht geworden, der alle Adamskinder unterworfen sind. Wir haben mit dem Falle Adams unsere Unschuld verloren. Die Sünde ist eingedrungen und hat sich im Laufe der Zeit immer breiter gemacht, dann kam das Wort der Propheten, die aufhaltende Erziehung des Volkes Israels und schliesslich die am Kreuze vollbrachte, allumfassende Erlösung Jesu Christi. Da war in Jesu Christo ein neues Lebensgesetz auf den Plan getreten und alle, die aufgrund des Evangeliums unter der Leitung des heiligen Geistes mit Jesu in Lebensverbindung treten, durch den Glauben Ihm anhangen, treten unter die bestimmende Macht des heiligen Geistes, unter das Gesetz des Geistes, unter Seiner Herrschaft und entziehen sich damit der Herrschaft der sündlichen Natur und ihrer Triebe, mit einem Worte, alledem, was sie gebunden gehalten hatte. Das Todesgesetz ist aufgehoben durch ein Lebensgesetz. Ein neues Gesetz ist flüssig gemacht in uns durch das Wort und durch den Geist. Das Gesetz ward gegeben, um den Menschen - nicht nur im allgemeinen, sondern in seiner ganzen Entwicklung - den Abstand zu zeigen, in den er Gott gegenüber gekommen ist.

Dieses Geschäft besorgt das Gesetz heute noch in unserem Gewissen, das dem Gesetz Gottes beipflichtet. Das bringt uns aber nicht zu Gott zurück, macht uns nicht heilig, löst uns nicht von der Sünde und dem Fleische. Da kommt dann Römer 7 herein. Wirklich frei macht uns erst das Gesetz des Geistes des Lebens in Christo Jesu. In Christo Jesu ist ein anderes Leben als das adamitische: ein reines gottgeweihtes Leben. Dieses am Kreuz ausgeschüttete Leben nimmt der heilige Geist und verwertetes es für uns. Was für Christus Lebensgesetz war, wird für uns Lebensgesetz dadurch, dass der Geist Christi in uns zu wohnen kommt und die treibende Macht unseres Lebens wird. Dadurch kommt alles unter den Gehorsam des Kreuzes und man sucht nicht mehr seine Befriedigung noch seinen eigenen Willen. Wer den Geist Gottes hat, hat die gleiche Gesinnung wie Jesus Christus und diese Gesinnung geht daraufhin, dass Vater und Sohn verherrlicht werden. Dazu gibt uns der heilige Geist Macht, und dazu ist uns in der Bekehrung ein neuer Mensch gegeben worden, dass wir nun von Gott zeugen können, so dass nicht mehr wir leben, sondern dass Christus in uns lebt. Das bringt wie gesagt, der heilige Geist zustande.

Vers 3: „Denn was dem Gesetz unmöglich war, weil es durch das Fleisch geschwächt war, das tat Gott und sandte Seinen Sohn in der Gestalt des sündlichen Fleisches und der Sünde willen und verdammte die Sünde im Fleische“, auf dass (Vers 4) „die Gerechtigkeit, vom Gesetz gefordert, in uns erfüllt würde, die wir nicht nach dem Fleische wandeln, sondern nach dem Geiste. Denn die da fleischlich sind, die sind fleischlich gesinnt; die aber geistlich sind, die sind geistlich gesinnt.“ Diejenigen, welche nach den Fleische sind, sinnen d.h deren Sinnesrichtung geht auf das Gebiet des Fleisches, dort sind sie daheim und von dort beziehen sie ihre Nahrung her. Die Sinnesrichtung derer, die nach dem Geiste sind, geht auf das was des Geistes ist. Und was ist des Geistes? Was ist des Geistes innerste Natur, Sein Wesen, Seine Aufgabe, Seine Stellung? Er verklärt den Vater und den Sohn. Er redet nicht von sich selbst. Was er vom Vater hört, teilt es uns mit. Seine erste Aufgabe, die er der Welt gegenüber hat, ist die, dass er sie von Sünde überzeugt und soweit wir, die wir uns Kinder Gottes nennen, noch Welt in uns haben, noch weltliches in unserer Gesinnung und in unserem Wesen und Wandel mit uns herumtragen, soweit muss Er auch uns noch von Sünde überzeugen. Der heilige Geist straft die Welt über die Sünde, dass sie nicht glaubt an Jesus - die Sünde, in der alle anderen Sünden gipfeln und zum Ausdruck kommen, dass man nicht glaubt an den Sohn, den Sündentilger, dass man in der Sünde bleibt, nachdem der Sohn Gottes Sein Leben zum Opfer dargebracht und damit eine völlige Erlösung gewirkt hat, gegen die weder der Teufel, noch die Welt, noch das Fleisch aufkommen können. Wir müssen unsere Adelsstellung und unsere hohen Vorrechte geltend machen. Das sind dann diese beiden Linien: Fleisch und Geist. Fleischliche Christen sind solche, die noch nicht gelernt haben, ihr Fleisch mit Christus gekreuzigt anzuerkennen und zu behandeln - durch den Glauben. Deren Sinn ist auf das Gebiet des Fleisches ausgerichtet, auf Fleischeslust, Augenlust und Hoffart des Lebens gerichtet. Auf dieses weite Gebiet ist der Sinn des natürlichen Menschen gerichtet und mit diesem traurigen Gebiete tritt der Wiedergeborene aufs neue in Verbindung, wenn er nicht im Geiste wandelt. Der Sinn derer, die sich in Geisteslinien bewegen, ist auf das gerichtet, was des Geistes ist. Wie kann man das Gebiet des Geistes zusammenfassen? Geist Gottes und Wort Gottes, diese beiden sind unzertrennlich. Der Geist schliesst uns das Wort Gottes auf und das Wort Gottes macht uns aufmerksam auf das, was noch anders werden muss, was noch nicht nach dem Geiste ist. Die Sinnesrichtung des Fleisches ist der Tod im Prinzip, läuft auf den Tod hinaus und bringt zum Tode und das nicht nur zum leiblichen Tode, sondern wenn man dem Fleische Raum gibt, stirbt das innere Leben ab, findet gewissermassen Lähmung im Innern statt, Ungehorsam, Schläfrigkeit, Stumpfsinn und dergleichen, was dem Tode vorangeht, Trübung des Horizontes. Beim Sterbenden werden die Augen matt, ehe sie sich ganz schliessen.

Vers 6: „Aber fleischlich gesinnt sein ist der Tod und geistlich sein, ist Leben und Friede.“ Wo Fleisch ist, da ist Verwesung und Tod. Die Gesinnung des Geistes aber ist Leben und Friede, Leben aufgrund der Erlösung, Friede mit Gott und Friede miteinander, Friedenskinder sind solche, die Lebenslust verbreiten und siegen über allen Tod, Todesgeruch und alle Feindschaft. Die Stellung des Fleisches ist Feindschaft wider Gott und das Fleisch kann sich nicht unter das Gesetz Gottes beugen; darum musste es abgetan werden in der Person Jesu Christi, unseres Heilandes.

Vers 7: „Denn fleischlich gesinnt sein ist eine Feindschaft wider Gott; weil es dem Gesetz nicht untertan ist; denn es vermag's auch nicht. Die aber fleischlich sind (Vers 8) mögen Gott nicht gefallen.“ Der fleischliche Sinn lehnt sich gegen Gott auf. Er ist dem Gesetz Gottes nicht untertan, kann sich auch nicht unterwerfen. Das Fleisch bekehrt sich nie, aber wir bekehren uns, und wir haben den heiligen Geist und damit Macht, dem Fleische keinen Raum mehr zu lassen. Damit gefallen wir Gott und ehren Ihn und die Erlösung, während diejenigen, die im Fleische sind, ihr eigenes Leben suchen und pflegen, sich selbst nachgeben und nicht in der Zucht bleiben. Diese können Gott nicht gefallen, denn es ist eine Verkennung der Erlösung und des von Jesus vollbrachten Werkes, wenn man dem Fleische nachgibt oder gar noch darin lebt.

„Ihr aber,“ schreibt der Apostel Vers 9, „ihr aber seid nicht fleischlich, sondern geistlich, sofern der Geist Gottes in euch wohnt. Wer aber Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein.“

Wir sind nicht im Fleische, sondern im Geiste, wenn wirklich Gottes Geist in uns lebt, in uns wohnt, wenn wir Gottes Geist nicht betrüben, sondern wenn wir nach jedem Betrüben des Geistes Gott näher kommen und die Schrecklichkeit der Sünde tiefer erkennen.

Näher mein Gott zu Dir, näher zu Dir!

Wenn wir in Christo leben und Christo in uns lebt, kann sich die Sünde nicht in gleicher Macht wiederholen. Das Gesetz des Lebens, dass uns mit Christus zusammenbindet, bringt eine solche Reaktion in uns hervor, dass wir aus der begangenen Sünde heraus und wäre es nur Sünde in Gedanken oder innerer Regung, keine Ruhe haben bis unsere Wurzeln tiefer in den Boden der Erlösung eingesenkt sind. Dann wird auch jede Sünde immer schmerzlicher und wenn man so sagen kann immer fruchtbarer. Aufrichtige Kinder Gottes treibt die Sünde näher zum Herrn, entrückt sie weiter als bisher dem Gebiet der Sünde, des eigenen Lebens und des Fleisches um Seinetwillen, damit Er zur Herrschaft komme, damit innerhalb der Gemeinde der Ratschluss Gottes vollendet werde und endlich eine Gemeinde fleckenlos dastehe und dargestellt werden könne durch die Arbeit des heiligen Geistes.

„Wenn aber jemand Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein,“ der ist gar nicht Sein Eigentum. Der Geist Gottes ist das Siegel unserer Kindschaft, das Siegel, das Gott auf jede Existenz drückt, die durch Innewohnung des Geistes tatsächlich Sein Eigentum ist, wie sie Ihm zurückgebracht hat ist durch die Erlösung am Kreuze. Der Geist Gottes muss jeden Einzelnen erst durch die Bekehrung einführen in dieses Erbe.

Vers 10: „So aber Christus in euch ist, so ist der Leib zwar tot um der Sünde willen, der Geist aber ist Leben um der Gerechtigkeit willen.“ Ist Christus in euch, so ist der Leib zwar noch dem Tode verfallen, es sei denn, dass der Herr komme. Kein einzelnes Glied der Gemeinde kann vorher dem Tode entrinnen. Wir gehen alle durch den leiblichen Tod, sowohl geistlich Gesinnte wie Fleischlich Gesinnte, bis der Herr kommt und dann die in Christo Entschlafenen auferweckt, um sie hernach zusammen mit den Lebenden zu entrücken, damit sie fortan mit dem Herrn seien allezeit. Der Tod wirkt im Leibe; man wird älter, krank, siech, es gibt Epidemien, aber der Geist ist Leben um der Gerechtigkeit willen. In den Gerechtfertigten kann der Geist Gottes Seine Lebenskraft offenbaren und alles Sündliche, Sterbliche, Verwesliche und alles Tote in uns überwinden. Aufgrund der Erlösung ist unser Leib entbunden worden von der Macht der Sünde und der Finsternis. Er ist durch die Erlösung frei geworden, es ist wieder Leben in uns durch die Verbindung mit Gott. Ausser Christo ist alles tot. Durch die Gerechtigkeit Christi, in die der Geist uns einführt, sind wir innerlich lebendig geworden und werden es immer mehr, je treuer wir dem Geiste folgen. Da geht es von Herrlichkeit zu Herrlichkeit. Gerechtigkeit ist alles, was Gott gefällt, was nach dem Herzen Gottes und nach Seinem Worte ist.

XVI. Lebendig durch den Geist Christi

Vers 11: „So nun der Geist des, der Jesus von den Toten auferweckt hat, in euch wohnet, so wird auch der selbige, der Christus von den Toten auferweckt hat, eure sterblichen Leiber lebendig machen um des willen, dass Sein Geist in euch wohnet.“

Am Schluss von Vers 10 schreibt der Apostel: „Wo der Geist ist, da ist Leben.“ Darum, wo der Geist Christi wohnt, können wohl die Leiber eine Zeitlang dem Tode verfallen, nicht aber der Geist.

Und der, der Christus von den Toten auferweckt hat, wird auch die sterblichen Leiber der Seinen lebendig machen durch Seines in euch wohnenden Geistes.„ Es heisst nicht: Er wird Er wird eure sterblichen Leiber auferwecken, sondern: Er wird sie lebendig machen durch Seinen Geist. Das ist mehr als das Erste. Der Geist, der Christus auferweckt hat, hat ihn schon erfüllt. Christus wurde besonders von der Taufe an, mit dem heiligen Geist erfüllt.

So sollen den auch nicht nur unsere dem Tode verfallenen Leiber wieder lebendig werden, sondern sie sollen belebt werden durch den Geist Gottes. Die sterblichen, jetzt noch lebenden Leiber der Kinder Gottes sollen durch den Geist Gottes lebendig und frisch erhalten werden. Es gibt so viel Bedrückendes, Lähmendes im Leben, aber wenn man sich nicht vom eigenen Geiste leiten lässt und sich nicht unter den Druck der Menschengeister und schmerzlichen Erfahrungen stellt, sondern sich dagegen in Gott birgt, dann werden auch unsere sterblichen Leiber immer wieder neu belebt durch den Geist Gottes. Manches Gotteskind wäre vielleicht gar nicht mehr auf Erden, wenn der Geist Gottes nicht immer neues Leben in ihm gewirkt hätte, durch Seinen Geist auch den sterblichen Leib lebendig machend. Da müssen wir aber auch wissen wessen Schuldner wir sind und dürfen nicht der Sünde und der Vergangenheit erlauben, Ansprüche an uns zu machen. Das Fleisch und die Sünde haben kein Anrecht, keine Handhabe an Kindern Gottes, die sich ihrer neuen Stellung bewusst sind und ihrer Berufung gemäss auf dem Boden der Erlösung wandeln. Der natürliche Mensch bleibt verschuldet, auch der Erweckte, der den Geist Gottes nicht hat, kommt nicht endgültig aus dem Fleische heraus. Er kann gewisse Dinge überwinden, aber das Fleisch bleibt eine Macht überall, wo der Geist Gottes noch nicht in einen Menschen ausgegossen ist. Dann geht es dem Tode zu. Wenn wir im Geiste wandeln, dann gibt der Geist auch dem Leibe neue Lebenskraft, neue Spannkraft, neue Leistungsfähigkeit. Er ist ein lebendig machender Geist und wir brauchen uns nicht so ohne weiteres der Ermattung und Kraftlosigkeit hinzugeben. Wir dürfen an Gott appellieren, dass Er unsere sterblichen Leiber lebendig mache, ihnen neue Spannkraft gebe, alles in Grenzen und nach Gottes Willen. Auch darin wird uns der Geist leiten und sich je länger, je mehr in uns offenbaren. Sind wir uns einmal darüber klar geworden, dass Gott einen Dienst oder eine Aufgabe von uns getan haben will, so sollen wir uns nicht bei der Müdigkeit unseres Leibes aufhalten. „Er gibt den Müden Kraft und Stärke genug den Unvermögenden,“ wenn es sich um die Erfüllung Seines Willens handelt, damit Er Seine Kraft in unserer Schwachheit lebendig mache. Er paart nicht Seine Kraft mit unserer Kraft, sondern lässt uns Seine Kraft erfahren, damit unser Geist wieder frisch werde, wo er schon am Zusammenbrechen war. Da gilt es aber aufzupassen, wenn der alte Gläubige, das Fleisch, sich wieder geltend machen will. Wir haben keine Verpflichtung dem Fleische gegenüber.

Vers 12. „So sind wir denn, liebe Brüder, Schuldner nicht dem Fleisch, dass wir nach dem Fleische leben. Denn wo ihr nach dem Fleische lebet, so werdet ihr sterben müssen; wo ihr aber durch den Geist des Fleisches Geschäfte tötet werdet ihr leben. Wo Fleisch ist, ist Tod und Verwesung; wo aber der Geist auf dem Plane steht, ist Leben und Seligkeit, da kann sich das Leben immer mehr ausgestalten. Wenn ihr durch den Geist alle Handlungen des Sündenleibes tötet, so werden alle Ansprüche des neuen Lebens, des Essens und Trinkens beherrscht durch den Geist, so dass man nicht unbedingt den Leib pflegt, sondern unter Geistesleitung auch den Leib unter Zucht hält. Niemand kann und zwingen, nach dem Fleische zu leben und wenn wir Macht und Stellung dagegen nehmen, wenn wir uns an das Wort Gottes halten.

Christus hat von jedem Wort gelebt, das aus dem Munde Gottes kam und wer sich unter Gottes Wort stellt, wird auch durch den Geist Gottes im Worte zum Kampf gegen alle Mächte des Fleisches gestärkt. Je mehr die Gemeinde darauf eingeht, umso eher kommt der Tag, wo die Kinder Gottes den Sieg des Herrn feiern dürfen durch Entrückung, wo sie nicht mehr durch den leiblichen Tod zu gehen haben.

„So sind wir denn Schuldner nicht dem Fleisch, dass wir nach dem Fleische leben. „Denn (Vers13) wo ihr aber durch den Geist des Fleisches Geschäfte tötet, werdet ihr leben.“ So viele durch den Geist Gottes gerettet werden, so viele sind Söhne Gottes und weisen uns als solche aus, weil wir uns von Gottes Geist leiten lassen. Die Söhne Gottes werden vom Geist Gottes geleitet, getragen, erquickt und gestärkt. Als wahrhaftige Söhne Gottes töten wir alles Sündliche in uns durch den Geist, indem wir dem Geiste Raum machen. Da macht er uns zu Siegern und dann kann unser innerer Mensch unter der Geistesleitung erstarken und wir werden umgewandelt in das Bild Christi von Klarheit zu Klarheit, von Ähnlichkeit zu Ähnlichkeit bis in die Vollendung hinein.

Man könnte beinahe denken, die Schrift mache einen Unterschied zwischen Kindern Gottes und Söhnen Gottes. Die Söhne, das männliche Element in uns, seinen wir nun Mann oder Frau von Natur, die Sohnschaft gestaltet sich in uns aus dadurch, dass wir uns in unsrem inneren und äusseren Leben vom Geiste Gottes bestimmen lassen. Dadurch dringen wir in die Männlichkeit herein und kommen heraus aus der Knechtschaft in eine Siegesstellung, eine Stellung der Unabhängigkeit. Söhne Gottes sind keine Sklaven mehr, die sich immer vor Peitschenhieben fürchten müssen. Sie sind in Gottes Hand und kennen keine Furcht. Sie haben einen Vater, der sie züchtigt, aber mit Massen. Es ist alles nur Erziehung für die Herrlichkeit, einerlei woher es auch kommen möge, sei es durch Menschen oder Verhältnisse.

Es arbeitet alles zusammen zu ihrer Vollendung, Ausreifung zur wahren Sohnschaft, der Erlösung des Leibes. Sind wir Söhne, so haben wir auch den Geist der Sohnschaft und in diesem Geiste treten wir zuversichtlich und vertrauensvoll vor Gott, als vor unseren Vater.

„Unser Vater, der Du bist im Himmel….“ Im Sohne Gottes haben sich die Himmel hernieder geneigt und der Geist Gottes ist erschienen und hat uns zu Kindern und Erben gemacht. Daher haben wir eine wunderbare Zukunft vor uns, Ausblicke in eine Herrlichkeit, „die kein Auge gesehen, kein Ohr gehört und in keines Menschen Sinn gekommen ist, die aber Gott bereitet hat, denen die Ihn lieb haben.“ In diese Herrlichkeit hinein gibt der Geist uns jetzt schon Blicke, um uns zum Ausharren zu ermutigen, bis der Herr kommt.

Vers 15: „Denn ihr habt nicht eine knechtischen Geist empfangen, dass ihr euch abermals fürchten müsstet, sondern ihr habt einen kindlichen Geist empfangen, durch welchen wir rufen: Abba, lieber Vater!“ Wo Knechtschaft ist, ist Furcht, Bangigkeit vor dem, was der kommende Tag bringen mag. Furcht vor dem Leben, sowohl als vor dem Tode, Furcht vor den Kreaturen und Furcht vor sich selbst. Nur der Geist Gottes kann den Menschen in die Gefangenschaft des Kreuzes abführen und uns den Stempel der Sohnschaft aufdrücken, so dass wir „Abba, Vater!“ rufen. Oh was ist das doch für eine Gnade, dass wir aufgrund der Vertretung Jesu Christi und in Seinem Namen, in völligem, kindlichem Vertrauen zu unserem himmlischen Vater stehen dürfen.

XVII. Selige Kindschaft

Vers 16: „Derselbe Geist gibt Zeugnis unserem Geiste, dass wir Kinder Gottes sind.“ Wohl denen, die dieses innere Zeugnis haben! Man wird Kind Gottes durch den Glauben. Damit, dass wir glauben, zieht der Geist Gottes in uns ein, auch wenn wir uns dessen nicht gleich bewusst sind. Es erwacht damit neues Leben. Man hat neue Bedürfnisse, Macht über die Sünde, wie man sie vorher nicht kannte und vor allem das Zeugnis der Gotteskindschaft. Der Geist Gottes kommt innerlich in uns zur Ruhe, wenn wir dem Worte Gottes glauben und auf Grund des Versöhnungsopfers Jesu Christi sein Zeugnis annehmen. Als Kinder öffnen sich uns neue Horizonte und als Kinder sind wir dann auch Erben - Erben Gottes und Miterben Christi.

Vers 17: „Sind wir denn Kinder, so sind wir auch Erben und Miterben Christi, so wir wirklich mitleiden, dass wir auch mit zur Herrlichkeit erhoben werden.“ Es ist der Mühe wert, dabei stehen zu bleiben. Das Erbe Gotte ist ein Erbe, dass kein Menschenkind ermessen kann. Jedes irdische Erbe sinkt in den Staub, ob der Herrlichkeit Miterbe Christi sein zu dürfen, Miterben des Königssohns. Unter welcher Bedingung aber wird uns dieses Erbe zuteil? Unter der Bedingung, dass wir mitleiden und uns unter alles stellen was das Leben und die Verhältnisse mit sich bringen. Das ist ein Kreuz, dass wir tragen und das uns für die wunderbare Herrlichkeit, die noch kommen soll und für die wir jetzt schon das Unterpfand in uns haben durch den heiligen Geist, der uns gegeben ist. „Durch Seinen Tod hat der Heiland die erlöst, die durch Furcht des Todes ihr Leben lang Knechte sein mussten.“ Durch die Furcht vor dem allmächlichen Absterben, Furcht, seinen Einfluss zu verlieren, Furcht vor allem, was einem ans Leben geht. Er hat den Tod überwunden und durch alle Todestäler führt Er, der treue, gütige, freundliche Herr alle, die sich Ihm anvertrauen. Sein Stecken und Stab sind unser Trost mitten Im Todestal und wir werden durch Mitleiden zur Mitverherrlichung gereift.

Vers 18: „Denn ich halte dafür, dass dieser Zeit Leiden der Herrlichkeit nicht wert sind, die an uns soll geoffenbart werden.“ „Ich halte dafür…“ Es hat Jeder seine eigene Lebensanschauung, seine eigene Philosophie, seinen eigenen Standpunkt und Gesichtspunkt. Wichtig für uns ist zu wissen, wie der Apostel Paulus das Leben angesehen hat, welches sein Stand- und Gesichtspunkt gewesen ist. So viele beklagen sich, dass sie so viel zu leiden und durchzumachen haben und manche bilden sich ein sie seien die geplagtesten Menschen, die es gibt, während andere es gut haben und in Hülle und Fülle leben. Aber alle solche Berechnungen und Vergleiche haben keinen Wert. Wir wissen nie, was andere durchmachen, auch nicht solche, die scheinbar das glücklichste Leben führen; denn es kommt alles darauf an, was in der anderen Waagschale ist. Bleiben wir stehen bei dem, was wir durchmachen, so werden wir leicht geknickt und kommen auf den Gedanken, niemand sei so bemitleidenswert wie wir. Liest man aber z.B die Lebensgeschichte des Apostel Paulus, so muss man sagen: Der Mann hat wirklich viel durchgemacht, zu Wasser und zu Land, mit falschen Brüdern und eifersüchtigen Mitarbeitern und doch hat er sich nie beklagt. Der Schwerpunkt seines Lebens lag eben anderswo. Er hatte eine wunderbare Zukunft voller Herrlichkeit vor sich. Der Herr, der ihm auf dem Wege nach Damaskus überwunden und zu Seinem Gefangenen gemacht, hat ihm einen Blick in Seine Herrlichkeit geöffnet. Bei seiner Berufung hat er daher den Leidensweg mit in Kauf genommen, der zu dieser Herrlichkeit führen sollte. Der Herr hat dem Ananias, durch den er ihn berufen liess, gesagt: „Ich will ihm zeigen, wie viel er leiden muss um meines Namens willen.“ Früher hatte er den Namen Jesu verfolgt, fortan durfte er um desselben willen leiden. Das ist wunderbare Gnade, dass der Verfolger berufen wird, für seinen neuen Herrn zu leiden. Der Blick in die zukünftige Herrlichkeit des Herrn und Meisters, dem er diente, gab dem Apostel Paulus die Kraft alles durchzumachen und sich nicht aufzuhalten bei dem, was vor Augen war. Es kommt hier jene Stelle in 2.Kor. 4,17-18 in Betracht: “ Das schnell vorüber gehende Leichte unserer Drangsal bewirkt in uns ein über die Massen überschwengliches Schwergewicht von Herrlichkeit,“ wenn wir nicht stehen bleiben bei dem, was wir fühlen und sehen; denn was man sieht, ist zeitlich, das aber, was man nicht sieht, Ist ewig.“

Das Stehenbleiben und sich aufhalten bei dem, was nur eine Zeitlang währt, ist ein Ding der Unmöglichkeit für den, dem einmal eine zukünftige Herrlichkeit in den Gesichtskreis gerückt worden ist und dessen Geist erweckt worden ist für seine ewige Berufung. „Denn es ist noch nicht erschienen, was wir sein werden; wir wissen aber, wenn es erscheinen wird, dass wir Ihm gleich sein werden; denn wir werden Ihn sehen, wie er ist.“ Es handelt sich um eine Herrlichkeit, die an uns geoffenbart werden soll. Was hienieden in Niedrigkeit einhergeht und verachtet ist, ist bei dem Herrn hoch angesehen. Lernen wir doch so denken, wie der Herr denkt, wenn wir Seine Jünger sind und Ihn zum Herrn und Meister haben! Lassen wir uns nicht blenden durch die Philosophie und Anschauungen der Grossen dieser Welt, sondern sehen wir hinter allem - auch hinter dem Allergeringsten - unseren Herrn Jesum Christum. „Wer einem dieser Kleinsten, die an mich glauben, eine Trunk Wasser gibt in meinem Namen, dem wird es nicht unbelohnt bleiben.“ Was wir einem Seiner Kleinen tun, das tun wir Ihm. „Dieser Zeit Leiden sind nicht wert der Herrlichkeit, die an uns soll geoffenbart werden.“ Diese verborgene Herrlichkeit muss sich hienieden unter dem Druck der Zeit und der Verhältnisse ausgestalten. Denn wenn der Herr offenbart sein wird, werden wir mit Ihm offenbar werden in der Herrlichkeit. Kinder müssen warten lernen und auch wir wollen warten auf die Herrlichkeit und uns nicht mehr hinunterdrücken lassen durch das mancherlei Schwere. dass in unseren Weg kommt, sondern wir wollen uns im Gegenteil dadurch hinaufziehen lassen. Es kommt nur darauf an, dass man allem die rechte Seite abgewinnt. „Näher mein Gott zu Dir, näher zu Dir!“ - tiefer hinein ins Wort, um zu überwinden!

Offenbarung 12 redet von Söhnen, die so ganz in die Abhängigkeit von Jesus eingegangen sind, dass er sie eben durch diese Abhängigkeit von Ihm zu männlichen Gestalten, zu Überwindern hat machen können.

„Denn wir wissen, dass dieser Zeit Leiden nicht wert sind der Herrlichkeit, die an uns soll geoffenbart werden.“ Auf der einen Seite ist Herrlichkeit, auf der anderen Verwesung.

„Denn wir wissen…“ Gottlob, dass alles Glauben allmählich auch ein Wissen wird und immer mehr ein Wissen ist!

„Ich halte dafür,“ übersetzt Luther in Vers 18. Es hat ja jeder Mensch seine eigene Lebensanschauungen und seinen Standpunkt, aber wenn der Apostel sagt: „Ich halte dafür“, so ist sein dafürhalten massgebend für uns, dass wir in dieselbe Anschauung eintreten und das Leben so ansehen lernen, wie er es angesehen hat. Wer dabei stehen bleibt, ob er etwas mehr oder etwas weniger durchzumachen hat, der verliert früher oder später den Mut. Haben auch nicht alle gleichschwer durchzugehen, so haben die Menschen doch im allgemeinen viel Mühe und Not zu erdulden, seit dem Sündenfall. Nicht umsonst hat Gott zu Adam gesagt: „Im Schweisse Deines Angesichts sollst du dein Brot essen.“ Und doch liegt im tiefsten Grunde in solcher Mühsal ein Segen, eine Bewahrung. Sieht man die Leiden an sich an, so könnte man dadurch wohl niedergedrückt werden, aber es ist alles relativ. Was wir auch zu erdulden haben es steigt in eine Waagschale doch hoch in die Höhe, wenn wir in die andere die Herrlichkeit legen, zu der wir durchdringen durch Leiden. Jetzt ist unser Leben in Christo in Gott verborgen und es geht durch mancherlei Übungen. Das ist Ausbildung für die Herrlichkeit. Auch sind wir nicht die Einzigen, die da leiden. Mit uns leidet die ganze Kreatur.

Vers 19+20: „Denn das ängstliche Harren der Kreatur wartet auf die Offenbarung der Kinder Gottes. Weil die Kreatur unterworfen ist der Eitelkeit ohne ihren Willen, sondern um Des willen, der sie unterworfen hat in Hoffnung.“ Der Apostel Paulus hatte nicht nur ein Herz für seinen Herrn und dessen Gemeinde, sondern er hatte auch ein offenes Ohr und ein grosses weites Herz für das Seufzen der Kreatur, die welkenden Blätter, die sterbenden Tiere, die alternden Menschen, für den Todeshauch, der seit dem Sündenfall durch die Kreatur geht und für das sehnsüchtige Harren der ganzen Schöpfung, der toten und lebenden Kreatur. Und worauf muss alles warten? Bis die Söhne ausgestaltet sind, bis der gefallene Mensch wieder seine Krone hat. Er ist die Krone der Schöpfung und muss wieder gekrönt werden. Die Söhne werden jetzt in einem verborgenen Atelier herangebildet. Es hat jeder Sohn Gottes seine besondere Werkstätte, in der er zubereitet wird - sein Temperament, seine Charakteranlagen, seine Verwandtschaft, seine Lebensaufgabe und seine Berufung. Das alles sind Elemente, Züge, Faktoren, die Gott für die Erziehung seiner Söhne gebraucht. In diesem Haushalt geht nichts verloren. Alles wirkt in demselben zusammen zum Guten, zur Erziehung, zur Vollendung derer, die Gott lieben und wollen, dass Gott zu seinem Rechte mit ihnen komme. Die Kreatur wartet darauf, dass wir unsere Schuld an sie bezahlen. Wir haben sie durch den Fall an die Eitelkeit verkauft und kaufen sie wieder los durch Gehorsam zum Evangelium, durch Rückkehr zu Gott durch Seinen Sohn und Seinen Geist. Es kommt alles darauf an, dass die Gemeinde wieder im Weltall erfüllt und das eine neue Weltzeit vorbereitet wird, wo keine Blätter mehr welken. Die Kreatur ist jetzt an die Eitelkeit verkauft. Sie ist der Vergänglichkeit und Verweslichkeit unterworfen worden.

Adam, die Krone der Schöpfung, hat damit, dass er sich selbst persönlich verkaufte, die ganze Schöpfung verkauft und als seine Nachkommen gehen wir alle in dieses Erbe ein. Wir treten in die Fusstapfen unseres Stammvaters, bis wir als Nachfolger Jesu Christi auf einen neuen Boden gekommen sind. Christus hat eine vollkommene Erlösung geschaffen, aber zunächst nur für Seine Gemeinde und erst wenn diese vollendet ist, geht die Erlösung auf die Schöpfung über. So wartet den die Schöpfung auf die Offenbarung der Söhne Gottes. Sie ist der Verwesung unterworfen worden durch Adam, ihren Herrscher, aber wie gesagt, nicht hoffnungslos. Wir haben eine sichere, ewige Hoffnung auch im Blick auf die Kreatur. Die ganze Schöpfung wird erlöst werden, wenn erst die Kinder Gottes wieder frei geworden sind, wieder Herrlichkeit angezogen haben und in ihre Siegesstellung eingetreten sind.

Wollen wir droben herrschen so müssen wir hienieden durch dienen herrschen lernen, indem wir uns unter alles stellen - aber nicht mutlos, fatalistisch, weil wir etwa nicht anders können - sondern wir stellen uns unter die Nöte und Verhältnisse des irdischen Lebens im Blicke auf Jesum, der überwunden hat und durch den wir weit überwinden können. Denn er macht uns mächtig und Seine Siegeskraft triumphiert über unsere Schwachheit, so dass alle Sklaverei und Gebundenheit vor ihr zurückweichen muss. Wir üben uns im Gebrauch der Freiheit, die wir haben, herauszutreten aus der Unmündigkeit von Söhnen Gottes. Wie gesagt das geht alles im Verborgenen vor sich; es ist ein mit Christo in Gott verborgenes Leben.

XVIII. Herrliche Freiheit

Vers 21-23: „Denn auch die Kreatur wird frei werden vom Dienst des unvergänglichen Wesens zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. Denn wir wissen, dass alle Kreatur sehnt sich mit uns und ängstet sich noch immerdar. Nicht allein aber sie, sondern auch wir selbst sehnen uns nach der Kindschaft und warten auf unseres Leibes Erlösung.“

Die erste Bedingung zur Offenbarung der Söhne Gottes ist, dass wir uns in allen Dingen frei machen lassen durch den Sohn. „Wen den Sohn frei macht, der ist recht frei,“ über den haben seine Umgebung und die Verhältnisse keine Macht mehr. Er kann weit überwinden durch Seines Herrn Kraft, der Erlösung durch Seinen Geist. Da ist Herrlichkeit und Freiheit. Damit wird der Abstand einer seufzenden Kreatur zum Herrn nicht grösser, sondern immer kleiner. Je mehr wir wahrhaft frei sind, umso mehr werden wir uns in Liebe und Hoffnung auch zusammen schliessen mit allem, was noch gebunden ist. Wir werden nie geringschätzig herabsehen auf den Bruder oder eine Schwester, die noch gebunden sind, oder uns rühmen, dass wir über alles hinüber sind. Das ist nicht göttlich - das ist nicht aus der Liebe noch aus der Wahrheit. Wenn der Herr uns frei gemacht hat, so hat er es getan, damit wir als Freigewordene den Gebundenen Handreichung tun, damit wir ein Herz haben für ihre Schwächen und sie in Fürbitte tragen. Das darf uns nicht etwa lästig werden, sondern es soll uns eine heilige Last sein, durch die wir selbst ausreifen. Die Lebensbeziehungen jedes Erlösten sind so geordnet, dass er in seiner Umgebung die Elemente findet, durch die er selbst reifen kann. Es handelt sich da um Wirkung und Gegenwirkung. Dadurch das wir uns nicht überwinden lassen vom Bösen, reifen wir selbst zu der Vollendung heran, zu der wir berufen sind und können uns dann als Freigewordene in der Liebe Jesu, in Seiner Macht und Gnade hinunter und hineinstellen in die Geburtswehen der Schöpfung, einer Familie, eines Volkes, eines Landes, ja, der ganzen Kreatur. Das sind die Erstlinge Gottes, die in Jesu Bild Erneuerten. Gott ist die Liebe und Freigewordene, in Jesu Bild Erneuerte, können wieder lieben und sich liebend hinunterstellen unter die Wehen der Schöpfung.

Wir seufzen mit - wir, die wir die Erstlinge des Geistes haben und eben darum Macht, mitzuseufzen und mitzuleiden.

„Auch wir seufzen mit, erwartend die Sohnschaft…“ Was ist wohl mit dieser Sohnschaft gemeint? Es gibt eine Sohnschaft, die sich von der Kindschaft unterscheidet. Solange das Kind unter Vormundschaft steht, ist es nicht wesentlich verschieden vom Knecht. Das wird aber anders, sobald es in die Mündigkeit eintritt. Wir warten auf die Sohnschaft und das Kennzeichen dieser Sohnschaft ist die Erlösung unseres Leibes. Solange wir in diesem Sündenleib der Verwesung unterworfen sind, sind wir aufs warten angewiesen und ist unsere Bestimmung noch nicht erfüllt. Wir leben noch in der Hoffnung und in ihr sind wir errettet. Das bezieht sich aber nicht auf die Vergebung der Sünden. Auf die Frage: „Bist du ein Kind Gottes?“ dürfen wir nicht antworten „ich hoffe es,“ denn eine solche Antwort zeugt nicht von Klarheit über unsere innere Stellung, vielleicht hält man sich da zu den Frommen, aber es fehlt noch das Siegel des heiligen Geistes, dass sie ein Kind Gottes sind. Folglich fehlen auch die Überwinderkräfte. Ich muss wissen, wem ich angehöre und wem ich diene, sonst kann ich nicht überwinden, sondern bin ein armes, schwankendes Rohr. Erst mit der Erlösung des Leibes ist die Erlösung voll und ganz geworden. Erst muss auch der Leib erlöst sein von Knechtschaft und Tod. „Der Geist Gottes gibt Zeugnis unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind,“ heisst es in Vers 16+17. Das kann uns niemand streitig machen, aber wir sind noch dem Tode unterworfen. Wir erwarten ausser der Kindschaft, eine Sohnschaft. Wir erwarten, dass wir ausgeborene, ausgestaltete Söhne Gottes werden, die erlöst sind vom Erdenstaube, von der Verweslichkeit und Vergänglichkeit, wartend auf die Erlösung unseres Leibes. Die volle Sohnschaft kommt für uns mit dem Kommen des Herrn und ich denke alle Bewegungen und Erschütterungen, die jetzt durch die Völkerwelt gehen, alle Bewegungen in der Welt der Kreatur, sollen uns zubereiten auf die Sohnschaft, auf die Herrlichkeit, auf die Erlösung unseres Leibes, auf das Kommen des Herrn. Mit Seiner Erscheinung werden die Gräber die Leiber der Heiligen wiedergeben müssen, die im Herrn Entschlafenen werden auferstehen und die dem Herrn hienieden noch Dienenden werden verwandelt und zugleich mit den Entschlafenen ins Vaterhaus entrückt werden. Das ist christliche Hoffnung, die nichts zu tun hat mit jener Hoffnung auf bessere Zeiten, deren man sich so gerne tröstet. Wir haben durch die Auferstehung und Himmelfahrt eine im Wort Gottes verbürgte Hoffnung, die weit hinaus geht über jene Hoffnung auf bessere Zeiten. Aber da gilt es zu warten mit ausharren oder mit Geduld. Der Sinn des griechischen Wortes ist „drunterbleiben“, sich unter die Nöte, Wehen und Schmerzen dieser Welt stellen und drunterbleiben, ausharren - nicht immer herauswollen nicht ungeduldig an den Ketten rütteln, aus der Schule laufen, um den Aufgaben enthoben zu sein. Alle Versuchungen sollen aufhören. Wir lernen drunterbleiben, ausharren - nicht in eigener Kraft, sondern in der Kraft des heiligen Geistes. Der Herr stellt sich mit uns unter die Last und trägt sie mit uns. Hat er doch gesagt: „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch erquicken.“ Er trägt mit uns und gibt Gnade für alle Aufgaben, unter die wir uns willig stellen, wenn er sie uns aufgibt. Dabei kommt der Geist uns zu Hilfe. Wir wissen zuweilen nicht mehr wo aus und ein und würden unterliegen, aber der Geist Gottes, der da ist ein ewiger Geist, ein Geist der Kraft, der Liebe und der heiligen Zucht, kommt uns zu Hilfe und wirkt in unserer Schwachheit. Wir haben als Kinder Gottes alle unsere Bewegungen Leibes und der Seele unter die Zucht des Geistes Gottes zu stellen, um damit in der Lebenssphäre des Geistes zu bleiben. Was Leben heisst, weiss nur der, der im Geiste lebt; alles andere Leben ist dem Tode geweiht.

In die Reihe der Söhne Gottes einzutreten, steht aber jedem frei und zwar nicht nur das, sondern wir sind es Jesu schuldig, dass wir in diese Reihen einzutreten um die Frucht Seines Todes zu werden. Eine Frucht Seines Todes wird man durch gründliche Bekehrung. Nachdem wir Söhne der Finsternis gewesen sind, werden wir Söhne Gottes, Söhne der Herrlichkeit, wenn wir uns bekehren. Herrlichkeit ist überall, wo Gott auf dem Plane ist. Und wie wir aus dem Reiche des Todes in das Reich des Lebens eintreten, so treten wir aus dem Stande der Knechtschaft der Sünde, aus dieser traurigen Dienstschaft, in die Sohnschaft. Knechte und Sklaven haben immer Angst vor der Peitsche. Es gibt noch viele, die unter der Peitsche, unter dem Stecken des Treibers sind und es gibt allerhand Peitschen, allerhand Knechtschaften. Jetzt seid ihr frei von dem Geiste der Knechtschaft dadurch, dass ihr die Sohnesstellung einnehmt, dass ihr keine Furcht mehr habt, kein feiges Zurückweichen vor dem, was noch kommen könnte. was uns unmittelbar oder in ferner Zukunft bevorstehen mag. Das alles muss schwinden, wo der Geist der Sohnschaft Raum gewinnt und Besitz nehmen kann, wo man gestrost Abba, Vater rufen kann alledem gegenüber, was als drohende Wolke über unserem Haupte schwebt. „Der Wolken, Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn, der wird auch Wege finden, da dein Fuss gehen kann.“ Der wird dich gegen Gewitter und Sturm schützen.

Unter dem Schatten des Kreuzes, unter dem Schatten der Gnade, ruft man Abba, Vater und fühlt sich dabei ruhig und in Sicherheit.

In diesem, durch den Fall der Verwesung anheim gefallenen Leib zu sein, konstituiert eine Gefangenschaft, in der wir zuerst erzogen werden und in der wir ausreifen sollen, wie Josef in der Gefangenschaft ausreifen sollte für die wunderbare Stellung, die seiner am Königshofe wartete. Das beste Mittel, um die Zeit zu verkürzen, ist, dass wir sie ausnützen mit Glaube, Liebe und Hoffnung. Dann wird das Sehnen immer stärker und es wird dabei alle Ungeduld ausgeschieden. Man merkt dann, was es unseren Gott kostet und wie viel Zeit es kostet, uns zuzubereiten für die Herrlichkeit. Je höher die Berufung, zu der wir herangebildet werden, umso gründlicher muss die Ausbildung sein.

XIX. Gläubiges Hoffen und Wissen

Vers 24: „ Denn wir sind wohl selig, doch in der Hoffnung. Die Hoffnung aber, die man sieht, ist nicht Hoffnung; denn wie kann man das hoffen, das man sieht?“

Unter der Hoffnung von der hier geredet wird, ist nie Heilsgewissheit verstanden. Wir sollen volle Klarheit haben, ob wir Gottes Kinder sind oder nicht; aber es gibt zukünftige Gebiete, Gebiete der Hoffnung, die noch nicht in Erscheinung getreten sind. Diese gipfeln zunächst in der Erlösung des Leibes, in der Erwartung des Sohnes Gottes, der auch die Leiber erlösen wird am Tage der Herrlichkeit. Auf diesen Gegenstand der Hoffnung warten wir, ausharrend unter den Prüfungen und Übungen, durch die wir zu gehen haben, um erzogen zu werden für die Herrlichkeit, für die Wiederkunft des Herrn. Das können wir aber nicht in eigener Kraft. Wer es um jeden Preis Gott recht machen will, der kann sich darauf verlassen, dass der Geist Gottes selbst, der aus der Schrift diese Hoffnung in uns nieder gelegt hat, unserer Schwachheit zu Hilfe kommen. Es sind das Gebiete, die über unseren Horizont gehen. Wenn wir also im allgemeinen wissen, was wir zu bitten haben, muss doch der heilige Geist das rechte seufzen in uns wirken, sich für uns verwenden, wo wir zu kurz kommen mit unseren Bitten.

Vers 26: „In gleicher Weise nimmt sich auch der Geist unserer Schwachheit an, denn wir wissen nicht, wie wir bitten sollen, wie sich's gebührt, sondern der Geist vertritt uns aufs beste mit unaussprechlichem Seufzen.“

Vers 27: „Der aber die Herzen erforscht, der weiss, was des Geistes Sinnes sei; denn er vertritt die Heiligen nach dem, das Ihm gefällt.“

Da sieht man dieses merkwürdige ineinander fliessen von unserem Herzensgrund und dem Einstehen des heiligen Geistes. Wir schütten unser Herz aus vor Gott, können sie aber nicht selbst erforschen. Wo der Herr Göttliches in uns niedergelegt hat, entzieht sich vieles unserem Blick. Wir haben es auch gar nicht zu kontrollieren, aber der Gott, Der unsere Herzen erforschet, weiss, was der Sinn Gottes in den Gebeten ist und kann uns vertreten in den Linien Gottes des Vaters und des Sohnes, Gott gemäss. Er kennt Gottes Ziele mit uns und weiss, was uns diesen Zielen entgegen führt und was uns auf dem Wege zu diesen aufhält. Wo wir zu kurz kommen, tritt Er ein und wo wir auf falsche Bahnen geraten, bringt Er uns zurecht. Er öffnet uns den Blick weiter und immer weiter für die Ziele Gottes. Dabei wissen wir, dass Er mit uns zustande bringt, was Er will, es koste, was es wolle, wenn wir uns als solche, die Gott lieben, auf Seine Seite stellen.

Vers 28: „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum besten dienen, die nach dem Vorsatz berufen sind.“

Wir wissen, dass denen die Gott lieben alles zum Guten mitwirken muss. Hier kann wohl kein anderes Gut gemeint sein, als das, wovon eben die Rede ist, nämlich die Erreichung des göttlichen Zieles, die Gleichgestaltung mit dem Sohne Gottes. Alles muss zum Guten mitwirken, dass das Ziel erreicht werde, zu dem wir bestimmt, prädestiniert sind. Und da müssen wir uns ein Doppeltes vorhalten, nämlich: dass keine Prädestination gibt für das Seligwerden oder Verlorengehen. Es ist niemand für die Hölle prädestiniert. Wer nicht in den Himmel kommt, der hat sich nicht beugen wollen unter Gottes heiligen Ruf und Seine heilige Berufung. Für die Gleichgestaltung mit dem Sohne Gottes, gibt es eine Prädestination und zwar aufgrund einer Vorauskenntnis, auf das Er der Erstgeborene werde unter vielen Brüdern.

Vers 29: „Denn welche Er zuvor ersehen hat, die hat Er auch verordnet, dass sie gleich sein sollten dem Ebenbilde Seines Sohnes, auf dass Derselbe der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern,“ und Vers 30: „Welche Er aber verordnet hat, die hat Er auch berufen; welche Er aber berufen hat, die hat Er auch gerecht gemacht; welche Er aber gerecht gemacht hat, die hat Er auch herrlich gemacht.“

„Die Er zuvor erkannt hat, hat Er auch zuvor bestimmt,“ und denen macht Er zu seiner Zeit das Bild Seines Sohnes so herrlich und stellt es ihnen so in den Vordergrund, dass ihnen alles andere in den Hintergrund tritt. Da hat Gott auch Seine Zeiten und Stunden, die Er oft auch viele bittere und schmerzliche Erfahrungen vorbereitet hat, dass uns alle eigenen ehrgeizigen Pläne und Ziele, es hier unten zu etwas zu bringen, hier unten unser Leben zu verschönern, in den Hintergrund treten ob dem einen grossen Ziele:

„Gott, der Vater, hat mich prädestiniert und dazu bestimmt, dem Ebenbilde Seines Sohnes gleich gestaltet zu werden.“

Damit nimmt den auch das Bittere, Schmerzliche in unserem Leben eine ganz andere Gestalt an. In dem, was uns vorher niedergedrückt hatte, erkennen wir alsbald Mittel und Wege, die Gott für gut findet, uns diesem herrlichen Ziele entgegen zu führen und ein Gotteskind, dem die Herrlichkeit dieses Zieles vor Augen steht, rechnet nicht mehr mit den Kosten. Er weiss es kostet nicht mehr und nicht weniger als das eigene Leben und da schickt er sich in das Bittere, was der Weg zum Ziele auch mit sich bringen mag, wissend, dass der Herr nie über Kräfte versucht, dass ER bei aller Prüfung auch Erquickung bereit hält und nie vergisst was für ein Gemächte wir sind.

Welche Er verordnet hat, die hat ER auch berufen oder gerufen, wie wir auch sagen können. Wenn wir am Markte des Lebens müssig stehen, gelangt ein Ruf an uns, der uns auffordert, herauszutreten aus unserer Umgebung, aus unseren irdischen Zielen und wenn man dann durch diesen Ruf das Schuldbewusstsein bei uns erwacht und wir uns sagen: „Wie soll ich sündiger Mensch dazu gelangen, ein solches Ziel zu erreichen?“, so führt uns der heilige Geist unter das Blut Christi, das uns von allen Sünden wäscht und in dem wir gerecht werden vor Gott.

Natürlich müssen wir alle wieder Annahme bei Gott gefunden haben, sonst kann uns der heilige Geist keine neuen Horizonte öffnen, uns keine neuen Ziele stecken. Die Erlösung ist immer der Grund, auf den Gott uns in erster Linie stellt, wenn Er uns ruft.

„Die er berufen hat, die hat Er auch gerecht gemacht.“ Es braucht sich also niemand bei Seinen Sünden aufzuhalten, wenn der Ruf an ihn gelangt. Der Ruf ist uns das Unterpfand, dass Gott uns unsere Sünden vergibt. Mit dem Rufe sagt er uns, dass kein fleischlicher Sinn, keine Sünde, keine Gebundenheit - nichts Derartiges ein endgültiges Hindernis für den Geist ist, uns zum Ziele zu bringen, weil es im Blute des Lammes Waschung und Lösung von der Vergangenheit gibt.

Er ruft uns und rechtfertigt uns. Der Ruf ist nicht nur ein Ruf zur Annahme bei Gott, zur Rechtfertigung, sondern Er hat bei denen, die Gott zuvor erkannt zu zuvor erwählt hat, die Verherrlichung, mit anderen Worten, die Umgestaltung in Jesu Bild zum Ziele. Und es soll und muss für uns, wenn wir unsere Bibel lesen in heiliger Stunde dieses grosse Ziel des Herrn mit Seiner Gemeinde lebendiger werden und wir müssen uns daran erinnern, dass wir als Kinder Gottes ein wunderbares Ziel vor uns haben, das der Geist Gottes mit uns verfolgt. Da werden wir dann nicht müde, wenn der heilige Geist wieder und immer wieder auf alles zurückkommt, was mit dem Bilde auf Jesu nicht stimmt. Wir sind dann dankbar, dass er so unerbittlich auf dem Plane ist gegen alles, was in Herz und Leben, Haus und Dienst nicht stimmt und wir fühlen uns getrieben, besser mit Jesu bekannt zu werden.

XX. "Wir haben Christi Sinn"

Wir müssen den Sinn Christi erkennen. Da darf kein Eigensinn mehr sein, sondern wir müssen in jeder Hinsicht völlig aufgehen in den Sinn Christi, um denselben kennen zu lernen und unseren Eigensinn und unsere Unart gefangen zu geben unter das Blut Jesu Christi, das uns löst und den Geist, der uns den Herrn Jesus verklärt. Darum wollen wir sorgsam umgehen mit Augenblicke stiller Sammlung, die der Herr uns schenkt, so dass der heilige Geist Raum gewinnen könne, um an uns zu arbeiten und uns den Weg zu bereiten, wo dies zur Erreichung des göttlichen Zieles notwendig ist. Dann bekommt der Herr in ganz neuer Weise unser tägliches Leben in Seine Hand und kann Seine Ziele besser verfolgen, als es Ihm vielleicht bisher mit dem einen oder anderen bisher geglückt ist.

Wie wir gesehen haben, gibt es eine Prädestination zur Gleichgestaltung des Sohnes Gottes. Es brauchen nicht alle verloren zu gehen, die nicht zu dieser Gleichgestaltung gelangt sind, aber diejenigen, denen einmal die Herrlichkeit Jesu Christi aufgegangen ist, diejenigen, denen einmal der Gedanke nahe getreten ist, Gott könne sie zu dieser Gleichgestaltung mit Seinem Sohn bestimmt haben, lassen sich von allem lösen und lassen dieses Ziel nicht mehr aus den Augen schwinden, weil ihnen Gott den Sinn für diese Herrlichkeit geweckt hat.

In dieses Bild umgestaltet zu werden, in das Bild des blutigen Lammes, von dem wir früher gesagt haben: „Weg mit ihm!“ das ist uns dann das Höchste und es gehört zu dem tiefsten Werke des heiligen Geistes, dass Er in uns gefallenen Menschkindern eine Ahnung wecke von der Herrlichkeit des blutenden, schweigenden Lammes und das Er das Sehnen in uns niederlege, diesem Lamme gleich gestaltet zu werden, um mit Ihm zu leiden und danach mit Ihm zu herrschen. Das kann nur der heilige Geist.

Wir haben alle die Löwennatur und werden menschlicherseits von klein auf dazu erzogen, uns ja nicht gefallen zu lassen. Es wird uns das wie ein Gesetz ins Herz gegraben. Das duldende tragende Lamm schreibt durch Seinen Lammesgeist ein anderes Gesetz in uns, das Gesetz des Leidens, Duldens, Tragens, Schweigens, wo man sich nicht beklagt und selbst bemitleidet, sondern wo es einem immer herrlicher wird, leiden, schweigen und ausharren zu dürfen, weil es sich um das Höchste handelt, um die Offenbarung von Söhnen Gottes, die der heilige Geist in das Bild des Sohnes umgestalten konnte, indem Er ihnen den Geist und den Sinn des Sohnes gab.

„Wir haben Christi Sinn.“ Christi Sinn aber war vor allem darauf gerichtet, den Vater zu ehren und vor nichts zurück zu schrecken, um Seine Sendung zu erfüllen, gebundene Menschen vom Fall und seinen Folgen zu erlösen. Und nun sollen wir, die Nachgeborenen Brüder des erstgeborenen Bruders werden. Drauf wartet die Schöpfung, die in Geburtswehen liegende Völkerwelt und die wie aus den Fugen gekommene Naturwelt, alles schreit und erinnert uns an unsere Schuld, die Schöpfung loszukaufen von dem Fluche, unter den wir sie gebracht haben, indem wir uns von dem Fall erlösen lassen durch das Blut, das Wort und den Geist Christi.

Mit diesem Blick auf das Ziel und mit dem Durchblick ins Ziel hinein geht man dann mit neuer Freudigkeit an die tägliche Arbeit und ins tägliche Leben. Wie gesagt die Proportionen ändern sich, wenn die eine Waagschale sinkt, steigt die andere und umgekehrt. Eine Klage um die andere verstummt, man schämt sich, dass man sich jemals hat hinreissen lassen zu klagen, wenn uns einmal die herrliche Berufung klar wird: Wir sind dazu berufen von Gott, die Schöpfung loszukaufen. Wir sind erlöst durch das erste Kommen des Herrn.„ Die Schöpfung wird erlöst durch Sein zweites Kommen und dieses ist dadurch bedingt, dass sich Söhne Gottes ausgestalten lassen in das Bild des Erstgeborenen.

Schulden machen und seine Schulden nicht bezahlen ist Schande. Ebenso ist es eine Schmach und Schande, dass wir solche Mühe haben, uns unserer Schuld der Schöpfung gegenüber bewusst zu werden. Mit jeder Untreue gegen Gott, mit jedem Nichtgehorchen in den kleinen Dingen des täglichen Lebens vergrössern wir unsere Schuld und wird es uns unmöglicher, der sehnsüchtig harrenden Schöpfung zu Hilfe zu kommen, weil jede neue Schuld und bindet und lähmt.

Alles wartet auf uns und wir vertändeln unsere Zeit. Ja, auch die Befolgung unserer Heiligung unserer Gehorsambereitschaft hat erst ihren vollen Wert und wird erst rein durch diesen Ausblick, sonst könnten wir uns mit aller Heiligungsarbeit und mit Befolgung der höchsten Ziele wieder in uns selbst und in die Eitelkeit verlieren, nachdem wir die Schöpfung in die Eitelkeit verkauft haben. Es gilt also treu sein im Kleinen, lieber Leser, treu im täglichen Leben, in den materiellen Dingen, im Kaufen und Verkaufen; es gilt treu sein in persönlichen, im Familien und Gesellschaftsleben, es gilt immer und überall nicht das Eigene zu suchen, sondern das was des anderen ist. Das öffnet unseren Geist für Gottes höchste Ziele und für alles, was in der Schrift niedergelegt ist und woran wir so leicht vorüber gehen, weil wir noch nicht gelernt haben, zu leiden und schweigen wie die Lämmer.

Es gibt noch mehr zu lernen. Es gibt noch ganz andere Horizonte. Treue im Kleinen öffnet uns immer neue Horizonte, gewährt uns immer neue Blicke, gibt unserem Geist immer neue Elastizität, wenn er vielleicht durch diese oder jene schmerzliche Erfahrung, die man im Verkehr mit anderen gemacht hat, etwas niedergeschlagen und gelähmt worden ist. Da merken wir dann mit einem Male: „Das gehört ja mit hinein in unsere Erziehung zu Söhnen Gottes,“ und dann sehen wir nicht mehr auf die anderen, sondern nehmen die Dinge, wie sie kommen, aus unseres Gottes Hand.

Lieber Leser, sieh doch du deine Fehler, Mängel und Schwächen ein; die Fehler und Schwächen der anderen konstituieren ein Exerzitium in der Liebe, im Tragen, im Schweigen und Dulden für dich. Vollkommene Leute sind leicht zu tragen, aber solche die hinten und vorne unvollkommen und vielleicht gar noch störrig sind, geben uns Veranlassung, immer auf's neue Tragkraft beim Herrn zu suchen, bei dem tragendem Lamm, Gott der Vater legt uns nichts zu tragen auf, wofür Er uns nicht auch Lammeskraft mitteilte, die gottmenschliche Natur des Lammes.

In dieser gottmenschlichen Natur des Lammes sind Tiefen, die allen Anforderungen des Lebens, allen Reibungen mit Freund und Feind gewachsen sind. Des Lammes Erlösungswerk recht weiter als das zerstörende Werk des Feindes, es schliesst eine Erlösung in sich, die alles deckt; aber wir müssen uns mit allem Fleiss daran machen, mit diesen höchsten Zielen im Auge an das tägliche Leben zu gehen, wir müssen uns an die Arbeit machen, an die Arbeit demütiger, alles überwindende Liebe.

Alle Engel warten darauf, die ganze unsichtbare Welt wartet darauf, dass dem Lamme Gottes Lämmer nachgezeugt werden. Wir wollen doch aufwachen und alle anderen Hoffnungen erbleichen lassen. Sie werden erbleichen, wenn einmal diese grossen Ziele lebendig werden, uns packen, sich unserer bemächtigen und die ganze Triebkraft unseres inneren und äusseren Lebens werden, zum Lob Gottes des Vaters.

Der Schluss von Römer 8 vermittelt uns den Triumph und Siegesgesang. Möge er auch der unsrige werden, lieber Leser! Da kommt es aber vor allem darauf an, dass Gott wirklich für uns sein kann.

XXI. Der Triumph des Glaubens

Vers 31: „Was wollen wir nun hierzu sagen? Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein?“

Es kann ja vorkommen, dass Gott uns widerstehen muss, dass Er nicht mit uns gehen kann, sondern uns in den Weg treten, uns unseren eigenen Weg verrammeln muss.

Diesen Siegesgesang des Apostels können wir natürlich nur anstimmen, soweit wir ganz auf Gottes Seite sind, Seine Überwundenen, von Ihm in den Gehorsam des Kreuzes Abgeführten, die gern aus Seiner Hand annehmen, wenn Er einmal widersteht und es ihnen nicht gelingen lässt mit einem Unternehmen, mit dem Er nicht einverstanden sein kann und das sie versucht waren, nach eigenem Gutdünken durch zu führen.

Wir müssen Harfen stimmen nach der Harmonie des Heiligtums und müssen täglich Gottes Sinn nicht mit dem eigenen Sinn und also mit Eigensinn verwechseln oder vermischen. Vielleicht sind wir auf Gottes Weg, halten aber nicht Schritt mit Gott und verderben dadurch alles.

Die Übung der Gottseligkeit, die Übung im Erlangen des göttlichen Wohlgefallens ist eine heilige Sache. Dazu gehört natürlich, dass man nicht Ehre bei Menschen sucht und sich nicht selbst gefallen will. „Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein?“

Vers 32: „Welcher auch Seines eigenen Sohnes nicht verschont hat, sondern hat Ihn für uns alle dahin gegeben; wie solle Er uns mit Ihm nicht auch alles schenken?“ Hat uns Gott doch in Seiner unaussprechlichen Liebe Seinen eingeborenen Sohn geschenkt und hat Er doch schon vor Grundlegung der Welt gewusst, was es Ihn kosten würde, wenn Er den Menschen durch den Fall hindurch, retten wollte! Aber Er ist vor gar nichts zurückgeschreckt und da brauchen auch wir vor nichts zurück zu schrecken, auch nicht vor steilen, dunklen Wegen. Der Herr gibt uns nicht dahin.

In diesem Allesschenken liegt auch das Gebiet der Verweigerung. Es ist Gnade, wenn der Herr uns etwas verweigert. Es war Gnade, als Er dem Bileam verweigerte, mit den Fürsten Balaks zu ziehen, aber Bileam wollte seinen eigenen Kopf durchsetzen. Und wie tief steckt das Durchsetzenwollen auch oft noch Kindern Gottes in dem Sinn! Wenn man nicht gleich von Anfang an die Sachen mit Gott durchspricht, sondern seinen eigenen Weg einschlägt, ist es oft schwer wieder umzukehren.

Vers 33: „Wer will die Auserwählten Gottes beschuldigen? Gott ist hier, der da gerecht macht,“ und Vers 34: „Wer will verdammen? Christus ist hier, der gestorben ist, ja vielmehr, der auch auferweckt ist, welcher sitzet zur Rechten Gottes und vertritt uns.“

Wer den Beschuldigungen und Verurteilungen seines Gottes und der Menschen nicht ausgesetzt sein will, der muss rein, treu auf jede Mahnung des Gewissens hören. Tut er das, so hat er nachher keine Anklagen von Seiten Gottes oder der Menschen zu fürchten. Hören wir von Anfang an auf Gott, so kann er uns rechtfertigen. Haben wir hingegen unseren Weg nicht mit Gott unternommen und er schlägt fehl, so kann Gott uns nicht rechtfertigen. Er war ja nicht damit einverstanden.

„Wer will verdammen? Christus ist hier…“ Das schliesst jede Verdammung, jede Verurteilung aus, andererseits aber schliesst es umso mehr eine Zurechtweisung in sich, ein Einrichten unseres Weges nach Gottes Gedanken, ein Einrichten des Weges nach Gottes Zeit und Stunde. Es gibt, heisst es im Prediger, für alles eine Stunde, einen Weg, ein Wie und ein Wann. Es kann viel darauf ankommen, wie man eine Sache anfängt, anfasst und wann man sie tut.

Gott kennt das Wie und das Wann und wir richten unsere Uhr nach Gottes Uhr, dann muss alles gesegnet sein. Dann haben wir bei allen unseren Schwierigkeiten unseres Weges die Liebe Christi, wenn Christus unser Weg ist. „Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben.“

Wenn Christus tatsächlich Tag für Tag unser Weg wird, bleiben wir in Seiner Liebe. Er offenbart Seine Liebe denen, die Schritt halten mit Ihm und sich Tag für Tag ihren Weg von Ihm vorschreiben lassen. Das ist der Rahmen, in dem der Herr Seinen Kindern Seine Liebe offenbart. Wenn es dann tagsüber einmal schwül ist uns alles Mögliche an uns herantritt, kommen wir dennoch durch.

Vers 35: „Wer will uns scheiden von der Liebe Gottes? Trübsal, oder Angst, Verfolgung oder Hunger oder Blösse, Gefahr oder Schwert? Wie geschrieben steht: Um deinetwillen werden wir geachtet wie Schlachtschafe.“ Alles Mögliche ist hier aufgezählt: Trübsal, Angst, schwere Führungen, innere Bedrängnis, äussere und innere Not oder Verfolgung.

Wir haben ja davon nicht viel oder gar nichts zu leiden und werden nicht verfolgt um Gottes Willen. Wenn uns auch der eine oder andere schief ansehen mag um unserer Nachfolge Jesu willen, so ist das noch keine Verfolgung. Es ist etwas von der Schmach Christi aber nicht viel. Umso mehr müssen wir acht haben auf die zarten Winke des heiligen Geistes. Auch von Hunger und Blösse wissen wir nicht viel zu sagen, umso mehr wollen wir derer gedenken, die darunter leiden, der Verwundeten und Gefangenen, der unter allen möglichen Gefahren Leidenden. Überdies wollen wir umso mehr über unsere Sinne wachen, dass sie sich nicht auf falsche Gebiete verirren.

„Habt acht auf euch selbst; wachet über eure Seelen,“ Also, Gefährlichkeiten, Hunger, Blösse und dergleichen müssen wir in Kauf nehmen als Gottes Kinder. Wir müssen in Kauf nehmen, um des Herrn willen den ganzen Tag getötet zu werden, geachtet zu sein wie Schlachtschafe. Das alles kann noch kommen. Zuweilen erfahren wir es im blinden Sinne, wenn wir z.B kein Durchkommen mehr sehen. Wie dem auch sei, wenn es sich buchstäblich an uns erfüllen sollte:

Vers 37: „In den allem überwinden wir weit um des willen, der uns geliebt hat.“ Es ist hier nicht von einem knappen Durchkommen die Rede, sondern von einem radikalen, völligen Sieg. Durch wen? Durch den der uns geliebet hat und der uns nie mehr im Stich lässt, sondern sich in den schwersten Stunden und schwierigsten Aufgaben sich erweist als Tröster, Rat, Kraft, Held, Ewigvater, Friedefürst - als den, der nie eines Seiner Kinder preisgegeben hat.

Er hat uns geliebt und liebt uns heute noch und Seine Liebe begleitet uns auch auf einsamen, dunklen Wegen. Sie führt uns dem Vaterhause und der Herrlichkeit zu. Er hat uns Macht gegeben im Himmel und auf Erden, so dass nie eine Versuchung an uns herantreten darf, für die er nicht schon einen Ausweg bereit hielte. Er hat alles in Seiner Hand, darum haben wir nichts zu fürchten.

Vers 38: „Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer, noch Gewalten , noch Gegenwärtiges, noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes noch keine andere Kreatur mag uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Jesu Christi ist unserem Herrn.“

Weder Engel noch Fürstentümer noch Gewalt, also auch nicht der Engel der gefallenen Welt. Weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges…“ Die einen schlagen sich mit der Gegenwart herum, die anderen mit der Vergangenheit, oder sie fürchten sich beständig vor dem kommenden Tag.

„Nichts kann uns scheiden von der Liebe Gottes,“ keine Autorität, kein Kriegsgericht, keine Gewalttätigkeit noch Ungerechtigkeit der Menschen. „Weder Hohes noch Tiefes weder schwindelnde Höhen noch furchtbare Tiefen. Überall wohin unser Blick schweifen mag, ist der Herr. Ihm ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden, in der Sichtbarkeit und in der Unsichtbarkeit.

Alles, was aus der Höhe herab, von oben herab auf uns eindringen mag - was aus dunkelster Tiefe heraufkommt, kann uns nicht scheiden von der Liebe Gottes. Diese Liebe Gottes, hat sich offenbart in der Sendung Seines Sohnes, der jetzt unser Hohepriester ist und uns und die Unseren in aller inneren und äusseren Not bei dem Vater vertritt. So können wir den in Demut und Beugung unseren Weg gehen und getrost allem entgegen sehen, was der nächste Tag und die kommenden Wochen auch bringen mögen. Der Herr begleitet uns alle und lässt Sein Werk nicht liegen in den zerstreuten Gliedern Seiner Gemeinde.

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