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Stiller, Erich - Psalm 9.

Stiller, Erich - Psalm 9.

In diesem Psalme wird uns gesagt

Wozu die Wahrheit uns ermuntern soll:
Gott ist ein gerechter Richter.

Ich danke dem Herrn von ganzem Herzen, und erzähle alle deine Wunder; ich freue mich und bin fröhlich in dir und lobe deinen Namen, du Allerhöchster, beginnt David. Siehe, lieber Christ, wie hier das dankbare Herz eines Davids dir so schön vorleuchtet, wie du die Pflicht der Dankbarkeit üben sollst! Er braucht mancherlei Worte, um seine Begierde Gott zu loben recht auszudrücken; aber er hängt nicht an den Worten allein, sondern sein Herz ist so voll, dass er es nicht aussprechen könnte, wenn er auch tausend Zungen hätte! Willst du auch so deinem Gott Dank opfern, so musst du wie David die Wunder erkennen, die er schon an dir getan hat.

Du hast meine Feinde hinter sich getrieben; sie sind gefallen und umgekommen vor dir. Du führst mein Recht und Sache aus; du sitzt auf dem Stuhl ein rechter Richter, spricht David, und indem er hier den Grund seiner Freude nennt, sagt er zugleich allen bedrängten Christen wessen sie sich zu Gott zu versehen haben; dass Gott nämlich nicht außer Augen lasse, was seine frommen Kinder von ihren Feinden leiden müssen, und dass er sich auf den Stuhl seiner Herrlichkeit gesetzt habe, und ein gerechtes Urteil über die Feinde ergehen lässt. David spricht aus eigener Erfahrung. Gelobt sei Gott! wir haben auch eine Erfahrung wie David, dass wir mit ihm sagen können: Du sitzt auf dem Stuhl ein gerechter Richter!

In der Lebensgeschichte Jesu Christi glänzt Gottes Gerechtigkeit uns hell und klar entgegen. Christus war von mächtigen Feinden umgeben, und musste viel Unrecht leiden; aber die Ahnung blieb nicht aus! Der freche Ausruf der Juden: sein Blut komme über uns und unsere Kinder, ging am Volke Israel reichlich in Erfüllung. In Christus sehen wir die reinste Unschuld gekränkt, aber auch mit Preis und Ehre gekrönt; der von der Welt verachtet war, erhielt von Gott einen Namen, der erhaben ist über alle Namen! Die Feinde Christi hat Gott hinter sich getrieben und die Kirche Christi ist im Laufe der Jahrhunderte herangewachsen zu einem großen Baume, unter dessen Schatten Millionen Ruhe und Erquickung suchen. Bei dem Glanze der Geschichte Christi werden uns die Worte des Psalmisten recht klar: Er schilt die beiden und bringt die Gottlosen um, ihren Namen vertilgt er immer und ewig! Die Schwerter des Feindes nehmen ein Ende; die Städte hast du umgekehrt; ihr Gedächtnis ist umgekommen samt ihnen. Der Herr aber bleibt ewig, er hat seinen Stuhl bereitet zum Gerichte.

Ja der Herr bleibt ewig; er wird den Erdboden recht richten, und die Leute regieren rechtschaffen. Er ist der Schutz der Armen, ein Schutz in der Not! Er vergisst nicht das Schreien der Armen und die Hoffnung der Elenden wird nicht verloren sein ewig! Er führt wohl die Seinen oft in Not und Tod, aber er führt sie auch wieder heraus; er nimmt sie endlich zu Ehren an und gibt einen so erwünschten und seligen Ausgang, dass kein Auge desgleichen gesehen, kein Ohr gehört und kein Herz empfunden hat. Unsere Trübsal, die zeitlich und leicht ist, spricht der Apostel, schafft eine ewige und über alle Maßen wichtige Herrlichkeit uns, die wir nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare. Bleibt unserm Feinde auch die Gewalt über uns bis in den Tod, müssen wir in ihren Fesseln und unter ihrer Geißel schmachten bis unser Auge bricht, ist unser ganzes Leben ein ewiges Kämpfen und Ringen, wir zagen doch nicht! Gott ist ein gerechter Richter! Welche Veränderung wird nicht vorgehen! die Seele legt den Rock des sündlichen Fleisches im Tode ab, und wird angetan mit dem Kleide der Klarheit und Herrlichkeit Gottes; sie wird erlöst aus allem Übel und wird ihr schleunigst ausgeholfen zu dem himmlischen Reiche; sie verlässt die Welt, die betrübte, falsche und arge Welt, und eilt dem Himmel zu, in dem Gerechtigkeit wohnt; sie verlässt das ungestüme Meer des zeitlichen Elends, und fährt ein in den sichern Hafen des Vaterlandes; sie scheidet aus dem Jammertal, und tritt ein in den Freudensaal; sie kommt aus der Unruhe, und geht ein in die selige Ruhe; sie hört auf zu weinen und zu seufzen, und fängt an sich zu freuen und zu jauchzen. Doch wer will die Wonne und Herrlichkeit der Seele in der Heimat würdig beschreiben! Wenn die leiblichen Augen geschlossen sind und die Seele erwartet eingelassen zu werden in den Himmel, da wird es gehen wie David von den Erlösten aus der babylonischen Gefangenschaft sagt: „Sie werden sein wie die Träumenden; dann wird unser Mund sein voll Lachens und unsere Zunge voll Rühmens!“

Lobet den Herrn, der zu Zion wohnt; Gedenkt, wie er von der Welt her gerichtet, wie er besonders die christliche Kirche so wunderbar und herrlich geführt, und was er den Seinen aufbehalten hat im Himmel; verkündet unter den Leuten sein Tun; verkündet es laut: Gott sitzt auf seinen Stuhl, ein gerechter Richter. Wart ihr schon an den Toren des Todes, in großer Verfolgung, in schwerer Krankheit und harter Anfechtung, und ist euch Gottes Hilfe, Trost und Rettung geworden, o dann verkündet es besonders laut in den Toren der Tochter Zion, das ist in der christlichen Kirche, was der Herr an euch getan hat; sein Lob müsse immerdar in eurem Munde sein.

Dass es euch aber ein Ernst ist mit dem Lobe Gottes, das beweist durch Ergebung in Gottes heiligen Willen und vertrauensvolles Anrufen in jeder Not. Es hoffen auf dich, die deinen Namen kennen, denn du verlässt nicht, die dich, Herr, suchen, spricht David. So wollen auch wir auf Gott hoffen, wenn gleich sein Rat uns dunkel und verborgen ist; wir wollen nicht klagen und weinen, sondern stille sein in und zu Gott, und mit Geduld erwarten wie und wann er sich als gerechter Richter offenbaren, und was er der Sache für einen Ausgang geben wolle; und sollten wir den alten Menschen nicht immer zwingen können, dass er nicht klage und sorge, so wollen wir doch im Geiste vergnügt sein, und unser Vertrauen stärken durch Gebet.

Herr, sei mir gnädig, siehe an mein Elend unter den Feinden. Herr, stehe auf, dass Menschen nicht Überhand kriegen, gib ihnen einen Meister, dass die Heiden erkennen, dass sie Menschen sind, betet David; er redet kühn in seinem Gebete mit Gott; er sagt ihm nicht nur, was er wünsche, sondern nennt ihm auch die Ursache, warum er ihn erhören soll. So bete auch du, lieber Christ, und rufe deinen Gott öfters, herzlich und andächtig an; ergib dich ihm täglich mit Leib und Seele, und befehle ihm deine und der Deinigen zeitliche und ewige Wohlfahrt. Bete mit willigem und fröhlichem Herzen, und komme vor deinen Gott als ein frommes Kind zu seinem lieben Vater; klage ihm alle Deine Not, bitte ihn um Gnade und Hilfe, und musst du Unrecht leiden, so schließe mit dem Rufe: Herr, stehe auf und hilf mir, denn du bist ein gerechter Richter! Amen.

Sollt' es gleich bisweilen scheinen
Als verließe Gott die Seinen;
O so weiß und glaub ich doch;
Gott hilft mir gewisslich noch!

Lass die Welt nur immer neiden!
Will sie mich nicht länger leiden,
Ei so frag ich nichts danach;
Gott ist Richter meiner Sach'!

Amen.

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autoren/s/stiller_erich/psalter/stiller_psalter_009.txt · Zuletzt geändert: von aj
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