Stark, Johann Friedrich - Gläubige Eltern tragen ihre Kinder Gott im Gebet vor.

Stark, Johann Friedrich - Gläubige Eltern tragen ihre Kinder Gott im Gebet vor.

Aufmunterung.

Esai. 8, v.18

Siehe, hie bin ich, und die Kinder, die mir der Herr gegeben hat. Und ist keines von ihnen verloren. Joh. 17, v. 12

Ist etwas, welches frommen Eltern sehr am Herzen liegt, so sind es ihre Kinder. Gewiß, Kinder sind theure Pfänder, welche Gott von der Hand der Eltern fordern wird. Wann nun solches fromme Eltern erwägen, so tragen sie 1) dieselben Gott fleißig im Gebet vor, ehe sie geboren werden, und hernach kommen sie niemals vor Gott, sie bringen ihr Kind mit. Es bitten aber fromme Eltern absonderlich, daß Gott ihren Kindern gebe ein frommes Herz und den heiligen Geist, der sie heilige, regiere und führe, als welches der rechte Grund der Glückseligkeit ist. 2) Es sollen aber Eltern nicht allein für ihre Kinder beten, sondern sie auch in der Furcht Gottes erziehen. Dazu gehört, daß sie ihnen nicht den freien Willen lassen, weil der Kinder Wille von Natur unartig, und Ihr Dichten und Trachten böse ist von Jugend auf; darum sollen sie dieselben unterrichten lassen in der Erkenntniß Gottes, und sie zum Gebet und christlichen Wandel anhalten. 3) Die versäumte Kinderzucht bringt den Eltern schwere Verantwortung vor Gott, indem Gott das Blut der verwahrlosten Kinder von ihnen fordern wird. Sie bringt auch den Eltern Schmach und Schande, indem sie an ihren Kindern keine Ehre, sondern Schande erleben müssen. Nachläßige Eltern bringen sich und ihre Kinder in die Hölle, und haben also mit ihrem Zärteln ihnen keine Wohlthat erwiesen.

Gebet.

Herr, allmächtiger Gott, du Vater der Barmherzigkeit! du hast unter andern Gnaden-Gaben mir auch Kinder gegeben, dafür ich dich herzlich lobe und danke, welche ich aber ansehe als theure Pfänder, die du mir anvertraut hast, und welche du von meiner Hand wieder fordern wirst; ich sehe sie an als Seelen, die Jesus mit seinem heiligen Blute erkauft, die der heilige Geist in der heiligen Taufe geheiligt, und welche du zu deinen Kindern angenommen hast, darum bin ich bekümmert, daß ich ja keines durch meine Schuld verlieren möge: Du sagst zu mir und allen Eltern: Nimm dieses Kind in Acht, wo man sein missen wird, so soll deine Seele anstatt seiner Seele seyn. Darum, o Vater aller Gnaden! komme ich zu dir, und trage in meinem herzlichen Gebet meine Kinder dir vor, ich will thun, was ich kann, ich will sie zu deinen Ehren erziehen, sie ermahnen, strafen, unterrichten und für sie beten, aber ach Herr, Herr! thue du das Beste. Ich habe sie in der heiligen Taufe in die Arme deiner Barmherzigkeit gelegt, siehe, solches thue ich auch in meinem Gebet; ach! segne meine Kinder, erhalte sie in deiner heiligen Furcht, daß sie ihr Gewissen nimmermehr mit Sünden beladen. Gieb ihnen ein gläubiges, demüthiges, gehorsames und frommes Herz, daß sie wie das Kind Jesus zunehmen an Alter, Weisheit und Gnade bei Gott und den Menschen. Drücke ihnen das Bild Jesu ins Herz, auf daß sie allezeit einen gnädigen Gott und unverletzt Gewissen bis an ihr seliges Ende behalten. Ach! laß meine Kinder seyn in ihrem Gebet andächtig, in ihrem Christenthum wohl gegründet, im Glauben beständig, bei dem Gottesdienst eifrig, in ihrem leben keusch, in ihrem Umgang gottselig, damit sie niemand mit ihrem Reden und Thun ein Aergerniß geben, und dadurch ein schwer Gericht auf sich ziehen. Behüte sie vor Verführungen und böser Gesellschaft, erinnere sie allezeit durch deinen heiligen Geist an deine allerheiligste Gegenwart. Dein Engel begleite sie, wenn sie aus- und eingehen, dein Engel bewahre sie, wenn sie auf Reisen, in ihren Geschäften und in der Fremde sind, gieb ihnen deine heiligen Engel zu Gefährten, wie dem jungen Tobiae, führe sie durch deinen heiligen Engel aus der Gefahr, wie den Loth, und laß sie der Engel Schutz und Wacht genießen, wie den Jakob. Sollte dir aber gefallen, mir auch ein Kinder-Kreuz zuzuschicken, so verleihe mir in solchem Leiden Geduld, daß ich bedenke, daß ohne dich nichts geschehe. Willst du aber mich durch meiner Kinder Leiden, Unglück und Tod zu dir ziehen, daß ich auch an ihnen die Vergänglichkeit der sichtbaren Gaben erkennen, und dadurch aufgemuntert werden soll, dich allein zu lieben als das wahre und vollkommenste Gut, so erhalte mich auf diesem Dornenweg in festem Vertrauen und Hoffnung auf deine Allmacht, daß du Alles, auch meiner Kinder Kreuz enden und wenden könnest. Ertheile ihnen auch im Leiblichen den Segen, versorge sie, pflege ihrer, gieb ihnen Nahrung und Kleidung, und thue wie ein mächtiger himmlischer Vater an ihnen. Sey ihr Helfer in Gefahren und Unglück, ihr Arzt in Krankheiten, und ihr Rathgeber. Pflanze in ihnen die wahre Frömmigkeit, erhalte sie in deinem Segen, damit ich Trost und Freude an ihnen erleben möge. Laß mich am jüngsten Tag mit allen meinen Kindern zu deiner Rechten stehen, und zu deinem Preis sagen: siehe, hie bin ich, mein Gott! und die Kinder, die du mir gegeben hast, ich habe deren keines verloren. Ach Gott! segne meine Kinder, nimm dich ihrer treulich an, thu an ihnen auch nicht minder, als du hast an mir gethan; segne ihren Schritt und Tritt, theil den Segen ihnen mit, laß es ihnen wohl ergehen, und in deiner Gnade stehen, Amen.

Gesang.

Mel. O Gott! du frommer Gott.

Du hast, o großer Gott! die Kinder mir gegeben, und du erhältest sie, im Wohlseyn und im Leben, ach! dafür dank ich dir, als eine liebe Gab, die ich von deiner Hand, mein Gott! empfangen hab.

2. Seh ich die Kindern an, so muß ich zwar bekennen, daß sie sind alle mein, weil sie sich von mir nennen, jedoch sie sind auch dein; drum komme ich zu dir, und trage im Gebet dir meine Kinder für.

3. Ach! pflanz die Gottesfurcht in ihrer aller Seelen, daß sie, was dir gefällt, in ihrem Thun erwählen, erfülle ihren Geist mit wahrer Frömmigkeit, mit Keuschheit, Glaub und Lieb, und mit Zufriedenheit.

4. Laß sie in Tugenden mit jedem Jahr zunehmen, und zum Gehorsam sich, ohn Widerspruch bequemen, schenk ihnen Kraft und Stärk, gieb Weisheit und Verstand, und führ sie immerdar an deiner Vaterhand.

5. Laß deinen guten Geist sie allezeit regieren, laß mich an ihrem Thun des Glaubens Früchte spüren, gieb ihnen Jakobs Glück, und Josephs Frömmigkeit, Tobiae folgsam Herz, und Segen allezeit.

6. Und wenn sie in der Welt, viel Böses sollten sehen, so laß sie nimmermehr auf bösen Wegen gehen, wend ihre Augen ab von Sünd und Eitelkeit, bewahre ihre Seel vor Stolz und Sicherheit.

7. Wenn die Gesellschaft will zur Sünde sie verführen, so laß sie dein Furcht und Gegenwart verspüren, und habe auf sie Acht, bewahre ihre Tritt; begleite sie du geh, wo sie hingehen, mit.

8. Erhalte sie gesund, und zeigen sich Gefahren, bei Tage oder Nacht, so lasse sie bewahren, der Engel güldnes Heer, die immer auf sie seh'n, daß sie in deiner Gnad und milden Segen stehn.

9. Und noch eins bitt ich dich, das wollest du mir geben, laß mich ja nimmermehr an ihnen Schand erleben, auch nicht nach meinem Tod; ach Gott! erhöre mich, verleihe solches mir und ihnen väterlich.

10. Laß mich an jenem Tag auch meine Kinder sehen, daß sie vor dir verklärt, zu deiner Rechten stehen, auf daß ich sagen kann: hie hin ich und die Gab, die Kinder, die ich längst von dir empfangen hab.

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/s/stark/39_glaeubige_eltern_tragen_ihre_kinder_gott_im_gebet_vor.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain