Spurgeon, Charles Haddon - Worte der Weisheit für das tägliche Leben - Bekenne deine Farben.
Tatsache ist es, dass unser Herr und Heiland sowohl ein offenes Bekenntnis als einen verborgenen Glauben verlangt, und wenn du dieses Bekenntnis nicht ablegen willst, so gibt es keine Verheißung der Errettung für dich, sondern nur die Drohung, dass du zuletzt der Verdammnis anheim fallen wirst. Der Apostel sagt dies in den Worten: „So du mit dem Munde bekennst, dass Jesus Christus der Herr sei, und glaubst von Herzen, dass Gott Ihn von den Toten auferweckt hat, so wirst du selig.“ An einer andren Stelle heißt es dann, „Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden,“ und hierin finden wir den Weg, wie wir Jesum bekennen sollen.
Wo ein wahrer Glaube ist, da muss sich derselbe auch zu erkennen geben, und wenn ihr Lichter seid, die Gott anzündete, „so lasst eure Lichter vor den Menschen leuchten, auf dass sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.“ Soldaten des Heilandes haben wie die Soldaten des Königs seine Uniform zu tragen, und wenn sie sich seiner Rüstung schämen, so verdienen sie aus seinem Regiment ausgestoßen zu werden, denn sie sind keine redliche Soldaten. Ja, das Wenigste, was Jesus von uns verlangen kann, das ist das, dass wir Ihn so entschieden bekennen, wie wir nur können. Wenn ihr ans Kreuz genagelt seid, so wird euch niemand auffordern, euch taufen zu lassen, und wenn ihr an einen Baum gebunden seid, um den Tod zu erleiden, so könnt ihr nicht auf die Kanzel steigen, um euren Glauben zu bezeugen, denn dann vermögt ihr dies nicht mehr. Aber ihr sollt tun, was ihr könnt, nämlich so entschieden und klar das Bekenntnis für Jesum ablegen, wie es eben in eurer jeweiligen Lage möglich ist.
Ich glaube, manche Leute geraten nur darum in so viele Kämpfe, weil sie nicht aufrichtig ihrer Überzeugung leben. Wenn ein Christ als Arbeiter in eine Werkstatt eintritt, oder als Soldat in eine Kaserne, und er versäumt es gleich von Anfang an, sein Bekenntnis abzulegen, so wird es nachher außerordentlich schwer für ihn sein, das Versäumte nachzuholen, aber wenn er sofort ganz freimütig bekennt: „Ich bin ein Christ, und darum kann ich manche Dinge, die ihr treibt, nicht mitmachen; dagegen werde ich auch manches tun, was ihr nicht versteht.“ Wenn eine solche Erklärung so abgegeben wird, dann wird sie auch verstanden werden, und die Kameraden werden den unerschrockenen Genossen bald seiner Wege gehen lassen. Dahingegen wird er sehr viel auszustehen bekommen, wenn er glaubt, er könne halb und halb hindurch schlüpfen, indem er einesteils der Welt und einesteils dem Herrn gefallen wolle. Dann wird es ihm gehen, wie dem Fuchs in dem Hundestall, oder der Kröte unter der Egge. Nein, so geht es nicht, darum nur frei heraus mit dem Bekenntnis und die Farben gezeigt! Lasst es die Menschen wissen, was ihr seid und wer ihr seid, und wenn ihr dann auch nicht so leicht hindurch kommt, so werdet ihr es doch sicher nicht so schwer haben, als wenn ihr es versuchtet, mit dem Hasen zu laufen und mit den Hunden zu jagen, was sicher eine sehr schwierige Aufgabe sein wird. Der Schächer am Kreuze kam zur Erkenntnis, und gleich darauf legte er ein so offenes Bekenntnis seines Glaubens an Jesum ab, wie es nur möglich war. Das nächste, was er dann tat, war, seinen Genossen zu strafen und dessen Gotteslästerung, die er gegen den Herrn aussprach, zurück zu weisen. Ich weiß nicht, was der unbekehrte Verbrecher alles gesagt haben mag, aber eins weiß ich, dass sein bekehrter Gefährte sich sehr entschieden und sehr redlich aussprach: „Und du fürchtest dich auch nicht vor Gott, der du doch in gleicher Verdammnis bist? Wir empfangen, was unsre Taten wert sind, aber dieser Gerechte hat nichts übles getan.“ In unsren Tagen ist es nötiger, denn jemals zuvor, dass sich die Christen aufmachen, um die Sünde nicht ungestraft hingehen zu lassen, und doch unterlassen die Gläubigen es leider so vielfach, der Sünde hemmend entgegen zu treten. Weißt du nicht, dass derjenige, der Sünde geschehen lässt, ohne sie zu strafen, sich selbst der Sünde teilhaftig macht? Wenn du die Sünde nicht hinderst, soweit es die Umstände erlauben und soweit dich Gottes Geist dazu befähigt, so wird dein Stillschweigen ein Zustimmen bedeuten, und du wirst dadurch zum Helfershelfer und zum Hehler. Der Mensch, der einen Diebstahl mit ansah, ohne auszurufen: „Dieb, halte ein!“ der wird gewiss als ein Verbündeter des Diebes gelten, und der Mann, der das Fluchen mit anhören oder allerlei unsaubere Dinge mit ansehen kann, ohne ein Wort des Abscheus hören zu lassen, der wird mit Recht auch als ein Flucher und ein Unreiner angesehen werden. Die Sünden unserer Nebenmenschen machen einen großen Teil unserer persönlichen Schuld aus, sofern wir dieselben ohne Gegenrede hingehen lassen, und unser Herr und Heiland verlangt es von uns, dass wir dieses nicht tun. Der Dieb tat noch im Sterben seine Pflicht von ganzem Herzen, und dadurch stieg er höher, als manche große Namenchristen, die ihren Kopf noch so hoch tragen.