Spurgeon, Charles Haddon - Predigt-Entwürfe - 31. Satan unter den Heiligen.
„Es begab sich aber auf einen Tag, da die Kinder Gottes kamen und vor den Herrn traten, kam der Satan auch unter ihnen.“
Hiob 1, 6.
Es ist unerheblich, welcher Tag das war vielleicht ein besonderer Sabbat, ein Tag feierlicher Zusammenkunft, der sowohl auf Erden wie im Himmel gefeiert wurde. Schon in den ältesten Zeiten kamen die Heiligen zur Verehrung Gottes zusammen. Sie versammeln sich im Himmel und auf Erden; die Gemeinschaft der Heiligen ist eine. Ach, wie bald trat der Böse unter die Gerechten! Es ist nicht nötig, anzunehmen, dass der Teufel im Himmel als an einem Ort gewesen sein müsse; aber der Herr, der vom Thron herabschaute, sah, wie sich Satanas mit denen vermischte, die Ihn anbeteten, und Er hatte ein Wort für ihn. Selbst an einer wohlgeordneten Gemeinde haben die Bösen ihr Teil. Von Satans Anwesenheit unter den Kindern Gottes lernen wir
I. Dass unser bloßes Versammeln mit dem Volk Gottes von keinem Wert ist.
- Es ist klar, dass es kein dem Herrn wohlgefälliger Gottesdienst ist, denn nichts, was der Satan tut, kann angenehm sein. Seine Gegenwart ist unter Gottes Kindern Vermessenheit und nicht Ehrerbietung.
- Es ist auch nicht wohl gesund für solche Person selbst, denn der gefallene Geist bleibt ein Teufel und handelt wie ein solcher selbst in Gottes Gegenwart. Wir müssen durch den Glauben zum Herrn kommen, oder unsere Anbetung ist tot und unnütz.
- Es mag die Veranlassung zu noch mehr Sünde sein. In der Versammlung verleumdete Satan den Hiob und plante sein Verderben. Daraus lernen wir
II. Dass die besten Versammlungen nicht frei von Bösen sind.
- Dies sollte uns nicht veranlassen, die Versammlungen aufzugeben, obgleich wir von etlichen wissen mögen, dass sie ihrem Bekenntnis nicht gemäß wandeln. Sollten die Kinder Gottes nicht mehr zusammen kommen, weil Satan auch kommen könnte?
- Dies sollte uns veranlassen zu ernster Herzensprüfung und zu der Frage: „Herr, bin ich's?“ Von den Zwölfen war einer ein Teufel, und er war bei dem Abschiedsmahl auch da.
- Dies sollte uns sehr wachsam machen selbst während wir beten.
- Dies sollte Prediger treu machen, so dass der Teufel sich nicht heimisch in der Versammlung fühlt, sondern beunruhigt werde durch die Wahrheit, die er hasst.
- Dies sollte das Verlangen nach der vollkommenen Versammlung droben erwecken, wo es kein Gemisch mehr, sondern eine sündlose Gemeinde gibt.
III. Dass Satan sich mit den Kindern Gottes versammeln kann.
- Um den Heiligen zu schaden: dadurch, dass er sie vor dem Herrn verklagt, selbst in ihren heiligen Verrichtungen; dadurch, dass er ihre Ge danken von himmlischen Interessen ablenkt und ihre Herzen mit allerlei Sorgen beschwert; dadurch, dass er sie veranlasst, zu kritisieren, anstatt mit Nutzen zu hören; dadurch, dass er Zwietracht säet, selbst in ihren Gottesdiensten; dadurch, dass er in Predigern, Sängern, in öffentlich Betenden und in den Gebenden Stolz erweckt, was sich bei verschiedenen Personen in ihrem Ton, in ihrer Haltung, in ihrer Kleidung rc. ausdrückt; dadurch, dass er ihre Inbrunst abkühlt, ihr Lob kalt, ihre Gebete frostig macht und im allgemeinen ihren Eifer und ihre Freude tötet.
- Um unbekehrten Zuhörern zu schaden: dadurch, dass er die Aufmerksamkeit von den seligmachenden Wahrheiten ablenkt; dadurch, dass er Zweifel erregt, ungläubige Gedanken ihnen einflüstert und dunkle Fragen anregt; dadurch, dass er die, welche gute Eindrücke empfangen haben, zum Aufschub bewegt, dass er das Gebet dämpft, den Genuss ver. hindert, dem Nutzen vorbeugt, Gefühle ertötet und Gott die Ehre raubt; dadurch, dass er das ausgestreute Wort von ihren Herzen nimmt, wie Vögel den Samen am Wege wegpicken.
IV. Dass es möglich ist, um so teuflischer zu werden, weil man sich mit Kindern Gottes versammelt.
Satan zeigte seine Teufelslaune in jener Heiligen - Versammlung mehr denn je.
- Er zeigte sich unverschämt seinem Schöpfer gegenüber.
- Er spottete über Gottes Volk, selbst über einen der Besten, welchen der Herr als „vollkommen“ bezeichnete.
- Er war entschlossen, ihn zu versuchen, ihn zu quälen, und wenn er konnte, ihn zur Auflehnung gegen Gott zu führen.
Der Teufel ist in diesem Augenblick hier.
Lasst uns seinen Einflüsterungen nicht Folge geben.
Lasst uns sogleich den Herrn anrufen und dem Herrn Jesu vertrauen, der uns vor dem Bösen bewahren kann, obgleich derselbe gegenwärtig ist.
Zusätze.
Sobald der Säemann ausgeht, seinen Samen zu säen, machen sich auch die Vögel der Luft auf. Je mehr Gutes an einem Ort geschieht, desto gewisser wird sich Satan dem widersetzen. Die, deren Eifer erwacht ist, werden die lauen Bekenner ungewöhnlich reizen, und das wird Bitterkeit erzeugen. Verkehrte Brüder werden sich in einer Erweckungszeit irgendwie stoßen, denn einzelne Dinge scheinen außer Ordnung zu sein, und hier ist eine andere bittere Wurzel. Ungewöhnlich viele Heuchler zeigen sich, wie Schnecken und anderes Gewürm an einem Regentage. Weltlinge empfinden ungewöhnliche Bitterkeit und infolgedessen werden ungewöhnliche Verleumder laut gegen die tätigen Angreifer des Reichs des Feindes. Ihr könnt kein Wespennest zerstören, ohne angegriffen zu werden. Und doch ist dies besser als Stillstand. In einer schlummernden Gemeinde ist es des Widersachers größte Aufgabe, die Wiege in Bewegung zu halten, alles Geräusch fern zu halten und selbst die Fliege zu verscheuchen, die sich auf das Gesicht des Schläfers setzen könnte; Satans größte Sorge ist, dass die Gemeinde nicht aus ihrem träumenden Schlummer erweckt werde.
Da der Satan in unsere Versammlungen kommt, geziemt es sich 1. darauf zu achten, dass ihn niemand von uns mitbringt; 2. dass keiner ihm Platz macht, wenn er kommt; 3. dass wir ihn wegtreiben, wie Abraham die gierigen Vögel vertrieb, oder 4. dass wir mit desto größerem Ernst beten: „Erlöse uns vom Bösen.“ Georg Marsh, welcher unter der Regierung der Königin Marie den Märtyrertod erlitt, schrieb in einem Brief an einige Freunde in Manchester: „Die Knechte Gottes können niemals kommen und vor Gott stehen, d. h. ein gottseliges Leben führen und unschuldig vor Gott wandeln, ohne dass nicht auch der Satan unter sie tritt, d. h. er verklagt die Gottseligen, findet Fehler bei ihnen, beunruhigt und verfolgt sie; denn es ist die Natur und die Eigenheit des Teufels, stets Schaden anzurichten, wenn es ihm nicht von Gott verboten wird; aber wenn Gott es ihm nicht erlaubt, kann er überhaupt nichts tun - nicht einmal in die schmutzigen Säue fahren.“ Fox.
Tat Satan am Ende jenes Sabbats einen Rückblick? Fühlte er irgendwelche Reue darüber, dass er seinem Schöpfer getrost habe, dass er unter die Heiligen sich gedrängt und ihnen und ihres Vaters Palast Unrecht getan? Wir denken nicht. Über Zuhörer, die nicht des Satans sind, täten wohl daran, ihre Sonntage so zu betrachten, wie Gott sie ansieht. Wenn Sonntagssünden wohl erwogen werden, geben sie reichlich Material zur Buße. Wenn dieses Thema deinem Gewissen gut nahe gelegt wird, dürfte es vielleicht das Herz zur Buße erwecken und zum Glauben führen.
Luther war in großer Gefahr, von einem Juden erstochen zu werden, aber ein Freund sandte ihm das Bild des Mörders, und so konnte er auf seiner Hut sein. Wir sollten uns, wenn wir vorher gewarnt werden, vorher bewaffnen. Der große Feind kann uns nicht unversehens überfallen, während wir in unseren Andachtsübungen uns befinden, denn uns ist nicht unbewusst, was er im Sinn hat. Wir werden aufgefordert, sowohl zu wachen, als auch zu beten, zu wachen, ehe wir beten, und zu wachen, während wir beten.