Spurgeon, Charles Haddon - Nahum (Andachten)

Spurgeon, Charles Haddon - Nahum (Andachten)

Nahum 1,2

Der Herr ist ein eifriger Gott.

Der Herr ist sehr eifersüchtig auf deine Liebe, du liebe, gläubige Seele. Hat er dich erwählt? Dann kann er es nicht ertragen, dass du einen anderen ihm vorziehst. Hat er dich mit seinem eigenen Blut erkauft? Dann kann er es nicht leiden, wenn du meinst, du seist dein eigen, ober du gehörst dieser Welt an. Er hat dich mit einer solchen Liebe geliebt, dass er nicht ohne dich im Himmel bleiben wollte; lieber wollte er sterben, als dass du umkommen solltest, und es ist ihm unerträglich, dass sich etwas zwischen ihn und deines Herzens Liebe dränge.

Er ist sehr eifersüchtig auf dein Vertrauen. Er duldet es nicht, dass du dich auf einen fleischernen Arm verlässt. Er duldet es nicht, dass du dir löcherige Brunnen gräbst, während dir der überströmende Born lebendigen Wassers umsonst fließt. Wenn wir uns auf ihn lehnen, ist es seine Freude, wenn wir aber unsere Anhänglichkeit und Abhängigkeit auf einen anderen übertragen, wenn wir uns auf unsere eigene Weisheit verlassen oder auf die Weisheit eines Freundes oder, was das Allerschlimmste ist, wenn wir auf unsere eigenen Werke unser Vertrauen setzen, dann hat er Missfallen an uns und züchtigt uns, damit er uns wieder zu sich ziehe.

Er ist auch sehr eifersüchtig auf unsere Gesellschaft. Mit niemandem sollen wir so fleißig Umgang haben wie mit unserem Herrn Jesus. Nur in ihm allein bleiben, das ist treue Liebe; aber mit der Welt uns abgeben, im fleischlichen Trost genügende Linderung unseres Elends finden, seiner unsichtbaren Gemeinschaft sogar den Umgang mit unseren Mitchristen vorziehen, das ist eine Beleidigung für unseren eifersüchtigen Herrn. Er möchte allein, dass wir in ihm bleiben, und seine beständige Gemeinschaft genießen; und manche Heimsuchung, die er uns sendet, hat nur den Zweck, unsere Herzen von der Kreatur zu entwöhnen und sie umso inniger an ihn zu fesseln. Dieser Eifer, der uns in Christi Nähe zurückhalten möchte, ist auch ein Trost für uns, denn wenn er uns so sehr liebt, dass ihm unsere Liebe nicht gleichgültig ist, so können wir versichert sein, dass er nicht duldet, dass uns etwas schade, und dass er uns beschützen wird gegen alle unsere Feinde. Ach, dass wir doch heute die Gnade empfingen, unsere Herzen in unbefleckter und heiliger Reinheit zu bewahren für unseren Geliebten, und mit geheiligter Hingebung an ihn die Augen allen Verführungen der Welt zu verschließen!

Nahum 1,3

Der Herr ist geduldig und von großer Kraft.

Jehovah „ist geduldig.“ Wenn die Gnade in die Welt einzieht, so jagt sie daher mit geflügelten Pferden; die Achsen ihrer Wagenräder sind rotglühend von der Eile; wenn aber der Zorn Gottes einherschreitet, dann geht er langsamen Schrittes vorwärts, denn Gott hat keinen Gefallen am Tode des Gottlosen. Gottes Gnadenscepter ist allezeit ausgereckt in Seiner Hand; das Schwert Seiner Gerechtigkeit steckt in der Scheide, und wird darin niedergehalten von jener durchgrabenen Hand der Liebe, die für der Menschen Sünden geblutet hat. „Der Herr ist geduldig,“ weil Er groß ist in Seiner Kraft. Wahrlich, der ist groß in seiner Kraft, der Macht hat über sich selbst. Wenn Gottes Macht ihn selber zurückhält, dann ist solche Macht überschwänglich; eine Macht, welche die Allmacht bindet, geht noch über die Allmacht hinaus. Ein Mann von gesunder, kräftiger Gemütsart vermag es lange zu ertragen, wenn er beleidigt wird, und ahndet das Unrecht nur, wenn sein Rechtsgefühl ihm sagt, es sei notwendig. Ein schwaches Gemüt ereifert sich über jede Kleinigkeit; das starke Gemüt erträgt die Beleidigung wie ein Fels, der sich nicht bewegt. Gott sieht und kennt Seine Feinde wohl; aber Er ereifert sich nicht, sondern zügelt Seine Rache. Wäre Er weniger göttlich als Er es ist. Er hätte schon längst alle Seine Donnerkeile herabgeschleudert und die Zeughäuser des Himmels erschöpft; schon längst hätte Er die Erde verbrannt mit den geheimnisvollen Flammen, die in ihrem Innern lodern und hätte die Menschen gänzlich vernichtet; aber die Größe Seiner Macht bringt uns Gnade. Liebe Seele, wie steht es am heutigen Abend mit dir? Kannst du im demütigen Glauben zum Herrn Jesus emporblicken und sagen: „Mein Bürge, Du bist mein Fels, meine Zuversicht?“ Dann, mein Lieber, fürchte dich nicht vor Gottes Macht; denn jetzt, wo du für alle deine Sünden Vergebung empfangen hast und angenehm gemacht bist in dem Geliebten, jetzt bist du durch diesen Glauben zu Christo geflohen, und hast bei Ihm eine Zuflucht gefunden. Die Macht deines Gottes braucht dich nicht zu erschrecken, so wenig als der Schild und das Schwert des Kriegers diejenigen, er liebt und beschützt. Vielmehr freue dich, dass Er, der von so großer Kraft ist, dich als Vater und Freund liebt. (Goldstrahlen Februar 22)

Nahum 1,12

Ich habe dich betrübet, aber ich will dich nicht mehr betrüben.

Es gibt eine Grenze für die Trübsal. Gott sendet sie, und Gott nimmt sie hinweg. Seufzet ihr und fragt: „Wann wird das Ende sein?“ Denkt daran, dass unsre Leiden sicher und auf immer enden werden, wenn dies arme, irdische Leben vorüber ist. Lasst uns ruhig harren und geduldig den Willen des Herrn ertragen, bis Er kommt.

Mittlerweile nimmt unser Vater im Himmel die Rute hinweg, wenn Seine Absicht beim Gebrauch derselben völlig erreicht ist. Wenn Er unsre Torheit hinweggepeitscht hat, wird es keine Schläge mehr geben. Oder wenn die Trübsal gesandt ist, uns zu prüfen, damit unsre Gnadengaben Gott verherrlichen, so wird sie enden, wenn der Herr uns zu Seinem Preise ein Zeugnis hat ablegen lassen. Wir möchten nicht wünschen, dass die Trübsal aufhöre, bis Gott alle Ehre durch uns erhalten hat, die es uns nur möglich ist, Ihm zu bringen.

Es mag heute „ganz stille“ werden. Wer weiß, wie bald jene tobenden Wogen einem Meer von Glas Platz machen und die Seevögel auf den sanften Wellen sitzen werden? Nach langer Drangsal wird der Dreschflegel aufgehangen und der Weizen ruht in der Kornkammer. Wir mögen, ehe viele Stunden vergehen, ebenso glücklich sein, wie wir jetzt traurig sind. Es ist nicht schwer für den Herrn, Nacht in Tag zu verwandeln. Er, der die Wolken sendet, kann ebenso leicht den Himmel aufklären. Lasst uns guten Mutes sein. Vor uns liegt etwas Besseres. Lasst uns im voraus Halleluja singen.

Nahum 1,13

Denn nun will ich sein Joch, das du trägst, zerbrechen, und deine Bande zerreißen.

Assyrien war es gestattet, eine Zeitlang des Herrn Volk zu bedrücken, aber es kam eine Zeit, wo seine Macht zerbrochen ward. So wird manches Herz vom Satan in Banden gehalten und leidet schwer unter dem Joche. O, dass zu solchen, die „auf Hoffnung gefangen liegen“, der Herr sogleich kommen möge, nach dem Spruch: „Nun will ich sein Joch, das du trägst, zerbrechen und deine Bande zerreißen!“

Sieh! der Herr verheißt eine gegenwärtige Befreiung: „Nun will ich sein Joch zerbrechen.“ Glaube an sofortige Freiheit, und nach deinem Glauben wird dir geschehen zu dieser selbigen Stunde. Wenn Gott sagt „nun“, so lasst keinen Menschen sagen „morgen“.

Sieh, wie vollständig die Errettung sein soll; denn das Joch soll nicht abgenommen, sondern zerbrochen werden; und die Bande sollen nicht aufgelöst, sondern zerrissen werden. Hier ist eine Erweisung göttlicher Kraft, die verbürgt, dass der Unterdrücker nicht wiederkehren soll. Sein Joch ist zerbrochen, wir können nicht wiederum durch sein Gewicht daniedergebeugt werden. Seine Bande sind zerrissen, sie können uns nicht länger halten. O, dass wir an die vollständige und ewige Befreiung durch Jesum glaubten! „So euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr recht frei.“ Komm, Herr, und setze Deine Gefangenen frei nach Deinem Wort.

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/s/spurgeon/n/spurgeon-andachten_ueber_das_buch_nahum.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain