Spurgeon, Charles Haddon - Ein grosser Handel
„Abermals ist gleich das Himmelreich einem Kaufmann, der gute Perlen suchte. Und da er eine köstliche Perle fand, ging er hin und verkaufte alles, was er hatte und kaufte dieselbe“.
Mat. 13,45-46
Ein Kaufmann sucht so zu handeln, dass er dabei verdient; ob er mit Perlen oder mit Korn handelt, ist gleich. Er gedenkt keine Reichtümer durch körperliche Arbeit zu gewinnen und überlässt solches denen, die im Schweiß ihres Angesichts ihr Brot essen. Er erwartet seine Vorteile durch den Schweiß des Gehirns. Es hängt bei ihm nicht so sehr von der Arbeit ab, als von der Geschicklichkeit und den Kenntnissen, die er sich im Handeln erworben hat. Dieser Kaufmann hier ist in verschiedener Weise ein Bild dessen, der den Heiland sucht. Jesus und Seine Erlösung wird nicht durch Arbeit, sondern durch Erkenntnis erlangt. Was sagt die Schrift? „Durch Seine Erkenntnis wird Er, mein Knecht, der Gerechte, viele gerecht machen.“ Das heißt, durch die Erkenntnis Christi werden sie gerecht gemacht. Hier wird mit anderen Worten genau dasselbe gesagt, wie in dem Ausspruch: „Wie sollen sie hören ohne Prediger?“ Das Werk beginnt mit dem Hören auf den Prediger; dann geht es weiter, indem das Gehörte geglaubt wird, und durch den Glauben werden sie selig. Das ist eine wirksame Erkenntnis; die Erkenntnis durch den Boten Gottes oder das Gotteswort mitgeteilt und geglaubt. So kommen die Menschen zur Erkenntnis dessen, den zu kennen das ewige Leben ist, denn wenn ein Mensch Christus erkennt und versteht und Ihm sein Herz gibt, so wird er selig. Insofern der Kaufmann seinen Vorteil durch seine besonderen Kenntnisse sucht, ist er ein Bild des Menschen, der selig wird durch die Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Jesus Christi.
Ich werde jedoch nicht weiter auf diese Ähnlichkeiten eingehen, sondern in diesem Gleichnis von dem Kaufmann sprechen, denn hier haben wir ein passendes Bild von vielen, die Christus als ihr ein und alles finden und ergreifen. Lasst uns vier Tätigkeiten dieses Kaufmanns betrachten: Er sucht, er findet, er verkauft und kauft.
I
Zuerst betrachten wir ihn also, wie er sucht. „Das Himmelreich ist gleich einem Kaufmann, der gute Perlen suchte.“ Er ist verschieden von dem Manne, der einige Verse vorher beschrieben wird, der zufällig einen Schatz im Acker entdeckte. Er suchte vielleicht nach etwas anderem und kam auf den Schatz. Das ist ein Mensch, den Gott in seiner unendlichen Unumschränktheit errettet, obwohl er bis dahin sehr sorglos und gleichgültig gewesen war. Dieser Kaufmann ist edlerer Natur, höheren Geistes und gänzlich verschieden in seinen geistigen Anlagen, als der oben beschriebene. Er sucht gute Perlen, nicht gerade die eine gute von unvergleichlichem Wert, denn diese kennt er noch nicht: aber er sucht Perlen, und er kommt zu der köstlichsten Perle infolge seines Suchens.
Nun beachtet ihn als Sucher, wie erregt und tätig sein Geist ist. Er denkt an etwas; er denkt an Perlen. Sein Herz ist von seinem Geschäft in Anspruch genommen. Er ist mit ganzer Seele dabei. Alle seine Gedanken sind auf köstliche Steine gerichtet. O, könnten wir doch die Menschen dahin bewegen, dass sie denken und ihre Gedanken auf einen bestimmten Gegenstand richten würden.! Aber das Denken ist eine Beschäftigung, die die wenigsten Menschen lieben, denn sie sind allzu leichtfertig. Wir können sie nicht dahin bringen, dass sie über etwas nachdenken. Warum lesen sie so leidenschaftlich gern Novellen und Romane und so selten wahre Geschichten, die ebenso interessant und viel besser geeignet sind, Vergnügen zu machen und die Zeit nützlicher anzuwenden? Es kommt daher, dass ihr Geist zu leichtfertig ist. Eine einfache Erzählung, eine einfältige Liebesgeschichte hält sie stundenlang gefesselt, aber alles, was gründlich und wissenswert ist, scheint wenig Anreiz für ihr mattes Gehirn zu haben. (Viele Geister kommen gar nicht auf die Flügel??).Nicht wenige Menschen haben so schwer mit ihren Händen zu arbeiten und werden von der körperlichen Arbeit so ermüdet, dass sie schwerlich imstande sind, viel zu denken, während andre ihre Zeit totschlagen und ihr Leben in Trägheit verbringen, bis sie ganz untüchtig für ernste Gedanken geworden sind. Sie sind träge und langsam und haben die trockene Fäule in ihren Seelen. Ihr Gehirn arbeitet nicht und sie scheinen mit offenen Augen zu träumen. Wären die Menschen doch weise und nachdenkend! Glücklich wäre der Prediger, wenn er wüsste, dass er eine verständige, nachdenkende Versammlung anredete! Dann wäre zu erwarten, dass die Handvoll Samenkörner in zubereitete Furchen fielen und eine reiche Ernte brächten. Der Geist dieses Kaufmanns war aufgeweckt und er strebte nach etwas.
Ebenso gewiss ist es, dass er sein Augenmerk auf einen bestimmten Gegenstand gerichtet hatte. Er hatte sich auf das Perlensuchen festgelegt, und dies war das einzige Streben seines Lebens. Wenn ihr ihn gefragt hättet, was er suche, so würde er sogleich geantwortet haben: „Ich suche gute Perlen. Haben Sie solche zu verkaufen?“ Er würde mit dieser Antwort nicht gezögert haben. Aber fragt diesen oder jenen Menschen, den ihr trefft, wofür er lebe, so gibt er vielleicht seine Beschäftigung an; wenn ihr ihn aber weiter fragt, was der eigentliche Zweck seines Lebens ist, so würde er sich scheuen, zu sagen, dass er nur sein Vergnügen sucht. Er würde auch nicht gern sagen, dass er nur lebe, um sich ein Vermögen zu erwerben. Er wüsste eigentlich kaum, was er antworten sollte. Viele junge Leute befinden sich in dieser Lage; sie haben kein bestimmtes Ziel. Du wirst kein guter Kapitän sein, wenn du nicht weißt, dem Hafen du zusteuerst. Dein Leben wird ein sehr armseliges sein, junger Mann, wenn du jetzt Lehrling und später Meister wirst, ohne ein bestimmtes Ziel vor Augen zu haben. Sage es dir: „Ich kann nur für eine von zwei Personen leben; ich kann nur für Gott oder für den Teufel leben. Wofür will ich mich entscheiden?“ Denke ernstlich und entschieden darüber nach, wozu du dich entschließen willst. Ich will es dir so klar und deutlich vorlegen, wie Elias tat, als er sagte: „Ist Baal Gott, so folgt ihm nach; ist der Herr Gott, so folgt ihm nach.“ Wenn die Welt, wenn das Fleisch, wenn der Teufel es wert ist, ihnen zu dienen, dann führe einen sinnlichen Lebenswandel, aber sage es auch. Sei dir dessen bewusst, was du tust. Aber wenn Gott es wert ist, Ihm zu dienen, und deine Seele es wert ist, selig zu werden, dann entscheide dich dafür. Krieche aber nicht durch diese Welt als einer, der nur sich selbst lebt, aber nicht den Mut hat, sich zu sagen: „Ich lebe nur für mich selbst.“ Habe ein bestimmtes und genaues Ziel, sonst werden deine geistigen Fähigkeiten verschwendet und die besten Tage deines Lebens verloren gehen.
Dieser Kaufmann hatte ferner ein besonderes Geschäft. Andere Menschen handelten mit Ziegeln und Mauersteinen, mit Korn und Bauholz, er aber suchte gute Perlen. Er war ein Kaufmann, der Perlen suchte und zwar nicht nach Perlen von geringem Wert, die leicht zu finden sind; nein, er suchte gute Perlen. Er hatte sich ein hohes Ziel in seinem Berufe gesteckt und es handelte sich um ein feines Geschäft. Ich möchte wünschen, dass alle, die Jesus noch nicht gefunden haben, so viel gesunden Menschenverstand hätten und den Entschluss fassten: „Ich will nach etwas Gutem Streben; mein Leben soll kein übliches sein.“ Es ist gut, wenn ein junger Mann sich vornimmt: „Auch mein Leben soll erhaben sein. Ich will keine gemeine Gegenstände suchen; ich will mich mit keinem verdorbenen oder niedrigen Geschmack beschäftigen. Ich will nach etwas suchen, was ich meinem Gewissen empfehlen kann, etwas, an das ich mich erinnern kann, wenn ich sterben muss, etwas, das die richtige Marke trägt, wenn ich dessen Wert in einer anderen Welt zu schätzen habe.“ O, junger Kaufmann, wenn du im Begriff bist, ein Geschäft anzufangen, so empfehle ich dir das Geschäft, gute Perlen zu suchen. Suche Wahrheit, suche Ehre, suche Mäßigkeit, suche Liebe, suche, was dich gut und rechtschaffen macht. Ich will dir auch noch sagen, wo du dieses finden kannst, aber im Augenblick mag es genügen, ein Verlangen zu erwecken nach allem, was ehrbar und von gutem Rufe ist, und einen ernsten Wunsch nach dem Besitz dessen, was dein Gewissen empfiehlt.
Der Kaufmann ging aus, Perlen zu suchen, und er suchte sie mit allem Fleiß. Der Kaufmann suchte gute Perlen. Er eröffnete keinen Laden und machte bekannt: „Hier werden Perlen gekauft!“, nein, er ging aus, sie zu suchen. Wie weit er reiste, weiß ich nicht, aber die orientalischen Handelsleute machen weite Reisen. Du kannst in Süd-Rußland solche treffen, die fast die ganze Erde bereist haben, nicht mit der Eisenbahn, sondern zu Fuß, um das Gewünschte zu finden. Entfernung ist ihnen kein Hindernis. Ja, wenn ein Mensch sich vornimmt: „Ehe ich sterbe, will ich etwas Nützliches vollbringen, was eine Wohltat für meine Mitmenschen ist“, so wird er alle Schwierigkeiten überwinden, vor welchen viele andere zurückschrecken.
In seinem Suchen ist der Mann vorsichtig und achtet auf die Unterschiede. Wenn wir sehr fleißig sind und voller Wünsche, so sind wir in großer Gefahr, getäuscht zu werden. Dieser Mann aber, der gute Perlen suchte, war nicht wie eine Dame, die die Natur der Perlen nicht kennt, sondern er war ein Kaufmann, der eine Perle kannte, wenn er sie sah. Er kannte den Charakter und den Wert der Perlen. Er konnte sagen, die trübe waren und welche einen sanften Glanz hatten und welche wasserklar waren. Er konnte eine echte Perle von einer nachgemachten unterscheiden. Er war ein Kaufmann, der gute Perlen suchte. Ja, lieber Freund, ich bitte Gott, wenn Er es hier einem Bruder ins Herz gibt, für das Rechte und Wahre zu leben, dass Er ihm dann auch die Unterscheidungsgabe verleihen wolle, denn es gibt viele Täuschungen in der Welt. Du kannst leicht das ergreifen, was gut zu sein scheint, aber sich zuletzt als ein Schatten erweist. Suche nicht nur Perlen, sondern suche gute Perlen. Suche gute, ja, setze dein Seele darauf, die Beste zu finden.
Wahrscheinlich ging dieser Mann mit nur mäßigen Erwartungen ans Geschäft. Er suchte Perlen, aber sie mussten klar und von ziemlicher Größe sein. Er beabsichtigte jedenfalls, viele zu kaufen. Er suchte gute Perlen. Er hatte nicht damit gerechnet, so glücklich zu sein, eine Perle zu finden, die den Wert eines Königreichs hatte. Diese hatte er nicht gesucht, obwohl er den Wunsch wahrscheinlich in seinem Herzen fühlte. Wenn jemand gesagt hätte: „Möchtest du nicht eine große Perle finden?“, so würde er gesagt haben: „Das möchte ich, viel lieber als eine Anzahl kleine.“ Er hatte es kaum gehofft, und darum hatte er sie nicht gesucht, aber er würde sich für glücklich halten, wenn er sie finden würde. Und so, meine teuren Freunde, spreche ich von einer Gruppe von Menschen - und ich hoffe, es sind einige solche hier gegenwärtig - die alles wünschen, was wahrhaft gut ist, die in allen Dingen mäßig zu sein und einen unerschütterlichen Charakter zu haben wünschen. Dieses war auch mein Wunsch, als ich anfing, über das Leben, das vor mir lag, nachzudenken. Ehe ich den Herrn kannte, dachte ich oft: „Wenn ich doch vor Unehrlichkeit und Falschheit bewahrt bliebe! Wenn ich doch vor einem widerspenstigen Geist bewahrt und aufrichtig bliebe!“ Das waren die Perlen, die ich wünschte. Ich wusste damals nicht, dass ich etwas finden könnte, was alle diese kleinen Perlen in sich schließt und noch viel mehr. Doch es ist gut, wenn solcher Wunsch im Herzen ist, besonders bei einem jungen Mann. Ich wünschte, er wäre auch im Herzen der Alten, wenn sie bis jetzt die köstliche Perle noch nicht gefunden haben.
So habe ich euch den Mann gezeigt, wie er sucht. Vielleicht ist er heute hier herein gekommen und sitzt in der Versammlung. Vielleicht ist es gar kein Mann, sondern eine Frau, eine Kaufmannsfrau. Diese verstehen den Handel auch. Lydia, die Purpurhändlerin, war ohne Zweifel eine tüchtige Handelsfrau, und in diesem „geistlichen Handel,“ von dem wir sprechen, ist kein Unterschied. Nun, ihr kennt den Herrn noch nicht, aber ihr sucht alles, was ausgezeichnet ist. Soweit ist es gut.
II
Lasst uns nun einen Schritt weiter gehen und auf das Finden des Mannes achten. Er kauft allenthalben Perlen. Wo er war, fragte er die Leute, ob sie Perlen zu verkaufen hätten. Er ging in die Nebenstraßen der großen Städte und fand dort Juden, die damals in den schmutzigsten Teilen der großen Städte wohnten. Er wollte wissen, ob sie Perlen hätten. Er dachte morgens, abends, Tag und Nacht an Perlen. Wenn des Nachts jemand vor seinem Fenster gerufen hätte: „Perlen zu verkaufen!“, so wäre er sogleich aufgestanden, sie zu holen. Er war eifrig hinter Perlen her, und so kam es, dass sein Blick auf eine Perle fiel, wie er nie gehofft hatte, eine zu sehen. Es war mehr, als er erwartet hatte. Ich bitte Gott, dass viele der hier Anwesenden, deren Herz ein Verlangen nach dem hat, was recht ist, Christus finden, der mehr von dem Geist der Mäßigkeit, der Aufrichtigkeit, der Wahrheit und der Menschenliebe hat, als sonst irgendwo zu finden ist. Möchten sie den finden, der die Wahrheit ist, und dessen Lehre Heiligkeit und ewiges Leben enthält. Es wird mehr sein, als sie zu finden erwartet haben. Wie erfreut werden sie sein, wenn sie Ihn gefunden haben!
Wenn jemand in der Lage war, gute Perlen zu finden, so war es dieser Mann. Er suchte gute Perlen, nicht die eine köstliche, aber er beschäftigte sich mit Perlen, und so konnte er die köstliche leichter entdecken, als jemand anderes. „Da er auf dem Wege war, begegnete ihm der Herr,“ heißt es in der Schrift. O, wenn du einen Wunsch nach dem hast, was recht, wahr und gut ist, so hoffe ich, dass der Herr Jesus sich dir offenbaren wird und du sagen wirst: „Das ist gerade, was ich gesucht habe; ich habe ein rechtes Verlangen danach gehabt und habe gefunden.“ Dieser Fund war für den Kaufmann ein ganz besonderer. Er fand keine guten Perlen; er fand etwas viel Besseres, eine Perle, die alles enthielt, was er bis jetzt an guten Perlen gesucht hatte. Sage es allen Menschen, dass alles Gute unter dem Mond, alles Wahre und Rechte, alles Liebliche, alles Menschenfreundliche, alles, was wohl lautet, Gott angenehm und den Menschen wertvoll ist, sich in der Lehre Jesus Christi befindet und es uns gegeben und in uns gewirkt werden wird, wenn wir uns Ihm unterwerfen und Er unser ein und alles ist. Wer ein Christ ist, das heißt ein wahrer Christ, hat alles Gute in einem. Alles Lobenswerte, was von Philosophen und Weisen gepriesen wird, wirst du in dem Beispiel des Meisters finden, und Er wird uns Gnade verleihen und es in uns darstellen.
So fand dieser Mann alles in einem. Was der Wert dieser Perle war, weiß ich nicht. Die Schätzung des Wertes wird uns nicht angegeben. Wir wissen nur, dass er sie für wertvoller hielt, als alles, was er hatte. Daher ging er hin und verkaufte alles, was er hatte, um sie zu kaufen. Augenscheinlich hielt er sie für wertvoller als alle Perlen, die er schon gesucht hatte, denn weil er alles für diese Perle hingab, suchte er weiterhin keine Perlen mehr, da er kein Kapital mehr hatte, sie zu kaufen. Er hielt diese Perle für wertvoller als alle anderen Perlen, sogar als alles, was er hatte..Er würde nicht alles, was er hatte, verkauft haben, um sie zu erwerben, wenn er die Überzeugung nicht gehabt hätte, dass sie den Preis zehnmal mehr wert ist und dass er sein Glück gemacht hat und reicher ist als ein Geizhals zu träumen wagt, denn ein Händler sucht seinen Vorteil. Wenn ein Mensch Jesus, Seinen Herrn und Meister findet, so kann ich nicht sagen, wie hoch er den Wert schätzt, aber das weiß ich, dass ihm die ganze Welt dann nichts mehr bedeutet. „Welch einen Heiland habe ich!“ sagt er. Aber er kann nicht sagen, wie teuer, wie unbegreiflich köstlich der Christus Gottes seiner Seele ist.
Betreffs dieses Fundes müssen wir ferner beachten, dass der Mann, als er die Perle gefunden hatte, entschlossen war, sie zu besitzen. Als er die köstliche Perle gefunden hatte, dachte er nicht lange darüber nach, ob er sie kaufen wollte oder nicht. Wenn er nicht im Ernste Perlen gesucht hätte, würde er bei dem Preise unschlüssig geworden sein, aber da er wirklich Perlen finden wollte, so war sein Gedanke auch gleich: „Die muss ich haben. Ich kann die kleinen fahren lassen, aber diese muss ich haben“. Es ist etwas Gutes, wenn der Herr den Geist des Menschen dahin bringt, zu sagen: „Ich sehe, dass in Christus alles ist, was ich nötig habe, Sündenvergebung, Reinigung meines Herzens, Gnade, mich zu bewahren und mich für den Himmel vorzubereiten. In Christus ist alles, was ich nötig habe, und ich muss Ihn haben. Ich muss Ihn haben. Was es auch kosten mag, ich muss und will Ihn haben“.
Obwohl das Gleichnis nichts darüber sagt, so ist doch klar, dass derjenige, der die Perle hatte, willens war, sie zu verkaufen. Als der Kaufmann die köstliche Perle fand, kaufte er sie, was nicht hätte geschehen können, wenn der andre sie nicht hätte verkaufen wollen. In Wirklichkeit verkauft der Herr Seine Barmherzigkeit und Gnade nicht, sondern gibt sie freiwillig. Hier aber ist die Weise, wie der Herr sie vermittelt, mit dem Vergleich des Kaufens dargestellt. Wenn du Jesus nötig hast, so kannst du Ihn haben, wenn du bereit bist, auf die göttlichen Bedingungen einzugehen, worüber ich noch sprechen werde. Wenn du diese köstliche Perle zu besitzen wünschst, so ist kein Grund vorhanden, dass du sie nicht schon heute abend haben kannst. Wenn du Ihn jetzt gefunden hast, der „auserlesen ist unter vielen Tausenden und ganz lieblich“, und du Ihn so schätzt, dass du ohne Ihn nicht glücklich sein kannst, so will Er sogleich dein Teil werden. Wenn du von Jesus gehört und von ganzem Herzen ein Verlangen nach Ihm hast und bereit bist, zu sagen: „Ich will dieses Betaus nicht verlassen, bis Jesus mein ist“, so ist kein Hindernis da, diese köstliche Gabe zu erhalten. Ja, Gott, der Vater, will, dass du seinen eingeborenen Sohn als die köstliche Perle jetzt und immerdar besitzen sollst.
III
Nachdem wir über den Sucher und den Finder gesprochen haben, müssen wir weiter gehen und sein Verkaufen betrachten. Er verkaufte alles, was er hatte, und ohne Zweifel hatte er viel Vergnügen an seinem Besitz; nun aber hat er größere Freude am Verkaufen. „Kaufe mein Landgut,“ sagte er zu dem einen, „komm, kaufe es.“ „Ich bin gerade nicht geneigt, ein Landgut zu kaufen,“ sagte dieser. „Ich brauche es nicht“. „Nichtsdestoweniger lass uns über die Bedingungen sprechen. Ich habe Geld nötig und will verkaufen.“ So wurde auch das Mobiliar verkauft, bis das Haus leer war. Alles musste verkauft werden, um diese Perle kaufen zu können. Wenn er auch niemand seine Beweggründe angab, so war sein Herz doch stets auf die Perle gerichtet, und alles andre musste fort. Er freute sich jetzt mehr darüber, seine Besitzungen los zu werden, als er sich darüber gefreut hatte, sie zu erwerben. Fort müssen sie um jeden Preis, denn er muss die Perle haben. Ja, Jesus Christus ist zu haben, aber der Mensch muss viel aufgeben, ehe er Jesus sein eigen nennen kann.
„Was muss ich denn aufgeben?“ fragt jemand. Du musst heute abend einen guten Teil alter Vorurteile „verkaufen.“ Wenn die Wahrheit, wie sie in Jesus ist, dem Geist eines Menschen offenbart wird, spricht er oft dagegen, denn sie ist so verschieden von dem, was er in seiner Kindheit gelernt hat. Im allgemeinen wird es für richtig gehalten, dass es am besten ist, der Religion der Eltern zu folgen. Wenn deine Eltern Hottentotten gewesen wären, so hättest du Fetische angebetet. Wenn du in Ostindien geboren wärest, hättest du nach dieser Theorie Jaggernaut verehren müssen. Es ist aber eine große Gnade, wenn ein Mensch sagt: „Jetzt verstehe ich, dass Jesus, der Sohn Gottes, für die Sünder, die an ihn glauben, gestorben ist, und dass ich, wenn ich an Ihn glaube, selig werde. Durch den Glauben an Ihn werde ich eine neue Kreatur, durch den Heiligen Geist von neuem geboren und ein Jünger und Diener Christi. Das will ich tun. Es ist dem, was mich bisher gelehrt worden ist, ganz entgegen. Mir ist gesagt worden, dass es meine guten Werke seien, durch die ich selig werde. Ich habe gehört, dass uns die Gnade durch die Sakramente zuteil werde, aber endlich erfahre ich, dass die Erlösung durch den Glauben an Jesus erlangt wird, und ich nehme es an. Ich will meine Vorurteile verkaufen. Fort damit!“
Ferner musst du deine Selbstgerechtigkeit „verkaufen.“ Ich darf wohl sagen, dass sie in deinen Augen sehr hoch steht. Bisher bist du sehr gut gewesen, und deine Selbstschätzung sagt bezüglich der Gebote: „Das habe ich alles gehalten von meiner Jugend auf.“ Dabei gehst du zur Kirche, verrichtest vielleicht einige besondere Gebete am Weihnachtstag und am Karfreitag und hältst deinen Zusand, da die Wirkungen der Sakramente noch hinzu kommen, für verhältnismäßig ziemlich gut. Nun, lieber Freund, dieses alte, von Motten zerfressene Gewand deiner Gerechtigkeit musst du verkaufen, denn niemand kann durch Christi Gerechtigkeit gerettet werden, wenn er in irgend eine Weise auf seine eigene vertraut. „Verkaufe“ sie, jeden Teil davon; und wenn sie niemand „kaufen“ will, wirf sie fort. Sie ist nicht einmal wert, zu den Lumpen geworfen zu werden, denn sie ist schlechter als dieselben.
Und alles andre, auf was du vorher stolz zu sein meintest - fort damit! Du bist so klug. Du tätest wohl, deine Klugheit zu „verkaufen“, denn: „es sei denn, dass ihr werdet wie die Kinder, so könnt ihr nicht ins Reich Gottes eingehen.“ Du meinst, du bist etwas; du erwartest nicht, zu den gewöhnlichen Menschen gezählt zu werden, denn du hast einen festen Willen und kannst deinen eigenen Weg in den Himmel finden. Du wirst diesen Selbstbetrug aufgeben müssen, denn deine Stärke ist gerade deine Schwachheit. Nur wenn wir schwach in uns sind, können wir stark in Christus sein. Bist du damit zufrieden? Willst du alle alten Vorurteile und alle eigene Gerechtigkeit „verkaufen?“ Fort damit! Willst du sie lassen oder kosten sie dich einen besonderen Preis? Lass sie fort, denn sie sind Schaum und Schmutz, und je eher sie fort sind, desto besser, denn dann kannst du diese Perle kaufen, aber eher nicht.
Und dann gibt es viele Leute, die sehr viele Vergnügungen, sündige Vergnügungen aufgeben müssen. Kein anständiges Vergnügen, was gut für uns ist, muss aufgegeben werden. Der Glaube verringert unser Vergnügen nicht, sondern vermehrt es. Aber jedes Vergnügen, das sündhaft ist, muss verschwinden. Kannst du alles „verkaufen?“ Die Verbindung mit leichtfertiger Gesellschaft, etwas, was sich der Gemeinheit nähert, etwas, was mit den Leidenschaften des Fleisches zu tun hat, musst du um Christi willen aufgeben können. Kannst du es nicht, so kannst du auch die Perle nicht haben. Wenn du die Welt haben musst, kannst du Christus nicht haben; wenn du Vergnügen findest in den Höhlen der Sünde, dann hast du den Teufel zum Vater und tust seine Werke. Gib es auf und wirf es hinter dich! Diese Dinge müssen „verkauft“ werden, wenn wir die Perle haben wollen.
In einigen Fällen müssen die Menschen auch viel von den Ehrenbezeugungen, die aus der Achtung ihrer Mitmenschen kommen, aufgeben. Ist es dahin gekommen, dass es heißt: „Wenn ich ein Christ werde, werden sie mich verlachen?“ Kannst du nicht etwas Schmach für Christus auf dich nehmen? „Aber wenn ich ein ernster Christ werde, so habe ich allerlei Verleumdungen zu erwarten.“ Sei es so. Kannst du die Ehre der Menschen nicht für Christus aufgeben? Lass doch die Hunde deinen Charakter in Fetzen zerreißen, so lange du vor Gott recht bist und deine Beweggründe rein sind. „Ach, ich weiß, wie es kommt. Es wird mir in der Gesellschaft die kalte Schulter gezeigt werden, wenn ich mit dem Christentum Ernst mache. Da ist „Frau von Eitel“, vor welcher ich große Achtung habe, deren gute Meinung ich um keinen Preis daran geben möchte, und sie wird mich nicht länger achten.“ Nun wohl, kannst du das Ganze in die Waagschale legen und sagen: „Ich „verkaufe“ es; alles soll fort, damit ich die Perle erhalte?“ Der Mann ist Christi nicht wert, der sich schämt, mit Ihm am Pranger zu stehen, oder mit Ihm ins Gefängnis und in den Tod zu gehen. Wir müssen Ihn so lieben, dass wir die Schmach um Seinetwillen als eine Ehre ansehen, wie Mose, der die Schmach Christi für größeren Reichtum hielt als alle Schätze Ägyptens.
Noch ein Einwand: „Du hast wirklich schon genug genommen“. Ja, aber dieser Kaufmann verkaufte alles, was er hatte, und du hast noch etwas zurückbehalten. Es wird einiges auf dich zukommen. Wenn du ein Christ wirst, wird dein alter Onkel dich vielleicht nicht in seinem Testament bedenken. Du weißt sehr gut, wenn du an den und den Ort gehst, um das Evangelium zu hören, wirst du wahrscheinlich deine Stellung verlieren. „Aber wir müssen leben,“ sagt jemand. Das ist mir durchaus nicht klar. Ich weiß, dass wir sterben müssen; was aber das Lebenmüssen betrifft, ist mir solches nicht so gewiss. Unendlich besser ist es, zu sterben, als eine unehrliche Tat zu begehen. Wenn Jesus Christus unser Meister ist, müssen wir bereit sein, die schönste Aussicht fahren zu lassen und alles, was uns in diesem Leben Erfolg zu versprechen scheint, als untergeordnet anzusehen. Wir müssen zuerst nach dem Reiche Gottes und seiner Gerechtigkeit trachten. Ja, manchmal muss das Liebste, nach dem man sich gesehnt hat, um Christi willen daran gegeben werden. Die Gesellschaft, die dir angenehm gewesen ist, muss um Christi willen verlassen werden. Und wenn alles dieses geschehen ist, so ist es noch nicht genug. Wer Christus hat, muss sich Christus selbst geben und alles, was er hat. Ich würde bezweifeln, dass ich ein Nachfolger Jesus sei, wenn ich Ihm nicht alles, was ich bin und was ich habe, auf immer übergeben hätte. Er hat uns ganz mit einem teuren Lösegeld erkauft, und es ist nicht passend von uns, Ihm nur einen Arm, ein Auge, einen Fuß und ein halbes Herz zu geben. Wer ein wahrer Christ ist, ist ein Christ durch und durch. Was er an geistigen Fähigkeiten und irdischen Gütern besitzt, sieh er nicht an, als ob es sein sei, sondern als seinem Herrn gehörend, und er ist bereit, alles für die Ehre seines Herrn zu gebrauchen und alles hinzugeben, wenn es für die Erhaltung seines Reiches nötig ist. Der Kaufmann verkaufte alles, was er hatte.
Ich sehe, dass du dich zurückziehst. „Das ist zu hart,“ sagst du. Auch gut; wenn du die Perle nicht kaufen willst, das heißt, wenn du dein Glück nicht machen willst, denn der Besitz der Perle war das Glück des Kaufmanns, dann ziehe dich zurück. Wenn du die Perle dessen nicht wert achtest, bitte, dann kaufe sie nicht. Es ist nicht möglich, den unendlichen Wert Christi zu schätzen, und wir werfen die Perlen nicht vor die Säue. Wenn du Ihn nicht willst, so gibt es viele, die Ihn wollen. Er hat nicht nötig, dich zu bitten, sein Kunde zu werden. Gott verhüte, dass ihr Ihn verweigert, aber wenn ihr Ihn nicht wollt, dann sagt es. Sagt es bestimmt und entschieden: „Ich will nichts mit Ihm zu tun haben!“
Dieser Mann aber ging hin und verkaufte alles, was er hatte. Ich sage euch, er freute sich, alles zu verkaufen. Er hielt dafür, dass der Mann, der ihm das Landgut abkaufte, ihm einen Gefallen damit tat. „Nimm es,“ sagte er „ich will es dir unter dem Preise lassen, wenn ich nur bares Geld bekomme. Ich habe das Geld wirklich nötig“. Er sagte nicht alles, was in seinem Herzen war, aus Furcht, der andere könnte ihm die Perle wegkaufen, aber er dachte: „Ich will so gern die Perle haben, dass mir jeder, der etwas von meinen Sachen kauft, einen großen Gefallen tut.“ So ist es, wenn du Jesus wirklich bedarfst, so brauchst du nicht aufgefordert zu werden, alles das, was ich genannt habe, fortzugeben, sondern du wirst eifrig bestrebt sein, es los zu werden, damit Jesus dein eigen werde. Möge der Geist Gottes dich zu diesem Entschluss bringen!
IV.
Nun der letzte Punkt, sein Kaufen. Er hat alles verkauft und zählt jetzt die Shekel, damit er die Perle erhalte, und er erhält. sie. Es war ein überlegter Kauf, ein bedachter Handel. Er entdeckte die Perle nicht zufällig, ging dann eilig hin, verkaufte seine Sachen und mutmaßte ihren Wert. Nein, er hatte danach gesucht, denn er war ein Perlensucher. Er erkannte eine Perle, wenn er sie sah, obwohl ich wohl sagen darf, dass er dem Besitzer nicht alles sagte, was er darin sah. Er sagte sich: „Das ist eine wundervolle Perle. Wenn ich das Geld zusammenbekommen kann - wenn ich alles verkaufe, mögen es zehntausend Mark sein - wenn ich sie dafür erhalte, bin ich ein gemachter Mann.“ So dachte er darüber nach, jedoch bedurfte es nicht viel Nachdenkens. O, wenn eine Seele Jesus kennen würde, so würde sie nicht zweimal darüber nachdenken, ehe sie Ihn hätte! Wenn die Menschen nicht solche Narren wären, wenn sie nur Licht vom Himmel hätten, den Wert meines Herrn und Meisters zu sehen, so wäre es nicht nötig, dass wir hier stehen und sie bitten und überreden, und neue Worte der Empfehlung suchen, sie würden sagen: „Erzähle uns von Ihm. Wir wollen Ihn haben. Was wünscht Er von uns? Was können wir Ihm übergeben, wenn Er nur unser wird, der alle Sünden vergibt und der alle, die Ihm vertrauen, vollkommen erlöst? So lange wir Christus haben können, von dem geschrieben steht: „Wer an Ihn glaubt, hat das ewige Leben“, sind wir zufrieden. Es war ein wohl überlegter Kauf.
Und es war ein sofortiger Kauf. Der Kaufmann ging nicht nach Hause und sagte: „Ich will darüber nachdenken.“ Nein, er kannte die Perle und dachte: „Wenn ich mir diese entschlüpfen lasse, so werde ich eine solche nie wieder sehen: Wenn sie jemand anders kauft, so habe ich die einzige Gelegenheit zeitlebens verloren.“ Er nimmt sich deshalb nur soviel Zeit, als nötig ist, sein Hab und Gut zu verkaufen, um das Geld flüssig zu haben. Er kam bald mit seinem Geld zurück und fürchtete nur, dass ihm ein andrer zuvorgekommen sei oder ein- oder zweitausend Mark mehr bieten könnte, als er besaß, und dass er so die Perle los sein würde. So, liebe Freunde, kann derjenige, der aufrichtig zu Christus kommt, wohl darüber nachdenken, aber sein Nachdenken sollte sehr bald beendet sein: „Wenn Er zu haben ist, muss ich Ihn haben. Wenn ich wissen kann, dass meine Sünden vergeben sind, so muss ich es wissen. Wenn ich irgend Frieden mit Gott haben kann, wenn ich ein Kind Gottes und ein Erbe des Himmels werde und mein ewiges Glück gesichert werden kann, so muss es geschehen. Wie geschieht es? Komm, sage es mir gleich. Ich wünsche meinen Sitz nicht zu verlassen, bis ich das gefunden habe , wovon du sprichst.“ Es war ein überlegter Kauf und trotzdem ein sofortiger Kauf.
Es war auch ein freudiger Kauf. Ich glaube, dass seine Augen funkelten, als er das Geld hinzählte. Ich möchte sein Gesicht gesehen haben, als er die Perle gewonnen hatte. Nun war er im Besitz dessen, was er so eifrig allerorten gesucht hatte, aber es war noch ein gutes Teil mehr. Er hatte seine Perle bekommen, und ich glaube, dass er vor Freuden gesprungen ist, als er sein Geld los war. Ja, wenn eine Seele Christus findet:
„Dann geht das Herz in Sprüngen
Und kann nicht traurig sein.“
Es ist der Anfang des Entzückens, wenn eine Seele rühmen kann: „Jesus ist mein, ich weiß es. Mir ist die Gnade zuteil geworden, Ihn zu ergreifen.“
Welch ein bereichernder Kauf war es außerdem noch, den der Mann gemacht hatte! Als er die Perle für sein Vermögen eingehandelt hatte, dachte er: „O, nun habe ich hundertmal mehr Vermögen, als ich vorher hatte. Obwohl ich mein Stück Land nicht mehr habe, so könnte ich jetzt eine ganze Provinz kaufen für diese Perle, wenn ich es wollte.“ Brüder und Schwestern, habt ihr irgend etwas um Christi willen aufgegeben, so bin ich gewiss, dass der Herr Jesus euch reichlich Ersatz gegeben hat. Vor einigen Jahren machte ein etwas sonderbarer Mann bekannt, dass er bereit sie, solchen Personen, die um Jesus willen Verluste erlitten hätten, diesen Schaden zu ersetzen. Diese außergewöhnliche Bekanntmachung wurde einige Monate lang in einem unserer religiösen Blätter wiederholt, aber das Sonderbarste war, dass sich niemand gemeldet hat. Ich dachte, dass irgend jemand versucht hätte, einen Verlust nachzuweisen, aber niemand hat es getan. Einen solchen Fall gibt es nicht, niemand verliert etwas bei Christus. „Aber“, sagt jemand, „die Märtyrer doch.“ Nun, sie sind im Himmel; frage sie. Sie werden dir sagen, wenn du sie mit ihren Kronen und Rubinen, die vom Lichte Gottes glänzen, erblickst, dass sie es für eine Ehre ansehen, gewürdigt worden zu sein, ihr Leben für Jesus hinzugeben. Es wird von keinem Verlust die Rede sein, wenn du mit ihnen sprichst. Du wirst über fünfhundert Prozent bei diesem „Handel verdienen.“ Es werden sogar tausend sein und in der zukünftigen Welt das ewige Leben.
Für den Kaufmann im Gleichnis war es ein Schlusskauf. Er kaufte nie wieder Perlen. „Nein“, sagt er, „nein. Ich habe eine Perle von unendlichem Wert gekauft, und nun will ich mich vom Geschäft zurückziehen.“ Wenn ein Mensch Jesus findet, dann sucht er nichts andres mehr. Wenn Jesus Christus mein ist, so finde ich in Ihm mehr als alles und bedarf keines untergeordneten Gegenstandes. Alle Wünsche hören auf, denn sie werden erfüllt von der Fülle, die in Christus ist. Er trat nun vom Perlensuchen zurück, denn er hatte in der einen Perle alle Perlen, die er hätte finden können. Es war ein Kauf, den er nie bereute. Im Gleichnis erfahren wir nicht, dass er zum Verkäufer zurück gekommen sei mit den Worten: „Hier, nimm die Perle wieder und lass mich mein Hab und Gut wieder haben.“ Nein, es war abgemacht. Die große Übergabe war abgemacht. Er hat nie gewünscht, den Kauf wieder rückgängig zu machen. Mit dieser Perle war er ein reicher Mann, der sich bei Fürsten sehen lassen konnte, und das war genug. Gesegnet sind, die sagen können: „Es ist genug“, und die den Herrn erheben und sich Gottes, ihres Heilandes, freuen können.
Lasst mich nun noch ein Wort der Warnung sagen. Achte darauf, lieber „Bruder Kaufmann“, wenn du Perlen kaufen willst, dass du eine gute Perle kaufst, dass es die köstliche Perle ist, denn ich habe edle Menschen gekannt, die ich bewundert habe, über die ich aber weinen könnte; Männer, die heldenmütig das zu erlangen gesucht haben, was ihrer Meinung nach gut war, die große Opfer gebracht haben und doch betrogen worden sind. Sie haben den Antichrist statt Christus ergriffen und die Lüge der Hölle willkommen geheißen, die im Gewande eines Engels des Lichtes zu ihnen gekommen ist. Achte darauf, dass du Christus und Seine Wahrheit findest, wie er in der Schrift offenbart ist und sich in deinem Herzen offenbart durch den Heiligen Geist, denn alles, worin Jesus fehlt, wird sich als Betrug erweisen und dich täuschen.
Vor einigen Jahren kam eine der allergrößten Perlen in den Besitz eines Russen; sie war sehr groß und birnenförmig. Er kauft sie, da der Besitzer den Wert nicht erkannte. Er war nun ein vermögender Mann und behielt sie. Er wohnte in einem äußerlich unansehnlichen, aber aufs prächtigste möblierten Hause. Seine Gäste pflegte er in ein inneres, verschlossenes Zimmer zu führen, in welchem ein Marmortisch stand und auf demselben ein Kästchen, das mit verschiedenen Sicherheitsschlössern versehen war. Hierin lag die Perle, die er zur Vorsicht nicht aus der Hand ließ, denn sie war von unendlichem Wert. Der Kaiser von Rußland bot ihm einen ungeheuren Preis und versprach, ihm einen höheren Rang zu erteilen. Aber er wollte sich nicht davon trennen. Es traf sich nun, dass der Besitzer dieser Perle in eine Verschwörung verwickelt wurde - ob mit Recht oder Unrecht - weiß ich nicht und er Petersburg verlassen musste. Er nahm nur seine Perle mit und zog nach Paris, verhältnismäßig reich durch diese Perle. Eines Tages kam der Herzog von Braunschweig, sein einziger Mitbewerber in diesem Fach mit anderen zu ihm, um die Perle zu sehen. Der Besitzer schloss das Kästchen mit großer Sorgfalt auf und als es geöffnet war, wurde er leichenblass, wie vom Tode berührt. Unglücklicher Mann! Seine Perle war trübe geworden, was bei Perlen zuweilen vorkommt. Sie war von einer Krankheit ergriffen worden, wenn ich mich so ausdrücken darf. In kurzer Zeit würde sie in Staub zerfallen. Sie hatte jetzt gar keinen Wert mehr, und der Millionär war zum armen Mann geworden, obwohl er eine gute Perle gekauft hatte. Es gibt nur eine Perle, die nicht trübe werden kann und durch die ganze Ewigkeit gut bleiben wird, das ist der Sohn Gottes, „der allein Unsterblichkeit hat.“ Wenn du Ihn ergreifst, dann hast du eine göttliche Hoffnung, die dich nie täuscht. Wenn du deine Hoffnung jedoch auf Priester und auf die Kraft der Sakramente setzt oder auf etwas anderes, wo Jesus nicht Haupt und Grund ist, so magst du so viel Opfer gebracht haben, wie du willst, deine vermeintlich herrlichen Aussichten werden mit bitteren Täuschungen enden. Der Herr verleihe uns Gnade, dass niemand von uns je in seinem Vertrauen getäuscht werde.
„Hört mir zu, die ihr der Gerechtigkeit nachjagt, die ihr den Herrn sucht.“ Jesus beschreibt in diesem Gleichnis vom Himmelreich die suchenden Seelen. In einer Versammlung wie dieser gibt es bestimmt nicht wenige solcher Menschen. Es wäre wirklich sonderbar, wenn hier nicht viele suchende Seelen wären, die es mehr oder weniger ernst meinen. Ich bin gewiss, dass einige von euch die Perle, die sie wünschen, funkeln gesehen haben. Ich möchte wissen, wie viele von euch entschlossen sind, alles, was sie haben, zu verkaufen für diese Perle. Aber wer unter euch hat diese Perle schon zu seinem Eigentum gemacht und freut sich seines Besitzes? Dass derjenige seinen Weg fröhlich ziehen wird, ist ohne Zweifel. Wollt ihr nicht umkehren und Gott die Ehre geben? Sollen wir das Glück nicht haben, euch hier als Mitgenossen des Gottesreiches zu begrüßen? Der Herr gebe, dass es so sei um Jesus willen. Amen.