Spitta, Carl Johann Philipp - Sehet nun zu, wie ihr vorsichtiglich wandelt.
Nicht alles, was uns Menschen bevorsteht, können wir vorhersehen. Aber das Wichtigste, was uns allen bevorstehet, ist uns zuvor verkündigt, das können wir mit Gewißheit vorhersehen, das sollen wir auch bedenken, darauf ein genaues Augenmerk richten und darnach unsern Wandel einrichten. Wir wissen nicht, wie und wo und wann wir sterben werden; aber daß wir starben werden, wissen wir ganz gewiß. Das steht uns allen bevor. Sterben ist der Weg alles Fleisches, und das Grab das bestimmte Haus aller Lebendigen. „Herr,“ betet Moses, „lehre uns bedenken, daß wir sterben müssen, auf daß wir klug werden.“ „Herr,“ betet David, „lehre doch mich, daß es ein Ende mit mir haben muß; und mein Leben ein Ziel hat und ich davon muß; wie gar nichts sind alle Menschen, die doch so sicher leben.“ - Außer dem Sterben steht uns allen gewiß bevor ein Zustand in der Ewigkeit, in welchen die Seele sogleich nach dem leiblichen Tode übergeht. Der eine stirbt, und ist bei dem Herrn im Paradiese; der andere stirbt, und ist in der Hölle und in der Qual. Eins von beiden steht dir und mir bevor; und dann noch ein Drittes, nämlich der Tag des Herrn, da der Herr Jesus sichtbarlich wieder kommen, die Lebendigen verwandeln, die Todten auferwecken, und dann die Lebendigen und die Todten richten wird. Denn wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhle Christi, auf daß ein jeglicher empfange, nach dem er gehandelt hat bei Leibesleben, es sei gut oder böse. Die Gerechten aber werden nach Seel und Leib eingehen in das ewige Leben; die Ungerechten aber nach Seel und Leib in das ewige Feuer. Das sind die großen Ereignisse, die uns bevorstehen und denen wir alle entgegen gehen. Auf diese Ereignisse Hinsehen, in gewisser Voraussicht derselben uns so verhalten, daß sie uns nicht zum Schaden, sonder n zum Gewinn gereichen, daß wir einmal getrost sterben, im Frieden fahren, von unserer Arbeit ruhen, an der Auferstehung der Gerechten Theil haben und vor dem Herrn nicht zu Schanden werden bei seiner Zukunft, das heißt vorsichtiglich wandeln. „So sehet nun zu, wie ihr vorsichtiglich wandelt, nicht als die Unweisen, sondern als die Weisen“ (Ephes. 5, 15.).