Rieger, Carl Heinrich - Kurze Betrachtungen über die Psalmen – Der 83. Psalm.
1. Ein Psalmlied Assaphs. 2. GOtt, schweige doch nicht also, und sei doch nicht so stille; GOtt, halte doch nicht so inne. 3. Denn siehe, deine Feinde toben, und die dich hassen, richten den Kopf auf. 4. Sie machen listige Anschläge wider dein Volk, und ratschlagen wider deine Verborgenen. 5. Wohl her, sprechen sie, lasst uns sie ausrotten, dass sie kein Volk seien, dass des Namens Israel nicht mehr gedacht werde. 6. Denn sie haben sich mit einander vereinigt, und einen Bund wider dich gemacht, 7. Die Hütten der Edomiter und Ismaeliter, der Moabiter und Hagariter, 8. Der Gebaliter, Ammoniter und Amalekiter, die Philister samt denen zu Tyrus; 9. Assur hat sich auch zu ihnen geschlagen, und helfen den Kindern Lots, Sela. 10. Tue ihnen wie den Midianitern, wie Sissera, wie Jabin am Bach Kison; 11. Die vertilgt wurden bei Endor, und wurden zu Kot auf Erden. 12. Mache ihre Fürsten, wie Oreb und Seeb, alle ihre Obersten, wie Seba und Zalmuna. 13. Die da sagen: Wir wollen die Häuser GOttes einnehmen. 14. GOtt, mache sie wie einen Wirbel, wie Stoppeln vor dem Winde. 15. Wie ein Feuer den Wald verbrennt; und wie eine Flamme, die Berge anzündet; 16. Also verfolge sie mit deinem Wetter, und erschrecke sie mit deinem Ungewitter. 17. Mache ihre Angesichter voll Schande, dass sie nach deinem Namen fragen müssen. 18. Schämen müssen sie sich, und erschrecken immer mehr und mehr, und zu Schanden werden, und umkommen. 19. So werden sie erkennen, dass Du mit deinem Namen heißt HErr allein, und der Höchste in aller Welt.
Der 83. Psalm hat 1) die Überschrift: Ein Psalm Assaphs. Zu Davids und also auch zu Assaphs Zeiten waren die benachbarten Völker meist unter Davids Botmäßigkeit, oder stunden in freundschaftlichem Vernehmen. Mithin ist der Psalm wieder ein auf künftige Not im prophetischen Geist gestelltes Kriegs-Gebet, dergleichen Umstände etwa unter Josaphat 2. V. Chron. 20, vorkommen; überhaupt aber schickt er sich auf alle Zeiten, wo das Volk GOttes Ursache hat, wider die Lift und Macht seiner Feinde Sicherheit bei GOtt zu suchen. Der Inhalt selbst besteht 2) aus einer Hauptbitte, V. 2. An sich wirkt GOtt immer, Seine Arbeit kann nicht ruhen. Aber GOtt verbirgt oft Sein hilfreiches Wirken vor unseren Augen, braucht Mittel und Wege, die wir nicht verstehen, lässt der Feinde Macht oft hoch steigen, um desto mehr Ehre an ihnen einzulegen. Da dünkt es uns dann, Er schweige, und halte inne. Aber eben dies Schweigen soll uns desto mehr zum Reden und Schreien bringen, dass den ganzen Tag und die ganze Nacht kein Schweigen sein, sondern ein Anmahnen beim HErrn, dass Er retten möge Seine Auserwählten, damit nicht nur die Hilfe geschafft, sondern auch die geschaffte Hilfe als eine Erhörung des Gebets angenommen und erkannt werde. Sodann werden 3) die dringenden Umstände beweglich vorgestellt, die diese Hauptbitte veranlasst haben, V. 3 9. Wider deine Verborgenen heißt es: schöner und tröstlicher Name, zu den Verborgenen GOttes zu gehören, die Er in Schutz genommen, in Schatz gelegt hat. Dieser Name mahnt eben auch zugleich an, dass man sich nicht auch ins Großtun und Toben nach der Welt Art einlassen soll, sondern sich mit seinem verborgenen Schutz und Hinterhalt gern verachten, und von der großtuerischen Welt für tot ansehen lasse. Zuletzt werden GOtt die Bitten wider die Feinde umständlich vorgetragen, und dabei die Ehre Seines Namens vorgehalten, V. 10-19. Wenn man auf die obige Geschichte Josaphats deuten will, so kann man 2. Buch Chron. 20,23. recht eigentlich sehen, was es heißt: machen sie wie einen Wirbel, und wie GOtt die, die sonst so leicht fragen: wer ist der HErr, dessen Stimme ich gehorchen soll? eintreiben kann, dass sie anders nach Seinem Namen fragen, und sagen müssen: HErr, was willst Du, dass ich tun soll? Davon hat es ein ansehnliches Exempel bei Nebukadnezar gegeben, Daniel 4,29.30., und da ists billig, dem großen GOtt auch noch jetzt über Seine vorigen Wunder im Gebet die Ehre zu geben, und sich zum Glauben zu stärken, dass Seine Hand auch noch jetzt nicht verkürzt ist.