Passavant, Theophil - Abraham und Abraham's Kinder - 8. Ein Grab

Passavant, Theophil - Abraham und Abraham's Kinder - 8. Ein Grab

Vielleicht begehrest du wieder eine Glaubensprobe Abrahams zu sehen? Fragest du ihn, so wird er sich wundern und dich ansehen, er weiß ja kaum, was du begehrest; denn stehe, wie der Saft im Baume, wie das Blut in den Adern, also lebt's dem Freunde Gottes in Leib und Herzen; also lebet er von Glauben in Glauben, und weiß kaum davon; der Glaube ist ihm seines Tages Licht, seine Speise, sein Leben; wenn er nicht sich selber einmal unähnlich wird und untreu, - so ist sein ganzes Leben nichts, denn Eine und dieselbe Glaubensthat.

Wir lesen im 23. Cap. wie Sarai starb, hundert sieben und zwanzig Jahre alt, in Hebron, im Lande Canaan; und wie Abraham kam, und sein treues Weib klagte und beweinte. Darnach stand er auf von seiner Leiche, und redete mit den Kindern Heth, und sprach: Ich bin ein Fremder und Ankömmling bei euch; gebt mir ein Erbbegräbniß unter euch, daß ich meinen Todten begrabe vor meinem Angesicht. Da antworteten Abraham die Kinder Heth, und sprachen zu ihm: Höre uns, lieber Herr; du bist ein Fürst Gottes unter uns; sie achten ihn hoch, ihn und seinen Gott, den sie doch kaum kennen; aber Gott war mit ihm, und Gerechtigkeit ist doch eine Krone vor der Welt; - begrabe deinen Todten in unsern auserwählten Gräbern; kein Mensch soll dir unter uns wehren, daß du in seinem Grabe nicht begrabest deinen Todten. Da stand Abraham auf, und bückte sich vor dem Volke des Landes, vor den Kindern Heth. Und er redete mit ihnen und sprach: Gefällt es euch, daß ich meinen Todten vor meinem Angesicht begrabe, so höret mich, und bittet für mich bei Ephron, dem Sohne Zoar, daß er mir gebe seine Höhle Makpela, die er hat am Ende seines Ackers; er gebe mir sie um Geld, so viel sie werth ist, unter euch zum Erbbegräbniß. Und Ephron, ein Angesehener unter den Kindern Heth, wollte ihm den Acker und die Höhle dazu als Geschenk geben, und sie ihm aufzwingen; aber Abraham wollte es nicht zum Geschenke annehmen, sondern wog ihm das Geld dar, das er gesagt hatte, so viel es werth war. Also ward Ephron's Acker, darin die Höhle Makpela ist, gegen Mamre über, Abraham zum eigenen Gut bestätigt, mit der Höhle darin und mit allen Bäumen rings auf dem Acker umher; daß die Kinder Heth zusahen, und Alle, die zu seiner Stadt Thor aus und eingingen. Darnach begrub Abraham Sara, sein Weib, in der Höhle des Ackers, Makpela, Mamre gegenüber, das ist Hebron, im Lande Canaan. C. 23,1-19. Nicht wahr, es fällt uns hier nichts Besonderes auf, das wir rühmen sollten von Abraham, als eine Glaubensthat; und so ist auch das Leben der Glaubenskinder voll Handlungen und Sachen aller Tage, worin sie sich vor andern Menschen kaum auszeichnen, und man siebet ihnen nichts Sonderliches dabei an, außer daß man sie wohl hie und da bei gewissen Sachen und Stunden des Eigensinns oder der Thorheit zeihen möchte. Das Land Canaan war zu wiederholten Malen Abraham und seinen Nachkommen von Gott zum ewigen Besitze verheißen worden; sie sollten einst die Bewohner alle aus diesem Lande vertreiben, die Thore ihrer Feinde rings umher besitzen, und in demselben wachsen und sich mehren, wie der Sand am Meere, wie die Sterne am Himmel, die Niemand zählen kann: 12,7. 13,14. f. 15,4. f. 22,15.. Nun aber war Abraham ein Gast und Fremdling in Canaan, und hatte nicht einen Fuß breit eigenen Boden im verheißenen Lande: auch nicht die mindeste Aussicht nach Menschenansicht, je zu diesem Besitze zu kommen. Er gedachte aber des göttlichen Worts: Ich will dir, und deinem Samen nach dir geben das Land, darinnen du ein Fremdling bist, nämlich das ganze Land Canaan zu ewiger Besitzung: 17,8; - er setzte auf dieses Wort des Allmächtigen und Wahrhaftigen alle seine Hoffnung, und seine Nachkommen nach ihm, ihre Hoffnung, ihre Zukunft, ihr Leben; er lebte davon; und so wollte er auch nicht als Geschenk, sondern nur als eigen erworbenes Gut, Eigengut, den kleinsten Erdenraum im gelobten Lande besitzen; Gott allein und kein Mensch sollte ihm Grund und Boden in Canaan schenken. So legt er hier, und von den Gräbern der Landeskinder abgesondert, die Grabstätte Saras und der Seinigen an, nach der Sitte jener Völker in einer natürlichen Höhle oder in Felsen gegraben, daß die Gebeine der Väter seines künftigen Volkes nicht liegen sollten in fremdem Lande, sondern in jenem Erbbegräbnis und in Isaaks Erblande, einst Abraham's Nachkommen: ein hehres Zeichen von seinem Glauben, und ein theures Pfand von der Treue Jehovahs. So wahr nun hier Sara's und Abraham's Leichen im Grabe zu Makpela ruheten, - und später bei ihnen Isaak, und sein Weib, Jakob, und Lea, Jakobs Weib: 25,7. f. 35,27. f. 49,31. f. 50,13. - so wahr sollte sich das Wort der großen Verheißung erfüllen. Ich will dir und deinem Samen nach dir geben das Land, da du ein Fremdling innen bist, zu ewiger Besitzung; und will ihr Gott sein:** 17,8. Und Abraham's Kinder und Kindeskinder sollen dann auch der Verheißung gedenken und des Glaubens Abrahams.

So vertrauet der Christ die Leichen der Seinigen, einen heiligen Samen, dieser vergänglichen Erde an, da sie Fremdlinge innen sind; und diese Grabesstätten der Gläubigen sind uns heilig und theuer im Hinblick auf Den, dessen heilige Leiche auch in ein Felsengrab gethan, diesen Sünderboden versöhnte und heiligte, und der die Worte gesprochen: Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an Mich glaubet, der wird leben, und wenn er auch stürbe. Und wer da lebet, und glaubet an mich, der wird nimmermehr sterben. Glaubest du das? Joh. 11,25.26. In diesem Glauben wird es gesäet verweslich, und wird auferstehen unverweslich. Es wird gesäet in Unehre, und wird auferstehen in Herrlichkeit. Es wird gesäet in Schwachheit, und wird auferstehen in Kraft: 1 Cor. 15. Theurer Glaube der Väter, wie sanft läßt sich's am Grabe unsrer in Ihm Entschlafenen weinen und warten, bis zur Zeit der letzten Posaune, da sie hervorgehen werden aus dem Grabe, die einst Ihm gelebet, die in Ihm sterben: 1. Cor. 15,52. 1. Thess. 4,16. f. Joh. 5.f. Röm. 14,7, f. Offbg. 14,13. Das wird ein Tag sein; des Glaubens Kinder sollen da nicht zu Schanden werden, s. Phil. 3, 20. 21.

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