Passavant, Theophil - Jakob's Kampf - 25. Noch ein Mal.
Siehe da das Geheimniß der Leiden, ihre Heiligkeit, ihre Hoheit, ihre Größe; und siehe auch da den Christen in der Anfechtung, unter dem Kreuze, im Leben, im Tode, seine Größe, seinen Trost, den Sieg, der ihm vorgehalten wird. Und fragen wir noch einmal, wer dieser Unbekannte sei, mit dem Jakob ringt, dieser Engel, dieser Gott, dem der Erzvater oblieget? Es ist der allmächtige Gott, der in den Himmeln ist, und kann schaffen was Er will (Ps. 115, 3.); es ist der Herr, barmherzig und gnädig, geduldig, und von großer Güte und Treue (Ps. 103, 8. 2. Mos. 34,6.); der, wie ein Vater sich über Kinder erbarmet, sich erbarmet über die, so Ihn fürchten, denn Er kennet, was für ein Gemächte wir sind; Er gedenket daran, daß wir Staub sind (Ps. 103.14.); der Vater der Barmherzigkeiten und Gott allen Trostes (2. Cor. l, 3); der Gott, zu dem der Psalmist sprach: Was ist der Mensch, daß Du sein gedenkest, und des Menschen Kind, daß Du dich sein annimmst (Ps. 8,5.)? und der zu seinem Volke sprach: Und nun, so spricht der Herr, der dich geschaffen hat, Jakob, und dich gebildet hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn Ich habe dich erlöset; Ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du bist mein. (Jes. 43.) Ich will mich mit dir verloben in Ewigkeit; Ich will mich mit dir vertrauen in Gerechtigkeit und Gericht, in Gnade und Barmherzigkeit; ja in Glauben und Treue will Ich mich mit dir verloben, und du wirst Jehova erkennen. Hos, 2.
Und, um dies noch zu sagen, wer ist dieser Heilige in Israel, sein Erlöser? Es ist jener Sohn Gottes, der Abglanz seiner Herrlichkeit, das Ebenbild seines Wesens, der alle Dinge trägt mit seinem kräftigen Wort (Hebr. 1,3.); Gott Selber, hochgelobet in Ewigkeit (Röm. 9, 5.). Es ist dieser Sohn Gottes, der in späteren Zeiten Menschen-Sohn ward, und lebte auf Erden in der Gestalt des sündigen Fleisches (8, 3.), sein ganzes Leben ein Ringen, ein Kämpfen mit der Sünde, mit dem Elende, den Leiden, den Gebrechen unserer sündlichen Natur; mit den Menschen, mit ihrem Unverstand, ihrer Ungerechtigkeit, ihrer Bosheit, ihrem Undank; mit der Feindschaft und dem Hasse der Welt; mit unseren Krankheiten und unseren Schmerzen; mit unseren Aengsten, unseren Schrecken, unserm Kreuz; mit der Macht der Finsterniß und mit dem Fluch der Sünder, und der Sünde Sold, dem Tod; - der Mann der Schmerzen, mit Krankheiten bezeichnet (Jes. 53.); gehorsam bis zum Tode, bis zum Tode am Kreuz (Phil. 2.); und rang in Geduld, in Demuth, und Sanftmuth, mit Gebet und Flehen, mit starkem Geschrei und mit Thränen, mit dem Tode bis in den Tod hinein; und hat, wiewohl Er der Sohn war, an dem, das Er litt, Gehorsam gelernet, und ist geworden, da Er vollendet war, denen, die Ihm gehorsam sind, eine Ursache der ewigen Seligkeit. Hebr. 5, 7. f.
Dieser Jesus nun, der für uns Alles getragen, Alles getilget, überwunden und vollbracht hat (Joh. 1,29. Eph. 2,13. f. 4,8. f. 1. Tim. 1,10. Hebr. 2,14. f. 1. Joh. 3,8. Joh. 16,33. 19,30.), der uns eine vollkommene und ewige Erlösung erfunden (Hebr. 9,12. 10,10. f.), der allen Leiden ihre Bitterkeit, allen Lasten ihre unerträgliche Schwere, allen Pfeilen der Feinde ihr Giftiges und Tödtliches genommen, der Selber, damit daß er unser Leben und unseren Tod geschmeckt (Hebr. 2,9. Jes. 53. Joh. 12,27.), ausgeleeret hat den Kelch der Bitterkeiten bis an die letzten Hefen, und reichet uns dann von diesem Kelche nur, was gut ist und heilsam dem Menschen, dem Sünder-Geschlechte, und in allen Stücken gleichwie wir, versucht, doch ohne Sünde, unsere Anfechtungen durchgekämpft, unsere Traurigkeiten in seinem Gemüthe getragen, unsere Thränen geweint hat, und so auch Mitleid haben kann mit unseren Schwachheiten (Hebr. 4, 15.) - dessen Last so leicht und sein Joch so sanft (Matth. 11,30.), seine Lasten uns eine Erlösung, und sein Joch eine Befreiung; - Er ist's, der da mit uns ringet in unseren schweren Stunden, Er mit uns, und wir mit Ihm; Er, der zu seinen Heimgesuchten spricht: Die Ich liebe, die züchtige Ich (Offenb. 3,19.); und zu seinen Traurigen: Ich lebe, und Ihr sollt auch leben (Joh. 14,19.) - und zu den Zitternden und Angefochtenen: In der Welt habt ihr Angst: doch seid getrost, Ich habe die Welt überwunden (16,33.). - Dieser Jesus ist es, unser Freund, unser Bruder; - darum sei stille, meine Seele, ja, sei dankbar, mein Herz, und weigere dich nicht, wenn der Tag sich neiget; weiche nicht, wenn Er in dem Dunkel der Nacht kommt, am Jordan, am Jabok; - ringe, kämpfe, nimm getrost den heiligen Kampf mit Ihm auf, denn Er ist dein Heiland; es gilt deine ganze Genesung; es gilt die ewige Freiheit, den himmlischen Kampfpreis (Phil. 3, 14.), das himmlische Leben; und wenn dir, wie Jakob an seiner Hüftpfanne, noch irgend ein Schmerz, oder nur eine Wunde, eine Narbe, eine Zeit noch nach dem Kampfe bleibet, das sei dir ein Gedenkzeichen deiner Schwachheit und seiner Kraft und Gnade, jener Kraft des Allmächtigen, die in den Schwachen mächtig wird (2. Cor. 12, 9. f.); - du hast gesiegt, weil du mit dem Starken und Gütigen gekämpft, der für dich einst Sieger ward, der für dich und in dir überwunden hat. Sie haben überwunden durch des Lammes Blut (Offenb. 12,11.). Siehe da, das Heil aller Leidenden, die Macht aller Schwachen, der Sieg der Sieger, ihr Stolz und ihr Ruhm. O des theuern, hellen Scheins in ihre Herzen gegeben, Erleuchtung der Erkenntniß der Klarheit unseres Gottes im Angesicht Jesu Christi! Wir haben aber einen solchen Schatz in irdenen Gefäßen, auf daß die überschwängliche Kraft sei Gottes, und nicht von uns, 2. Cor. 4.