Passavant, Theophil - Jakob's Kampf - 19. Eine heilige Sorge hat ihre Unruh.

Jakobs Unruh war anderer Art; es war freilich wohl auch Etwas von jener Schwachheit und Unsicherheit des menschlichen Gemüths, Ebbe und Flut der Furcht und der Angst. Er hatte sich unter den Schirm seines Gottes gestellt, und in der Nähe des Allmächtigen das zagende Herz gestartet; aber das Vergangene tauchte wieder hinter ihm mit seinen Schatten herauf, und vor ihm die nahe Zukunft mit ihren Schrecken hervor; es war Nacht. Auch im Gebete, auch beim besten Glauben, bei aller Zuversicht, allem Trost des Glaubens, weichet das Unsichtbare, das ewig ist, drei Mal und sieben Mal vor dem Sichtbaren, das zeitlich ist; das bange Herz sinket wieder und kommt wieder oben über, und sinket abermal; es betet, es flehet, es ringet wieder, und wird wieder stark, und hebet sich und schauet fröhlich um sich her; aber Fleisch und Blut rufen es wieder in das Irdische herab; des Herzens Blut wallet wieder unruhig und heiß; bange schaut das Auge himmelwärts, und fühlet sich noch auf Erden; der Erden Kräfte sind noch mächtiglich zu spüren; der Sturm brauset noch hörbar genug; das Gewissen hat noch seine Schuld, und der Feind hat noch seinen Haß; unter meinen Schritten woget's noch im Abgrund. Armes Gemächte, traue deinem Gott, laß den Allmächtigen walten und sein Werk retten: Die Wasserströme erheben sich, Herr; die Wasserströme erheben ihre Stimme; die Wasserströme erheben ihr Brausen. Mächtiger als die Stimme großer Wasser sind die Wogen des Meeres; mächtiger noch in der Höhe der Herr. Ps. 93.

Ich ehre dich in deinen bangen Gefühlen, Vater des Gottesvolks; nicht um Silber, nicht um Gold, um Erden-Güter oder Tand, ist dir bange; nicht um tausend, um zehn tausend Rinder oder Schafe mehr oder weniger, nicht um Land oder Haus; hast ja keinen Fuß breit Land auf der Erde, begehrest es auch nicht; du sorgest für andere Güter; du gedenkest des Theuersten, das dir dein Gott gab hienieden; zwölf Kinder sind dir geboren, deines Lebens Krone, und ihre Mütter sind deinem Herzen werth; ja, das sind heilige Güter. Kinder sind eine Erbschaft des Herrn, und Leibesfrucht ist ein Lohn. Ps. 127, 3. - So Jemand, sagt ein theuer werthes Wort, die Seinen, sonderlich seine Hausgenossen, nicht versorget, der hat den Glauben verläugnet, und ist ärger, denn ein Heide, 1. Tim. 5, 8, Sie sind dir theuer und heilig, diese lieben Häupter, denn es sind lebendige Seelen, nach deinem, ja, nach deines Gottes Ebenbilde gemacht; sie sind dir und deinen Händen heilig von dem Heiligen anvertraut; sind dir das Pfand seiner Wahrhaftigkeit und Treue, die Erstlinge des Volkes seines Bundes, des Volkes der Völker; auf ihnen ruhet die große Verheißung, das Erbe der Welt, das Heil der Völker, der Segen des Allmächtigen, der Preis deines Gottes, der ein Gott aller Völker werden soll unter ihnen und durch sie; auf deinen Söhnen stehet sein Friede, seine Freude, auf der Erde der Sünder.

Sie sollen zu Ihm geführet, und Ihm dargebracht werden, diese Seelen, die Er dir gegeben; sie sollen Ihn erkennen, mit diesem Herzen, diesem Gemüthe, mit allen, diesen Kräften, die Er ihnen für diese Erde, und für seine Himmel gegeben; sie sollen Ihm geheiliget und geweiht werden, denn sie sollen Ihn fürchten, Ihn lieben, Ihm leben, und Er will leben in ihnen; allein in der Welt, mitten unter einem unschlachtigen und verkehrten Geschlecht (Phil. 2, 15.), sollen sie, und ihre Kinder und Kindeskinder, Ihn anbeten und Ihm dienen in der Welt; allein mitten unter ihnen wird Er seinen Tempel, seine Gottesdienste haben, unter ihnen seine Ehre, seine Gnade, und seine Wunder. Sie sollen aber auch Zeugen werden von dir und für dich im irdischen Canaan und im himmlischen: ihre Frömmigkeit soll zeugen von deiner Frömmigkeit, ihr Glaube von deinem Glauben, ihr Gehorsam von deinem Gehorsam, ihr Leben von deinem Leben; darum sei Vater! sorge für sie, laß dir bange für sie sein, zittere für sie, pflege sie, hüte und behüte, wache über sie, bete über sie, flehe für sie Tag und Nacht; übergib sie Dem, der allein mächtig ist zu rathen, zu helfen, zu retten, zu segnen; und dann wache wieder vor den Pfeilen, die des Tages fliegen; vor der Pestilenz, die im Finstern schleichet; vor der Seuche, die am Mittag verderbet (Ps. 91.); - kämpfe, ringe für sie gegen alle Macht des Feindes von innen und von außen; laß ihr Leben, ihr Wachsen, ihr Gedeihen, in der Furcht deines und ihres Gottes, deine heilige Sorge, deine Freude, und wenn es sein muß, deinen Schmerz werden mit Thränen und mit Angst; des Vaters Schuld wieget einst schwer; der Mutter Säumen bringet eine lange Neue, wenn einst eine Stimme ruft: wo sind sie?

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