Murray, Andrew - Kernaussagen aus dem Buch "Demut - Kleinod der Heiligen"

Murray, Andrew - Kernaussagen aus dem Buch "Demut - Kleinod der Heiligen"

(In der Hoffnung, das ganze Buch durchzuarbeiten)

„Wer gross sein will unter euch, der sei euer Diener“ (Mark. 10,43b), und die gesegnete Wahrheit lehrt, dass nichts so göttlich und himmlisch ist, als Diener und Helfer zu sein. Der treue Diener, der seine Stellung richtig erfasst, findet eine wahre Freude in der Sorge für die Bedürfnisse seines Herrn.

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Dass dies von solchen zu sagen möglich ist, die nach höherer Heiligkeit streben wollen, dass das blosse Bekennen der Heiligkeit nicht immer von wachsender Demut begleitet wird, ist ein lauter Ruf an alle ernsten Christen, in aller Treue und Sorgfalt zu beweisen, dass Sanftmut und Demut des Herzens, die Hauptmerkmale sind, an denen die Nachfolger des sanftmütigen und demütigen Gotteslammes erkannt werden.

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Seine (des Gläubigen) Hauptsorge, seine grösste Tugend, sein einziges Glück jetzt und in alle Ewigkeit besteht darin, sich als leeres Gefäss darzustellen, in dem Gott seine Macht und Güte wohnen lassen und erweisen kann. Das Leben, das Gott verleiht, wird nicht ein für allemal, sondern jeden Augenblick beständig durch die unaufhörliche Wirkung Seiner mächtigen Stärke mitgeteilt.

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Demut ist allein der Nährboden der Gnaden. Der Mangel an Demut ist die ausreichende Erklärung jeder Schwäche und jedes Fehlers. Demut ist nicht allein eine Gnade oder eine Tugend neben anderen, sondern vielmehr die Wurzel aller Gnaden und Tugenden, weil sie allein die richtige Stellung vor Gott einnimmt und ihm alles zu tun erlaubt.

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Der Ruf zur Demut ist in der Kirche zu wenig beachtet worden, weil das wahre Wesen und die Bedeutung der Demut zu wenig erfasst wurde. Sie ist nicht etwas, was wir Gott bringen; sie ist einfach die Empfindung unserer gänzlichen Nichtigkeit, in der wir Gott den Weg dazu bereiten, in uns alles zu sein und die entsteht, wenn wir sehen, wie Gott wahrhaftig alles ist.

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… dass das erste und vorzüglichste Zeichen der Beziehung des Geschöpfes zu Gott, das Geheimnis ihrer Seligkeit, die Demut und Nichtigkeit ist, die Gott in allem freie Hand lässt.

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Demut ist aber nicht etwas, was von selber kommt; sie muss vielmehr zum Gegenstand des besonderen Verlangens, des Gebets, des Glaubens und der praktischen Übung gemacht werden.

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Lasst uns fleissig des Herrn Bild betrachten, damit unsere Seelen von der Bewunderung Seiner Erniedrigung und von der Liebe zu Seiner Demut erfüllt werden! Lasst uns glauben, dass Jesus Christus selbst uns seine Gnade mitteilen, uns einen Teil Seines wunderbaren Lebens verleihen will, wenn wir gebeugten Herzens unseres Hochmuts innewerden und unser Unvermögen, ihn zu vertreiben fühlen.

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Der Hochmut hat seine Wurzel und Stärke in einer furchtbaren geistlichen Macht, sowohl ausserhalb von uns, als auch in uns. So sehr wir ihn als unser wirkliches Eigentum bekennen und beklagen müssen, dürfen wir seinen satanischen Ursprung nicht übersehen.

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Der hoffnungslose Kampf gegen die Werke des Ichs und des Hochmuts in uns, muss uns in der Tat noch hoffnungsloser erscheinen, wenn wir an die Macht der Finsternis denken, die hinter allem steht.

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… auf eine solche Demut, die wir vor allem als unsere grösste Freude in Christo suchen und um jeden Preis begehren, ist bei einer weltförmigen Religion sehr wenig Hoffnung vorhanden.

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Er betrachte wie aller Mangel an Liebe, alle Gleichgültigkeit gegen die Nöte, Gebrechen und Gefühle anderer, alle scharfen und vorschnellen Äusserungen und Urteile, all die Ausbrüche des Temperaments, der Empfindlichkeit und Gereiztheit, alle Gefühle der Bitterkeit und Entfremdung ihre Wurzel haben in dem immer sich selbst suchenden Hochmut - und der Leser wird deutlich erkennen, wie ein finsterer, ich möchte sagen, teuflischer Hochmut fast allenthalben, auch in den Versammlungen von Gläubigen schleicht.

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Gläubige betrachtet fleissig Jesu Demut! Sie ist das Geheimnis, die verborgene Wurzel deiner Erlösung. Versenke dich von Tag zu Tag immer tiefer hinein! Glaube mit deinem ganzen Herzen, dass Jesus den Gott der Vater dir gab und dessen göttliche Demut das Werk der Erlösung für dich zu Stande brachte, in dir einkehren will, um in dir zu wohnen und zu wirken und aus dir das zu machen, wozu der Vater dich haben möchte!

Wir sagten bereits, dass die Gnade der Demut in Wahrheit in nichts anderem besteht, als in der einfachen Zustimmung des Geschöpfes, Gott alles sein zu lassen in der Tugend sich ganz an ihn hinzugeben, damit Er allein wirke.

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…ihm keinen Augenblick der Anspruch, etwas zu sein, oder zu tun, gestattet werden kann, sondern dass er nur ein leeres Gefäss ist, dass Gott füllen muss. Darin besteht vor allem die Gleichförmigkeit mit Jesus, dass wir nichts von uns selber sind oder tun, so dass Gott alles ein kann.

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…in der Erkenntnis nämlich, dass Gott es ist, der alles in allen wirkt, dass also unsere Stellung in rückhaltloser Hingabe an Ihn und in völliger Abhängigkeit, sowie in vollkommener Verzichtleistung auf alles bestehen muss, so dass wir völlig einwilligen, nichts von uns selbst zu sein oder zu tun.

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Merken wir, dass dieses Leben zu hoch für uns ist und unsere Fähigkeiten übersteigt, so kann uns das nur um so mehr drängen, es in Jesus zu suchen.

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Beginne Gott dafür zu preisen, dass uns in Jesu eine himmlische Demut zugänglich gemacht worden ist, von der du fast nichts wusstest und durch die eine, himmlische Seligkeit in dich kommen kann, wie du sie vielleicht noch nie geschmeckt hast!

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Sanftmut und Demut ist das eine, das Er uns anbietet; darin finden wir vollkommene Seelenruhe. Demut ist unser Heil, unsere Seligkeit.

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Das alles vermag die Lehre zu bestätigen, dass Demut als eine von den vorzüglichsten und höchsten Gnaden schwierig zu erlangen ist, dass auf sie aber unsere ersten und eifrigsten Bemühungen zu richten sind und dass sie nur dann zur Auswirkung kommt, wenn des Geistes Fülle uns des innewohnenden Christus teilhaftig macht, so dass er in uns lebt.

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Der Hochmut ist unser und herrscht in uns mit so furchtbarer Gewalt, weil er unser Selbst, unsere Natur ist.

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… die Demut zu den Menschen wird der einzig hinreichende Beweis, dass unsere Demut vor Gott eine wirkliche und echte ist,…

Nicht dadurch, dass du dich mit deiner Sünde beschäftigst, sondern dadurch, dass du dich mit Gott (und seinen Zusagen) befasst wirst du Befreiung vom Ich erlangen.

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Einen Prediger hörte ich einmal in seiner Rede sagen: die Segnungen des höheren christlichen Lebens würden oft wie Gegenstände im Schaufenster eines Ladens ausgestellt; man könne diese deutlich sehen und doch würde nicht jeder danach greifen. Wollte jemand sagen man solle nur die Hand ausstrecken und nehmen, so bekäme er von Manchen die Antwort: ich kann nicht; zwischen ihnen und mir ist eine dicke Glasscheibe. Ebenso können Christen die gesegneten Verheissungen von vollkommenen Frieden, von überströmender Liebe und Freude, von beständiger Gemeinschaft und Freundlichkeit deutlich sehen und doch fühlen sie, etwas ist zwischen diesen und uns, etwas hindert den wirklichen Besitz. Und was kann dies sein? Nichts anderes als der Hochmut. Die Verheissungen bewirken Zuversicht und Gewissheit im Glauben; die Einladungen und Ermunterungen sind so kräftig; die mächtige Hand Gottes, auf die man sich verlassen darf, ist so nahe und bereitwillig, dass nur bei uns sich etwas finden kann, was den Glauben hemmt und uns am Besitz der Segnungen hindert.

In jenen Worten (Joh. 5,44) macht uns Jesus offenbar, dass es in der Tat der Hochmut ist, der den Glauben unmöglich macht. „Wie könnt ihr glauben, die ihr Ehre voneinander nehmet?“ Wie Hochmut und Glaube in ihrer wahren Natur unversöhnliche Gegensätze sind, so stammen Glaube und Demut aus ein und derselben Wurzel. Wir besitzen jederzeit so viel wahren Glauben; wie uns echte Demut eigen ist. Wir können eine verstandesmässige Überzeugung und Gewissheit der Wahrheit besitzen, während der Hochmut im Herzen sitzt und den lebendigen Glauben unmöglich macht.

Erwägen wir nur einen Augenblick, was der Glaube ist! Ist er nicht das Bekenntnis der Nichtigkeit und Hilflosigkeit, die Übergabe an Gott und das Warten auf Gottes Wirken? Ist er nicht durch und durch Demut, nehmen wir ihm nicht die Stellung völliger Abhängigkeit ein, da wir nichts anderes beanspruchen oder erhalten oder tun, als was die Gnade erlaubt?

Demut ist einfach die Fähigkeit und Zubereitung der Seele zum Glaubensleben. Selbst die geheimsten Regungen des Hochmuts in der Selbstsucht, im Selbstvertrauen oder in der Selbsterhöhung sind Kraftäusserungen des Ichs, das weder in das Himmelreich kommen noch die Güter des Reiches Gottes besitzen kann, weil es sich weigert, Gott zuzustehen, das zu sein, was Er ist und sein muss, nämlich alles in allem.

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Die Demut ist es, die eine Seele zum Nichtssein vor Gott bringt, die jedes Hindernis des Glaubens entfernt und die Seele nur fürchten lässt, sie könnte etwa Gott dadurch entehren, dass sie ihm nicht völlig vertraut.

Haben wir hier nicht die Ursache, weshalb es am Trachten nach der Heiligung fehlt, weshalb unser Glaube so oberflächlich und von kurzer Dauer ist? Wir wussten nichts und hatten keinen Begriff davon, was das Ich und der sich stets geltend machende Egoismus des Hochmuts noch verborgener Weise in uns wirkte und wie Gott allein durch Seine einwohnende und mächtige Kraft jenen Hochmut vertreiben konnte. Wir verstanden nicht, wie nur die neue und göttliche Natur, indem sie den Platz unseres alten Ichs einnimmt, uns wirklich demütig zu machen vermag. Wir wussten nicht, dass unbeschränkte, unaufhörliche und völlige Demut die Grundverfassung jedes Gebetes und jedes Nahens zu Gott sowie jeder Beziehung zu den Mitmenschen sein muss. Wie wir ohne Augen nicht sehen, ohne Atem nicht leben können, ebensowenig vermögen wir ohne alles durchdringende Demut des Herzens zu glauben und Gott zu nahen oder in Seiner Liebe zu wohnen.

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Demut führt zum völligen Tode. Demut bedeutet das Preisgeben des Ichs und das Einnehmen der Stellung der vollkommenen Nichtigkeit vor Gott. Jesus erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode.

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Es sollte dem Apostel Paulus eine deutliche Einsicht in die tiefe Wahrheit gegeben werden, dass Jesu Gegenwart jeden Wunsch, in uns selbst etwas zu suchen, beseitigen wird und uns froh werden lässt bei jeder Demütigung, die uns zur völligen Erweisung der Kraft Jesu vorbereitet.

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Die wichtigste Lektion, die ein Gläubiger zu lernen hat, handelt von der Demut. Oh dass jeder Christ, der der Heiligung nachjagt, dies begreifen würde! Es mögen hochgradige Heiligung, glühender Eifer und tiefe Erfahrung vorhanden sein und doch kann sich, wenn der Herr es nicht durch besondere Massnahmen verhütet, in all dem eine unbewusste Selbsterhöhung finden. Lasst uns diese Lektion lernen: Die höchste Heiligkeit ist die tiefste Demut! Seien wir uns dessen bewusst, dass die Demut nicht von selbst kommt, sondern nur, wenn sie zum Gegenstand der besonderen Fürsorge unseres treuen Herrn und zum Gegenstand des beharrliche Strebens Seines treuen Dieners gemacht wird!

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Die Gefahr des Hochmuts ist grösser und näher, als wir denken und ganz besonders zur Zeit unserer schönsten Erfahrungen. Der Prediger geistlicher Wahrheiten, bewundernd von seinen Hörern, der begabte Sprecher, der im kleinen Kreise die Geheimnisse des inneren Lebens darlegt, der Christ, der von gesegneten Erfahrungen Zeugnis ablegt, der Evangelist, der wie im Triumph voranschreitet und ganzen Scharen zum Segen und zur Freude wird - niemand ermisst die verborgene, unbewusste Gefahr, der sie ausgesetzt sind.

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Unsere Demut ist Seine Sorge und Sein Werk. Seine Gnade genügt uns, um auch der Versuchung des Hochmuts zu begegnen. Seine Kraft wird in unserer Schwachheit mächtig. Erwählen wir es doch schwach, niedrig und nichts zu sein!

Die Demut sei unsere Freude! Rühmen wir uns am allerliebsten unserer Schwachheit und haben wir Gefallen an allem, was uns beugen und niedrig halten kann; die Kraft Christi wird dann auf uns ruhen. Christus erniedrigt sich selbst, deshalb hat ihn auch der Vater erhöht. Christus wird uns demütigen und uns demütig halten. Lasst uns vertrauensvoll und freudig alles hinnehmen und in alles einwilligen, was uns demütigt. Die Kraft Christi wird bei uns wohnen, auf uns ruhen. Wir werden alsdann finden, dass die tiefste Demut das Geheimnis wahrer Glückseligkeit und einer Freude ist, die durch nichts zerstört werden kann.

In der Bemühung um Gehorsam und Vollkommenheit muss der Mensch sein Unvermögen kennen lernen und daran verzweifeln…

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Mache Seinen Ruhm zum Gegenstand deiner Sorge, indem du dich selbst erniedrigst; der Herrn wird auf deinen Ruhm bedacht sein, indem Er deine Demut vollendet und die wahre Gesinnung Seines Sohnes als dein bleibendes Leben dir einhaucht.

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Möge Gott uns die Überzeugung verleihen, dass demütig zu sein und in Seiner Gegenwart sich zu erniedrigen, die höchste Vollkommenheit und der grösste Segen des christlichen Lebens ist! Er spricht: „Ich wohne in der Höhe und im Heiligtum und bei denen, die zerschlagenen und demütigen Geistes sind.“ (Jes. 57, 15). Sei dies doch unser Teil!

Oh demütiges Herz Jesu, das den Hoffärtigen widersteht, den Demütigen aber Gnade verleiht, vertilge allen Hochmut aus meinem Herzen, damit ich zu den geistlich Armen, zu den wahrhaft Demütigen gehöre! Nimm Du mich in Deine Schule, mein Jesus und mein Herr und verhilf mir zu Deiner Demut! Ich erkenne meine Nichtigkeit; ich bin nichts; sei Du mein alles immerdar!

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