Luther, Martin - Eine Predigt das man Kinder zur Schulen halten solle.

Luther, Martin - Eine Predigt das man Kinder zur Schulen halten solle.

Dem Erbarn Fursichtigen Lasaro Spengler / der Stad Nurmberg Syndico / meinem besondern lieben herrn und freunde.

Gnad und fride inn Christo unserm liebern Herrn und trewen Heilande / Amen.

Erbar / fursichtiger lieber herr und freund / Ich hab einen sermon gefasset an die Prediger / so hin und widder sind / das sie die leute vermanen / ihre kinder zur schulen halten / Und ist mir unter henden gewachsen und schier ein buch worden / wie wol ich mit gewallt hab mussen mich auffhalten ( das nicht allzu gros wurde / so reich und vol ist solch Thema / Und wolt ja gern / das er viel nutz schaffet / Hab den selbigen auch unter ewrem namen lassen aus gehen / keiner ander meinung / denn das er möchte damit deste mehr ansehens haben / und wo ers wird / auch bey euch unter ewern burgern / gelesen würde / Denn ob ich wol achten kan / das ewre Prediger hierin vleissig gnug sein werden / und die sachen (als von Gott hochbegnadete leute) so kennen und fordern / das sie weder meins vermanens noch berichts (Gott lob) dürffen: So schadets doch nicht / das viel mit einander stimmen / und dem teuffel deste stercker begegen.

Denn es kan freilich nicht wol feilen / das inn einer solchen grossen Stad / unter solchem grossem hauffen burger der teuffel auch seine kunst nicht solt versuchen und ettliche anfechten / das sie das wort Gottes und die schulen / verachten / Und sonderlich / weil da ursachen viel sind (nemlich / der kauff handel) die kinder von der schulen / zum dienst des Mammon zu keren / Und on zweivel seine gedancken da hin richtet / Wenn er zu Nurmberg / das wort und die Schule veracht hette gemacht / so were jhm seines anschlags nicht ein geringes stück gelungen / Weil er damit ein exempel hette gestifft / das jnn gantzem Deudschen lande / ein gewaltig ansehen / und fur war / allen schulen jnn andern stedten einen harten stos thun würde / Denn Nurmberg / leucht warlich jnn gantz Deudsches land / wie eine sonne unter mon und sternen / und gar krefftiglich andere Stedte bewegt / was da selbst jm schwang gehet.

Aber Gott sey gelobt und gedanckt / der des teuffels gedancken lange vorkomen hat / Und einem Erbarn fursichtigen Rat eingegeben / eine solche / feine / herrliche / Schule zu stifften und anzureichten / mit grosser kost und darlegung / die aller feinesten leute dazu erwelet und verordent / das freilich (Ich will nicht zu hoch rhumen) vorhin / keine hohe schule /wens gleich Paris were / so wol mit legenten versorget gewesen ist / wie mir das zeugen müssen / so mit mir auffgezogen sind jnn hohen schulen / Denn ich weis und habe jhre kunst auch gelernt / und kan sie auch noch / leider / allzu wol / Das mag doch ja ein herrlich fein Catorthoma sein / und ein tugent solcher berumbten Stad / und weit beruffen weisen Rat ehnlich und ehrlich / dar jnn sie ja Christlich und reichlich ihr unterthan bedacht und mit allen trewen zu jhrem heil ewiglich / und auch zu nutz und ehren zeitlich / gefordert haben / Welch werck / Gott auch / gewislich mit reichem segen und gnaden stercken wird / jhe lenger jhe mehr / ob sich gleich der teuffel eine zeitlang da widder sperren mus / denn er kan ja nicht lustig dazu sein / das unserm Herrn / ein solch fein tabernakel gehawet ist jnn dieser sonnen / Er mus wolcken / nebel und staub zu samen treiben / und allenthalben weren / das solcher glantz ja nicht weit leuchte / odder doch ja tunckel werde / Wie solt er anders thun?

Dem nach hoffe ich auch / das die burgerschafft werden solcher jhrer herrn trew und liebe erkennen / und mit anhalten jhrer kinder zur schulen / solch werck helffen redlich stercken / Weil sie sehen / das on jhr kost / fur jhr kinder / so reichlich und vleissig gesorgt und alles bestellt ist / Sonderlich so es die prediger weidlich treiben / Denn wo es die selben nicht treiben / da wird der gemeine man mit gedancken vom Satan angefochten und uberteubet / das er leichtlich da von fellet / und fur andern geschefften / ja nicht so kan der sachen nach dencken / was dran lige / wie gros nutz odder schaden hie sey / als ein prediger thun kan / darumb mus man auch gedult mit jhnen haben / wo sie nicht verstockt / böse sind / Denn ich kenne Nurmberg so fern wol / das Gott loeb / viel feiner / Christlicher burger hat / die von hertzen gern thun / was sie thun sollen / wo sie es allein wissen odder jhn gesagt wird / Welchen rhum sie nicht allein bey mir / sondern auch allenthalben haben.

Ist nichts mangels hie zu fürchten / Denn das etwa ein Götzer odder götzen knecht (Ich meine den Mammon) der seinen son von der schule zeucht und furgibt / Wenn mein son rechen und lesen kan / so kan er gnug / Man hat nu deudsche bucher / da mit ein bose eyempel gebe den andern frumen burgern / dem sie denn / unversehens / jhres schadens / folgen / guter meinung / als sey es gar wol gethan und müsse also sein / Welchem mangel / die prediger wol raten können / Denn es mus eine gemeine und sonderlich eine solche stad / mehr Menschenen denn kauff leute haben / Auch andere leute / die mehr können denn rechen und deudsche bucher lesen / Deudsche bucher sind furnemlich dem gemeinen man gemacht / hm hause zu lesen. Aber zu predigen / regiern / und richten / beide jm geistlichen und weltlichem stande / sind wol alle künst und sprachen / jnn der welt / zu wenig / schweige denn die deudsche allein / sonderlich jtzt zu unser zeit / da man mit mehr und andern leuten zu reden hat / denn mit nachbar Hans. Aber solche Götzer / dencken an das regiern nicht / Mercken auch nicht / das wo predigen und regiern nicht were / das sie jhrem Gotzen auch nicht eine stunde dienen möchten.

Wol will ich gleuben / das unter so vielen leuten / ein Götzer odder etliche seien / die nichts darnach fragten, ob die lobliche stad Nurmberg ehre odder schande uberkeme / wenn sie allein jhren pfennig hetten / Aber da must man widderumb nach solchem schedlichen Götzer auch nicht fragen / und ihn faren lassen mit seinem bösen exempel / Und da gegen dencken / So hoher rhum es ist solcher stad / das ein Erbar Rat so trewlich und redlich thut mit der schulen / so grosse schande were es widderumb / das die Burger sollten solche trew und wolthat jhrer herrn verachten / Und sich da mit teilhafftig machen des bösen exempels und ergernis / so allen andern Stedten da mit gegeben were / die darnach sagen thurften / Ja / so thut man zu Nurmberg / da auch leute sind / Warumb sollten wirs denn besser machen?

Wiltu Götzer nicht bedencken / was Göttlich und ehrlich ist / und allein auff deinen Götzen trachten / So wird Gott dennoch leute finden / die es bedencken / Denn ich hab / Gott lob / etliche viel stedte erfaren / da der Rat nicht wohl am wort und schulen gewest / Aber so viel frumer burger funden sind / die mit teglichem anhalten dennoch den Rat ubermöcht haben / Schulen und pfarhen anzurichten / So wird / ob Got will / zu Nurmberg / umb deinen willen / die schande auch nicht aus gehen / das die burger sollten deinem exempel nach die schulen verachten / welche mit solcher grosser trew und kost / ein Erbar Rat stifft und hellt / So es jnn viel geringern stedten / die burger / gleich mit verachtung des Rats / dennoch zu wegen bringen.

Aber wo kome ich hin mit meinem geschwetz / lieber herr und freund ? Ich meine es sey die art dieser sachen / das man viel da von wasschen musse / Aber ich will hie mit unter ewrem namen / mit allen ewr Stad burgern / also geschwetzt haben / bitte freundlich mir das zu gut halten / Und / wie jhr on das / bis her und noch gethan / solche sache / helffen heben und treiten / Denn ich meine es ja gut / das weis Gott. Christus unser HERR stercke und halt euch bis auf jhenen tag / da wir uns / ob Gott will / frlichen sehen werden / jnn einer andern gestalt / Denn der euch so viel gegeben hat / an seinem werck und wort / zu thun / wie bis her geschehen / der wird auch fort faren / und das alles vollenden / Dem sey lob und danck jnn ewigkeit. AMEN.

Ewr williger. Marti. Luther Eine Predigt das man kinder zur Schulen halten solle.

Lieben freunde / weil ich sehe / das sich der gemeine man / frembd stellet gegen die Schulen zu erhalten / und jhre kinder / gantz und gar / von der lare zihen / und allein auff die narunge und bauchs sorge sich geben / Und daneben nicht wollen oder mügen bedencken / welch ein grewlich unchristlich ding sie damit fur nehmen / und wie grossen mördlichen schaden / dem teuffel zu dienst / sie jnn aller wellt thun / Hab ich mir furgenomen diese vermanung an euch zu thun / ob villeicht noch ettliche leute weren / die noch ein wenig gleubten / das ein Gott jm himel und eine helle fur die ungleubigen bereit sey (Denn es stellet sich schier alle welt / als / were wedder Gott jm himel noch teuffel jnn der helle) und sich an diese vermanung kereten / Und wil also erzelen / was mützes und schadens jnn diesem stück sey.

Erstlich / wollen wir den geistlichen odder ewigen nutz und schaden fur uns nemen / dar nach den zeitlichen odder weltlichen. Ich hoffe ja / das die gleubigen und was Christen heissen wil / fast wol wissen / das der geistliche stand / sey von Gott ein gesetzt und gestifftet / nicht mit gold / noch silber / sondern mit dem theuren blut und bittern tode seines einigen sons unsers Herrn Jhesu Christi. Denn aus seinen wunden fliessen warlich (wie man vorzeiten auff die brieffe malete) die Sacrament / und hatts warlich theur er arnt / das man jnn der gantzen welt / solch ampt hat / zu predigen / teuffen / lösen / binden / Sacrament reichen / trosten / warnen / vermanen / mit Gottes wort / und was mehr zum ampt der seel sorgen gehoret. Denn auch solch ampt / nicht allein hie das zeitlich leben und alle weltliche stende fordert und halten hilfft / sondern das ewige leben gibt / und vom tode und sunden erlöset / welchs denn sein eigentlich furnemlich werck ist / Und zwar die welt allzumal stehet und bleibt / allein umb dieses standes wilen / sonst were sie lange zu boden gangen.

Ich meine aber nicth den jtzigen geistlichen stand jnn Klöstern und stifften / mit seinem ehelosen wesen / Denn der selbige ist lengest von seiner ersten löblichen stifftung gefallen / und nu nicht mehr denn ein stand zum geld und zinsen gestifftet / durch menschliche weisheit / hat auch nichts geistlichs an sich / on das sie nicht ehlich sind / des sie auch nicht bedurffen / haben wol ein anders da fur / Sonst ists alles eitel eusserlich / zeitlich / vergenglich geprenge / Denn sie achten des wortes und predigtampt nichts / wo aber das wort nicht gehet / da mus schlechte geistlichkeit sein / Sondern den stand meine ich / der das predig ampt und dienst des worts und der Sacrament hat / welchs gibt den geist / und alle seligkeit / die man mit keinem gesenge noch geprenge erlangen kan / als da ist / das Pfarr ampt / Lerer / Prediger / Leser / Priester (die man Capplan nennet) Küster / Schulmeister / und was zu solchen emptern und personen mehr gehöret / Welchen stand / die schrifft warlich hoch rhumet und lobet / Sanct Paulus nennet sie Gottes haus halter und knechte / Bischoffe / Doctores / Propheten / da zu auch Gottes boten / zu versünen die welt mit Gott / 2. Corinthi 6. Joel nennet sie die Heilande / David nennet sie Könige und Fursten / Psalm 67. Haggeus nennet sie Engele / und Malachias 2 spricht / Die lippen des Preisters behalten das gesetz / denn er ist ein Engel des HERRN Zebaoth / wie sie Christus selbs nennet nicht allein Matth. 11 da er den Teuffer Johannen einen Engel nennet / Sondern auch durchs gantze buch der Offenbarung Johannis.

Darumb haben die Alten solchen stand seer gemidden und gescheucht anzunemen / umb seiner grossen wirde und höhe willen / das man sie hat da zu mussen zwingen und treiben / wie wol hernach und bis her viel gewesen sind / die solchen stand haben gepreiset / umb des Messhaltens willen / mehr denn umbs predigens willen / welcher preis und rhum bis anher gewachsen ist / so hoch / das sie das priesterlich ampt und stand (Messe zu opfern) uber Maria und Engel gesetzt haben / weil die Engel und Maria nicht sollen mess halten können / das doch ein priester könne / Und ist ein herrlich ding gewest / umb einen newen Priester und erste Messe / Und selig war die frawe / die einen priester getragen hatte / so doch das wort und predigtampt das aller hohest und furnemest ist / des man nicht so hoch geachtet hat / und jnn Summa / Ein Priester hat geheissen / der messe halten könne / ob er gleich nicht ein wort hat wissen zu predigen und ein ungelerter esel gewest ist / Das ist fast der jtzige geistliche stand noch heutigs tages.

Ist nu das gewis und war / das Gott den geistlichen stand selbst hat eingesetzt und gestifft / mit seinem eigen blut und tode / Ist gut zurechen / das er den selbigen / wil hoch geehret haben / und nicht leiden / das er solle untergehen odder auff hören / Sondern erhalten haben / bis an Jungsten tag. Denn es mus ia das Evangelion und die Christenheit bleiben bis an Jungsten tag / wie Christus spricht Matthei vlti. Sihe / ich bin bey euch bis an der welt ende. Durch wen / sol er aber erhalten werden? Ochsen und pferde / hunde und sew werdens nicth thun / holtz und steine auch nicht / Es werden wir menschen thun musen / Denn es ist ia solch ampt nicth ochsen noch pferden befolhen / sondern uns Menschen / Wo sol man aber menschen dazu nehmen / on bey denen die kinder haben? Wenn du nicht wilt dein kind da zu zihen / jhener auch nicth / und so fort an / kein vater noch mutter / sein kind unserm Gott hie zu geben / Wo wil denn das geistlich ampt und stand bleiben? Die alten so jtzt drinnen sind / werden nicht ewig leben / sondern sterben teglich da hin / und sind kein ander da / an jhre stad / Was wird Gott zu letzt da zu sagen? Meinstu / er werde des ein gefallen haben / das wir sein Gottlich gestifft ampt / zu seinem lobe und ehren / und zu unserm heil / so theur erworben / so schendlich verachten / und mit solchem undanck lassen fallen und untergehen ?

Er hat die kinder geben / und narung dazu / nicht darumb / das du allein deine lust an jhnen solt haben / odder zur welt pracht zihen. Es ist dir ernstlich gepotten / das du sie solt zihen zu Gottes dienst / odder solt mit kind und allem rein aus gewortzelt werden / das alles verdampt sey / was du an sie legest / wie das erste gebot sagt. Ich suche heim der veter missethat an den kindern / bis jns dritte und wierde gelied / denen / die mich hassen. Wo wiltu sie aber zu Gottes dienst zihen / wenn das predig ampt und geistlicher stand ligt und gefallen ist? Und deine schuld ist / der du wol hettest können dazu thun und helffen erhalten / wo du dein kind hettest lassen lernen. Denn wo du es thun kanst / und dein kind da zu tüchtig ist odder lust hat / Und du thust es nicht / sondern hinderst es / hörestu es wol? So bistu schuldig an dem schaden / das der geistliche stand fellet / und wedder Gott noch Gottes wort jnn der wellt bleibt / Denn so viel an dir ist / lessestu jhn fallen / und weil du ein kind nicht wilt da zu geben / so thettestu eben auch mit allen / wenn du die welt vol kinder hettest / das deinet halben Gottes dienst schlecht zu grunde gehet.

Und hilfft dich nicht / das du sagen wolltest / mein nachbar hellt seinen son zur schule / ich darffs nicht. Denn dein nachbar kan auch so sagen / Und so fort an alle nachbarn / Wo kriegt Gott die weil leute zu seinem geistlichen ampt? Du hast die person und kanst sie geben / aber du wilts nicht thun / dein nachbar auch nicht / Also gehets denn zu boden / so viel an auch ist. Weil du denn lessest deinem Gott sein stifft und eigesetzt ampt / so hoch und theur erarnt / verwüsten / und mit solcher greulicher undanckbarkeit untergehen / so soltu auch widderumb verflucht sein / und beide an deinen kundern und an dir selbs / eitel schande und jamer erleben / odder doch sonst also geplagt werden / das du nicht alleine hie auff erden / sondern auch dort ewiglich jnn der helle / sampt jhn verdampt werdest / Das soll dir auch nicht feilen / auff das du lernest / die kinder seien nicht so gantz und gar dein / das du Gott nichts müssest da von thun / Er wil auch recht dran haben / Und sie sind auch mehr sein / denn dein.

Und das du nicht denckest / Ich spreche dir hie mit zu hart zu / So wil ich dir beide nutz und schaden zum teil fur legen (denn wer kan sie alle erzelen) die du thust / das du selbst sagen müssest / du seiest mit allem recht des teuffels eigen / und billich zur hellen ewiglich verdampt / wo du dich hierinn trefflich findest / und nicht besserst / Widderumb auch dich von hertzen frewen und frolich sein mügest / wo du dich hierinn findest / das du von Gott da zu erwelet bist / mit deinem gut und erbeit einen son zu erzihen / der ein fromer Christlicher Pfarher / Prediger odder Schulmeister wird / Und da mit Gott selbs erzogen hast einen sonderlichen diener / ja / wie droben gesagt ist / einen Engel Gottes / einen rechten Bisschoff fur Gott / einen heiland vieler leute / einen König und Fursten jnn Christus reich / und jnn Gottes volck einen lerer / ein liecht der welt / Und wer wil odder kan alle ehre und tugent erzelen / eines rechten trewen Pfarhers / so er fur Gott hat? Es ist ja kein theurer schatz / noch edler ding auff erden und jnn diesem leben / denn ein rechter / trewer Pfarher odder Prediger.

Denn rechen du selbs / was mutzes das liebe predig ampt und die seel sorge schaffet / die selbigen schaffet gewislich auch dein son / der solch ampt trewlich furet / Als / das so viel seelen teglich durch jhn geleret / bekeret / getaufft und zu Crhsito bracht und selig gemacht werden / und von sunden / tod / helle und teuffel erlöset / zur ewigen gerechtigkeit / zum ewigen leben und himel durch jhn komen / das wol Daniel 12. sagt / Das die so andere leren / sollen leuchten wie der himel / und die so viele zur gerechtigkeit weisen / sollen sein wie die sternen jnn ewigkeit / Denn weil Gottes wort und ampt / wo es recht gehet / mus on unterlas grosse ding thun / und eitel wunder werck treiben / So mus dein son auch on unterlas grosse und eitel wunder thun fur Gott / Als todten auff wecken / teuffel aus treiben / blinden sehend / tauben hörend / aussetzigen rein / stummen redend / lamen gehen / machen / Obs nicht leiblich geschicht / so geschichts doch geistlich jnn der seelen / da es viel grösser ist / Wie Crhistus spricht Joh. 14. Wer an mich gleubt / der wird die werck thun / die ich thu / und noch grossere werck thun. Kan solchs ein gleubiger thun / gegen einzele personen / Wie viel mehr wird solchs thun ein offentlicher prediger / gegen und jnn einem gantzen hauffen? Nicht das ers thue / als ein mensch / sondern sein ampt / von Gott da zu geordnet / das thuts / und das wort Gottes / das er leret / Denn er ist ja das werckzeug da selbest zu.

Thut er nu solche grosse werck und wunder geistlich / so folget daraus / das er sie auch leiblich thut / odder jhe ein anfenger und ursach da zu ist / Denn wo her kompts / das die Christen am Jungsten tage von den todten aufferstehenw erden / das alle tauben / blinden / lamen / und was fur plagen am leibe gewest sind / mussen ablassen / und ihre leichnam / nicht allein fein / hübsch / gesund / sondern auch so helle und schön leuchten werden / als die sonnen / wie Christus spricht / Kompts nicht da her / das sie durchs wort Gottes / hie auff erden / sind bekeret / gleubig / getaufft und Christo eingeleibt? wie Paulus sagt Roma 8. das Gott / wird unsere sterbliche leichnam aufferwecken / umb seines geists wilen / der jnn uns wonet. Wer hilfft nu den Menschen / zu solchem glauben und anfang der leiblichen aufferstehung / on das predig ampt und wort Gottes / das dein son furet? Ist nu das nicht ein unmesslich / grösser / herrlicher werck und wunder / denn so er leiblich odder zeitlich todten auffweckte widder zu diesem leben / odder blinden / tauben / stummen / aussetzigen hulffe jnn der wellt und jm vergenglichem wesen?

Wenn du gewis werest / das dein son dieser werck eines / an einem einigen Menschen sollte thun / Nemlich / das er nur einen blinden solt sehend machen / einen todten aufferwecken / eine seele dem teuffel nehmen / einen Menschen aus der hellen erretten / odder welchs der eines were / soltestu nicht billich mit allen freuden / dein gut dran wogen / das er zu solchem ampt und werck möcht erzogen werden= und fur grossen freuden springen / das du mit deinem gelt / fur Gott / so ein gros ding hettest gestifft? Denn was sind alle stifft und klöster / wie sie jtzt sind und jm brauch gehen / mit jhren eigen wercken / gegen einen solchen Pfarherr / Prediger / odder Schulmeister? Wie wol sie vorzeiten und anfenglich von frumen königen und herrn / allzu mal / zu diesem theuren werck / gestifft sind / das man solche prediger und pfarherr drinnen erzihen sollte / nu aber leider durch den teuffel jnn den jamer geraten / das es mord gruben und eitel vorburge der hellen worden sind / zum verderben und schaden der Christenheit.

Nu sihe / Dein son thut solcher werck nicht eins allein / sondern viel / ja alle sampt / da zu teglich / Und das das aller beste ist / fur Gott thut er sie / der selbige sihet sie da fur an / und hellt sie so theur und hoch / wie gesagt ist / obs gleich die Menschen nicht erkennen noch achten / ja wenn jhn die wellt gleich einen ketzer / verfurer / lügener / auffrurer / schilt / das ist so viel deste besser / und ein gut zeichen / das er ein rechtschaffener man ist / und seinem Herrn Christo ehnlich / Muste doch Christus selbs auch ein auffrurerisscher / mörder / verfurer sein / und also mit den mördern gerichtet und gecreuzigt werden / Was lege mir daran / wenn ich ein prediger were / das mich die wellt einen teuffel hiesse / wenn ich weis / das mich Gott seinen Engel heisst? Die wellt heisse mich einen verfürer / wie lange sie wil / Inn des heisst mich Gott seinen trewen diener und haus knecht / die Engel heissen mich jhren gesellen / die heiligen heissen mich jhren bruder / die gleubigen / heissen mich jhren vater / die elenden seelen / heissen mich jhren heiland / die unwissenden heissen mich jhr liecht / Und Gott spricht ja / da zu / Es sey also / die Engel auch sampt allen Creaturn. Ey wie hübsch hat mich denn die welt sampt dem teuffel geteusscht / mit jhrem lestern und schmehen? Ey wie gros hat sie an mir gewunnen? Wie grossen schaden hat sie mir gethan? die liebe trawte.

Das ist nu gesagt von den wercken und wundern / die dein son thut / gegen die seelen / von sunden / tod und teuffel zu helffen. Aber das thut er auch gegen der wellt eitel grosse / mechtige werck / Nemlich / das er alle stende berichtet und unterweiset / wie sie eusserlich jnn jhren ampten und stenden sich halten sollen / da mit sie fur Gott recht thun / kan die betrubten trosten / rat geben / böse sachen schlichten / jrrige gewissen entrichten / fride helffen halten / sünen / vertragen / und der werck on zal viel und teglich / Denn ein prediger / bestettigt / sterckt und hilfft erhalten alle Oberkeit / allen zeitlichen friede / steuret den aufrurischen / leret gehorsam / sitten / zucht und ehre / Unterricht Vater ampt / mutter ampt / kinder ampt / knecht ampt / und summa / alle weltliche empter und stende. Dis sind wol die geringsten guten werck eines Pfarhers / noch sind sie so hoch und eddel / das sie noch nie keine Weisen unter allen Heiden erkant noch verstanden / viel weniger zuthun vermocht haben / auch noch nicth / kein Jurist / kein hohe schule / stifft noch kloster / solche werck weis / und weder jm geistlichen noch weltlichen recht / geleret werden / Denn da ist niemand / der solche weltliche ampt / Gottes grosse gaben odder gnedige ordnung heisse / sondern das wort Gottes und predig ampt alleine preiset und ehret sie so hoch.

Darumb / so man die warheit sagen wil / Der zeitlich fried / der das grösseste gut auff erden ist / darinn auch alle andere zeitliche güter begriffen sind / ist eigentlich eine frucht des rechten predig ampts / denn wo dasselbige gehet / bleibt der krieg / hadder und blut vergiessen wol nach / Wo es aber nicht recht gehet / da ists auch nicht wunder / das da krieg sey odder jhe stettige unruge / lust und willen zu kriegen und blut zu vergiessen / Wie wir jtzt sehen / das die Sophisten nichts anders / den blut schreien und feuer speien konnen / Vergiessen der unschuldigen pfaffen blut umb der ehe willen / so doch der Bapst und jhr eigen geistlich recht selbst / wenn sie solche ehe hoch straffen / so setzen sie die pfaffen vom priester ampt / lassen sie aber bey leib und gut und bey Christlichen ehren bleiben / viel weniger verdamnen sie die selbigen zur hellen / halten sie auch fur keine ketzer / wie das mussen alle Juristen und alle welt zeugen / und auff dem Reichtstage zu Nurmberg auch gesetzt ist / Aber die blinden blut hunde haben sich vom predig ampt in die lügen ergeben / darumb können sie auch das morden nicht lassen / wie der teuffel jhr Got auch thut / Jo. 8. der von anfang ein lugener und morder gewest ist / und bleibt.

Das heisst nu Menschen an leib und seel / an gut und ehre gedienet von einem rechten pfarher / Ober das Sihe nu / wie er Got dienet / und was fur herrliche opffer und Gots dienst er ubet / denn durch sein ampt und wort wird erhalten / das reich Gottes / jnn der welt / Die ehre / der name und rhum Gotts / die recht erkentnis Gottes / der rechte glaube und verstand Christi / die frucht des leidens und bluts und sterbens Christi / die gaben / werck und krafft des heiligen geists / der rechte selige brauch der tauffe und sacrament / die rechtschaffen reine lere das Evangelij / die rechte weise den leib zu zuchtigen und creutzigen / und der gleichen viel / Und wer kundte dieser jtzt gesagten stucke eines jmer mehr genugsam preisen? Und was ist da von noch zu sagen? wie viel er da mit thut / das er widder den teuffel / wellt weisheit und fleischlichen dunckel / so viel streit erhellt / so viel sieg da von bringet / so viel jrthum nidderschlegt / so viel ketzereien weret? Denn er mus widder die Hellen pforten streiten und kempffen / und dem teuffel abgewinnen / und thuts auch / nicht er / sondern sein ampt und wort / Das sind alles unzelige und unaussprechliche werck und wunder des predig ampts. Summa / wenn man Gott selbs aus loben wird / so wird man sein wort und predigt auch aus loben / Denn es ist Gottes ampt und wort.

Wenn du nun gleich ein könig werest / so soltestu doch dich nicht werd lassen düncken / das du deinen son mit allem deinem gut dran gewagt / zu solchem ampt und werck / geben und ziehen möchtest / Ist nicht hie dein pfennig odder erbeit / so du an solchen son wendest / allzu hoch geehret / allzu herrlich gesegenet / alzu köstlich angelegt / und besser denn kein königreich noch keiserthum ist fur Gottes augen gerechent? Auff den knien solt einer solchen pfennig an der welt ende tragen / wenn er wüste / das er sollte da selbs / so herrlich und theur angelegt werden / Und sihe / du hassts jnn deinem hause und jnn deinem schos / dar an du es so herrlich kanst anlegen / Pfu und aber pfu / und widder pfu / unser blinden und schendlichen undanckbarkeit / das wir nicht sehen / wie trefflich schönen Gottes dienst thun / ja welche grosse herrn wir sein kundten / fur Gott / mit geringem thun / da zu mit unserm eigen gelt und gut.

Die Sophisten schelten uns / das wir Lutherischen nicht gute werck leren / Ja es sind feine gesellen / sie verstehen sich nicht ubel auff gute werck / Sind diese obgenante stücke nicht gute werck? Was sind aller stifft und klöster werck / gegen diese herrliche wunder? Es ist ein dolen und raben gegecke / und noch nicht so gut als das gecken der dolen / Denn die selben gecken doch mit liebe und lust / Sie aber heulen ihr gegeck mit unlust / wie die Uhu und nacht eulen. Hat man nu vorhin gros / von den ersten messen und newen priestern / gehalten / Und ist vater und mutter sampt allen freunden frolich gewesen / das sie einen son zum mussigen / faulen / unnützen mess pfaffen / odder fresspfaffen haben erzogen / der Gott mit seinem lesterlichen messopfern und verlornem gebet / geschendet / und die wellt mit unzuchtigen leben geergert und geschunden hat / Wie viel hoher solltestu dich hie frewen / wenn du einen son zu dieser ampt einem erzogen hettest? da du gewis bist / das er Gott so herrlich dienet / den Menschen so reichlich hilfft / und den teuffel so ritterlich schlegt? Da hastu ja dein kind Gotte recht und fein geopfert / das dich die Engel selbs fur ein schönes wunder ansehen mussen.

Widderumb auch solltu wissen / was du fur schaden thust / wo du hierinn das widder spiel thust / Denn so dir Gott ein kind gegeben hat / tüchtig und geschickt zu solchem ampt / und du zeuchsts nicht da zu / sihest alleina uff den bauch und zeitliche narung / So nim fur dich / das register droben gestellet / und durch lauff das selbige jnn seinen angezeigten guten wercken und wundern / so wirstu sehen und finden / welch ein frömlin und kreutlein du bist / Denn so viel an dir ist / so entzeuchstu Gott einen Engel / einen diener / einen könig und fursten jnn seinem reich / Einen heiland und troster der Menschen / an leib und seel / an gut und ehre / Einen Heubtman und Ritter widder den teuffel und forderst jhm sein reich / also / das er die seelen jhn sunden / tod / hellen / behellt / und viel mehr hinein teglich bringt / und allenthalben obligt / Die wellt jnn ketzerey / jrthum / unfriede / krieg und hadder bleibt und teglich erger wird / Dazu Gottes reich / Christlicher glaube / die frucht des leidens und bluts Christi / das werck des heiligen geists / das Evangelion und aller Gottes dienst untergehet / und alle teuffels dienst und misglauben uber hand nimpt / Welchs alles hette mugen nach bleiben und verhindert / da zu auch gebessert werden / wo dein kind da zu gezogen und komen were.

Wie wiltu bestehen? wenn dich Gott am todbette odder jungsten gericht / hie mit wird ansprechen und sagen / Ich bin hungerig / durstig / gast / nacket / krankck / gefangen / gewest / und du hast mir nicht gedienet / Denn was du den leuten auff erden und meinem reich odder Evangelio nicht gethan hast / sondern hast es helffen unterdrucken / die seelen lassen verderben / das hastu mir selbs gethan / denn du hettest wol helffen konnen / Ich hatte dir auch kind und gut dazu gegeben / Aber du hast mutwilliglich mich und mein reich und alle seelen lassen not leiden und verschmachten / da mit dem teuffel und seinem reich / mit und meinem reich zu widder gedienet / der sey auch nu dein lohn / far mit jhm hin jnn der hellen abgrund / Mein himel reich und erdreich / hastu nicht helffen bawen und bessern / sondern zerstoren und schwechen / so wone auch nu jnn dem hause / das du dir gebawet hast.

Wie meinstu? Ob dich hie nicht uberfallen werden plotzlich / nicht allein tropffen / sondern eitel wolckbrüche mit sunden / der du jtzt nichts achtest und sicher dahin gehest / als thettestu gar wol / das du dein kind nicht zur lere zeuchst . Aber als denn wirstu mussen sagen / das du billich jnn abgrund der hellen verdampt seiest als der ergesten / schedlichsten Menschen einer / so auff erden gelebt haben / Und zwar / wenn du es auch jtzt jm leben wolltest bedencken / müstestu warlich fur dir selbs erschrecken / denn es vermag kein gewissen ertragen / wo es an der obgenannten stücken einem sich schuldig findet / Wie viel weniger kans ertragen / so solche stücke alle sampt / plötzlich / da her fallen / die nicht zu zelen sind? das dein hertz denn schreien mus / deiner sunde seien mehr denn laub und gras / dazu grösser denn himel und erden / und wirst mit Manasse dem könige Juda sagen / Meiner sunde ist mehr / denn des sands am meer / und meine missethat ist gros. Denn das sagt auch das naturlich recht. Wer schaden verhueten kan / und thuts nicht / der ist auch selb schuldig an solchem schaden / als der gewislich lust und willen da zu hat / und thetts selber / wo er ursachen odder gelehenheit / da zu hette / Darumb sind solche leute gewislich eben so gut als der teuffel selbs / weil sie beide / Gott und der welt so feind sind / das sie beide / das himelreich und erdreich helffen verderben / und dem teuffel gnug schelten kan / so kan man solche leute auch gnug schelten / die solch werck und ampt Gottes hindern / Denn sie sind des teuffels diener.

Hie mit wil ich nicht dar auff gedrungen haben / das ein jglicher sein kind musse zu solchem ampt zihen / denn es mussen nicht alle knaben / Pfarher / Prediger / Schulmeister / werden / Und ist gut zu wissen / das herrn und grossser leute kinder / hie zu nicht zu brauchen sein werden / denn die welt mus auch erben und leute haben / man zurisse sonst die Weltliche oberkeit / Ich rede von den gemeinen leuten / die doch sonst vorhin hetten jhre kinder / umb der pfreunde und lehen willen / lassen lernen / Und nu allein umb der narung willen / da von halten / ob sie gleich / keiner erben durffen / und dennoch von der schule halten / unangesehen / das die kinder geschickt und tüchtig zu diesen ampten weren / und sie wohl da mit kundten / on alle not und hindernis / Gott dienen. Solche tüchtige knaben / solt man zur lere halten / sonderlich der armen leute kinder / denn da zu sind aller stifft und klöster / pfreunden und zinse / verordent / Wie wol daneben dennoch auch die andern knaben / ob sie nicht so wohl geschickt weren / auch sollten lernen / zum wenigsten latein verstehen / schreiben und lesen / denn man darff nicht allein hochgelarte Doctores und Magister jnn der schrifft / man mus auch gemeine Pfarherr haben / die das Evangelion und Catechismus treiben jm jungen und groben volck / teuffen und sacrament reichen / Ob sie nicht zum streit widder die Ketzer tugen / da ligt nicht macht an / Man mus zum guten gebew nicht allein werckstuck / sondern auch fülle stein haben / so mus man auch Kuster und ander person haben / die da dienen und helffen zum preidg ampt und wort Gottes.

Und wenn schon ein solcher knabe / so latin gelernt hat / darnach ein handwerck lernt und burger wird / hat man den selbigen jm vorrat / ob man sein etwa zum Pfarher odder sonst zum wort brauchen muste / schadet ihm auch solche lere nicths zur narung / kan sein haus deste bas regieren / und ist uber das zugericht und bereit / zum predig ampt odder pfarr ampt / wo man sein bedarff / Und sonderlich zu unsern zeiten / ists ja leicht solche personen zu erzihen / die das Evangelion und den Catechismus lernen mügen / weil jtzt nicht allein die heilige schrifft / sondern auch allerley kunst reichlich am tage ist / mit so viel büchern / lesen / predigen (Gott lob) das man jnn dreien jaren / mer kan lernen / denn vorhin jnn zwentzigen / das auch weiber und kinder / aus den deudschen buchern und predigen / jtzt mehr können (ich sage die warheit) von Gott und Christo / denn vorhin / alle hohen schulen / stifft / klöster / das gantze Bapstum und alle welt gekund haben / Aber latinisch mussen die gemeinen Pfarrher und Prediger können / und mügen des nicht emperen / so wenig als die gelerten des Griechisschen und Ebreischen emperen sollen / wie S. Augustinus spricht / und das geistliche recht selbs setzt.

Ja sprichstu / Wie wenn es ubel gerett / das mein son ein ketzer / odder sonst ein bube wird? Denn die gelerten heisst man die verkereten. Wolan / das mustu wogen / dein vleis und erbeit ist darumb nicht verloren / Gott wird dennoch ansehen deinen trewen dienst / und da fur rechen / als were es gleich wol angelegt / Mustu doch wogen / wie er gerate jnn allen andern sachen / wo zu du jhn ziehen wilt / Wie giengs dem lieben Abraham / dem sein son Ismael auch nicht geriet / Isaac / sein son Esau auch nicht / Adam / sein son Cain auch nicht? Solte Abraham darumb haben abgelassen / seinen son Isaac / und Jsaac seinen son Jacob / und Adam seinen son Habel / zu Gottes dienst zu zihen? Wie viel sind böser könige und leute gewest jnn dem heiligen aufferweleten volck Israel / die mit ketzereien und abgöttereien all unglück anrichten / und alle Propheten erwurgten / Solten drumb die priester Levi das gantze volck haben lassen faren / und niemand mehr zum Gottes dienst zihen? Wie viel waren böser priester und Leviten / unter dem stam Levi / den Gott selbs zum priester ampt erwelet hatte? Wie viel hat Gott leute auff erden / die aller seiner güte und Creatur misserauchen? Solt er darumb seine güte lassen / und keinen Menschen leben lassen / / odder auff hören wol zuthun?

Auch das du nicht zu seer sorgest / wo dein son erneeret werde / wenn er sich auff die lare gibt / und zu solchem Göttlichen ampt und dienst / So hat dich Gott auch hicht hierinn gelassen noch vergessen / auff das du ja nicht sorgen noch klagen sollest / Er hat verheissen durch Sanct Paulus 1. Corinthi 9. Wer dem Evangelio dienet / sol vom Evangelio erneeret werden. Und Christus selbs Matthei. 10. Ein erbeiter ist seins lohns wird. Esset und trinckt was sie haben. Im Alten testament / auff das sein predig ampt nicht untergienge / erwelet er und nam das gantze geschlecht Levi / Nemlich das zwelfft teil des gantzen volcks Israel / und gab jhn den zehenden vom gantzen volck / daruber die ersten früchte / allerley opffer / eigen stedte / vorstedte / ecker / wisen / vieh und was da zu gehöret. Im Newen Testament sihe zu / wie reichlich vorzeiten / Keifer / Könige / Fursten und herrn gegeben haben zu solchem ampt / das jtzt die stifft und klöster jnne haben / und da mit Könige und Fursten ubertreffen / Er wird und kan nicht lassen / die jhm trewlich dienen / Er hat sich zu hoch versprochen und gesagt / Ebre am dreitzehenden Capitel. Ich wil dich nicht lassen noch verseumen.

Auch so rechen du selbs / wie viel pfarhen und Predigstuele / Schulen / Kustereien fur handen sind / die noch jtzt das mehrer teil gnugsam versorget sind / und teglich ledig werden. Was sind das anders / denn kuchen und keller von Gott bestellet / deinem son / das er seine narung schon hat zubereit / ehe er sie brauchet und da zu nicht erwerben darff? Da ich ein junger studend war / höret ich sagen / das jm Furstenthum zu Sachssen (ist mir recht) bey achtzehen hundert pfarrhen weren / Wo das war ist / und auff ein jgliche pfarrhe gehören zum wenigsten zwo person / nemlich / ein Pfarher und Kuster / ausgenomen was jnn stedten / Prediger / Caplan / Helffer / Schulmeister und Collaboranten sind / das allein jnn solch Furstenthum / bey den viertausent gelerter personen gehoren / der teglich jnn zehen jaren / wol das dritte teil absterben / Nu wolt ich wetten / ob jnn halben deudschen lande / jtzt vier tausent schüler weren / Nu ich setze / das kaum acht hundert pfarrhen Jnn dem Furstenthum sind / wie viel wil der wol jm gantzen deudschen lande sein? Ich wil gern sehen / wo man uber drey ja wolle Pfarher / Schulmeister / Küster nehmen? Werden wir hie nicht zu thun / und sonderlich die Fursten dran sein / das beide / knaben Schulen und hohen schulen recht angericht werden / so wird ein solcher mangel an personen werden / das man wird drey odder vier stedte einem Pfarher / und zehen dorffer einem Capplan befelhen mussen / kan man sie dennoch auch noch haben.

Da ligen die hohen Schulen / Erfford / Leiptzig und ander mehr wüst / so wol als die knaben schulen hin und wider / das jamer zu sehen ist / Und fast allein das geringe Wittemberg mus jtzt das beste thun. Und solchen mangel werden ja die stifft und klöster auch (acht ich) fulen / sollten sie ein gut jar haben / Sie werdens ja nicht so hoch hinaus singen / wie sie es angefangen haben / weren sie noch so kraus / odder sollen die personen mussen leiden und anbeten jnn jhren Capiteln / von denen sie sich vorhin nich gern hetten lassen ansehen / Darumb las nur getrost lernen dein kind / Es wird an leuten ehe mangeln / denn an gutern / Villeicht / wo die welt lenger stehet / und Gott gnade gibt / das die Fursten und Stedte da zu thun / mügen der stifft und klöster guter / auch widder zu solchem brauch komen / da zu gestifft sind / Und was darffs viel sorgens fur den bauch? Da stehet Christus und spricht / Matth. 6. Sorget nicht / was jhr essen und trincken werdet / Ewr himlisscher Vater weis wol / das jhr solchs bedurffet / Sucht zum ersten das reich Gottes und seine gerechtigkeit / so sol euch das alles / zu komen. Wer dem nicht gleubt / der sorge jmer hin und sterbe hungers da zu.

Wie wol es war ist / das ettliche jar her / viel Pfarher grossen hunger gelidden und noch leiden / Das mus man schuld geben / dem paroxysmo jnn der welt / das die leute so böse / undanckbar und geitzig sind / Und da zu dads Evangelion verfolgen / da mit uns Gott versucht / ob wir rechtschaffen sind / Und nicht anders zu rechen ist / denn als sey es umb die Zeit der Merterer / da die frumen lerer auch grosse not und armut lidden / wie Paulus selbs rhumet / und Christus auch verkündigt Matthei 9. Wenn der breutgam von jhnen genomen wird / denn werden sie fasten. Das ist die recht Evangelische fasten. Es ist auch selten Gottes wort auff gangen / es ist eine theure zeit mit komen / als zu Abraham / Isaac / Jacob / Joseph / Elias / Eliseus zeiten / waren grausame theurung / neben so grossem liecht der wahrheit / Und jm anfang des Evangelij war eine grosse theurung durch die gantze welt. Act. 11. Das mus denn des lieben Evangelij und Gottes wort schuld sein / und nicht der wellt vorigen missethat und gegenwertiger verstockter undanckbarkeit. Also gaben die Juden alle jhren jamer schuld der lere Jeremie / jere. 44. Und die Römer / da sie von den Gotten wurden zerstöret / wustens auch niemand schuld zu geben / denn das sie Christen worden werden / Da widder Sanct Augustinus ein gros buch geschrieben hat / De Civitate Dei.

Aber las wasschen wer da wesscht / die wellt ist welt / Wie jhene zu lügenern worden und untergangen sind / so sollen diese auch zu lügenern werden und vergehen / das dennoch Christus und sein wort bleibe / Er sitzt wol so fest und hoch / wie geschrieben stehet / Der HERR sprach zu meinem HErrn / setze dich zu meiner rechten / Da sitzt er / Wer lust da zu hat und böse ist / der reiss jhn herunter / so lange aber er da sitzen bleibt / wollen wir auch bleiben / Was gilts? Und jnn Summa / Es mag leicht dein kind / so viel narung vom predig ampt haben / als von einem hand werck / Es were denn sache / das du nach grossem gut trachtest / aus deinem son einen grossen herrn zu machen fur der welt / wie die Bischoffe und Thum herrn sind / Bistu des gesinnet / so gehet dich diese rede nicht an / Ich rede jtzt mit den gleubigen / die das predig ampt ehren und hoch achten uber allen reichtum / als / nehest Gott selber / den höhesten schatz / den Menschen gegeben / Das sie wissen / wie grossen dienst sie Gott daran thun können und sollen / als / die da lieber wollen dieses wercks teilhafftig sein / auch mit geringem gut / denn der wellt güter haben und dieses emperen / die selbigen werden wol erkennen / das die seele mehr ist denn der bauch / und der bauch leicht mag gnug haben / und doch das ubrige hinder sich lassen müsse / Aber die reichtum suchen / die werden alle jhr gut mit sich nehmen / und nichts hinder sich lassen / Wie kans jhn feilen? Ddas sey zu einem teil dieses Sermons eilend und kürtzlich angezeigt / vom geistlichen nutz und schaden / so man hat aus der Schulen erhaltung und verachtung.

Quelle: Kießling,G. - Martin Luther

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