Krummacher, Gottfried Daniel - Brief an die reformierte Gemeinde Baerl

Krummacher, Gottfried Daniel - Brief an die reformierte Gemeinde Baerl

Baerl, den 2. Juni 1801

Ehrwürdige Brüder Consistoriales und übrige vielgeliebte Glieder der Gemeinde!

Vorne an muß ich das Wort setzen, das der Heilige Geist Psalm 139 im 5. Vers durch David hat aufzeichnen lassen: Du schaffest es, was ich vor und nach tue, und was Jeremias 10 u. 23 stehet: Ich weiß, Herr, daß des Menschen Thun nicht stehet in seiner Macht und stehet in niemandes Gewalt, wie er wandele oder seinen Gang richte. Und ich muß vor Gott und Euch bekennen, daß ich dieses jetzt so klar erfahren habe, daß ich an der vollkommenen Wahrheit dieses Sprüche so wenig zweifeln kann als an meinem Leben. Meine Neigung und mein Vornehmen, mein Gebet und Flehen und Wünschen und Hoffen war es, ich würde bei Euch bleiben und auch ferner das Wort vom Kreuz predigen, aber siehe, Gott und er allein hat mein Herz ganz anders gerichtet, so daß ich ziehen muß, oder ich würde gegen Gott streiten.

Ich weiß es, wie sehr Euch dies betrüben wird, aber das glaube ich auch zuversichtlich, wer unter Euch jene Sprüche von Herzen glaubt und darum betet, daß dieselben ihm klar und kräftig werden mögen, der wird Ruhe finden.

Wer über mich richten will, dem kann ich nicht wehren. Er bedenke aber, daß Jesus es verbiete, und schweige lieber bis am letzten Gerichte, wo der Rat meines und seines Herzens vor meinem und seinem Richter offenbar werden muß. Gott sei aber ewig gelobt, daß ich klar und fest durch seine Macht überzeugt worden, daß ich seinen Willen tue, lasset uns denn nur warten, so werden wir seine Herrlichkeit von hinten nach sehen. Dessen bin ich fest überzeugt.

Ich danke Euch für Eure mir allezeit bewiesene Liebe, welche zu vergelten ich nicht imstande bin, wohl aber der Herr, der Euch dazu bewirkt hat. Er wolle sie Euch vergelten, sonderlich im Geistlichen!

Ich werde eine kurze Zeit abwesend sein und Euch dann schriftlich oder mündlich die Zeit meiner Abschiedspredigt bestimmen.

Der Gott alles Trostes tröste diejenigen Herzen, die seines Trostes bedürfen und begehren! Amen.

Ich bin mit herzlicher Liebe

Euer bisheriger Lehrer am Wort der Gnade

Daniel Gottfried Krummacher.

Quelle: Krummacher, G. D. - Gesammelte Ähren

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