Heliand - 41 - Das künftige Leiden.
Da hieß er seine guten Jünger ihm näher
Treten, die Zwölfe, die ihm die treusten waren
Der Männer auf Erden. Ihnen sagte der Mächtige
Nun abermals, welche Angst und Noth
Ihm zukünftig wäre. „Kein Zweifel ist daran.
Jetzt nach Jerusalem zu der Juden Volk
Geleitet ihr mich. Da wird Alles geleistet,
Dem Volk erfüllt was in der Vorzeit einst
Weise Männer von mir meldeten und wiesen.
Da sollen mich verkaufen unter die Schächer
Die Helden an die Herschaft; da werden mir die Hände gebunden,
Die Arme gefeßelt. Viel erdulden muß ich,
Des Hohnes hören und der Harmrede,
Schimpfen und Schelten, viel schmähliche Lästerung.
Sie martern mich entsetzlich mit der Waffen Schärfe,
Lösen mich vom Leben. Doch werd ich zu diesem Licht
Durch Gottes Kraft vom Grab erstehen
Am dritten Tage. Nicht deshalb kam ich diesem Volk,
Daß die Söhne der Zeit Schweres um mich litten,
Mir dienten diese Leute; nicht das will ich begehren,
Von dem Volk erflehen: ihnen zum Frommen will ich werden,
Ihnen demüthig dienen, für diese Degen all
Meine Seele geben. Sie selber will ich nun
Mit meinem Leben erlösen, die hier lange harrten,
Die Menge der Menschen, meiner Hülfe.“