Hall, Christopher Newman - 17. Im Aufnehmen des Kreuzes folge Jesu!

Hall, Christopher Newman - 17. Im Aufnehmen des Kreuzes folge Jesu!

Um dem Vorbilde des Herrn Jesu, wie dasselbe im Vorhergehenden aufgestellt worden, nachzufolgen werden wir unsern eigenen Lüsten und Begierden beständig Gewalt antun müssen. Und dies wird oft nicht leicht, sondern schwer und schmerzlich sein. Die Selbstverleugnung oder das Kreuztragen ist aber eine durchaus notwendige und unerlässliche Bedingung der Nachfolge Jesu. Oftmals und sehr bestimmt ermahnt Er dieserhalb seine Jünger: Wer mir folgen will, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich täglich, und folge mir nach. Und wer nicht sein Kreuz auf sich nimmt, und folgt mir nach, der ist meiner nicht wert.

Ein zum Tode verurteilter Verbrecher wurde einst gezwungen, auf seinem Wege zur Kreuzigung das Querholz seines eigenen Kreuzes selbst zu tragen. Dies war in jenen Zeiten ein Zeichen der Schmach, wie es ähnlicherweise in unsern Tagen der Fall sein würde, wenn ein Missetäter bei seinem Gange nach dem Schafott den Strick tragen müsste, an dem er aufgehängt werden, oder das Beil, womit er enthauptet werden sollte. So war das Kreuztragen denn, besonders, wenn der Verurteilte durch die Geißelung vorher zerfleischt und abgeschwächt war mühsam und schmerzlich. Und solches Kreuztragen ist eben ein Bild der Erduldung von Beschwerden, Mühseligkeiten und Schmähungen.

Es ist klar, dass wir ohne Selbstverleugnung keine Christen sein können. Durch das Evangelium erlangen wir die Erlösung von unseren Sünden, indem es uns frei macht von unsern bösen Lüsten und Begierden; lassen wir dieselben aber fahren, so ist es unzweifelhaft, dass die Erlösung notwendigerweise durch die Selbstverleugnung bedingt wird. Ein Kranker, der sich in der Kur befindet, muss sein Kreuz auf sich nehmen, indem er bittere Arzneien einnimmt, sich schmerzlichen Operationen unterwirft und auf die strenge Diät beschränkt, welche ihm von seinem Arzt verordnet ist. Ebenso ist es unmöglich, dass wir von dem Arzte unserer Seelen geheilt werden, wenn wir uns der Ursachen unserer Krankheit nicht entschlagen. Er verschafft uns Heilung von unserer Krankheit, jedoch nur unter der Bedingung, dass wir uns davon befreien lassen, und darum versteht es sich von selbst, dass wir Alles, was sie unterhalten kann, aufgeben müssen. Sündige Gewohnheiten müssen wir, wie alt sie auch sein, und wie fest sie auch mit uns verwachsen sein mögen ablegen. Der Herr zeigte, dass, wie schwer auch solche Selbstverleugnung, sie doch notwendig sei, indem Er sprach: Ärgert dich deine rechte Hand, so haue sie ab und wirf sie von dir. Es ist dir besser, dass Eins deiner Glieder verderbe, und nicht der ganze Leib in die Hölle geworfen werde. Wir müssen Christo folgen und gehorsam sein um jeden Preis. Wenn Er's fordert, müssen wir willig und bereit sein, Ihm unsere Güter, unsere Freunde, unsere Ehre und selbst unser Leben aufzuopfern. Weigern wir uns des aber, und geben wir so zu erkennen, dass wir irgend etwas Anderes mehr lieben, als Jesum, so können wir wie Er sagt nicht seine Jünger sein.

In früheren Zeiten mussten seine Nachfolger oft schwere Verfolgungen leiden. Viele von ihnen schmachteten im Kerker, Viele kamen auf die Folter, weil sie eine Freiheit verschmähten, die eine Verleugnung ihres Herrn gewesen wäre, und Viele hauchten ihr Leben am Schandpfahl aus, aber freuten sich ihres Heilandes noch, während die quälenden Flammen um sie herumschlugen. Solchen Leiden sind wir nun zwar nicht mehr ausgesetzt, allein dennoch können wir, wenn wir Ihm treulich folgen, in Spott und Hass hineingeraten, an unserm zeitlichen Vorteil Einbuße erleiden, mit denen, von welchen wir ab hängig sind, zerfallen und uns unsere besten Freunde entfremden. Ja, das Kreuz, welches wir zu tragen, kann manchmal ein recht schweres sein; dennoch sollen wir uns nicht weigern, dasselbe auf uns zu nehmen. Es ist gewisslich wahr, dass der Weisheit Wege liebliche Wege sind und zwar unaussprechlich liebliche Wege, aber sie sind es doch nur für diejenigen, welche auf ihrer Pilgerfahrt das Kreuz dem Herrn nachtragen. Wenn auch nicht immer von derselben Art und der nämlichen Schwere, so kann doch der wahre Nachfolger Christi des gewiss sein, dass er auf seinem Wege in die himmlische Heimat seinem Heilande oft das Kreuz nachtragen muss. Forsche daher nicht nach einem Pfade, auf welchem du nicht beladen sein würdest! Lass deine Augen stracks vor sich sehen! Sprüche 4,25. Kein Nebenweg führt zum Ziele. Wüsstest du einen Weg, worauf kein Kreuz zu tragen, so müsstest du denken, dass es nicht der richtige, sondern ein verkehrter wäre. Nur der gerade und schmale Pfad führt zum Himmel - liegt aber ein Kreuz darauf, so sollen wir's zu tragen, bereit sein. O, dass wir es doch niemals mit Unwillen hinter uns her schleppen möchten! Solch ein Wille ist dem Herrn ein Gräuel und bringt uns zuletzt nur Unruhe und Qual. Nein, Lasst uns das Kreuz vielmehr eiligst auf unsere Schultern nehmen und es Jesu schnell nachtragen. Er lehrte seinen Jüngern, dass sie zuvor die Kosten überschlagen sollten, wenn sie Ihm dienen wollten. Nun, wir haben's getan, und sind nach reiflicher Überlegung davon überzeugt, dass die Ehre, welche seine Nachfolge uns bringt, und dass die Güter, welche sie uns erwirbt, völlig unschätzbar sind. Ja, sie wären unendlich wohlfeil, wenn wir sie mit allen Schätzen der Welt und für ein tausendfaches Leben zu erkaufen vermöchten. Wie gerne sollten wir deshalb die unbedeutenden Kosten dafür herschießen, welche je und dann von der Treue auf uns angewiesen werden!

In solchem Kreuztragen ist uns das Vorbild Christi vor Augen gestellt. Als Er von Golgatha ging, trug Er sein Kreuz so lange, bis Er unter seiner Schwere hinsank. Und doch war dies nur ein Moment seines ganzen Lebens, das uns als eine ununterbrochene Kette von Selbstverleugnung vorschwebt. Das Kreuz, welches wir zu tragen haben, ist mit unserer eigenen Erlösung unzertrennlich verbunden. Wenn die Liebe zum Herrn Jesu uns schon antreiben sollte, dasselbe zu tragen, so erfordert es überdem auch unser eigenes Interesse. Das Kreuz aber, welches Er trug, trug Er zu unserm und nicht zu Seinem Besten. Er befand sich im Vollbesitze aller Herrlichkeit, bevor Er zu den Menschen kam und unter ihnen wohnte. Nicht für Ihn, sondern nur für uns war es notwendig durch ein ganzes Leben der Selbstverleugnung teilhaftig zu werden der Heiligkeit und Glückseligkeit. Lediglich um unsertwillen trug Er Sein schweres Kreuz; Er tat es, um unsere Schuld zu tilgen, uns mit Gott zu versöhnen, uns zu ermutigen und zu kräftigen, dass wir Welt und Teufel überwinden. Sein Kreuz war ungleich schwerer, denn das unsrige. Auf Ihm lagen die Sünden der ganzen Welt! Und doch, wie freudig trug Er dasselbe! Wie schwer unser Kreuz auch sein mag - es wird leicht und erträglich durch das Seinige. So lasst uns beständig aufsehen auf den kreuztragenden Heiland und nicht murren oder staunen darüber, dass wir ebenfalls uns selbstverleugnen sollen. Lasst uns darauf vielmehr alle Tage uns gefasst halten. Lasst es uns recht empfinden, dass wir keine wahren Christen sein können, wenn die Selbstverleugnung uns fremd ist. Selbstverweichlichung und Selbstschonung können mit wahrem Christentum nicht zusammengehen, denn, um noch einmal die Worte des Herrn anzuführen: Wer nicht Sein Kreuz auf sich nimmt und folgt mir nach, der ist meiner nicht wert!

Luk. 9,23. Matth. 5,30. Kap. 6. Kap. 7. Kap. 10,16-39. 16,24-27. 18,8.9. 27,27-50. Mark. 9,43-50. Luk. 9,23. 13,23-30. Joh. 19,17. Tit. 2,11-14.

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autoren/h/hall/folge-jesu/hall-folge_jesu_-_17.txt · Zuletzt geändert: von aj
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