Gossner, Johannes Evangelista - Am Reformationsfeste. (d. 31. Oct.)

Gossner, Johannes Evangelista - Am Reformationsfeste. (d. 31. Oct.)

Apostelgesch. 2, 36 - 42.

Von der wahren Kirchen-Verbesserung.

Da Kirchenreformation nichts Anders heißt als Kirchen-Verbesserung, so können nur die Kirchen oder Gemeinen, nur die Christen dieses Fest feiern, die sich wirklich gebessert haben in Lehre und Leben. Durch die Reformation wurde die vergrabene oder angekettete Bibel, das verdunkelte Gottes-Wort und Evangelium an's Licht gebracht, daß nach demselben alle Kirchen und einzelnen Christen, Lehrer und Laien, Hirten und Schafe sich verbessern, zur alten apostolischen Lehre und Sitte zurückkehren, und wahrhaft evangelische Christen und Gemeinen daraus entstehen sollten. Wo nun wirklich bei einer Gemeine, in einem Hause, bei einem Christen die Bibel, Gottes Wort und Evangelium Alles gilt, die einzige Regel und Richtschnur des Glaubens und des Lebens, im Glauben des Sohnes Gottes ist, da ist die Reform, die Verbesserung der Kirche. Da darf und soll man allerdings ein Fest feiern, loben und danken, sich freuen und auf ein neues auf den Grund niedersinken, auf den man gebaut ist, auf den Grund, den die Apostel gelegt und die Reformatoren wieder gesucht, gefunden und erneuert haben.

Wer aber diesen Grund nicht erkennt und annimmt, geschweige darauf steht und baut, wer die Bibel nicht für Gottes Wort hält, sondern sie mit seiner Vernunft meistert, oder im Staube liegen läßt und sich nicht daran halt und darnach richtet, sich der Welt gleich stellt, von Besserung und evangelischem Sinn und Wandel nichts an sich spüren läßt, oder wenn er auch das Wort zu glauben scheint und Beifall giebt, doch die Gnade auf Muthwillen zieht, und die Freiheit des Evangelii zur Fleischesfreiheit und zum Deckmantel der Bosheit mißbraucht, der hat heute kein Fest, keine Freude, der soll weinen und trauern, Buße thun, von vorne anfangen; der soll einen Bet- und Bußtag halten, denn Ungebesserte und Ungläubige können ja unmöglich zur verbesserten Kirche gehören, also auch nicht am Feste der Kirchen-Verbesserung theilnehmen. Es giebt aber leider so Viele, die keine Spur von Besserung in Lehre und Leben an sich tragen, und doch sich der Reformation und der Reformatoren mit vollen Backen und mit einem großen Munde rühmen. Sie glauben entweder gar nichts mehr von dem, was die Bibel und die Reformatoren nach der Bibel lehrten, sie verläugnen Christum, als Gottes Sohn, schämen sich des Evangeliums, verspotten die Versöhnung durch Christum, oder sie lästern durch ihr Leben und Wandel, was sie mit dem Munde bekennen. Diese möchte ich zurückführen in das 7. Kap. Jeremia und mit diesem Propheten in das Thor am Hause des Herrn, der Kirche Gottes treten und daselbst ihnen zurufen: Höret des Herrn Wort, ihr alle, die ihr zu diesen Thoren eingehet. So spricht der Herr Zebaoth: Bessert euer Leben und Wesen - verlasset euch nicht auf die Lügen, wenn sie sagen: hier ist des Herrn Tempel! hier ist des Herrn Tempel! hier ist des Herrn Tempel! sondern bessert euer Leben und Wesen, daß ihr recht thut Einer gegen den Andern; und den Fremdlingen, Wittwen und Waisen keine Gewalt thut rc. Wie viel Ruhm und Geschrei von Kirchen-Verbesserung wird heute gemacht: hier ist die Reformation! hier sind die Reformatoren! die haben uns von den Ketten und Banden des Aberglaubens, der Priesterherrschaft, der Menschensatzungen rc. befreit; wir haben die Bibel, wir sind nicht mehr Sklaven des Irrthums und blinden Köhlerglaubens, uns scheint die helle Sonne der Wahrheit, und dergleichen. Und es sind in ihrem Munde eben solche Lügen wie die im Munde der Juden: hier ist des Herrn Tempel! -

Wahr ist's: hier ist des Herrn Tempel, die Kirche Christi ist Gottes Haus und Tempel, die Bibel, das evangelische Christenthum ist Wahrheit und Gottes Kraft, die selig macht alle, so daran glauben. Aber seyd ihr's denn, die daran glauben? seyd ihr's, die durch Glauben das Leben haben in Seinem Namen? die durch das Gesetz des Geistes frei gemacht sind vom Gesetze der Sünde und des Todes? Seyd ihr der Tempel Gottes, der sich nicht verträgt mit den Götzen? Wandelt ihr im Lichte, welches keine Gemeinschaft hat mit der Finsterniß? Habt ihr die Gerechtigkeit, die sich scheidet von der Ungerechtigkeit? Nein, euer Christus stimmt mit Belial, euer Glaube hat Theil mit den Ungläubigen, weil ihr an einem Joche mit denselbigen ziehet. 2 Kor. 6, 14 - 16. Ihr habt keine Verbesserung, sondern eine Verschlimmerung in Lehr und Leben eingeführt, darum ist der heutige Tag kein Festtag, sondern ein Gerichtstag für euch, der euch verdammt - wenn ihr nicht einen Bußtag daraus machet, euch zur Besserung anschicket; so daß ihr zurückkehret zum evangelischen Sinn und Leben, damit ihr nicht mit dieser Welt zu Grunde gehet.

Ihr aber, meine lieben Glaubensgenossen, die ihr nichts Anders wollt, als Jesum Christum den Gekreuzigten, und euch keines andern rühmt als des Kreuzes Christi, und darum sagen könnet: Ich bin mit Christo gekreuziget, durch welchen mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt. Gal. 6. Ihr habt heute einen großen Fest- und Freudentag, an dem ihr Gott nicht genug danken könnet, daß Er das Licht hat aus der Finsterniß hervorgehen heißen, und die evangelische Wahrheit an den Tag gebracht hat durch die Reformation. Ihr fühlet und wisset euch, wie ich hoffe, wirklich verbessert, in Lehr und Leben, indem ihr Christo, dem Lichte der Welt nachfolget, nicht mehr in der Finsterniß wandelt, sondern das Licht des Lebens habt. Joh. 8, 12.

Indeß, da wir noch nicht vollkommen sind, und es noch nicht ergriffen haben, und da überdies noch Viele sind, unter uns, die sich zur evangelischen Kirche zählen, ohne das gute Werk auch nur angefangen zu haben; Viele, die den Namen haben daß sie leben, und todt sind; Viele, die den Schein der Gottseligkeit haben, aber ihre Kraft verläugnen; Viele, die wohl Herr! Herr! sagen, aber den Willen des Allerhöchsten nicht vollbringen; Viele, die wohl mit dem Munde bekennen, aber mit den Werken verläugnen - so wollen wir, um doch einigermaßen dem Zweck des Tages zu entsprechen, zurücksehen auf das Vorbild der einzigen wahren und heiligen Kirche Christi, wie sie der Herr selbst in den Tagen der ersten Ausgießung des heiligen Geistes gestiftet hat, und die Apostel in demselben Geiste eingerichtet haben. Wir wollen betrachten Apg. 2, 36 - 42.

Petrus sprach: So erkenne nun das ganze Haus Israel gewiß, daß Gott diesen Jesum, den ihr gekreuzigt habt, zum Herrn und Christ (Messias) gemacht hat. Eine verbesserte Kirche muß der ersten, ursprünglichen Kirche der Apostel in Lehr und Leben ähnlich seyn oder ähnlich zu werden streben, ein jeder Einzelne, wie die ganze Gemeine. Darum fordert Petrus das ganze Haus Israel, die ganze jüdische Kirche auf, um christlich zu werden, Jesum Christum als ihren König und Messias anzuerkennen, den Gott auferwecket und dadurch zum Herrn und Christ gemacht hat. Das ist der Grund und Eckstein, der Apostel, Jesus Christus der Gekreuzigte, unser Herr und Christ, unser Versöhner, Erlöser und Heiland, in dem allein Heil ist, deß Name allein uns gegeben ist, daß wir darin selig werden sollen. Außer Ihm ist kein Heil. Er ist der Weg, die Wahrheit und das Leben - außer Ihm kommt Niemand zum Vater. Wer nicht auf diesem Grunde steht, nicht auf diesen Grund baut, gehört nicht zum Hause Israel im Geist - nicht zur evangelischen Kirche, er hat keinen Theil am Himmelreiche - denn die Kirche Christi ist das Himmelreich auf Erden.

Da sie das höreten ging es ihnen durch's Herz und sprachen zu Petrus und zu den andern Aposteln: Ihr Männer und Brüder! was müssen wir thun? Durch's Herz muß es gehn, wie ein Schwert, das Wort vom Kreuz, von Christo dem gekreuzigten König des Lichts - nicht nur in die Ohren und in den Verstand; das Herz will dieser König haben. Verstandes-Christen sind nur halbe Christen - und ein Kalbes Christenthum ist so viel als keines. Hat dir je das Wort vom Kreuz das Herz durchbohrt, und dir all dein Thun und Treiben über den Haufen geworfen, so daß du es für nichts, für verkehrt erkanntest und fragen mußtest: was soll ich thun? ich sehe, daß ich noch nichts gethan, noch nichts bin und daß ich von neuem anfangen muß. Solche Leute will die Kirche Christi haben, die sich der Buße, der gänzlichen Umkehr und Besserung bedürftig fühlen, die sich nicht für gut und gerecht halten, nicht auf ihr Thun und Wirken vertrauen, sondern erkennen, daß es nichts ist mit ihnen, und ihre bisherigen Wege sie nicht zum Himmel, sondern zur Hölle geführt haben; die also nun nach dem Weg des Lebens fragen - die nach einer Reform im Innern und Aeußern, nach Besserung des Herzens und Lebens verlangen.

Petrus sprach zu ihnen: Thut Buße und lasse sich ein Jeglicher taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden, so werdet ihr empfangen die Gnade des heiligen Geistes. Das ist die rechte Kirchenthüre, durch die man allein eingehen kann in die Kirche Christi - und eine andere giebt es nicht, wer anderswo einsteigt, ist ein Dieb und Mörder. Das war anfangs die Thüre, die die Apostel öffneten und zeigten; das ist noch die einzige wahre Thüre, durch die man auch in die verbesserte Kirche eingehen muß, wenn man ihr angehören, und ein achtes Mitglied derselben seyn will. Buße, göttliche Traurigkeit, oder Reue zur Seligkeit, die Niemand gereut, Taufe, Vergebung der Sünden und der heilige Geist - das war es, was die Apostel forderten, und ohne welches sie Niemand in die Kirche aufnahmen. Sollte die verbesserte Kirche dieses erlassen können? Sollten wir ohne Buße und Geistes-Taufe, ohne Vergebung der Sünden, ohne heiligen Geist, Glieder Christi und Seiner Gemeine seyn oder werden können? Da frage doch, wie bist du hinein gekommen in die Kirche? Was berechtigt dich, dich einen evangelischen Christen, ein Glied der verbesserten Kirche zu nennen? Ohne Buße und Besserung zu beweisen, ohne der Vergebung der Sünden durch das Zeugniß des heiligen Geistes gewiß zu seyn? Wer hat dich aufgenommen, und dich dazu gezählt, wer bescheinigt und bezeugt dies? Das thut kein Petrus, kein Johannes, kein Jakobus, kein Paulus, die Alle, welche der Gemeine beigezählt werden wollten, zuerst fragten: Habt ihr den heiligen Geist empfangen, da ihr gläubig worden seyd? Apg. 19, 2. Was soll eine verbessert Kirche ohne verbesserte Christen, die nie Buße gethan, nie Vergebung der Sünden gesucht und gefunden, oder nach der Schwemme sich wieder im Koth gewälzt haben; die nur mit Wasser getauft, lind von der Taufe nicht mehr wissen, als daß sie im Taufregister stehen, die keinen Geist haben, und kaum wissen, wie die zu Ephesus, ob ein heiliger Geist ist?

Es sind also unerläßliche Bedingnisse, um zur evangelischen verbesserten Kirche zu gehören. Und nur die dieses Zeugniß haben, können sich der Reformation, der Kirchenverbesserung freuen, denn sie haben Theil daran und genießen ihre Früchte.

Denn euer und eurer Kinder ist die Verheißung und Aller, die ferne sind, so viel ihrer der Herr unser Gott herzu rufen wird. Eingeladen, berufen sind Alle, verheißen ist es Allen, daß sie, wenn sie Buße thun und glauben, Vergebung der Sünden und den heiligen Geist empfangen sollen. Auch unser, die wir von den apostolischen Zeiten achtzehn hundert Jahre fern sind - Petrus schließt uns nicht aus, sondern ein - auch unser ist die Verheißung. O Dank und Anbetung! Aber die Verheißung nützt uns nichts, wenn wir sie nicht ergreifen, uns nicht zueignen, und des verheiß‘nen Geistes uns nicht theilhaftig machen, wie es Allen, zu denen Petrus damals sprach, nichts half, die, außer den drei Tausenden, die Bedingung: thut Buße und lasset euch taufen! nicht erfüllten: sie blieben Juden, außer der Kirche, ohne Christus, ohne Geist, ohne Gnade und Vergebung der Sünden. Sie ließen sich von Gott nicht herzurufen. Haben wir uns herzurufen lassen, zur verbesserten Kirche? Haben wir die Verheißung, den heiligen Geist angenommen und empfangen? Sind wir mit Licht und Leben, mit Feuer und Geist getauft?

Und mit vielen andern Worten bezeugte er, ermahnte und sprach: Lasset euch erretten von diesem verkehrten Geschlechte. Es ist jetzt nicht weniger verkehrt, das Geschlecht der Christen, unter denen wir leben, als damals das Geschlecht der Juden es war; es ist jetzt, wie damals eben so nothwendig, daß man von dem gegenwärtig argen Geschlechte sich erretten lasse, und wie ein Brand aus dem Feuer gerissen werde, wenn man nicht mit der verdorbenen, unverbesserten Kirche verloren gehen will. Laß dich erretten, ruft dir Gottes Stimme zu, laß dich erretten von dem unartigen, argen und verkehrten Geschlecht der ungläubigen, ruchlosen, heuchlerischen, gottlosen und lasterhaften Namen-Christen, deren die Kirche voll ist. Laß dich erretten von den verkehrten Lehrern und Hirten, die dir Christum den Heiland und Versöhner, den Sohn Gottes, unter der Hand wegstehlen, und dir einen weisen Lehrer, und ein Tugendmuster einschwärzen wollen. Laß dich erretten von den herzlosen Menschen, die die Versöhnung Jesu durch Sein Blut, die Wirkungen des heiligen Geistes, die Gnade Christi höhnen und dich auf deine eigne Gerechtigkeit und Tugend verweisen. Laß dich erretten von der falschen Frömmigkeit und Pharisäerey, die Herr, Herr sagt, und den Willen des Vaters nicht thut, die von Außen gleißet, und von Innen Todtengeruch verbreitet. Laß dich erretten von den Muthwilligen, die von Gnade singen, und auf Gnade sündigen, die Christum zum Sündendiener und Christi Blut und Gerechtigkeit zum Sündendeckel machen, die ohne Herz die Wunden Jesu ergreifen, und ihrem alten Menschen ein Nest darin bauen, und aus der Gnadenlehre ein weiches Kissen der Trägheit zu machen wissen, worauf ihre Eigenliebe und Selbstsucht, ihr Fleisch und Blut sanft ruht und sicher schläft. Laß dich erretten von den verkehrten Christen, die zwei Herrn, Gott und dem Mammon, Christus und Belial, der Kirche und der Welt zugleich dienen und anhangen wollen, die auf beiden Seiten hinken. Laß dich erretten von den blinden Führern der Blinden, die dich am Kreuze Christi vorbei, über Golgatha weg, den breiten Weg führen und den schmalen lästern, die als Feinde des Kreuzes Christi, nur das Irdische suchen, deren Gott der Bauch ist, der Welt, den Menschen zu gefallen suchen, sich des Fleisches rühmen, damit sie nicht mit dem Kreuze Christi verfolgt werden. Gal. 6. Lasset euch erretten von dem verweltlichten, unverbesserlichen, großen Haufen in der Kirche, die die Zucht und Aufsicht hassen, und im Evangelio und der Reformation einen Freibrief zum Sündigen zu haben glauben. Wie kann eine solche zuchtlose, unzüchtige Kirche das Fest der Kirchen-Verbesserung feiern? Wie kann sich der Reformation freuen und rühmen - das verkehrte, entartete Geschlecht?!

Die nun Sein Wort gern annahmen, ließen sich taufen, und wurden hinzugethan, an dem Tage bei drei tausend. Ohne Annahme des Worts der Apostel und Jesu Christi, kann Niemand der verbesserten Kirche hinzugethan werden; so wenig als damals zur ersten apostolischen Kirche. Die das Wort nicht annahmen, blieben draußen. Eine Kirche, die Alles annimmt, Alles einschließt, Alles in sich duldet und nährt, kann keine verbesserte heißen und seyn. Wer das Wort nicht annimmt, kann nicht angenommen, nicht hinzugethan werden, nicht dabei bleiben; der gehört hinaus. Eben so, wer das Wort nur zum Schein annimmt, aber nicht hält, nicht bewahrt, nicht kräftig in sich werden läßt, oder nicht die Kraft desselben zu seiner Seelen-Seligkeit an seinem Herzen erfährt. Wie Viele sind jetzt in der Kirche - doch sie sind's nicht, sie werden nur mit Unrecht dazu gezählt - die das Wort nicht annehmen, sondern geradezu verwerfen? Sind sie nicht auch Verworfene, die des Herrn Wort verwerfen? Wer kann sie, wie können sie sich dazu rechnen?

Sie blieben aber beständig in der Apostel Lehre und in der Gemeinschaft und im Brodbrechen und im Gebet. Da sieh die wahre, die verbesserte Kirche: solche Leute müssen es seyn, die die Kirche einschließt, die sich einer Kirchen-Verbesserung zu freuen haben. Nicht nur annehmen müssen wir das Wort, die Lehre der Apostel, sondern auch bleiben dabei, darin, und beständig bleiben dabei und darin - darin leben und wandeln und wachsen und zunehmen, und in der Apostel Lehren, nicht in neuen oder eignen Lehren und Meinungen. Wer nicht bleibt bei den heilsamen Worten Christi und bei den Lehren der Gottseligkeit, der ist verdüstert rc. 1. Tim. 6, 3. So wie beim Worte, so muß man auch in der Gemeinschaft der Heiligen, in der Liebe der Brüder, und im Brodbrechen, bei den Sakramenten bleiben und sie genießen und nicht ermüden im Gebete. Wort, Gemeinschaft, Sakrament und Gebet, das ist das Element des Christen, das ist das Wesen der Kirche Christi, und also auch der verbesserten Kirche. Aber wie Viele rechnen sich zu dieser, ohne jene apostolische Kennzeichen der wahren Kirche zu haben! wie Viele versäumen das Wort, vernachlässigen die Gemeinschaft, können ohne das Abendmahl, und ohne Gebet seyn! Nur dann, wenn wir wieder dazu zurückkehren, und darin uns treu und fleißig finden lassen, wenn wir nicht ohne das Wort, ohne die gemeinschaftliche kirchliche Erbauung, ohne Abendmahl und ohne Gebet seyn können, sind wir Glieder der verbesserten Kirche. Wer dieses Alles nicht liebt und übt, darin nicht lebt und sich bewegt, gehört zur verkehrten, verdorbnen, entarteten Kirche und Synagoge des Satans.

Ich will nicht weiter gehen, in dem, was noch von der ersten apostolischen Kirche, unserm Muster, gesagt wird; dieses genügt, daß sich Jeder prüfen kann, wohin er gehöre und was er sey. Es wird genug seyn, zu erkennen, wie viel noch an der sogenannten verbesserten Kirche, und an uns Allen zu verbessern sey. Und nur dann feiern wir heute das Reformationsfest würdig und heilsam, wenn wir das erkennen, und wirklich Hand an's Werk legen, wirklich ansangen zu verbessern, was noch zu verbessern ist. Doch muß ein Jeder bei sich und in seinem Hause anfangen. Es fange jede Gemeinde, jeder Gemeinde-Vorsteher und Lehrer bei sich an, und treibe das Werk der Verbesserung nach dem Muster der apostolischen Kirche mit Ernst, durch die Gnade und den heiligen Geist, der uns ja auch wie den ersten Zeugen und Gläubigen verheißen ist; - denn unser, unser, die wir fern waren, nun aber auch nahe sind - ist die Verheißung, darum laßt uns nicht in eigner Kraft und Vernunft, sondern im Namen des Herrn Jesu Christi, in der Gnade und Kraft des heiligen Geistes anfangen, in Allem uns zu bessern und zu ändern, wo wir uns noch dem apostolischen Vorbilde unähnlich finden. Christus will eine Kirche, die herrlich sey, die nicht habe einen Flecken oder Runzel oder dergleichen, sondern daß sie sey heilig und unsträflich. Darum hat Er sich selbst für sie hingegeben, auf daß Er sie heiligte rc. Eph. 5, 25. 26. 27.

Herr! heilige sie in Deiner Wahrheit, Dein Wort ist die Wahrheit! Amen.

Du Haupt und Herr Deiner Kreuzgemein ,
Laß sie durchgängig zum Wohlgedeih'n
Dir und Deiner Gnade und Deinen Wunden,
Wo unsre Seelen ihr Heil gefunden,
Empfohlen seyn!
Und halte Deine Hand über ihr!
Laß Deine Kirche zu Deiner Zier
Immer schöner werden, und immer reiner,
Und ihre Glieder stets in sich kleiner
Und seliger!
Kirche! bleib bei Seinem Blut und Tod,
So hat's mit deinem Bestehn nicht Noth;
Wisse nie was Höh‘res, als Ihn zu lieben,
Und folge kindlich den Gnadentrieben
Des heil'gen Geists!
Was Er dich heißet, das thue gleich,
Wenn Er dich züchtiget, so sey weich;
Und wenn Er dich lobet, so falle nieder,
Und gieb dem Lamm alle Ehre wieder,
Und schäm dich dein!
So, wenn du Ihn hast, und Seine bist.
Wirst du wohl bleiben, weil Er es ist,
Der mit Seinem Blute auf alle Fälle,
Ja vor der ganzen Gewalt der Hölle
Dich sicher stellt.

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