Gess, Wolfgang Friedrich - Bibelstunden über den Brief des Apostels Paulus an die Römer - Siebenter Abschnitt. Die Gerechtsprechung muss aus dem Glauben, ohne Werke des Gesetzes, geschehen, so gewiss Gott nur Einer ist 3, 29. 30.

Gess, Wolfgang Friedrich - Bibelstunden über den Brief des Apostels Paulus an die Römer - Siebenter Abschnitt. Die Gerechtsprechung muss aus dem Glauben, ohne Werke des Gesetzes, geschehen, so gewiss Gott nur Einer ist 3, 29. 30.

29. Oder ist Gott allein der Juden Gott? Ist er nicht auch der Heiden Gott? Ja freilich, auch der Heiden Gott. 30. Sintemal es ist ein Einiger Gott. Welcher gerecht sprechen wird die Beschneidung aus dem Glauben und die Vorhaut durch den Glauben.
Aus der Notwendigkeit, allen Selbstruhm der Menschen niederzuschlagen, hat der Apostel in 27 und 28 erwiesen, dass ihre Gerechtsprechung ohne Gesetzeswerke, aus Glauben erfolgen müsse; in 29, 30 erweist er dasselbe daraus dass Gott nur Einer ist. Der Eine Gott muss doch auch der Heiden Gott sein, nicht bloß der Juden Gott. Sonst wäre ja über den Heiden gar kein Gott. Gott müsse also für die Heiden so gut ein Herz haben wie für die Juden. Demnach die Heiden so gut wie die Juden zum Heile führen. Folglich für beide Teile denselben Weg zum Heil eröffnen. Und dieser könne, da doch den Heiden Moses Gesetz nicht gegeben sei, nur der Glaubensweg sein. Hier kann man sehen wie lebendig, wie fruchtbar des Apostels Blick in das Wesen Gottes ist. Viele Weltweise haben zwar gezeigt, sobald der Mensch seine Vernunft recht gebrauche, müsse ihm gewiss werden das Dasein Gottes, die Einheit Gottes, die Gerechtigkeit Gottes. Woher sonst die weisheitsvolle Welt und woher das Befehlen und Richten des Gewissens? Aber dieser Gott galt ihnen für ferne. Über das Beten zu ihm zuckten sie die Achseln. Er sei zu erhaben, die Welt zu lieben, um die Weltdinge und die Menschen sich zu bekümmern. Uns gezieme die Liebe zu Ihm, Ihm nicht die Liebe zu uns. Der Gang der Welt und des Menschenlebens sei durch den Naturlauf bestimmt. Vielleicht freuen sich diese Philosophen für ihr Vaterland des Christentums als der Religion des Geistes und der Liebe. Aber die Heiden lassen sie Heiden sein. Wie anders bei Paulus! Mit der Einheit Gottes ist ihm die Einheit des Heilswegs für alle Völker gegeben. Dass Gott den Menschen ferne bleiben, kein Herz für sie haben könne, ist für ihn eine unmögliche Vorstellung. Gott ist ja der Schöpfer, Gott ist ja die Liebe. Hier kann man sehen, welch' anderes Ding es ist, von Gott aus Erlebnis wissen, als kraft bloßer Vernunftschlüsse von ihm reden. Paulus weiß von Gott aus den Erlebnissen des Volkes Gottes seit 2 Jahrtausenden, aus dem Gange des Herrn Jesu über unsere Erde, aus dem Walten des erhöhten Jesus vom Himmel her, aus den Erlebnissen der Christengemeinden, aus seinem eigenen Erfahren von Gottes Richten und Erbarmen. Darum ist ihm Gott die allerlebendigste Wirklichkeit, der nahe, Alles umschließende und durchdringende, in den Christen wohnende Gott. Es ist noch nicht lange her, dass man sogar Geistlichen erst beweisen musste, die Mission sei Christenpflicht; da und dort gibt es noch heute solche Leute, denen, und zwar obwohl sie von Gott als der Liebe reden, diese Pflicht über das Verständnis geht. Für Paulus ist sie schon mit der Einheit Gottes gegeben. Dem bloßen Räsonieren bleibt die Wahrheit, auch die von der Liebe Gottes, unlebendig, unfruchtbar; erst die erlebte Wahrheit wird für die Herzen zur treibenden Kraft.

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autoren/g/gess/roemerbrief/gess-roemerbrief-abschnitt_7.txt · Zuletzt geändert: von aj
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