Calvin, Jean - An Farel in Neuchatel (428).

Nr. 428 (C. R. – 2068)

Calvin, Jean - An Farel in Neuchatel (428).

Vgl. 421, 422. Bullinger hatte die Verteidigung des Consensus zum Druck zurückgesandt. Beza hatte in einer Zwistigkeit mit seinen Verlegern beim Rat keine Unterstützung gefunden. Calvin hatte im Sinn gehabt, sein Werk Harmonia (Kommentar zu den Synoptikern) sowie den Kommentar zum Johannes-Evangelium, dem Rat von Genf zu widmen.

Calvin und die Zensur.

Ich schicke dir hier den Brief der Zürcher, aus dem du ersiehst, was dich jedenfalls freut, nämlich, dass die zweite Fassung meiner Schrift ausnahmslos ihren Beifall gefunden hat, und weiter, wie sie ihren Plan geändert haben. Denn vorher hatten sie mir versprochen, sie wollten sich darum bemühen, dass mein Buch mit ihrer und der andern [Schweizer Pfarrer] Unterschrift herausgegeben werden könne, jetzt wünschen sie, es möge sobald als möglich im Druck erscheinen. Obwohl ich voraussehe, dass meine zuversichtliche Sprache nicht allen gefallen wird, so glaube ich doch, dass ich gute Gründe habe, nach dem Wunsch der Zürcher die Sache zu beschleunigen. Weshalb, will ich dir seiner Zeit einmal erklären. Freilich, es fehlte wenig, so hätte ich das ganze Buch ins Feuer gesteckt. Denn als ich es unserm Rat vorlegte, beschloss dieser, es einer Zensurkommission zu unterbreiten. Auf diese Antwort hin wurde ich so wütend, dass ich den vier Syndics sagte, wenn ich noch tausend Jahre lebte, in ihrer Stadt werde ich fortan gar nichts mehr drucken lassen. Ich bin zwar gegen Kränkungen von ihnen schon ziemlich abgestumpft, aber das war doch zu arg, obwohl ich einen Brief vorwies, in dem die Zürcher mir ihre Zustimmung hoch und heilig versprachen, und obwohl alle meine Kollegen mir das Gleiche versicherten, noch andere Zensoren zu suchen! Bedenke dabei noch, dass mein Herz noch eine frische Wunde trug, so dass mir die Galle rasch überlief. Denn du glaubst nicht, wie boshaft sie mit Beza ihr Spiel getrieben hatten, gerade drei Tage, bevor sie mir diesen Schimpf antaten. Nun weiß ich wirklich nicht, was ich mit meiner Evangelienharmonie tun soll. Doch um nicht in den Fehler zu verfallen, den ich sonst gern vermeide, nämlich meine Unannehmlichkeiten auf dich abzuladen, so will ich jetzt davon nicht weiter schreiben. Lebwohl, du trefflicher Diener Christi und bester Bruder. Grüße alle deine Kollegen, dein ganzes Haus, dazu Dommartin und die andern Freunde von mir. Der Herr leite und behüte Euch stets alle.

Genf, 26. Dezember 1554.
Dein
Johannes Calvin.

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