Calvin, Jean - An Bullinger in Zürich (316).

Nr. 316 (C. R. – 1463)

Calvin, Jean - An Bullinger in Zürich (316).

Bullinger sandte Calvin seine in Dekaden erscheinenden Predigten. Hopper vertrat in England die streng zwinglische Reformation.

Der Consensus erscheint endlich. Politische Nachrichten und Befürchtungen.

Als ich neulich nach Neuchatel reiste, begegnete mir unterwegs der Bote mit deinem Brief. Den zweiten brachte mir, als ich wieder zu Hause war, ein Italiener zugleich mit der fünften Dekade. Wenn du entschuldigend schreibst, du schickest mir deine Bücher nicht, damit ich von dir lerne, so nehme meinerseits, eben weil ich wünsche, meine Werke möchten allen Frommen nützen, gerne etwas von den Schriften anderer an. Das ist ja die wahre brüderliche Gemeinschaft, wenn wir erkennen, dass die Gaben des Geistes so unter uns verteilt sind, dass keiner sich selbst genügt. So war mir dein Geschenk sehr lieb. Die größte Freude machte mir auch, und nicht mir allein, sondern auch Farel und den übrigen Brüdern, die Veröffentlichung unseres Consensus. Wäre dein Brief doch vierzehn Tage eher gekommen! So hätte der Consensus noch zur diesjährigen Frankfurter Messer erscheinen können. Für unser Frankreich wird die Veröffentlichung gerade zur rechten Zeit kommen, und, wie ich hoffe, sehr von Nutzen sein.

Neulich sind meine Kommentare zu Jesaja und den katholischen Briefen gedruckt worden. Ich habe beide Werke dem König von England gewidmet. Ein Exemplar der einen Vorrede, das ich Vergerio sandte, konntest du ja lesen. Ich legte noch einen persönlichen Brief bei, in dem ich die hochherzige Art des [königlichen] Knaben zu stärken suchte. Unterdessen ist die traurige Nachricht gekommen, Hopper sei ins Gefängnis geworfen worden; ich hatte das schon früher befürchtet. Jetzt fürchte ich, die Bischöfe werden als Sieger umso wilder werden. So sehr ichs auch lobe, dass er die Ölung so standhaft verweigerte, so hätte ich doch lieber gehabt, wegen des Hutes und des linnenen Chorrocks (obwohl ich dies auch nicht billige) wäre er nicht so weit gegangen im Kampf; diesen Rat habe ich ihm noch neuerdings gegeben. Er hat viele mächtige Gegner, die zweifellos scharf darauf dringen werden, ihn zu vernichten. Doch hoffe ich, der Herr werde ihm beistehen, und das umso mehr, als, wie ich höre, solche ihn treulos bekämpfen, die sich sonst als Gönner des Evangeliums ausgeben. Dazu, dass bei Euch die Kirche sich der Ruhe erfreut, wünsche ich Glück. Hier sind ein paar ganz böse Taugenichtse, die uns nicht wenig Last und Unruhen machen; doch baue ich darauf, dass sie das Ende nehmen, das sie verdienen. Die Pläne des Kaisers machen vielen angst. Dass einzelne seiner Truppen nun die Alpen überschreiten, findet man mit Recht verdächtig. Kommt er in diese Gegend, so habe ich keine andere Hoffnung zum Trost, als dass mich dann der Herr aus diesem elenden Leben nehmen wird. Indessen wir er seine Herde, um die mich die Sorge vor allem quält, nicht verlassen. Lebwohl, hochberühmter Mann und gar sehr verehrter Kollege, samt den Brüdern, die du von uns allen angelegentlich grüßen sollst. Des Gallars lässt dich persönlich besonders grüßen. Der Herr fahre fort, dich zu leiten mit seinem Geiste, mit seiner Hand dich zu schützen und dein heiliges Wirken zu segnen. Amen.

Genf, 14. März.

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