Brenz, Johannes - Am Sonntag Quasimodogeniti über 1. Joh. 5, 4-10.
Die Welt überwinden heißt hier nicht, dass einer die äußerliche Welt bezwingen, Städte und Burgen erobern und große Kriegsheere besiegen soll, sondern jeder Christ soll obsiegen über Sünde, Tod und Verdammnis. Dies nennt Johannes mit dem einen Namen Welt. Was sollen wir dazu tun, dass wir gegen diese Feinde den Sieg behalten mögen? „Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat.“ Die Sünde ist der erste Feind. Sie reizt uns zu mancherlei bösen Lüsten oder, wenn sie uns dahin gebracht, begehrt sie uns völlig in ihre Gewalt und endlich in den Abgrund der Hölle zu bringen. Aber da ist der Glaube, der sie in beiden Fällen überwindet. Denn so wir fest glauben, dass Christus um unsrer Sünden willen gestorben sei, werden wir uns nicht so leicht in die Sünde begeben, sondern uns vor ihr hüten. Wenn wir auch tatsächlich unterlegen sind und gesündigt haben, können wir doch noch durch den Glauben obsiegen. Denn Christus hat für alle unsre Sünden genug getan und so wir dessen im wahren Glauben uns annehmen, kann uns die Sünde keinen Schaden mehr antun. Der andre Feind ist der Tod. Er will uns mit Gewalt verderben. Christus aber hat ihn überwunden. Und so wir glauben, dass Christus um unsrer Gerechtigkeit und um unsrer Auferstehung willen auferstanden sei, muss der Tod weichen und uns im Frieden lassen. Der letzte Feind ist die Hölle. Wie sollen wir sie übermeistern? Unser Glaube ist der Sieg. Wir müssen glauben, dass Christus die Schrecken der Hölle und ihren gräulichen Anblick auf sich genommen habe, so dass sie den Gläubigen hinfort nicht schaden können. Der Teufel ist wohl an ihm selber stark, aber durch Christum ist er unvermögend geworden. Bloß dann werden wir von der Sünde und vom Teufel überwunden, wenn wir der Anmutung zur Sünde in unserm Herzen Raum und Statt geben. Zorn, Neid, Hass, Geiz, Hoffart und andres überwinden uns und werden unsre Meister, wenn wir den bösen Begierden folgen. Wir können aber ihre Meister werden, wenn wir an Christum glauben und uns im Glauben gehorsam gegen Gott halten. Darum lasst uns fleißig Gottes Wort, das heilige Evangelium, hören und lernen, auf dass wir daraus einen rechten Glauben durch die Gnade des Heiligen Geistes erlangen und mit dem selbigen Sünde, Tod, Teufel und Hölle überwinden und bei unserm Herrn Jesu Christo zur ewigen Seligkeit mögen erhalten werden. Das wolle Gott uns gnädig verleihen! Amen.