Beste, Wilhelm - Wegweiser zum inneren Frieden - 30. Des Unmuts Tod.
„Der Glaube ist das Auge der Christen.“ sagt Luther Ohne das Licht dieses Auges seh' ich nur die Erscheinungswelt, aber die Welt, die hinter dem Erdenschmerz mit beseligendem Glanze strahlt, bleibt verhüllt. Wem diese Welt sich erschließt, der lebt erst das freudige Leben, das Gott seinen Kindern zugedacht hat. Statt des feindlichen Geschickes, worüber das Herz ergrimmt, erkennt er die Führung und Fügung eines liebenden Vaters, und die Hemmung, die der Ungläubige als die Schranke seines Glücks verflucht, sieht er nur als das Hindernis an, das Gott seinem Lauf in den Abgrund bewahrend entgegenstellt. Er ist aus der Angst genommen; denn er hat das beruhigende Gefühl der Geborgenheit. Dazu kommt die unausdenkliche und unsagbare Freude, Gott Selbst zu sehen in dem Sohne und, von dem Abglanz Gottes angestrahlt, das höchste Lebensgefühl zu empfinden, die Berührung vom Gottesgeiste, die Einkehr des höchsten Gutes in das Menschenherz. Und auch außer sich sieht er den Christ des Herrn immer mehr Seine Feinde besiegen und die Welt erobern. Er sieht Christum herrschen mitten unter Seinen Feinden. Das erweitert, erfreut ihm das Herz. Immer mehr wird ihm die Sünde verleidet, deren ewige Niederlage er ja im Geiste schaut. Auch wird ihm je länger, desto mehr kund gemacht die Gemeinde der Heiligen, die unter dem Himmel ist. Immer Mehr lernt er Derer kennen, die ihre Knie nicht gebeugt haben vor Baal, und eine immer trautere Heimat findet er unter den Gläubigen. Mit ihnen, den Abgesandten der ewigen Liebe, wirkt er in Gottes Kraft und ist selig in seiner Tat.1) In solchem Leben und Streben muss aller Unmut sterben, zumal, da wir wissen, dass es unsterblich ist, ja, aus dem Grabe in höherer Verklärung aufersteht. Schon hier seh' ich im Glauben den Strahl der höheren, schöneren Welt! Was werd' ich dort nicht sehen! O mehre mir, mein Gott, den Glauben! Mehre ihn bei meinen Brüdern, dass sie glücklich werden. Enthülle ihnen die bessere Welt, die hinter dem Weh der Erde lächelt. Die Zeit ist so traurig durch den Unglauben.
Das ist die Not der schweren Zeit, Das ist die schwere Zeit der Not, Das ist die schwere Not der Zeit, Das ist die Zeit der schweren Not! 2)
Du kennst, Vater, diese Zeit und diese Not. Erinnere sie an das Wort: „Hab' ich dir nicht gesagt, so du glauben würdest, solltest du die Herrlichkeit Gottes sehen ?“3) Der Unglaube ist der Star der Zeit. Stich ihr den Star!