Amsdorff, Nikolaus von - Ain christliche vorbetrachtung und bekantnuß in got.
So man will beten das hailige vatter unser. Gezogen auß den predigen Doctoris Martini Luther zu Wittemberg Von dem wirdigen Nicolao vonn Amßdorff Licenciaten in deutsch gebracht.
O ewiger got ich weiß und bekenn / das ich ein armer grosser sünder bin. Ich faule und empfinde in mir nichts dann begirde / lust / und liebe zu Zeytlichem gutte / eere und wollust diser weltt / Zuneygung zu boßhait und zu allem argen / kein lust begirdt noch liebe zu tugent oder gerechtigkaytt. So ist mein hertz wildt / und die ganntz natur / durch die erste sündt / in meinem empfencknuß in mutter leybe vergifft / und von meinen Ölteren auff mich geerbet das ich von mir selbest / kain guten gedancken anheben / vil weniger verbungen noch kain gut werck thun kan.
So kranck / so durfftig / so ellenndt. so verwundt bin ich. Ja halb todt, das auch das gutte werck / das ich thu / mir nicht gut ist. sunder schedlich und verdamlich. Du wöllest es dann allain auß deiner milten / lautern barmhertzigkaytt / gar umb sunst an alle mein verdienst zu gnaden annemen. Dann es ist kain werck gut / das du nicht gut machest. Es ist kain mensch frumb noch gerecht / dann der / den du frumb unnd gerecht machest. Du bist allein frumb / gerecht und haylig on alle sund / voller genaden und aller tugent. Empfangen und geboren wir sein aller sunde unnd boßhait vol. Auch hat nyemant kayn tugent noch gerechtikait / dann der / dem du dein hailigkayt / dein gerechtigkayt gibst unnd mittailest. Darumb kum ich zu dir mein erlöser / unnd fal nyder auff meine knye rüffe / schrey und demütigklichen bitte dein götlich gnade hilfte und beystand. Dann ich weiß wol / das du darumb bist ain mensche in die welt geborn. das ich widerumb auß got geboren / und ain sun gottes wurde. darumb must du mir mein sünd nemen / unnd dein gerechtigkait mir geben. Du bist allein darumb kranck und schwach / ain schächer und ain sünder / ain nar und thor geacht worde / das ich gesund / gewaltig / haylig / klug und gerecht wurden. und Zuletst für mich gestorben / auf das ich ewigklich lebte.
Das tröste ich mich / darauff verlaß ich mich / darein setz ich alle mein hoffnung und höchsten vertrauwen / dann dein gerechtigkaitt ist mein / dein tugent ist mein / dein heiliigkaytt ist mein / dein stercke und gewalt ist mein / und alle meine sünde sein dein. In der hoffnung / in dem trost unnd vertrauwen tritt ich zu dir / darinn wil ich leben / darinn wil ich sterben / es gee mir wie es wölle.
Darumb bit ich dich mein edler got. Gib mir dein gnade das ich dich lieb gewinne / und nichts dann dich / dein tugent und gerechtigkayt begere / und darnach ain hertzlich verlangen habe. Als dann werde ich auß art und von natur der liebe / meinem alten leben / und der sünden feind unnd hessigk werden. Rewe unnd leyd darüber gewinnen / und mich fürder vor allen sünden behüten. Gib mir auch die gnade / das ich dein hayliges leyden / und dein bittern todt also bedencke / das ich in mir empfinde unnd faule / das ich alle böse lust begirde überwinde / und in also widerstee / das sie mich nicht gefangen nemen noch in mir gewaltigklich regieren. Hilff mir ewiger gbott / das ich alle widerwertigkeit pein und schmertzen / armut und kranckhait / schande oder unere auch den tod willigklichen unnd gedultigkliche um deinetwillen leyden müge / und nicht allain gedultigklich / sunder mit freuden und alles / wie es mit unter augen / und widerfert frondlich mag annemen.
Auff das ich mit warhait sprechen müge / herr ich wil geren mitt freuden sterben / wann unnd wie du wilt / unnd ich wil den todt ersen wie schnell / wie böß er sey / wie ferlich er wöll. So wil ich in nicht fliehen / nicht förchten / auch kain grawen / noch kain erschrecken darvor haben. Allain dein göttlicher will geschehe was de3in ere und glori ist.
Vatter unser der du bist in den Hymeln Gehayliget werdt dein name. Zu kum dein reych / dein will geschech als in Hymel und auff erden. Unser täglich brot gib uns heut. Unnd vergib uns unsere schuld / also und wir vergeben unsern schuldigern / und uns nicht einleyte in versuchung, Sunder erlöse uns von übel. Amen.
Gegrüst seyest Maria vol gnaden / der herr mitt dir / du bist gebenedeiet under den weyben / und gebenedeyet ist die fruchet deines leybes Jesus christus Amen.
Ein betrachtung und bittung gegen got / gemachte durch bruder Jeronimus.
Herr ich wayß das du warer gott bist / ain schöpfer der welt / und menschlicher natur. Ich weyß das du bist die volkommen dryfaltigkeit / und unzertailige und unabgeschiden / unterschiden in dreyen person / vatter sun hailiger gaist. ich weiß das du das ewig wort bist / das do abgestigen ist von dem hymel in das erdtrich / in den leynb der junckfrawe Marie. Du bist gesprungen auff das holtz des creutz / zu vergiessen dein kostparliches blut / für uns arm sünnder. Ich bit dich demütigklich mein Herr. Ich bit dich Hertziglich mein säligmacher. Ich bit dich umb deines leidens willen / mein tröster / das so vil kostparlichs bluts für mich nit sey unnützlich vergossen / sunder in vergebung aller meiner sünd für die ich beger der vergebung. Von dem tag seyder ich hab empfangen das wasser des hayligen taufs / biß auf den punct / Und klag dir herr mein schuld. Und deßgleichen beger ich vergebung / in dem so ich hab beleydiget / und betrübt dein volck. Und ich bit demütigklich von allen menschen durch got / das sy gott für mich bittenn. Das er sey mein sterck / yetzundt / und biß in mein letstes end. Damit das der feind nit hab macht über mich: Amen:
Ain gebet von der hayligen dreyhait
O Got du allerhailigst dreyheyt. als du uns nach dir gebildet und geschaffen hast in unserer sel / Geboren auß der raynen und keüschen junckfrawen Maria nach der menschait / und uns am stammen des creütz ernört und erlößt hast / gewaschen in deinem rosenfarben blut / verleych uns deinen götlichen frid und segen / wend uns alles das das unns schad sey an der seel. Amen.