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Matthäus, Kapitel 15

Matthäus, Kapitel 15

15:1 Da kamen zu ihm die Schriftgelehrten und Pharisäer von Jerusalem und sprachen:

15:2 Warum übertreten deine Jünger der Ältesten Aufsätze? Sie waschen ihre Hände nicht, wenn sie Brot essen.

15:3 Er antwortete und sprach zu ihnen: Warum übertretet denn ihr Gottes Gebot um eurer Aufsätze willen?

15:4 Gott hat geboten: „Du sollst Vater und Mutter ehren; wer Vater und Mutter flucht, der soll des Todes sterben.“

15:5 Ihr aber lehret: Wer zum Vater oder Mutter spricht: „Es ist Gott gegeben, was dir sollte von mir zu Nutz kommen “, der tut wohl.

15:6 Damit geschieht es, daß niemand hinfort seinen Vater oder seine Mutter ehrt, und also habt ihr Gottes Gebot aufgehoben um eurer Aufsätze willen.

15:7 Ihr Heuchler, wohl fein hat Jesaja von euch geweissagt und gesprochen:

15:8 „Dies Volk naht sich zu mir mit seinem Munde und ehrt mich mit seinen Lippen, aber ihr Herz ist fern von mir;

15:9 aber vergeblich dienen sie mir, dieweil sie lehren solche Lehren, die nichts denn Menschengebote sind.“

15:10 Und er rief das Volk zu sich und sprach zu ihm: Höret zu und fasset es!

15:11 Was zum Munde eingeht, das verunreinigt den Menschen nicht; sondern was zum Munde ausgeht, das verunreinigt den Menschen.

15:12 Da traten seine Jünger zu ihm und sprachen: Weißt du auch, daß sich die Pharisäer ärgerten, da sie das Wort hörten?

15:13 Aber er antwortete und sprach: Alle Pflanzen, die mein himmlischer Vater nicht pflanzte, die werden ausgereutet.
DArumb hüte dich für allem / das nicht gewislich Gottes wort ist. Denn es heisst / Verbum Domini manet in aeternum / das ist / Gottes wort bleibet ewiglich. On zweivel / das Menschen wort nicht wird ewig bleiben. Weil auch der Bapst itzt fellet / der doch schier so fest gesessen ist / als der Teufel selbs. Wie viel weniger werden ander geringer Rotten bleiben mögen.
Summa / Gottes wort bleibet hie und dort / Wer daran gleubt und hangt / bleibet auch hie und dort. Alles ander / es scheine so gros und heilig als es imer mag / kan nicht bleiben / sondern mus vergehen. Das leret uns die Bibel. (Martin Luther)

15:14 Lasset sie fahren! Sie sind blinde Blindenleiter. Wenn aber ein Blinder den andern leitet, so fallen sie beide in die Grube.

15:15 Da antwortete Petrus und sprach zu ihm: Deute uns dieses Gleichnis.

15:16 Und Jesus sprach zu ihnen: Seid ihr denn auch noch unverständig?

15:17 Merket ihr noch nicht, daß alles, was zum Munde eingeht, das geht in den Bauch und wird durch den natürlichen Gang ausgeworfen?

15:18 Was aber zum Munde herausgeht, das kommt aus dem Herzen, und das verunreinigt den Menschen.
Tödliches gibt es in der Natur; Gefahren bereitet sie mir. Aber Unreines gibt es in ihr nicht. Sie befleckt und schändet mich nicht. Es gibt zwar im natürlichen Leben Vorgänge, mit denen Scham verbunden ist. Dazu hat uns aber die Natur die Scham geschenkt, damit jene Dinge verhüllt bleiben. Gehorche dem Gebot der Natur und schäme dich; dann macht sie dich nicht unrein. Nun lob, mein Seel, den Herren, was in mir ist, den Namen sein. Wir dürfen uns ohne Angst in der Natur bewegen; denn sie ist Gottes Werk und darum nicht meine Feindin, sondern meine Mutter, meine Ernährerin, die Quelle meiner Kraft. Aber nun füllt sich die Frage mit tiefem Ernst: woher kommt denn die Menge der Dinge, die uns schänden, die uns vor Gott die Ehre nehmen und aus seinem Licht vertreiben, die uns auch für die Gemeinschaft miteinander unbrauchbar machen, so dass sich der Mensch sogar vor dem Menschen verstecken muss? Keine erdichtete, erkünstelte Ehre kann die Gemeine verhüllen, das den Menschen entehrt; denn Schein und Lüge machen Gemeines nicht rein und stellen verlorene Ehre nicht wieder her. Woher kommt denn das Gemeine an mir? Aus deinem Herzen kommt es, sagt mir Jesus. Was dich gemein macht, deinen Leib profaniert, deine Gedanken beschmutzt und deinen Willen giftig und boshaft macht, so dass du für die anderen gefährlich bist, weil du sie ansteckst, das erzeugst du selbst in dir durch die inwendige Bewegung deines eigenen Willens. Ist es so, wie reinige ich mich? Kein Kunststück kann dies zustandebringen. Welche Kunst macht die Herzen neu? Darum hat Jesus seinen Jüngern die pharisäischen Kunststücke, mit denen sie sich die Reinheit bereiten wollten, untersagt. Denn diese Art von Reinigung erzeugt nur Täuschungen. So würden die Jünger nicht mehr erkennen, was sie unrein macht, und es bei sich hegen ohne Sorge, weil sie ihre Becher und ihre Hände reinigen. In diesem Verzicht auf alle pharisäischen Kunststücke wird wieder die Herrlichkeit Jesu sichtbar, die ihn für uns zum Heiland macht. Denn er verzichtet auf alle diese Bemühungen deshalb, weil er wirklich rein macht. Ihm ist als dem Herrn des Geistes über unsere Herzen Macht gegeben, und indem er in ihnen den Glauben schafft, gibt er uns das, was unsere Reinheit ist vor Gott.
Die Angst vor den Dingen, Herr, nimmst du mir und gibst mir die Angst vor mir selbst und ich erkenne in Deinem Licht, wie notwendig es ist, dass ich mich vor Dir fürchte. Wasche mich und reinige mich. Lege in mein Herz Deine guten Gaben. Rein werden wir bei Dir und durch Dich. Amen. (Adolf Schlatter)

15:19 Denn aus dem Herzen kommen arge Gedanken: Mord, Ehebruch, Hurerei, Dieberei, falsch Zeugnis, Lästerung.
Heute habe ich darüber nachgedacht: Ist jene häßliche, faule Stelle in meiner Beziehung zu einem Bruder durch seine Schuld entstanden oder durch meine? Ein fauler Apfel kann doch an dem Punkt, wo er an einen gesunden gepreßt ist, diesen auch bald anstecken. Wochenlang, wenn mir blitzartig das Andenken an jene Geschichte kam, tröstete ich mich damit: Jener Bruder hat mich durch seine Lieblosigkeit angesteckt. Er ist schuld. Ich bin nur ganz äußerlich an der Schale meines Wesens durch ihn so verletzt worden. Heute beim Bibellesen wurde ich unruhig. Kam alles Böse wirklich nur von außen an mich heran, so daß ich mit meinem inneren Herzenszustand zufrieden sein kann, oder kam der Zorn von innen heraus und die lieblosen Worte auch? Als ich aber an den Spruch kam: ,,Aus dem Herzen kommen arge Gedanken „ war der schöne Traum von meiner Bravheit und Unschuld jäh verscheucht, und ich fühlte die Qual: selbst häßlich zu sein! Das drückt einen alten Christen tief zu Boden. Damit fiel aber auch der letzte Schein des Rechts dahin, sich über des andern Fehler zu entrüsten. Ich muß dem Bruder die Hand zur Versöhnung bieten und mit ihm dem Seelenbade zueilen, wo Jesus uns beide reinigt.
Herr Jesus, du bist uns zur Reinigung gesetzt, und weil du mir das Gewissen geweckt hast, bitte ich dich, reinigt mein Herz von den argen Gedanken in betreff meines Widersachers, und gib mir die Liebe zu ihm, die du zu ihm hast. Herr, hilf mir! Amen. (Samuel Keller)

15:20 Das sind Stücke, die den Menschen verunreinigen. Aber mit ungewaschenen Händen essen verunreinigt den Menschen nicht.

15:21 Und Jesus ging aus von dannen und entwich in die Gegend von Tyrus und Sidon.

15:22 Und siehe, ein kanaanäisches Weib kam aus derselben Gegend und schrie ihm nach und sprach: Ach HERR, du Sohn Davids, erbarme dich mein! Meine Tochter wird vom Teufel übel geplagt.
So klagte jene Mutter unserm hochgelobten Herrn. Es gibt Geister der Krankheit. Vom Teufel geplagt, übel geplagt sein, das ist schwer, sehr schwer! Gott will in uns wohnen, der Teufel will das auch, daher sucht er überall Eingang. Uns, die wir den Herrn fürchten, ist's ein Schmerz, Christen um uns her fleischlich reden zu hören. Wir wissen, leichtfertige Leute öffnen sich mit ihrem Tun dem Teufel, machen ihm Raum in der Welt. Aber er plagt nicht alle in gleicher Weise. Auf gewisse Leiber gewinnt er eher Einfluss. Furchtbar ist die Verwüstung, die „der Fürst der Finsternis“ im menschlichen Organismus anrichtet. An Zerrüttung hat er Freude. Manche sind leider seit Jahren Gebundene Satans! Ein trauriges Dasein! Durch Sünde geschwächte Leiber können leicht unter die Macht und Herrschaft dieses Riesen kommen. O, dass wir nicht von diesem unheimlichen Gebiet reden müssten! Aber wir können diesen Verwüstungen unser Auge nicht verschließen, und wenn wir Gefahr sehen, ist es heilige Pflicht, laut zu warnen. - Ist Heilung möglich? Gottlob! ja. Mit Macht gebietet Jesus den unreinen Geistern -, und sie fahren aus. Und wo es sich um Plagereien handelt, kann Sein Machtwort, Sein Eingreifen Freiheit bringen. Wir können den lebendigen Gott bitten, dem mächtigen Erlöser Gelegenheit geben, unter uns zu sein. Dann geht Kraft von Ihm aus. Mit Fasten und Beten lasset uns dem Herrn nahen, wenn es gilt, alte Bande zu lösen. Es wird in jedem Falle einen harten Kampf kosten. Wohl dem, dessen Leib aus aller Gewalt der Finsternis erlöst ist! (Markus Hauser)

15:23 Und er antwortete ihr kein Wort. Da traten zu ihm seine Jünger, baten ihn und sprachen: Laß sie doch von dir, denn sie schreit uns nach.
Wahrhaft heilsbegierige Seelen, die bis dahin das Heil noch nicht an sich erfahren haben, mögen aus unsrer heutigen Erzählung Trost schöpfen. Der Heiland gewährte die Bitte nicht sogleich, obgleich das kananäische Weib großen Glauben an Ihn hatte. Er wollte ihr Erhörung schenken, aber Er wartete eine Weile damit. „Er antwortete ihr kein Wort.“ Waren denn ihre Gebete nicht gut? Es gibt keine bessern in der Welt. War ihr Anliegen nicht dringend? Ja, dringend im höchsten Grade. Fühlte sie ihr Bedürfnis nicht genugsam? O, sie fühlte es in überwältigendem Maße. War es ihr nicht ernst genug damit? Äußerst ernst. Hatte sie keinen Glauben? Sie hatte Glauben in solchem hohen Grade, dass sich der Herr Jesus selber darüber verwunderte und sprach: „O Weib, dein Glaube ist groß.“ So siehst du nun, dass, obgleich der Glaube Frieden bringt, er ihn doch nicht immer augenblicklich bringt. Es mag mancherlei Gründe geben, welche die Prüfung des Glaubens bedingen, wohl viel mehr als für die Belohnung des Glaubens. Der echte Glaube kann in einer Seele liegen wie ein verborgener Same, aber bis jetzt ist er noch nicht in Knospen und Blüten der Freude und des Friedens aufgegangen. Ein peinliches Schweigen von seiten des Heilandes ist eine schwere Prüfung für manche suchende Seele, aber noch schwerer die Trübsal einer harten, schneidenden Antwort, wie die: „Es ist nicht fein, dass man den Kindern das Brot nehme und werfe es vor die Hunde.“ Viele finden im Harren auf den Herrn selber eine Erquickung, aber nicht allen geht es so. Etliche, wie der Kerkermeister, werden in einem Augenblick von der Finsternis zum Licht bekehrt, aber andre sind Pflanzen von langsamerm Wachstum. Dir kann ein tieferes Schuldbewusstsein geschenkt werden, statt des Gefühls der Vergebung, und dann bedarfst du Geduld, um den härteren Schlag ertragen zu können. Ach, armes Herz, ob dich gleich Christus schlägt und verwundet, ja, zermalmt, dennoch vertraue auf Ihn; ob Er dir gleich harte Worte gibt, dennoch glaube an die Liebe seines Herzens. Ich beschwöre dich, gib das Suchen und Sehnen nach meinem Meister nicht auf, weil du die gewisse Freude noch nicht empfangen hast, die du begehrst. Klammere dich an Ihn, und bleibe unentwegt an Ihm, auch wo du nicht freudige Hoffnung zu hegen vermagst. (Charles Haddon Spurgeon)

15:24 Er antwortete aber und sprach: Ich bin nicht gesandt denn nur zu den verlorenen Schafen von dem Hause Israel.

15:25 Sie kam aber und fiel vor ihm nieder und sprach: HERR, hilf mir!1)

15:26 Aber er antwortete und sprach: Es ist nicht fein, daß man den Kindern ihr Brot nehme und werfe es vor die Hunde.

15:27 Sie sprach: Ja, HERR; aber doch essen die Hündlein von den Brosamlein, die von ihrer Herren Tisch fallen.2)
Dies Weib erfuhr in ihrem Elend dadurch einen mächtigen Trost, dass sie von Christo Großes dachte. Der Herr hatte vom Brot der Kinder gesprochen: „Nun,“ schloss sie, „wenn Du denn der Herr des Gnadentisches bist, so weiß ich, dass Du ein großherziger Haushalter bist, und dann ist gewiss auch ein reicher Überfluss an Brot auf Deiner Tafel; es wird ein solch überschwängliches Maß von Speise für die Kinder vorhanden sein, dass noch Brosamen genug übrig bleiben, die man den Hündlein unter die Tische streut, und die Kinder werden deshalb nicht weniger reichlich gesättigt, wenn auch noch die Hündlein ihren Hunger stillen.“ Sie dachte von Ihm, Er führe einen so guten und trefflichen Tisch, dass alles, was sie bedürfe, dagegen nur Brosamlein seien; und doch erinnere dich, dass sie nichts Geringeres verlangte, als dass der Teufel aus ihrer Tochter ausgetrieben werde. Für sie war das etwas sehr Großes, aber sie hatte eine so hohe Meinung von Christo, dass sie sprach: „Es ist Ihm das Allergeringste, es ist für Christum ein bloßes Brosamlein, das Er gibt.“ Das ist die königliche Straße zum Trost und Heil. Wenn du bloß von deinen Sünden große Vorstellungen hegst, so treiben sie dich zur Verzweiflung, aber große Gedanken von Christo führen dich in den Hafen des Friedens. Die Last meiner Sünden drückt mich nieder, wie der Fuß eines Riesen, der einen Wurm zertritt; aber für meinen Heiland ist‘s ein Stäublein, weil Er ihren Fluch an seinem eigenen Leibe getragen hat am Holz des Kreuzes. Es ist für Ihn nur ein Geringes, mir völlige Verzeihung zu schenken, wenn es gleich für mich ein unendlicher Segen ist, dass ich sie empfange. Das Weib öffnet den Mund ihrer Seele weit, denn sie erwartet Großes von Jesu, und Er erfüllt sie mit seiner Liebe. Liebe Seele, tue auch also. Sie bekannte, was der Herr Jesus ihr vorhielt, aber nur umso fester klammerte sie sich an Ihn an, und entnahm die Gründe für ihre Bitte seinen eigenen Worten; sie glaubte das Größte von Ihm, und darum überwand sie Ihn. Sie errang den Sieg darum, dass sie an Ihn glaubte. Ihre Geschichte ist ein Beispiel von der Allmacht des Glaubens; und wenn wir auch überwinden wollen wie sie, so müssen wir uns wie sie verhalten. (Charles Haddon Spurgeon)

15:28 Da antwortete Jesus und sprach zu ihr: O Weib, dein Glaube ist groß! Dir geschehe, wie du willst. Und ihre Tochter ward gesund zu derselben Stunde.3); 4); 5); 6); 7)
O wie beschämt dieser große Glaube des Weibes meinen kleinen Glauben, Herr Jesu! Sie war eine Heidin und ich bin Christ; und doch ist ihr Glaube groß, der meinige hingegen klein. Es liegt nur an mir, da Du uns Allen gleiche Kraft zum Glauben darreichst. Würde ich mehr Begierde nach Dir haben und mein Vertrauen besser auf die zwei Grundsäulen, Deine Allmacht und Deine Güte, setzen lernen; würde ich mehr in mein Nichts einkehren, in meine Unwürdigkeit, und geduldiger anhalten in der Stunde der Versuchung und Läuterung: so sollte gewiß mein Glaube täglich größer und stärker sein und werden. Ach aber, da dies und dergleichen aus meiner eigenen Schuld fehlt, anstatt daß Du gern zu mir sagen wolltest: o Mensch, dein Glaube ist groß, so mußt Du mich vielmehr, wie dort Deine Jünger, anreden und schelten: O du Kleingläubiger, wie du so gar keinen Glauben hast in deinem Herzen! Und diesen meinen Kleinglauben, ja selbst oft auch Unglauben klage ich Dir mit großer Wehmuth meines Herzens und bitte Dich um Vergebung solcher Sünde des Unglaubens! Weil aber der Glaube nicht Jedermanns Ding ist und kein Werk unserer menschlichen Kräfte, so bringe ich Dir mein ungläubiges Herz, daß Du es selbst bessern und den Glauben darin pflanzen und vermehren wollest. Meine Bitte ist, um was die Jünger Dich gebeten: Herr, mehre, Herr, stärke mir den Glauben! Entferne von mir alle glaubensschwächenden Gedanken, verleihe mir Freunde, die durch innigen, lebendigen Glauben meinem Glauben neues Leben geben; was ich lese und höre, müsse meinen Glauben stärken; jede neue Erfahrung Deiner Huld müsse Nahrung meines Glaubens sein. Jede Gebetserhörung müsse meinen Glauben höher erheben. Will er wanken, so erinnere Dein Geist mich an Deine unwandelbare Treue, an Deine ewig geltenden Verheißungen, an Deine Allgenugsamkeit für alle meine Bedürfnisse, an alle Glaubenshelden, welche Menschen waren wie ich, und durch ihren Glauben Unmöglichscheinendes wirkten. Herr, ich glaube, komm zu Hülfe meinem schwachen Glauben. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)


Der Glaube des Weibes, der Kananiterin, ist um so größer, weil sie eigentlich noch kein Recht hatte, zu glauben; denn das Recht, zu glauben, gehörte damals nur den Israeliten. Das Recht nemlich, zu glauben, daß der Heiland durch alles hindurch helfen werde, und helfen dürfe, konnte damals nur ein Israelite, weil's zunächst nur diesem, nicht den Heiden, verheißen war, festhalten. Deßwegen sagte auch Anfangs der HErr zu Seinen Jüngern (Matth. 10, 5. 6): „Gehet nicht auf der Heiden Straßen, und ziehet nicht in der Samariter Städte; sondern gehet hin zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel.“ Jenes Weib aber hat über das Gesetzte hinaus geglaubt, und gedacht, von dem Segen, den Israel habe, möchte wohl auch etwas abfallen dürfen auf einen Heiden, sagte daher zutraulich: „Aber doch essen die Hündlein von den Brosamen, die von ihrer Herren Tische fallen.“ Weil sies also wagte, obwohl keine Israelitin, aber doch im Herzen mit Ansprüchen an die Güte und Barmherzigkeit Gottes, die sie etwa als Mensch und als Geschöpf Gottes machen durfte, den HErrn JEsum um Hilfe zu bitten und Hilfe von Ihm zu hoffen, darum nennt der HErr ihren Glauben groß. Ob sie nun ein Recht zu solchem Glauben hatte oder nicht, ob es an der Zeit war, daß Heiden dasselbe werde, was den Israeliten, oder nicht, das war jetzt einerlei, - solchem Glauben mußte vom HErrn entsprochen werden; es durfte und sollte geschehen, wie sie wollte.
Darum, wenn je und je der Muth uns entfallen will, als ob wir nicht das Recht hätten, ferner zu glauben, laßt uns nur an die Kananiterin denken. Glauben wir nur. Der Glaube selbst giebt auch wieder das Recht, zu glauben. Seien wir, wer wir wollen, glauben wir nur und verzagen wir nicht; Niemanden wird der Heiland hinausstoßen. Wenn noch so viel dagegen spräche, so daß man zu dir sagen möchte: „Bleib nur du weg! dein Kommen ist doch umsonst! du hast nichts da verloren,“ wie es uns wohl innerlich werden kann, - glaube nur, und laß dich nicht fortschicken, weder von harten Menschen, noch vom eigenen Gewissen und Sturm im Inneren. Laß dich nicht abweisen, und stehe fest hin; - wer glaubt, der hat's, sei er, wer er wolle. So helfe uns denn der HErr mit ganzem Vertrauen Ihm anhangen. Denn so viel ist gewiß, - jetzt haben alle das Recht, nicht nur die, die bis jetzt noch ferne gestanden, sondern auch die, die nahe geworden und wieder gefallen sind, - sie haben alle das Recht, im Glauben zu kommen und zu bitten. „Kommet her!“ tönt's zu allen; und Keines darf denken, es komme, wenn es komme, ungerufen. Wir sind gerufen, und lassen's uns nicht nehmen, zu kommen und zu bitten in allerlei Not. Damit wird uns geholfen, wenn auch nicht immer in leiblicher Hinsicht, wie hier der Tochter des Weibs, doch so, daß zuletzt der ganze Mensch zu seiner vollkommenen Ruhe kommen darf. (Christoph Blumhardt)

15:29 Und Jesus ging von da weiter und kam an das Galiläische Meer und ging auf einen Berg und setzte sich allda.

15:30 Und es kam zu ihm viel Volks, die hatten mit sich Lahme, Blinde, Stumme, Krüppel und viele andere und warfen sie Jesu vor die Füße, und er heilte sie,
Es klingt so brutal: sie warfen sie Jesu vor die Füße! Aber so ähnlich hab ich's im Kidrontal erlebt, daß nackte, verkrüppelte oder blinde Kinder uns von den bettelnden Eltern vor die Füße geworfen wurden, um uns zu einem Almosen zu zwingen. Ja, wenn man dabei die Heilung erlebte, wenn die Geworfenen gesund aufstehen und jauchzend weggehen könnten, wie damals, dann läßt man sich dieses Werfen noch gefallen. Im Geistlichen geht es uns heute noch ähnlich: unsere Nöte sind Ungeheuer, die werfen uns Jesu vor die Füße! Wir sind auf ihn geworfen und wir bleiben mit nassen Augen und stummem Jammer der Seele so bei ihm liegen, bis er uns aufhebt und heilt und tröstet. Mancher hat nur Hilfe gegen eine Augenblicksnot bei Jesus gesucht und hat eine Heilung für die Ewigkeit gefunden. Darum wollen wir die Nöte nicht schelten, die so rau mit uns verfuhren und uns zu ihm trieben. Zum Bösen laufen wir selbst; zum Heiland muß man uns oft erst mit Schmerzen und Schlägen hintreiben. Wenn wir uns nur der Sachlage ganz deutlich bewußt werden, daß wir die Geworfenen sind und nicht die Verworfenen - daß wir dazu das äußere Elend erlebten, damit wir die innere Herrlichkeit erlangten!
Ja, Herr Jesu, hier sind wir und unsere Schmerzen! Aber du treuer Hirte hast doch deine kranken Schäflein lieb und hebst uns auf und tröstest uns. Wir wollen einen Hauch deiner Liebe spüren und all unser Vertrauen auf dich setzen. Amen. (Samuel Keller)

15:31 daß sich das Volk verwunderte, da sie sahen, daß die Stummen redeten, die Krüppel gesund waren, die Lahmen gingen, die Blinden sahen; und sie priesen den Gott Israels.

15:32 Und Jesus rief seine Jünger zu sich und sprach: Es jammert mich des Volks; denn sie beharren nun wohl drei Tage bei mir und haben nichts zu essen; und ich will sie nicht ungegessen von mir lassen, auf daß sie nicht verschmachten auf dem Wege.

15:33 Da sprachen seine Jünger zu ihm: Woher mögen wir so viel Brot nehmen in der Wüste, daß wir so viel Volks sättigen?

15:34 Und Jesus sprach zu ihnen: Wie viel Brote habt ihr? Sie sprachen: Sieben und ein wenig Fischlein.

15:35 Und er hieß das Volk sich lagern auf die Erde

15:36 und nahm die sieben Brote und die Fische, dankte, brach sie und gab sie seinen Jüngern; und die Jünger gaben sie dem Volk.

15:37 Und sie aßen alle und wurden satt; und hoben auf, was übrig blieb von Brocken, sieben Körbe voll.

15:38 Und die da gegessen hatten, derer waren viertausend Mann, ausgenommen Weiber und Kinder.

15:39 Und da er das Volk hatte von sich gelassen, trat er in ein Schiff und kam in das Gebiet Magdalas.8)

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