Passavant, Theophil - Abraham und Abraham's Kinder - 32. El-Schaddai.

Passavant, Theophil - Abraham und Abraham's Kinder - 32. El-Schaddai.

Der Mensch lebet nicht von Brot allein, sondern von jeglichem Dinge, das aus Gottes Munde kommt (Matth. 4,4.); und wehe dem, dem das Brot dieser Erde, und das kostbarste und feinste, mit aller guten Kost und Zukost, genug war. Der, in Dem wir Alle leben, weben und sind (Apg. 17,28.), hebet und trägt allein Alles und Alle, und so ganz besonders Seine Menschen, ein Jedes von uns, wenn auch der Jüngling es nicht spüret, und der Mann in seiner Kraft es nicht bedenket. Sagt auch nicht jeder Mann in seines Wirkens Kraft, wie jener König der Heiden: Ist das nicht die große Babel, die ich erbaut habe zum königlichen Hause, durch meine starke Macht, zu Ehren meiner Herrlichkeit (Dan. 4.), - so sagt Mancher doch: Ich habe dies, mein Haus, gebaut durch meine Kraft und mein Geschick, und werde meine Ehre keinem Anderen geben. - Hat dies der Christ, oder der Heide, geredet? Wir sind sehr klein und sehr stolz, und geben lange nicht Gott die Ehre. Ein Kind des Glaubens aber, der ein König war, hat es gethan, als er sprach: Sie warten Alle auf Dich, daß Du ihnen Speise gebest zu seiner Zeit… - Verbirgest Du Dein Angesicht, so erschrecken sie; Du nimmst weg ihren Odem, so vergehen sie, und werden wieder zu Staub. Du lässest aus Deinen Odem, so werden sie geschaffen; und Du verneuerst die Gestalt der Erde. Die Ehre des Herrn ist ewig; Jehova wird Sich Seiner Werke freuen: Ps. 104. -

Aber diesen Glauben Seiner Kinder muß Er immer wieder erneuern, und durch neue Zeichen, durch neue Proben, neue Kräfte, den Trost und die Treue dieses Glaubens wie der heben und beleben,; sie sollen es spüren, daß Er ihnen allezeit zur Seite stehet; daß Er ihnen vorangehet und ihnen nachgehet auf allen Wegen; daß Er ihnen ist und sein will, was Er Abraham, was Er den Erzvätern und den Vätern, war: der Gott Abraham und Isaak und Jakob, der Lebendige (Matth. 22,32.); sonst ermattet ihr schwacher Glaube bald; sein Licht erlöschet, seine Quellen versiegen; - so schwer ist es dem Menschen, eine Zeit fest auf himmlischem Boden stehen. Gott läßt freilich hie und da Einen und den Anderen eine Zeit einsam und allein in der Wüste gehen, damit sie lernen, wie Abraham, glauben, wo sie nichts sehen, hoffen in der Dürre auf die Wasserquellen, auf das Leben, wenn alles Leben um sie her erstirbt, und schauen auf Ihn, den sie mit Augen nicht sehen, und sprechen: Du bist es doch, ja, Du bisss, Du warest und bleibst's: der Gott des Sehens, der Gott, der mich siehet. C. 16,13.14. Was betrübest du dich, meine Seele, und bist so unruhig ist mir? Harre auf Gott, denn ich werde Ihm danken, daß Er meines Angesichts Hülfe und mein Gott ist. Ps. 42.

Dreizehn Jahre des Wartens waren, seit jenen Geschichten und Ismael's Geburt, verstrichen. Abraham hatte zwar einen Sohn, doch konnte er sich seiner nicht, als des Kindes der Verheißung, als des Erbes jenes göttlichen, überschwänglichen Segens, freuen; und Sara erntete an dem wilden Knaben die süßen Mutter-Freuden nicht; das Kind war ja nicht Sara's Kind.

Als Abram neun und neunzig Jahr alt war, erschien ihm der Herr, und sprach zu ihm: Ich bin der allmächtige Gott: wandle vor mir und sei fromm. C. 17,1.

Also hatte Sich Gott noch nie Seinem Knechte genannt: der allmächtige Gott: der Gott, der Alles kann, Alles siehet, Alles weiß, weil Er Alles hat, Alles war, Alles ist, und Alles sein wird: Jehova, durch den Alles ist, und ohne den Nichts ist, was da ist: der allmächtige Gott: El-Schaddai; - s. 2. Mos. 3,14. Jes. 44,6. Offenb. 1,8. u. s. w. Also nannte Er Sich seitdem öfters wieder den Vätern: ein Wort, ein Name Gottes, dem Glauben gegeben, auf daß dieser Glaube ein unbedingter und unbegränzter sei, - denn der Gott des Glaubens ist im Himmel, und kann schaffen, was Er will: Ps 115,3. Nichts, in aller Welt und in allen Welten, kann Ihm hinderlich sein; keine Macht kann Ihm wehren, kein Mensch und kein Gott, kein Leben und kein Tod (Ps. 33. Jes. 40,12… Röm. 8,38.39.); und das Kind des Glaubens, von Menschen geschreckt, von Trübsalen und Stürmen hin und Hergetrieben, von den Leidendes Lebens, des Todes, gedrückt und fast erdrückt, spricht zu seinem Herzen: Gott hat ein Wort geredet; zweimal habe ich's gehört: daß Gottes die Macht ist: Ps. 82,12. Und siehe da, dieser Allmächtige, Er ist wahrhaftig und treu; all Sein Thun ist Wahrheit, und Seine Wege sind Recht: Dan. 4,34. Seine Güte ist es, daß wir nicht gar aus sind; Seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende; sondern sie ist alle Morgen neu, und Seine Treue ist groß: Klgl. 3,22.23. Sage, ist Er je, dieser Gott, dein Trost gewesen, oder dein Schrecken?

Es ist doch gar ein leichtes Ding, um des Menschen Herz, mit allen seinen Gedanken, mit seinen Wünschen, und Sorgen, und Sünden, und sollte doch seine Last ihm bald zu groß sein. Ein Mensch hat's gerne, wenn es gut gehet; gibt in schönen Tagen seinem Gott gerne gute Worte; will sich dieses Gottes freuen und trösten, und hoffen auf Ihn, und auf Ihn sich stützen, und fraget doch sonst wenig nach dem All, mächtigen drohen, und wandelt nicht vor Seinem Angesicht; läßt Ihn nicht seine Furcht und seinen Schrecken sein (Jes. 8,13); so lange betet er nicht zu Ihm, und beuget nicht vor Ihm Gedanken und Sinnen, und thut seinen eigenen Willen, und gehet seine eigenen Wege, und gehet, und lebet, und träumet, bis es kracht, und das Haus oder das Herz bricht. - Arme Seele, wo ist denn dein Gott? dein Fuß hat gegleitet, und es wankte dir die Erde, deine Himmel stürzten zusammen; - sonst heißt es im Lande, da man glaubet: Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, von welchen mir Hülfe kommt. Meine Hülfe kommt vom Herrn, der Himmel und Erde gemacht hat. Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen; und der dich behütet, schläfet nicht. Siehe, der Hüter Israel schläft noch schlummert nicht. Der Herr behütet dich. - Ps. 121.

Warum hat Er dich nicht behütet?

Und Gott sprach zu Abraham: Wandle vor Mir, und sei fromm.

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