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Lukas, Kapitel 8

Lukas, Kapitel 8

8:1 Und es begab sich darnach, daß er reiste durch Städte und Dörfer und predigte und verkündigte das Evangelium vom Reich Gottes; und die zwölf mit ihm,

8:2 dazu etliche Weiber, die er gesund hatte gemacht von den bösen Geistern und Krankheiten, nämlich Maria, die da Magdalena heißt, von welcher waren sieben Teufel ausgefahren,

8:3 und Johanna, das Weib Chusas, des Pflegers des Herodes, und Susanna und viele andere, die ihm Handreichung taten von ihrer Habe.

8:4 Da nun viel Volks beieinander war und sie aus den Städten zu ihm eilten, sprach er durch ein Gleichnis:

8:5 Es ging ein Säemann aus, zu säen seinen Samen. Und indem er säte, fiel etliches an den Weg und ward zertreten und die Vögel unter dem Himmel fraßen's auf.

8:6 Und etliches fiel auf den Fels; und da es aufging, verdorrte es, darum daß es nicht Saft hatte.
Auf Felsen fallen der Worte viele. Der Säemann sieht einen raschen Erfolg, er freut sich; bald aber gestalten sich die Verhältnisse ganz anders. Ach, die Felsenherzen bereiten viel Kummer! Nicht wenige nehmen die herrliche Berufung in die Gemeinschaft Christi mit Freuden auf, das Wort vom Kreuze zündet ein Feuer in ihrem Herzen an, sie bereuen ihre Sünden; schnell fühlen sie Seligkeit und sie wollen zum Himmel pilgern. Solche Seelen erweisen sich nicht selten sehr eifrig; kaum angeweht von Gottes Geist, arbeiten sie schon an anderen. Aber bei ihnen selbst kommt es zu keiner Wiedergeburt. Sie sind auf dem Wege dazu, schon ist das Wort in ihnen, es könnte etwas Ganzes aus ihnen werden, aber ihr Charakter ist unberechenbar, unzuverlässig. Der Heiland sagt: Sie haben keine Wurzel! Das macht ihren Abfall klar. Nur eine Zeitlang glauben sie. Weil aber das Wort nicht aufgeht in ihnen, weil es nicht neuschaffend eingreifen kann, verlieren sie das Wort wieder aus ihren Herzen, und endlich fallen sie ab. Hier ist die überaus traurige Geschichte vieler Erweckter gezeichnet. Äußerlich glauben sie vielleicht noch fort, in Wirklichkeit aber sind sie längst abgefallen. Die Versuchung konnten sie nicht ertragen, das Opfer für den Heiland schien ihnen zu groß zu sein. Insofern das Wort in uns ist, insofern ist Gott selbst in uns. Die Stunde der Versuchung naht auch dir. Du kannst ihr unmöglich ausweichen; bete, verharre im Gebet, überwinde gläubig. Aus dem Felsenherzen kann noch ein gutes Herz werden. Bitte den Herrn um Bewahrung in der Versuchung. Er will auch in dir ein neues Herz und einen neuen gewissen Geist schaffen. (Markus Hauser)

8:7 Und etliches fiel mitten unter die Dornen; und die Dornen gingen mit auf und erstickten's.

8:8 Und etliches fiel auf ein gutes Land; und es ging auf und trug hundertfältige Frucht. Da er das sagte, rief er: Wer Ohren hat, zu hören, der höre!

8:9 Es fragten ihn aber seine Jünger und sprachen, was dies Gleichnis wäre?

8:10 Er aber sprach: Euch ist es gegeben, zu wissen das Geheimnis des Reiches Gottes; den andern aber in Gleichnissen, daß sie es nicht sehen, ob sie es schon sehen, und nicht verstehen, ob sie es schon hören.

8:11 Das ist aber das Gleichnis: Der Same ist das Wort Gottes.

8:12 Die aber an dem Wege sind, das sind, die es hören; darnach kommt der Teufel und nimmt das Wort von ihrem Herzen, auf daß sie nicht glauben und selig werden.
Dieser Feind Gottes und der Menschen hat einen auf mich gerichteten Willen. Wo Gott etwas tut, da kommt er, um auch etwas zu tun. Überall, wo Gottes Wort verkündet wird, sind zwei Gewalten tätig; Jesus ist da, Seine Macht und Liebe zu entfalten, und der Teufel ist da, seine Bosheit, Arglist und seinen Hass geltend zu machen. Der Teufel will, dass ich nicht höre, nicht glaube, nicht selig werde. Wenn du unter dem Schalle des Evangeliums sitzest, vergiss nie, wer zugegen ist. Die Sache ist sehr ernst. Jesus selbst sagt es dir, dass der Teufel feindselig bei dir ist. Da kannst du zwar hören, und doch hörst du eigentlich nicht, es kommt nicht zum inneren, wahren Hören, weil du nicht ganz hörst. Woher auf einmal die fremden, mit dem vorliegenden Gegenstand unvereinbaren Gedanken? Woher die eigenartigen Bilder, die so stürmisch an deiner Seele vorüberziehen? Warum wird dein Herz so trotzig? Warum überfällt dich plötzlich zu so ungewohnter Stunde der Schlaf. Der Teufel ist auch da, er will, du sollst zerstreut sein, während du zu hören scheinst; er will, du sollst ungläubig bleiben und dem Heiland das Herz verschließen; er will, du sollst nicht selig, du sollst verdammt werden! Widerstehe deinem Feind, überwinde ihn im Gebet. Der Herr ist da, Er hilft dir. Du sollst jetzt hören, glauben, selig werden. O tue das, was Gott will, so muss alsobald der Feind weichen. Der Herr Jesus hat Macht über dich, und du wirst selig durch Ihn. Vertraue dich Ihm völlig an. (Markus Hauser)

8:13 Die aber auf dem Fels sind die: wenn sie es hören, nehmen sie das Wort mit Freuden an; und die haben nicht Wurzel; eine Zeitlang glauben sie, und zur Zeit der Anfechtung fallen sie ab.
Meine Seele, prüfe dich jetzt im Licht dieser Schriftstelle. Du hast das Wort angenommen mit Freuden; dein Gemüt ist angeregt worden, und du hast einen lebendigen Eindruck empfangen. Aber bedenke, dass es etwas andres ist, mit den Ohren das Wort aufnehmen, und etwas andres, den Herrn Jesum selber ins Herz aufnehmen; ein lebhaftes, aber oberflächliches Gefühl ist gar oft mit innerer Herzenshärtigkeit verknüpft, und ein starker Eindruck des Wortes ist nicht immer auch ein bleibender. Nach unserem Gleichnis fiel etliches, das gesät wurde, in das Steinichte, da es nicht viele Erde hatte; und da der Same aufging, konnte er nicht unter sich wurzeln, denn das felsige Erdreich hinderte ihn, und darum trieb er mächtig in die Höhe; weil ihm aber die Wurzeln keine Nahrung zuzuführen vermochten, verwelkte er und wurde dürr. Steht es etwa auch mit mir so? Habe ich nach außen ein viel verheißendes Wachstum gezeigt, während mir das wahre, innere Leben fehlte? Ein gutes Gedeihen verlangt gleichzeitig ein Wachstum nach oben und nach unten. Bin ich fest gewurzelt in aufrichtiger Treue und Liebe gegen den Heiland? Wenn mein Herz nicht erweicht und befruchtet ist durch die Gnade, so mag der gute Same eine kurze Zeit grünen, aber zuletzt muss er absterben, denn er kann nicht gedeihen auf einem steinichten, ungebrochenen, ungeheiligten Herzen. Ach, ich will fliehen vor einer Frömmigkeit, die so schnell aufblüht, aber auch so bald hinwelkt, wie der Kürbis über dem Haupte Jonas‘; ich will die Kosten ganz überschlagen, wenn ich ein Jünger Jesu werde; vor allem aber möchte ich die Kraft seines Heiligen Geistes an mir erfahren, dann werde ich eine bleibende und lebensfähige Saat im Herzen besitzen. Wenn mein Gemüt verhärtet bleibt wie zuvor, so wird die Sonne der Heimsuchung es nur ausbrennen, und mein Felsenherz wirft die Hitze nur umso heftiger auf die spärlich bedeckte Saat zurück, und meine Gottesfurcht erstirbt schnell, und meiner wartet schreckliche Verzweiflung; darum, Du himmlischer Sämann, pflüge mich erst, und dann streue Deine Wahrheit in mich aus, und lass mich reichlich Frucht bringen!
„Herr Jesu, lass mein Herze sein
Zerknirschet und zerschlagen,
Damit der Same dring‘ hinein;
Und lass ihn Früchte tragen!“
(Charles Haddon Spurgeon)

8:14 Das aber unter die Dornen fiel, sind die, so es hören und gehen hin unter den Sorgen, Reichtum und Wollust dieses Lebens und ersticken und bringen keine Frucht.1)

8:15 Das aber auf dem guten Land sind, die das Wort hören und behalten in einem feinen, guten Herzen und bringen Frucht in Geduld.2); 3); 4)
Viererlei ist das Ackerfeld, wie wir wissen. Gutes Land ist ein solches, das nicht hart getreten ist, das keinen steinigten Grund hat, das nicht mit Dornen oder Unkraut übersäet ist. Wo diese drei Sachen fehlen, da ist ein gutes Land. Das Hartgetretene also, worunter das im gewöhnlichen Leben entstandene stumpfsinnige und unempfängliche Wesen zu verstehen ist, muß umgebrochen werden, - die Steine (verstehe das harte, gefühllose Wesen darunter) müssen heraus, - und die Dornen, d. h. die Sorgen und Wollüste dieses Lebens, sollen ausgerauft werden. Denn nach diesen drei Seiten hat der Feind gar viele Herzen so verderbt, daß sie kein gutes Land sind, also das Wort wohl hören, aber nicht behalten und keine Frucht bringen. Da sehen wir's, wie wir des Lückenverzäuners und Wegeverbesserers bedürfen.
Wo wir aber das Land nicht gut finden, wollen wir nicht gleich den Mut aufgeben, als ob nichts mehr geschehen könne, weil das Wort nicht bleibe. Wir können den HErrn bitten, das Land unsrer und Anderer Herzen gut zu machen, d. h. erstlich es umzuackern und weich und locker für die Aufnahme des Samens zu machen, - sodann es von Steinen zu befreien, damit nicht durch verfrühtes Wachstum, weil's am innersten Grund fehlt, alles wieder zu Grunde gehe, - und endlich es von Dornen zu reinigen oder von den bösen Lüsten, welche aufkommendes Gutes wieder ersticken. Denn dann wird’s ein gutes, feines Herz. Das vermag der Herr zu machen, dem's an Mitteln und an Wegen nicht fehlt. Ist aber das Herz gut, daß es das Wort sorgfältig bewahrt, so kann mit der Zeit, - denn Zeit braucht es, - auch die Frucht zu Tage kommen. Dazu bringe es der treue und gnädige Gott und Erbarmer mit uns und unsern Kindern, und allen, die uns nahe am Herzen liegen, zuletzt weithin durch die ganze Welt. (Christoph Blumhardt)

8:16 Niemand aber zündet ein Licht an und bedeckt's mit einem Gefäß oder setzt es unter eine Bank; sondern er setzt es auf einen Leuchter, auf daß, wer hineingeht, das Licht sehe.

8:17 Denn nichts ist verborgen, das nicht offenbar werde, auch nichts Heimliches, das nicht kund werde und an den Tag komme.

8:18 So sehet nun darauf wie ihr zuhöret. Denn wer da hat, dem wird gegeben; wer aber nicht hat, von dem wird genommen, auch was er meint zu haben.

8:19 Es gingen aber hinzu seine Mutter und Brüder und konnten vor dem Volk nicht zu ihm kommen.

8:20 Und es ward ihm angesagt: Deine Mutter und deine Brüder stehen draußen und wollen dich sehen.

8:21 Er aber antwortete und sprach zu ihnen: Meine Mutter und meine Brüder sind diese, die Gottes Wort hören und tun.

8:22 Und es begab sich an der Tage einem, daß er in ein Schiff trat samt seinen Jüngern; und er sprach zu ihnen: Laßt uns über den See fahren. Und sie stießen vom Lande.

8:23 Und da sie schifften, schlief er ein. Und es kam ein Windwirbel auf den See, und die Wellen überfielen sie, und sie standen in großer Gefahr.

8:24 Da traten sie zu ihm und weckten ihn auf und sprachen: Meister, Meister, wir verderben! Da stand er auf und bedrohte den Wind und die Woge des Wassers; und es ließ ab, und ward eine Stille.

8:25 Er aber sprach zu ihnen: Wo ist euer Glaube? Sie fürchteten sich aber und verwunderten sich und sprachen untereinander: Wer ist dieser? denn er gebietet dem Winde und dem Wasser, und sie sind ihm gehorsam.

8:26 Und sie schifften fort in die Gegend der Gadarener, welche ist Galiläa gegenüber.

8:27 Und als er austrat auf das Land, begegnete ihm ein Mann aus der Stadt, der hatte Teufel von langer Zeit her und tat keine Kleider an und blieb in keinem Hause, sondern in den Gräbern.

8:28 Da er aber Jesum sah, schrie er und fiel vor ihm nieder und rief laut und sprach: Was habe ich mit dir zu schaffen, Jesu, du Sohn Gottes, des Allerhöchsten? Ich bitte dich, du wollest mich nicht quälen.

8:29 Denn er gebot dem unsauberen Geist, daß er von dem Menschen ausführe. Denn er hatte ihn lange Zeit geplagt, und er ward mit Ketten gebunden und mit Fesseln gefangen, und zerriß die Bande und ward getrieben von dem Teufel in die Wüsten.

8:30 Und Jesus fragte ihn und sprach: Wie heißest du? Er sprach: Legion; denn es waren viel Teufel in ihn gefahren.

8:31 Und sie baten ihn, daß er sie nicht hieße in die Tiefe fahren.

8:32 Es war aber daselbst eine große Herde Säue auf der Weide auf dem Berge. Und sie baten ihn, daß er ihnen erlaubte in sie zu fahren. Und er erlaubte es ihnen.

8:33 Da fuhren die Teufel aus von dem Menschen und fuhren in die Säue; und die Herde stürzte sich von dem Abhange in den See und ersoff.

8:34 Da aber die Hirten sahen, was da geschah, flohen sie und verkündigten es in der Stadt und in den Dörfern.

8:35 Da gingen sie hinaus, zu sehen, was da geschehen war, und kamen zu Jesu und fanden den Menschen, von welchem die Teufel ausgefahren waren, sitzend zu den Füßen Jesu, bekleidet und vernünftig, und erschraken.

8:36 Und die es gesehen hatten, verkündigten's ihnen, wie der Besessene war gesund geworden.

8:37 Und es bat ihn die ganze Menge des umliegenden Landes der Gadarener, daß er von ihnen ginge; denn es war sie eine große Furcht angekommen. Und er trat in das Schiff und wandte wieder um.

8:38 Es bat ihn aber der Mann, von dem die Teufel ausgefahren waren, daß er bei ihm möchte sein. Aber Jesus ließ ihn von sich und sprach:

8:39 Gehe wieder heim und sage, wie große Dinge dir Gott getan hat. Und er ging hin und verkündigte durch die ganze Stadt, wie große Dinge ihm Jesus getan hatte.

8:40 Und es begab sich, da Jesus wiederkam, nahm ihn das Volk auf; denn sie warteten alle auf ihn.

8:41 Und siehe, da kam ein Mann mit Namen Jairus, der ein Oberster der Schule war, und fiel Jesu zu den Füßen und bat ihn, daß er wollte in sein Haus kommen;

8:42 denn er hatte eine einzige Tochter bei zwölf Jahren, die lag in den letzten Zügen. Und da er hinging, drängte ihn das Volk.
Der Herr Jesus geht durch das Gedränge auf das Haus des Jairus zu, um die tote Tochter des Obersten der Schule zu erwecken; aber sein Güte ist so überschwänglich, dass Er auch noch unterwegs ein andres Wunder der Barmherzigkeit wirkt. Während dieser Aaronsstab die Blüte eines unvollendeten Wunders trägt, spendet er schon die reifen Mandeln eines vollbrachten Werks der Gnade. Für uns genügt es, wenn wir uns irgendetwas vorgenommen haben, dass wir stracks hingehen und es ausführen; es wäre unklug, wollten wir unterwegs unsre Kräfte aufzehren. Wenn wir zur Rettung eines ertrinkenden Freundes herbeieilen, so dürfen wir‘s nicht wagen, unsre Kräfte mit der Rettung eines andern zu erschöpfen, der in gleicher Gefahr schwebt. Es ist genug, wenn ein Baum einerlei Früchte trägt, und ebenso genug, wenn ein Mensch vollbringt, was seines Berufes ist. Aber unser Herr kennt keine Grenze seiner Macht und keine Einschränkung seiner Pflicht. Er ist so überreich an Gnade, dass sein Pfad von Freundlichkeit und Güte strahlt wie die Sonne, die am Himmel vorüberzieht. Er ist ein geflügelter Pfeil der Liebe, welcher nicht nur sein vorgesetztes Ziel erreicht, sondern die Luft, die Er durchfliegt, mit Wohlgeruch erfüllt. Es geht unausgesetzt eine heilsame Kraft aus von Jesu, gleichwie von Blumen süßer Duft ausströmt; und sie geht ohne Aufhören von Ihm aus, gleichwie das Wasser aus einem glänzenden Quell. Was für eine köstliche Ermutigung liegt hierin für uns! Wenn unser Herr so bereitwillig ist, die Kranken zu heilen, und zu segnen, die es bedürfen, dann, meine Seele, säume nicht, in seine Fußstapfen zu treten und Ihm nachzufolgen, auf dass Er mit freundlichem Lächeln auf dich blicke. Sei nicht träge im Bitten, wo Er so überschwänglich ist im Gewähren. Wende deine ganze Aufmerksamkeit seinem Worte zu, jetzt und allezeit, denn Jesus spricht durch dasselbe zu deiner Seele. Wo du Ihn finden kannst, da wende dich hin und gehe Ihm nach, und suche seinen Segen zu empfangen. Wenn Er gern heilt, meinst du nicht, Er könne auch dich gesund machen? Aber gewiss ist Er auch jetzt hier gegenwärtig, denn Er besucht jederzeit ein Herz, das seiner bedarf. Du Sohn Davids, siehe auf den Trauernden, der vor Dir steht, und mache Deinen Kranken, der Dich anfleht, gesund! (Charles Haddon Spurgeon)

8:43 Und ein Weib hatte den Blutgang zwölf Jahre gehabt; die hatte alle ihre Nahrung an die Ärzte gewandt, und konnte von niemand geheilt werden;

8:44 die trat hinzu von hinten und rührte seines Kleides Saum an; und alsobald stand ihr der Blutgang.

8:45 Und Jesus sprach: Wer hat mich angerührt? Da sie aber alle leugneten, sprach Petrus und die mit ihm waren: Meister, das Volk drängt und drückt dich, und du sprichst: Wer hat mich angerührt?

8:46 Jesus aber sprach: Es hat mich jemand angerührt; denn ich fühle, daß eine Kraft von mir gegangen ist.

8:47 Da aber das Weib sah, daß es nicht verborgen war, kam sie mit Zittern und fiel vor ihm nieder und verkündigte vor allem Volk, aus welcher Ursache sie ihn hätte angerührt und wie sie wäre alsbald gesund geworden.
Eines der rührendsten und lehrreichsten Wunder des Heilandes liegt uns heute abend zur Betrachtung vor. Das Weib war sehr wenig erleuchtet; sie meinte, die Heilskraft gehe von Christo durch ein Gesetz der Notwendigkeit aus, auch ohne sein Wissen oder ohne seinen Willen. Zudem hatte sie keine Kenntnis von der liebevollen Gemütsart Jesu, sonst wäre sie nicht dazu gekommen, gleichsam hinter seinem Rücken ihre Heilung zu stehlen, die Er je und je so gern gewährte. Das Elend sollte sich jederzeit gerade vor das Angesicht der Gnade hinstellen. Hätte das Weib die Liebe des Herzens Jesu gekannt, so hätte sie gesagt: „Ich brauche mich nur dahin zu stellen, wo Er mich sehen kann, so wird Ihm seine Allwissenheit schon eingeben, was mir fehlt, und seine Liebe wird meine Heilung sogleich bewerkstelligen.“ Wir bewundern ihren Glauben, aber wir staunen ob ihrer Unwissenheit. Nachdem sie war geheilt worden, freute sie sich mit Zittern: sie war überglücklich, dass die göttliche Wunderkraft eine so wunderbare Heilung an ihr vollbracht hatte; aber sie fürchtete, Christus möge den Segen zurücknehmen und setzte Misstrauen in die Gewährung seiner Gnade: ach, wie wenig begriff sie die Fülle seiner Liebe! Wir haben kein so klares Bild von seinem unergründlichen Wesen, wie wir es wünschen möchten, die Höhen und Tiefen seiner Liebe bleiben uns unbekannt; wir haben aber ein gewisses, unwidersprechliches Zeugnis, dass Er zu gütig ist, um einer armen zitternden Seele die Gabe zu entziehen, für die sie empfänglich gewesen ist. Aber eben hier liegt die Größe des Wunders: so gering ihre Erkenntnis, so klein ihr Glaube war, erlöste Er sie doch, und erlöste sie auf der Stelle, weil es ein echter Glaube war. Keine Rede von einem zögernden Nachgeben - das Glaubenswunder geschah augenblicklich. Wo wir Glauben haben wie ein Senfkorn, so ist die Erlösung unser gegenwärtiges und ewiges Eigentum. Wenn wir ins Verzeichnis der Kinder des Herrn als die Geringsten aus seiner Familie eingetragen sind, so sind wir Erben durch den Glauben, und keine menschliche noch teuflische Gewalt kann uns das Heil wieder entreißen. „Sind wir gerechtfertigt durch den Glauben, so haben wir Frieden mit Gott.“ (Charles Haddon Spurgeon)

8:48 Er aber sprach zu ihr: Sei getrost, meine Tochter, dein Glaube hat dir geholfen. Gehe hin mit Frieden!

8:49 Da er noch redete, kam einer vom Gesinde des Obersten der Schule und sprach zu ihm: Deine Tochter ist gestorben; bemühe den Meister nicht.

8:50 Da aber Jesus das hörte, antwortete er ihm und sprach: Fürchte dich nicht, glaube nur, so wird sie gesund!
Der Schuloberste Jairus, welcher Jesum als einen Wunderthäter kannte, war mit einem guten Vertrauen zu Ihm gekommen, und hatte Ihn demüthig gebeten, in sein Haus zu kommen, und sein todtkrankes Töchterlein gesund zu machen. Als sich nun der HErr Jesus unterwegs wegen des blutflüssigen Weibes, welches den Saum Seines Kleides im Glauben angerührt hatte, ein wenig verweilte, so kann Einer von dem Gesinde des Jairus, und sagte zu ihm: deine Tochter ist gestorben, bemühe den Meister nicht. Hiebei entfiel dem Jairus der Muth, denn er glaubte nicht, daß Jesus auch Todte erwecken könne, und hatte noch kein Beispiel davon gesehen; aber Jesus sprach zu ihm: fürchte dich nicht, glaube nur. Es lehrt uns diese Geschichte, wie unsere Schwachheit oft bei einer neuen und ungewohnten Noth offenbar werde, und wie wir alsdann einer Glaubensstärkung bedürfen. Wir sind etwa glaubig genug, in den gegenwärtigen Nöthen und Gefahren dem HErrn zuzutrauen, daß Er uns nicht verlassen noch versäumen werde. Wir haben auch die Zuversicht, daß die Hülfe, um die wir Ihn gebeten haben, erscheinen werde. Aber, wenn die Hülfe verzeucht und die Noth steigt, so fürchten wir uns, und sorgen, vom HErrn verlassen und hingegeben zu sein. Oder wenn es überhaupt gar anders geht, als wir wünschen, wenn der Kranke, dessen Genesung wir erwarteten, stirbt, und nicht mehr zu diesem Leben erweckt wird, oder wenn überhaupt die letzte fleischliche Stütze unsers Vertrauens bricht und fällt, so zappelt und zagt unser Herz, und wir sind alsdann des Zuspruchs bedürftig: fürchte dich nicht, glaube nur. ich will dich nicht verlassen noch versäumen. O wie oft hat David seine Schwachheit gefühlt, wenn eine neue Noth, die größer als die vorige war, entstand! Wie ängstlich hat er alsdann zu Gott geschrieen! Und wie treulich hat Gott seinen Glauben dabei erhalten und gestärkt, und ihm zur rechten Zeit Hülfe erzeigt! Die Welt ist für Christen eine Schule. Wenn man ihnen aber Alles, was Gott geoffenbart hat, vorsagte, und die Bibel ganz erklärte, so würde es ihnen nichts helfen, wenn nicht die Wege Gottes mit seinem Wort übereinkämen. Das Töchterlein des Jairus mußte sterben, damit dieser überzeugt würde, daß Jesus auch Todte erwecken könne. Die Apostel mußten ohne Beutel, ohne Taschen und ohne Schuhe ausgesandt werden, daß sie lernten, wie Gott die vierte Bitte des Vater Unsers erhöre. Sie mußten einen Sturm auf dem Meer ausstehen, damit sie Jesum auch als Denjenigen kennen lernen möchten, dem Wind und Meer gehorsam sind. Sie mußten endlich das ihnen unerwartete und schmerzliche Leiden Jesu ansehen, damit sie lernten, daß Sein Reich nicht von dieser Welt sei; und Seine sichtbare Gegenwart missen, damit sie den Beistand des Trösters desto höher schätzen lernten. So schult Gott die Menschen durch Worte und Werke, die in einer Verbindung mit einander stehen. Wenn Er ein neues Werk thut, so fühlt und zeigt der Mensch seine Schwachheit. Er aber fährt fort mit Seinem Thun, spricht der Seele durch Seinen Geist tröstlich zu, und verschafft, daß der Mensch bei dem neuen Werk Gottes auch auf eine neue Stufe des Glaubens erhoben wird. Gelobt sei Gott. Er ist treu. Sein Wort ist gewiß und kräftig, und Seine Wege eitel Güte und Wahrheit.(Magnus Friedrich Roos)

8:51 Da er aber in das Haus kam, ließ er niemand hineingehen denn Petrus und Jakobus und Johannes und des Kindes Vater und Mutter.

8:52 Sie weinten aber alle und klagten um sie. Er aber sprach: Weinet nicht, sie ist nicht gestorben, sondern sie schläft.

8:53 Und sie verlachten ihn, wußten wohl, daß sie gestorben war.

8:54 Er aber trieb sie alle hinaus, nahm sie bei der Hand und rief und sprach: Kind, stehe auf!

8:55 Und ihr Geist kam wieder, und sie stand alsobald auf. Und er befahl, man sollte ihr zu essen geben.

8:56 Und ihre Eltern entsetzten sich. Er aber gebot ihnen, daß sie niemand sagten, was geschehen war.

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