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Jesaja, Kapitel 62

Jesaja, Kapitel 62

62:1 Um Zions willen will ich nicht schweigen, und um Jerusalems willen will ich nicht innehalten, bis daß ihre Gerechtigkeit aufgehe wie ein Glanz und ihr Heil entbrenne wie eine Fackel,

62:2 daß die Heiden sehen deine Gerechtigkeit und alle Könige deine Herrlichkeit; und du sollst mit einem neuen Namen genannt werden, welchen des HERRN Mund nennen wird.

62:3 Und du wirst sein eine schöne Krone in der Hand des HERRN und ein königlicher Hut in der Hand deines Gottes.

62:4 Man soll dich nicht mehr die Verlassene noch dein Land eine Verwüstung heißen; sondern du sollst „Meine Lust an ihr“ und dein Land „Liebes Weib “ heißen: denn der HERR hat Lust an dir und dein Land hat einen lieben Mann.
„Verlassen“ ist ein trauriges Wort. Es klingt wie eine Totenglocke. Es erzählt von den tiefsten Schmerzen und weissagt die schwersten Übel. Ein Abgrund von Elend gähnt in diesem Wort „Verlassen“. Verlassen von einem, der sich mit seiner Ehre verbürgte! Verlassen von einem Freund, den wir so oft geprüft, und dem wir so lange vertraut haben! Verlassen von einem lieben Verwandten! Verlassen von Vater und Mutter! Verlassen von allen! Dies ist in der That ein Weh, und doch kann es ertragen werden, wenn der Herr uns aufnimmt.
Aber was muß es sein, sich von Gott verlassen zu fühlen? Denkt an jenen bittersten aller Rufe: „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“ Haben wir je in irgend welchem Grade den Wermut und die Galle des „Verlassen“ in diesem Sinne geschmeckt? Wenn das, so laßt uns den Herrn bitten, uns vor der Rückkehr eines so unaussprechlichen Schmerzes zu bewahren. O, daß solche Finsternis niemals wiederkäme! Wahrlich, die Menschen sprachen in Bosheit: „Gott hat Ihn verlassen; jaget nach und ergreifet Ihn.“ Aber das war stets falsch, und des Herrn liebevolle Huld wird unsre grausamen Feinde zwingen, ihre Worte zurückzunehmen oder wenigstens ihren Mund zu halten.
Das Gegenteil von all diesem ist jenes erhabene Wort Hephzibah: „der Herr hat Lust an dir.“ Dies wandelt das Weinen in Tanzen. Mögen die, welche wähnen, verlassen zu sein, den Herrn sagen hören: „Ich will dich nicht verlassen noch versäumen.“ (Charles Haddon Spurgeon)

62:5 Denn wie ein Mann ein Weib liebhat, so werden dich deine Kinder liebhaben; und wie sich ein Bräutigam freut über die Braut, so wird sich dein Gott über dich freuen.

62:6 O Jerusalem, ich will Wächter auf deine Mauern bestellen, die den ganzen Tag und die ganze Nacht nimmer stillschweigen sollen und die des HERRN gedenken sollen, auf daß bei euch kein Schweigen sei
Glaubensvolles Bitten und Wirken schafft große Veränderungen. Es muss uns ebensowenig auf dem Gebiete des Geisteslebens als auf dem des Leibeslebens, ebensowenig auf dem Gebiete der Geisterwelt als auf dem der Körperwelt befremden, dass große und weittragende Dinge Beharrlichkeit, Ausdauer und Mut, ja, angestrengte Arbeit und Geduld erfordern. Es hat den Herrn viel gekostet, uns zu erlösen, und bis nun der Lohn Seiner Schmerzen eingebracht ist, hat Seine Gemeinde auch eine leidensvolle, trübsalsreiche Arbeit zu tun. Unsere Gebete können oft nicht so schnell erhört und realisiert werden, es müssen da auf Erden und in der Geisterwelt Hindernisse überwunden und Verhältnisse abgewickelt werden, die Zeit und Ausdauer erfordern. Die Auserwählten sollen Tag und Nacht rufen; die Erhörung ist gewiss, aber das Wann kann nicht bestimmt werden. Verlorengehen können die Gebete im Namen Jesu nicht. Sie sind oft wie Wassertropfen, die sich in der Höhe ansammeln und dann als ein kräftiger Regen hernlederströmen. Möchten sie nur nicht so spärlich und nur nicht in so großen Zwischenräumen aufsteigen, die Erhörung würde dann in vielen Fällen rascher und kräftiger erfolgen! Mutloswerden im Glauben und Laxwerden im Gebete haben traurige, oft sehr weittragende, uns und andere schädigende Folgen. Wenn dich der Herr durch Sein Wort und durch Seinen Geist zu einer Bitte anregt, so lass dein ganzes Herz davon ergriffen und erfüllt werden und bitte dann im Glauben und in der Geduld so lange, bis du die Erhörung vor dir siehst, bis du danken kannst für das Erbetene. (Markus Hauser)

62:7 und ihr von ihm nicht schweiget, bis daß Jerusalem zugerichtet und gesetzt werde zum Lobe auf Erden.

62:8 Der HERR hat geschworen bei seiner Rechten und bei dem Arm seiner Macht: Ich will dein Getreide nicht mehr deinen Feinden zu essen geben, noch deinen Most, daran du gearbeitet hast, die Fremden trinken lassen;

62:9 sondern die, so es einsammeln, sollen's auch essen und den HERRN rühmen, und die ihn einbringen, sollen ihn trinken in den Vorhöfen meines Heiligtums.

62:10 Gehet hin, gehet hin durch die Tore! bereitet dem Volk den Weg! machet Bahn, machet Bahn! räumet die Steine hinweg! werft ein Panier auf über die Völker!

62:11 Siehe, der HERR läßt sich hören bis an der Welt Ende: Saget der Tochter Zion: Siehe, dein Heil kommt! siehe, sein Lohn ist bei ihm, und seine Vergeltung ist vor ihm!

62:12 Man wird sie nennen das heilige Volk, die Erlösten des HERRN, und dich wird man heißen die besuchte und unverlassene Stadt.
Die überschwengliche Gnade Gottes zeigt sich recht deutlich darin, daß wir nicht nur gesucht, sondern ausgesucht werden. Die Menschen suchen, was auf dem Fußboden des Hauses verloren ging; aber dann findet nur ein Suchen, jedoch kein Aussuchen statt. Der Verlust ist viel schmerzlicher und das Suchen viel eifriger, wenn das Verlorne ausgesucht wird. Wir waren mit Staub und Unreinigkeit vermengt; es ging uns, wie wenn ein kostbares Goldjuwel in den Unrat fällt, den die Menschen alsdann sorgfältig ausräumen, um eine solche Masse widerlichen Schmutzes aufs sorgfältigste zu durchsuchen. Sie hören nicht auf zu wühlen und zu tasten und den Haufen zu durchspähen, bis der Schatz endlich gefunden wird. Oder, um ein andres Bild zu gebrauchen: wir waren in einem Labyrinth verirrt; wir wandten uns da- und dorthin, und als die Gnade uns mit dem Evangelium nachging, fand sie uns nicht auf dem ersten Gange, sie mußte nach uns forschen und uns aussuchen; denn wir, als die verlornen Schafe, waren so ganz und gar verloren und waren in eine so unbekannte Gegend verirrt, daß es undenkbar schien, wie selbst der gute Hirte unsre verlorne Fährte wieder aufzufinden vermöchte. Preis sei aber der unüberwindlichen Gnade, - sie hat uns ausgesucht! Keine Dämmerung konnte uns ihr verhüllen, kein Schmutz uns ihr verbergen; sie hat uns aufgefunden und heimgebracht. Preis sei der unendlichen Liebe, Gott der Heilige Geist hat uns herwiedergebracht!
Seltsam und wunderbar sind die Wege, die Gott an die Seinen gewandt hat, um sie zu finden. Gelobt sei sein Name, Er läßt nicht nach mit Suchen, bis daß die Erwählten seiner Gnade wirklich ausgesucht sind. Sie sind keine Leute, die heute gesucht und morgen wieder verworfen werden. Die Allmacht und Weisheit vereint irren sich niemals; die Erwählten wird man heißen „die Ausgesuchten.“ Daß einer ausgesucht wird, ist unvergleichliche Gnade; aber daß wir ausgesucht wurden, ist Gnade über alles Maß. Wir finden keinen andern Grund dafür, als Gottes unumschränkte Liebe, und können unsre Herzen nur in Bewunderung ausschütten und den Herrn dafür preisen, daß wir heute abend den Namen tragen: „die Ausgesuchten.“ (Charles Haddon Spurgeon)

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