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Psalm 96

Psalm 96

96:1 Singet dem HERRN ein neues Lied; singet dem HERRN alle Welt!

96:2 Singet dem HERRN und lobet seinen Namen; verkündiget von Tag zu Tage sein Heil!

96:3 Erzählet unter den Heiden seine Ehre, unter allen Völkern seine Wunder.

96:4 Denn der HERR ist groß und hoch zu loben, wunderbar über alle Götter.

96:5 Denn alle Götter der Völker sind Götzen; aber der HERR hat den Himmel gemacht.

96:6 Es stehet herrlich und prächtig vor ihm und gehet gewaltig und löblich zu in seinem Heiligtum.

96:7 Ihr Völker, bringet her dem HERRN, bringet her dem HERRN Ehre und Macht.

96:8 Bringet her dem HERRN die Ehre seines Namens; bringet Geschenke und kommt in seine Vorhöfe!

96:9 Betet an den HERRN in heiligem Schmuck; es fürchte ihn alle Welt!

96:10 Saget unter den Heiden, daß der HERR König sei und habe sein Reich, soweit die Welt ist, bereitet, daß es bleiben soll, und richtet die Völker recht.
Dies ist der kurze Inhalt des Evangeliums, welches der Heilige Geist zur Zeit des neuen Testaments unter den Heiden zu predigen befohlen hat. Es ist aber leicht zu erachten, daß diese Worte nicht nur dieses in sich fassen, daß der HErr mit Seiner Allmacht Alles umfasse und beherrsche, denn diese Wahrheit ist, wenn sie allein bleibt, den Sündern schrecklich, sondern daß noch viel mehr darin enthalten sei, welches nach V. 1. die Materie zu einem neuen Lied, das man singen kann, abgeben, und nach V. 2. zum Lob Gottes erwecken, ja die Sünder überzeugen kann, daß ihnen Heil widerfahren solle. Wenn unter den Heiden gepredigt und geglaubt wird, daß der HErr König sei, so wird erstlich der ganze Götzendienst nach V. 4.5. zu nichte gemacht, weil Jehovah allein König ist, und keinen Andern neben sich haben kann. Einem König gebührt Herrlichkeit, Pracht, Gewalt und Ehre: wenn nun Jehovah König ist, so soll man nach V. 6. glauben, es stehe herrlich und prächtig vor Ihm, und gehe gewaltig und löblich zu in Seinem Heiligthum. Der Heilige Geist, der dieses zeugete, wußte wohl, daß zu derjenigen zeit, da die Heiden zur Anbetung Gottes werden berufen werden, das Heiligthum oder der Tempel zu Jerusalem werde verbrannt werden; darum deutete Er hier auf die Kirche als den Tempel Gottes, im völligen Verstand aber auch das himmlische Heiligthum, in welches Christus bei Seiner Himmelfahrt als Hoherpriester eingegangen ist. In demselben steht’s freilich herrlich und prächtig vor dem HErrn, und es geht gewaltig und löblich darin zu. Hier ist also den Heiden etwas zu hoffen vorgelegt, denn in diesem himmlischen Heiligthum oder Tempel sollen sie dereinst dem HErrn Tag und Nacht dienen, Offenb. 7,9.15. Ehe sie aber dahin gelangen, werden sie von dem Heiligen Geist aufgerufen, auf Erden die schuldige Anbetung zu leisten. Ihr Völker, sagt Er, bringet her dem HErrn, bringet her dem HErrn Ehre und Macht. Das ist, ehret den HErrn allein, und bekennet von Herzen, daß Er allein mächtig sei. Bringet her dem HErrn die Ehre Seinem Namen, bringet Geschenke, opfert Ihm euch selbst, und Alles, was ihr habt, auf, bringet Geschenke und kommt in Seine Vorhöfe; vereiniget euch mit den glaubigen Israeliten. Betet an den HErrn im heiligen Schmuck der Gerechtigkeit; es fürchte Ihn alle Welt. Es wird ferner V. 10. die weite Ausbreitung und die ewige Dauer des Reiches Gottes gepriesen, damit die Heiden nicht meinen möchten, es werde dasselbe im Neuen Testament beschaffen sein, wie das irdische Reich Davids, welches in enge Grenzen eingeschlossen gewesen, und bald wieder vergangen ist, und endlich werden V. 11.12.13. der Himmel, die Erde, das Meer und was darinnen ist, das Feld und Alles, was darauf ist, ja alle Bäume im Wald aufgerufen, sich zu freuen, weil der HErr als König zum Gericht komme, da Er dann nicht nur den Auserwählten Sein Reich als ein Erbe geben, sondern auch an Seinen und ihren Feinden Rache ausüben, und überdieß die seufzende Kreatur von dem verderblichen Dienst frei machen, und ihr zur Theilnehmung an der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes verhelfen wird, Röm. 8,21. So Vieles wird angezeigt, wenn man sagt, daß der HErr König sei. (Magnus Friedrich Roos)

96:11 Der Himmel freue sich, und die Erde sei fröhlich; das Meer brause und was darinnen ist;

96:12 das Feld sei fröhlich und alles, was darauf ist; und lasset rühmen alle Bäume im Walde

96:13 vor dem HERRN; denn er kommt, denn er kommt, zu richten das Erdreich. Er wird den Erdboden richten mit Gerechtigkeit und die Völker mit seiner Wahrheit.1)
Es dünkt Manchem in diesem Weltgetümmel, es regiere der Zufall oder die Willkühr oder gar Niemand. Die heilige Schrift aber belehrt uns im obigen Psalm, daß der Herr König ist, daß diese Wahrheit einen Theil des neuen Liedes ausmacht, das man sonderlich in der Zeit des neuen Testamentes singen soll, das man aber erst recht singen wird an dem großen, schönen Neujahrstag, der anbrechen soll und wird, wann alles Bewegliche, das gemacht ist, Platz wird gemacht haben dem unbeweglichen Reiche, das da kommt. Jesus Christus also ist der Herr, und fürwahr kein bloßer Titular-König, sondern wahrhaftig und wirklich regierender König des Himmels und der Erde, dessen Regierung wir freilich jetzt nur erst stückweise übersehen können, die dereinst aber nach der Ausführung und Vollendung des ewigen Rathschlusses Gottes Allen entgegenleuchten wird wie die helle Sonne. Er, Er herrscht mit einer Macht und Energie, womit Er sich alle Dinge unterthänig machen kann: alle Macht der Hölle ist wie ein Strohhalm dagegen, und alle Macht und Herrlichkeit dieses Fleisches wie eine Grasblume. Er herrscht mit einer Gerechtigkeit, die durch die große Geschichte unseres Geschlechts, wie in dem Gewissen der Einzelnen oft augenscheinlich an den Tag tritt. Gott weiß es, was schon längst aus uns Allen geworden wäre, wenn diese geheime Macht der regierenden Gerechtigkeit unsers Herrn nicht von Zeit zu Zeit aus dem Dunkel hervorträte, und den Uebermüthigen nicht zeigte, daß sie noch einen Meister über sich haben und daß die heiligen Gesetze seiner Weltordnung nicht ungestraft verhöhnt und übertreten werden können. Er herrscht hohepriesterlich, das ist, versöhnend, barmherzig wartend, bis Er alle feindseligen Gegensätze auflösen oder wegräumen, sich unterwerfen oder auf ewig unschädlich machen kann; und dieses barmherzige Warten ist die Rettung schon vieler tausend Seelen geworden und wird es noch werden, bis diese rettende Wartezeit abgelaufen sein wird. Deine Geduld, Herr, ist auch meine Seligkeit! Dir will ich auch ferner allein meine Wege befehlen, und keinen Schritt thun ohne Dich und wider Dich: Du wirst Alles wohl machen. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

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