Spurgeon, Charles Haddon - 24. Das Evangelium des Reiches - Kapitel 24

Spurgeon, Charles Haddon - 24. Das Evangelium des Reiches - Kapitel 24

(Der König und seines Vaters Haus. V. 1. 2.)

1. 2. Und Jesus ging hinweg von dem Tempel, und seine Jünger traten zu Ihm, daß sie Ihm zeigten des Tempels Gebäu. Jesus aber sprach zu ihnen: Seht ihr nicht das alles? Wahrlich, ich sage euch: Es wird hier nicht ein Stein auf dem andren bleiben, der nicht zerbrochen werde.

Nachdem der König seine letzte Rede im Tempel beendet hatte, verließ Er ihn, um niemals wiederzukehren: “Jesus ging hinweg von dem Tempel.“ Sein Amt hier war geendet. Als seine Jünger mit Ihm nach dem Ölberg gingen, machten sie Ihn aufmerksam auf die großen Steine, aus denen der Tempel gebaut war und die kostbaren Verzierungen des schönen Gebäudes. Für sie war der Anblick ein glorreicher, aber für ihren Herrn war es ein trauriger. Seines Vaters Haus, welches ein Gebetshaus für alle Völker hätte sein sollen, war eine Mördergrube geworden und sollte bald gänzlich zerstört werden: “Jesus aber sprach zu ihnen: Seht ihr nicht das alles? Wahrlich, ich sage euch: Es wird hier nicht ein Stein auf dem andren bleiben, der nicht zerbrochen werde.“ Josephus erzählt uns, daß Titus zuerst versuchte, den Tempel zu retten, selbst nachdem er schon in Brand gesteckt war, aber seine Bemühungen waren umsonst, und zuletzt gab er Befehl, daß die ganze Stadt und der Tempel dem Erdboden gleich gemacht würden, mit Ausnahme eines kleinen Teils, der für die Garnison zurückbehalten werden sollte. Dies ward so gründlich gethan, daß der Historiker sagt: „es ward nichts übrig gelassen, was die, welche dahin kamen, glauben machte, sie sei je bewohnt gewesen.“

Wir freuen uns zuweilen über das zeitliche Wohlergehen der Gemeinde, als wenn es etwas wäre, was sicherlich dauern würde, aber alles, was äußerlich ist, wird vergehen oder zerstört werden. Laßt uns nur das für wesentlich rechnen, was von Gott kommt und Gottes Werk ist. „Was sichtbar ist, das ist zeitlich.“

(Der König beantwortet schwierige Fragen. V. 3-31.)

3. Und als Er auf dem Ölberge saß, traten zu Ihm seine Jünger besonders und sprachen: Sage uns, wann wird das geschehen? Und welches wird das Zeichen sein Deiner Zukunft und der Welt Ende?

Die kleine Schar fuhr fort, den Ölberg hinanzusteigen, bis Jesus einen Ruheplatz erreichte, von dem aus Er den Tempel sehen konnte (Mk. 13,3). Da setzte Er sich nieder, und seine Jünger traten zu Ihm besonders und sprachen: Sage uns, wann wird das geschehen? Und welches wird das Zeichen sein Deiner Zukunft und der Welt Ende? Dies sind die Fragen, die in jedem Zeitalter seit unsres Heilandes Tagen gethan worden sind. hier sind zwei, vielleicht drei bestimmte Fragen. Die Jünger fragen zuerst nach der Zeit der Zerstörung des Tempels und dann nach dem Zeichen des Kommens Christi und der „Vollendung des Zeitalters“. Die Antworten Jesu enthielten viel Geheimnisvolles, das nur völlig verstanden werden kann, wenn das, was Er vorhersagte, wirklich geschieht. Er sagte seinen Jüngern einiges, was sich auf die Belagerung Jerusalems bezog, einiges, was seine zweite Zukunft betraf, und einiges, was unmittelbar dem „Ende der Welt“ vorangehen würde. Wenn wir klareres licht haben, können wir möglicherweise wahrnehmen, daß alle Vorhersagungen unsres Heilandes bei dieser denkwürdigen Gelegenheit einen Zusammenhang mit all diesen drei großen Ereignissen hatten.

4-6. Jesus aber antwortete und sprach zu ihnen. Sehet zu, daß euch nicht jemand verführe. Denn es werden viele kommen unter meinem Namen und sagen: Ich bin Christus; und werden viele verführen. Ihr werdet hören Kriege und Geschrei von Kriegen; sehet zu und erschreckt nicht. Das muß zum ersten alles geschehen; aber es ist noch nicht das Ende da.

Jesus war immer praktisch. Das Wichtigste für seine Jünger war nicht, daß sie wüßten, wann das geschehen würde, sondern daß sie vor den besonderen Übeln der zeit bewahrt blieben. Darum “antwortete Jesus und sprach zu ihnen: Sehet zu, daß euch nicht jemand verführe, denn es werden viele kommen unter meinem Namen und sagen: Ich bin Christus; und werden viele verführen.“ Sie sollten sich hüten, daß keiner von den falschen Christi sie irre leite, denn diese würden viele verführen. Eine große Anzahl Betrüger traten vor der Zerstörung Jerusalems auf und gaben vor, die Gesalbten Gottes zu sein; fast jedes Blatt der Geschichte ist mit den Namen solcher Betrüger befleckt. Und auch in unsren eignen Tagen haben wir einige gesehen, die in Christi Namen kamen und sagten, daß sie Christus wären. Solche Männer verführen viele, aber die, welche ihres Herrn Warnung beachten, werden nicht von ihnen getäuscht werden.

Unsres Heilandes Worte: “Ihr werdet hören Kriege und Geschrei von Kriegen“ lassen sich fast auf jede Periode der Weltgeschichte anwenden. Die Erde hat selten eine lange Zeit der Ruhe gehabt; es hat beinahe immer wirkliche Kriege und Geschrei von Kriegen gegeben. Es waren deren viele, ehe Jerusalem zerstört ward; es sind seitdem viele gewesen, und es wird viele geben bis zu jener glorreichen Periode, wo „kein Volk wider das andre ein Schwert aufheben wird und hinfort nicht mehr kriegen lernen werden.“

“Sehet zu und erschreckt nicht“: dies ist ein zeitgemäßes Wort für die Jünger Christi in allen Jahrhunderten. “Das muß zum ersten alles geschehen,“ darum laßt uns nicht dadurch überrascht oder erschreckt werden; “aber es ist noch nicht das Ende da.“ Die Zerstörung Jerusalems war der Anfang vom Ende, das große Vorbild von allem, was stattfinden soll, wenn Christus am letzten Tage auf der Erde stehen wird. Es war ein Ende, aber nicht das Ende: „es ist noch nicht das Ende da.“

7. 8. Denn es wird sich empören ein Volk über das andre und ein Königreich über das andre, und werden sein Pestilenz und teure Zeit und Erdbeben hin und wieder. Da wird sich allererst die Not anheben.

Man sollte denken, daß Not genug wäre “in Pestilenz und teurer Zeit und Erdbeben hin und wieder“, aber unser Herr spricht: “Da wird sich allererst die Not anheben,“ dieses waren die ersten Schmerzen der Geburtswehen, die seinem Kommen, zu Jerusalem oder zu der ganzen Welt, vorangehen müssen. Wenn teure Zeiten, Pestilenz und Erdbeben nur das „Anheben der Not“ sind, was mag das Ende derselben sein? Diese Weissagung sollte die Jünger warnen vor dem, was kommen würde, und sie von der Welt entwöhnen, wo alle diese und größere Not gefühlt werden wird.

9. Alsdann werden sie euch überantworten in Trübsal und werden euch töten. Und ihr müßt gehaßt werden um meines Namens willen von allen Völkern.

Unser Herr sagte nicht nur die allgemeine Trübsal vorher, die über die Juden und die Welt kommen würde, sondern auch die besondere Verfolgung, welche der Teil seiner erwählten Nachfolger sein würde: “Alsdann werden sie euch überantworten in Trübsal und werden euch töten. Und ihr müßt gehaßt werden um meines Namens willen von allen Völkern.“ Das Neue Testament liefert reichlichen Beweis von der Erfüllung dieser Worte. Selbst in Pauli Tagen ward „dieser Sekte an allen Enden widersprochen.“ Und ist seit der Zeit irgend ein Land unbefleckt geblieben von dem Blut der Märtyrer? Wo immer Christi Evangelium gepredigt worden ist, da haben sich die Menschen in Waffen gegen die Boten der Barmherzigkeit erhoben und sie gepeinigt und getötet, wo sie nur konnten.

10. Dann werden sich viele ärgern, und werden sich untereinander verraten, und werden sich untereinander hassen.

Dies war ein bitteres Leiden für die Nachfolger Christi, doch haben sie das immer zu erdulden gehabt. Die Verfolgung enthüllte die Verräter innerhalb der Gemeinde sowohl als die Feinde außerhalb derselben. In der Mitte der Erwählten fanden sich die Nachfolger des Judas, die willig waren, die Jünger zu verraten, wie er den Herrn verriet. Das Traurigste von allem ist, wenn gute Menschen durch ihre eignen Verwandten verraten werden, aber selbst dies haben viele von ihnen um Christi willen erdulden müssen.

11. 12. Und es werden sich viel falscher Propheten erheben und werden viele verführen. Und dieweil die Ungerechtigkeit wird überhand nehmen, wird die Liebe in vielen erkalten.

Was nicht durch Verfolger außerhalb der Gemeinde und Verräter innerhalb derselben bewirkt werden konnte, versuchten Lehrer der Ketzerei: “Es werden sich viel falscher Propheten erheben und werden viele verführen.“ Sie haben sich in allen Zeitaltern erhoben; in diesen neueren Zeiten haben sie sich in Wolken erhoben, bis die Luft dicht voll von ihnen ist, wie von einem Heer verzehrender Heuschrecken. Dies sind die Männer, welche neue Lehren erfinden und zu denken scheinen, daß die Religion Jesu Christi etwas sei, das ein Mensch in jede ihm beliebige Form und Gestalt drehen kann. Ach, daß solche Lehrer überhaupt Jünger haben! Es ist doppelt traurig, daß sie fähig sind, “viele“ zu verführen. Doch, wenn es geschieht, laßt uns daran gedenken, daß der König sagte, es würde so sein.

Ist es zum Verwundern, daß, wo solche “Ungerechtigkeit überhand nimmt“ und solche Gesetzlosigkeit sich mehrt, “die Liebe in vielen erkaltet“? Wenn die Lehrer das Volk täuschen und ihm „ein andres Evangelium predigen, so doch kein andres ist,“ so ist es kein Wunder, daß Mangel an Liebe und Eifer da ist. Das Wunder ist, daß überhaupt Liebe und Eifer übrig geblieben, nachdem sie solchem Erkaltungsprozeß ausgesetzt gewesen sind, wie dem, welchen die Anwälte der neueren „zerstörenden Kritik“ vornehmen. Wahrlich, sie wird mit Recht „zerstörend“ genannt, denn sie zerstört fast alles, was des Bewahrens wert ist.

13. Wer aber beharrt bis ans Ende, der wird selig.

Wiederum erinnert unser Heiland seine Jünger an die persönliche Verantwortlichkeit eines jeden von ihnen in einer solchen Leidens- und Prüfungszeit, wie die, der sie entgegen gingen. Er wollte, sie sollten daran gedenken, daß nicht der, welcher den Wettlauf beginnt, sondern der, welcher das Ziel erreicht, den Preis erlangt: “Wer aber beharrt bis ans Ende, der wird selig.“ Wenn diese Lehre nicht durch eine andre ergänzt würde, so würde nur wenig gute Botschaft für arme, versuchte, leidende und kämpfende Heilige in solchen Worten sein. Wer unter uns würde in dem himmlischen Wettlauf beharren, wenn Gott uns nicht vor dem Fallen bewahrte und uns beharrende Gnade gäbe? Aber, gelobet sei sein Name! „Der Gerechte wird seinen Weg behalten.“ „Der in euch angefangen hat das gute Werk, der wird es auch vollführen bis an den Tag Jesu Christi.“

14. Und es wird gepredigt werden das Evangelium vom Reich in der ganzen Welt zu einem Zeugnis über alle Völker, und dann wird das Ende kommen.

Die Welt ist für die Gemeinde, was das Baugerüst für ein Gebäude ist. Wenn die Gemeinde gebaut ist, wird das Gerüst abgebrochen werden; die Welt muß bestehen, bis der letzte Erwählte errettet ist: “dann wird das Ende kommen.“ Ehe Jerusalem zerstört wurde, war “dies Evangelium vom Reiche“ wahrscheinlich “in der ganzen Welt“ gepredigt worden, so weit sie damals bekannt war, aber es soll eine völligere Verkündigung desselben stattfinden, “zu einem Zeugnis über alle Völker,“ vor der großen Vollendung aller Dinge. „Dann wird das Ende kommen,“ und der König wird auf dem Thron seiner Herrlichkeit sitzen und das ewige Geschick des ganzen menschlichen Geschlechts entscheiden.

15-18. Wenn ihr nun sehen werdet den Greuel der Verwüstung, (davon gesagt ist durch den Propheten Daniel), daß er stehet an der heiligen Stätte, (wer das liest, der merke drauf!) Alsdann fliehe auf die Berge, wer im jüdischen Land ist; und wer auf dem Dach ist, der steige nicht hernieder, etwas aus seinem hause zu holen; und wer auf dem Felde ist, der kehre nicht um, sine Kleider zu holen.

Diese Worte unsres Heilands scheinen sich nur auf die Zerstörung Jerusalems zu beziehen. Sobald die Jünger Christi “den Greuel der Verwüstung,“ d.h. die römischen Fahnen mit ihren götzendienerischen Sinnbildern “an der heiligen Stätte stehen“ sahen, wußten sie, daß die Zeit für ihre Flucht gekommen sei, und sie “flohen auf die Berge“. Die Christen in Jerusalem und den benachbarten Städten und Dörfern ergriffen die erste Gelegenheit, den römischen Heeren zu entgehen, und flohen in die Bergstadt Pella in Perea, wo sie vor dem allgemeinen Verderben, das über die Juden kam, geschützt waren. Es war keine Zeit zu verlieren vor der schließlichen Einnahme der schuldigen Stadt. Der Mann “auf dem Dach“ konnte “nicht herunterkommen, etwas aus seinem Hause zu holen“, und der Mann “auf dem Felde“ konnte nicht zurück kehren, “um seine Kleider zu holen.“ Sie mußten in größter Eile auf die Berge fliehen, sobald sie Jerusalem „belagert mit einem Heer“ sahen (Lk. 21,20).

19-21. Weh aber den Schwangeren und Säugerinnen zu der Zeit! Bittet aber, daß eure Flucht nicht geschehe im Winter oder am Sabbat. Denn es wird alsdann eine große Trübsal sein, als nicht gewesen ist von Anfang der Welt bis her, und als auch nicht werden wird.

Es muß eine besonders schwere Zeit für die Frauen gewesen sein, die aus ihren Häusern zu fliehen hatten, gerade wenn sie der Stille und Ruhe bedurften. Wie rücksichtsvoll und weich war unser mitleidiger Heiland, daß Er so viel Mitgefühl hatte für leidende Mütter in ihrer Stunde der Not! “Flucht im Winter“ oder “am Sabbat“ wäre mit besonderen Schwierigkeiten verbunden gewesen; darum wurden die Jünger ermahnt, zu “beten“, daß ihnen eine andre Zeit gewährt würde. Der Herr wußte genau, wann sie im stande sein würden zu entfliehen, demnach hieß Er sie beten, daß ihre Flucht nicht im Winter noch am Sabbat geschehe. Die weisen Männer der Gegenwart würden gesagt haben, daß Gebet unter solchen Verhältnissen unnütz sei. Nicht so der große Lehrer und Beispielgeber seines betenden Volkes; Er lehrte, daß eine solche Zeit gerade die rechte für besonderes Flehen sei.

Der Grund für diesen Befehl ward von dem Heiland gegeben: “Denn es wird alsdann eine große Trübsal sein, als nicht gewesen ist von Anfang der Welt bis her, und als auch nicht werden wird.“ Leset den Bericht des Josephus über die Zerstörung Jerusalems und seht, wie sehr unsres Herrn Worte erfüllt wurden. Die Juden sprachen gottvergessen: „Sein Blut komme über uns und unsre Kinder.“ Niemals rief ein andres Volk einen solchen schrecklichen Fluch auf sich herab, und über kein andres Volk kam je ein solches Gericht. Wir lesen, daß so viele Juden gekreuzigt wurden, bis kein Holz mehr da war, um Kreuze zu machen; daß Tausende des Volks sich einander in den hitzigen Parteikämpfen innerhalb der Stadt erschlugen; daß so viele als Sklaven verkauft wurden, daß sich fast keine Käufer mehr fanden und sie nahezu wertlos wurden, und daß ein furchtbares Blutbad war, als die Römer endlich in die unglückliche Stadt eindrangen. Die schauervolle Erzählung bestätigt genau, was der Heiland vorhersagte, fast vierzig Jahre, ehe die schrecklichen Ereignisse stattfanden.

22. Und wo diese Tage nicht würden gekürzt, so würde kein Mensch selig; aber um der Auserwählten willen werden die Tage verkürzt.

Dies waren die Worte des Königs sowohl, wie des Propheten, und als solche waren sie beides, authentisch und mit Autorität bekleidet. Jesus sprach von dem, was “sein würde,“ nicht nur als der Seher, der in die Zukunft schauen konnte, sondern als der unumschränkte Lenker aller Ereignisse. Er wußte, welche furchtbare Leiden des ungläubigen Volks harrten und daß, wo diese Tage nicht verkürzt würden, kein Mensch selig werden würde. Wenn die Schrecken der Belagerung lange angedauert hätten, so wäre die ganze jüdische Nation zerstört worden. Der König hatte die Macht, diese bösen Tage zu verkürzen, und Er gab den Grund an, weshalb Er diese Macht gebrauche: “aber um der Auserwählten willen werden die Tage verkürzt.“ Die, welche von ihren eigenen Landsleuten gehaßt und verfolgt wurden, waren das Mittel, sie vor völliger Vernichtung zu bewahren. So ist es seit jenen Tagen häufig gewesen; um seiner Auserwählten willen hat der Herr viele Gerichte zurückgehalten und andre verkürzt. Die Ungöttlichen verdanken den Gottesfürchtigen mehr als sie wissen oder anerkennen möchten.

23-26. So alsdann jemand zu euch wird sagen: Siehe, hier ist Christus, oder da, so sollt ihr’s nicht glauben. Denn es werden falsche Christi und falsche Propheten aufstehen und große Zeichen und Wunder thun, daß verführt werden in den Irrtum (wo es möglich wäre) auch die Auserwählten. Siehe, ich habe es euch zuvor gesagt. Darum, wenn sie zu euch sagen werden: Siehe, Er ist in der Wüste, so gehet nicht hinaus; siehe, Er ist in der Kammer, so glaubet nicht.

Es ist ein Großes, solchen Glauben an Christum zu haben, daß ihr für Betrüger keinen übrig habt. Es ist wichtig, daß ihr euren Glauben nicht zu weit verteilt. Die, welche ein wenig von allem glauben, werden zuletzt gar nichts glauben. Wenn ihr vollen Glauben an das habt, was gewiß und fest ist, so werden “falsche Christi und falsche Propheten“ nicht im stande sein, euch zu bethören. In einer Hinsicht haben die neueren Lehrer der Ketzerei mehr Erfolg, als ihre jüdischen Vorbilder, denn sie verführen thatsächlich “die Auserwählten,“ obwohl sie nicht einmal “große Zeichen und Wunder thun.“ Eins der traurigsten Zeichen der Zeit, in der wir leben, ist die Leichtigkeit, mit der „die Auserwählten“ sich verführen lassen von den glattzüngigen „falschen Christi und falschen Propheten,“ die in solcher Menge unter uns sind. Doch warnte unser Heiland seine Nachfolger ausdrücklich vor ihnen: “Siehe, ich habe es euch zuvor gesagt.“ Vorher gewarnt ist vorher gewaffnet. Laßt es so bei uns sein. Unsres Heilandes ausdrückliches Gebot kann füglich auf das ganze System des neueren Denkens angewandt werden, das dem inspirierten Wort Gottes entgegen ist: “glaubt es nicht.“

27. Denn gleich wie der Blitz ausgeht vom Aufgang und scheint bis zum Niedergang, also wird auch sein die Zukunft des Menschensohns.

Wenn Er kommt, werden wir wissen, wer Er ist und wozu Er gekommen ist. Es wird nicht länger irgend ein Geheimnis oder Rätsel in betreff “des Kommens des Menschensohnes“ sein. Es wird nicht nötig sein, dann Fragen zu thun, denn niemand wird sich in Irrtum befinden über seine Erscheinung, wenn sie wirklich stattfindet. „Es werden Ihn sehen alle Augen.“ Christi Kommen wird plötzlich, unerwartet, allgemein sichtbar und schreckenvoll für die Ungöttlichen sein: “Gleich wie der Blitz ausgeht vom Aufgang und scheint bis zum Niedergang.“ Sein erstes Kommen zum Gericht bei der Zerstörung Jerusalems hatte Schrecken, die bis dahin niemals auf der Erde empfunden waren; sein letztes Kommen wird noch furchtbarer sein.

28. Wo aber ein Aas ist, da sammeln sich die Adler.

Das Judentum war ein “Aas“ geworden, tot und verwest; eine passende Beute für die Adler oder Aasgeier Roms. Bald wird ein andrer Tag kommen, wo eine tote Gemeinde in einer toten Welt sein wird und “die Adler“ des göttlichen Gerichts “sich sammeln werden“ und die zerreißen, für die „kein Erretter da“ ist. Die Raubvögel sammeln sich überall, wo tote Körper zu finden sind, und die Gerichte Christi werden ausgegossen werden, wenn die politische oder religiöse Körperschaft unerträglich faul geworden ist.

29-30. Bald aber nach der Trübsal derselbigen zeit werden Sonne und Mond den Schein verlieren, und die Sterne werden vom Himmel fallen, und die Kräfte der Himmel werden sich bewegen. Und alsdann wird erscheinen das Zeichen des Menschensohns im Himmel. Und alsdann werden heulen alle Geschlechter auf Erden, und werden sehen kommen des Menschen Sohn in den Wolken des Himmels mit großer Kraft und Herrlichkeit.

Unser Herr scheint absichtlich die Weissagungen über die Zerstörung Jerusalems und über seine zweite Zukunft vermischt zu haben, so daß seine Worte nichts enthielten, was müßige Neugier befriedigte, dagegen alles, was seine Jünger stets wachend und auf seine Erscheinung wartend erhalten konnte. Diese Verse müssen sich auf das Kommen des Königs am letzten großen Tage beziehen. Es mag eine teilweise Erfüllung derselben in der “Trübsal“ gewesen sein, die über seine schuldige Hauptstadt kam; und die Worte mögen bildlich genommen worden sein, und die Wunder in den Himmeln und die Wehe auf Erden bezeichnen, die mit diesem furchtbaren Gericht verbunden waren; aber wir müssen Christi Worte hier als eine Weissagung von der schließlichen Erscheinung nehmen, wenn “des Menschen Sohn in den Wolken des Himmels kommt mit großer Kraft und Herrlichkeit.“ “Sonne, Mond und Sterne werden nicht mehr nötig sein, wenn Er, der glänzender ist als die Sonne, in der Herrlichkeit seines Vaters und seiner heiligen Engel leuchtet. Christi Kommen wird die Quelle unsagbarer Freude für seine Freunde sein, aber es wird beispielloses Leid für seine Feinde bringen. “Alsdann werden heulen alle Geschlechter auf Erden.“ Wenn Jesus kommt, wird Er die Völker noch unerrettet finden, und Grauen wird ihr ewiger Teil sein.

31. Und er wird senden seine Engel mit hellen Posaunen, und sie werden sammeln seine Auserwählten von den vier Winden, von einem Ende des Himmels zu dem andren.

Unsres Herrn erste Sorge, wenn Er wiederkehrt, wird die Sicherheit seiner “Erwählten“ sein. Er ist hingegangen, eine Stätte für sie zu bereiten, und wenn die Stätte bereit und die Zeit für ihre Verklärung gekommen ist, so “wird Er senden seine Engel mit hellen Posaunen, und sie werden sammeln seine Auserwählten von den vier Winden, von einem Ende des Himmels zu dem andren.“

Welcher Gegensatz zwischen dem Sammeln der Adler um die verfaulenden Leichname, und dem Sammeln der Auserwählten Christi bei dem hellen Posaunenschall seiner heiligen Engel! Möge jeder Leser dieser Zeilen unter der letzten Zahl sein! Diese werden mit Freuden auf die zeit der Erscheinung des Königs hinausblicken.

(Der König spricht von der Zeit seines Kommens. V. 32-41.)

32-35. An dem Feigenbaum lernet ein Gleichnis. Wenn sein Zweig jetzt saftig wird, und Blätter gewinnt, so wißt ihr, daß der Sommer nahe ist. Also auch wenn ihr das alles seht, so wisset, daß es nahe vor der Thür ist. Wahrlich, ich sage euch: Dies Geschlecht wird nicht vergehen, bis daß dieses alles geschehe. Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.

Unser Herr kehrt hier augenscheinlich wieder zu dem Thema der Zerstörung Jerusalems zurück und gibt in diesen Worten seinen Aposteln eine Warnung in betreff der Zeichen der Zeit. Er hatte kürzlich den unfruchtbaren Feigenbaum zu einer Anschauungslehre benutzt; Er heißt nun seine Jünger “an dem Feigenbaum ein Gleichnis lernen“ und an allen Bäumen (Lk. 21,31.). Gottes großes Buch der Natur ist voll von Bildern für die, welche Augen haben, sie zu sehen, und der Herr Jesus, der große Schöpfer, machte oft Gebrauch von den bunten Blättern desselben, um den Seelen seiner Hörer Lehren einzuprägen. Bei dieser Gelegenheit gebrauchte Er ein einfaches Gleichnis vom Feigenbaum: “Wenn sein Zweig jetzt saftig wird, und Blätter gewinnt, so wißt ihr, daß der Sommer nahe ist.“ Sie konnten ein so klares Zeichen von der wahren Wiederkehr des Sommers nicht mißverstehen, und Jesus wollte, daß sie ebenso schnell die Zeichen lesen sollten, die das kommende Gericht über Jerusalem ankündigten. “Also auch wenn ihr dies alles seht, so wisset, daß es nahe vor der Thür ist.“ Genauer, „daß Er nahe ist“, der Sohn des Menschen, der König. Sein eignes Volk verwarf Ihn, als Er in Barmherzigkeit kam, und sein nächstes Kommen sollte eine Zeit des schrecklichen Gerichts und der Vergeltung für seine schuldige Hauptstadt sein. O, daß Juden und Heiden heutzutage weise genug wären, die Lehre dieser entsetzlichen Trübsal zu lernen und das Angesicht suchen, dessen Zorn sie nicht tragen können!

Der König ließ seine Nachfolger nicht in Zweifel darüber, wann dieses alles geschehen solle: “Wahrlich, ich sage euch: Dies Geschlecht wird nicht vergehen, bis daß dieses alles geschehe.“ Ungefähr ein gewöhnliches Menschenalter war vergangen, als die römischen Heere Jerusalem belagerten, dessen Maß der Sünde jetzt voll war und in Elend, Todesangst, Not und Blutvergießen überfloß, wie die Welt nie zuvor gesehen und nie nachher. Jesus war ein wahrer Prophet; alles, was Er vorhersagte, ward buchstäblich erfüllt. Er bekräftigte, was Er schon gesagt und was Er im Begriff war, zu sagen mit einer feierlichen Versicherung: “Himmel und Erde werden vergehen, aber meine Worte werden nicht vergehen.“ „Das Wort des Herrn bleibt ewiglich,“ und obgleich dieser Herr in der Gestalt eines Menschen erschien und bald als ein Übelthäter gekreuzigt werden sollte, bleiben seine Worte doch, wenn Himmel und Erde den Zweck erfüllt haben, für den Er sie geschaffen hat, und vergangen sind.

Christi Verheißungen der Vergebung werden ebenso gewiß erfüllt, wie seine Weissagungen von der Strafe; keins seiner Worte soll je „vergehen“.

36. Von dem Tage aber und von der Stunde weiß niemand, auch die Engel nicht im Himmel, sondern allein mein Vater.

Es ist eine offenbare Veränderung hier in den Worten unsres Herrn, die klar anzeigt, daß sie auf sein letztes, großes kommen zum Gericht gehen: “Von jenem Tag aber und von der Stunde weiß niemand.“ Einige vorgebliche Propheten haben den klaren Sinn dieses Verses verdreht, indem sie sagten: „Obwohl wir nicht den Tag oder die Stunde der Zukunft Christi wissen, können wir doch das Jahr, den Monat und sogar die Woche wissen.“ Wenn diese Art, Christi Worte zu behandeln, nicht lästerlich ist, so ist sie sicher thöricht und verrät Untreue gegen den König. Er fügte hinzu, daß nicht nur kein Mensch jenen Tag und Stunde kennt, sondern daß es auch den Engeln verborgen ist: “auch die Engel nicht im Himmel, sondern allein mein Vater.“ Wir brauchen uns deshalb nicht zu beunruhigen durch die müßigen Prophezeiungen verrückter Fanatiker, selbst wenn sie behaupten, die Schrift auszulegen, denn was die Engel nicht wissen, ist ihnen nicht offenbart. Sogar Christus beschränkte in seiner menschlichen Natur freiwillig seine Fähigkeiten so, daß Er nicht die Zeit seiner zweiten Zukunft wußte (Mk. 13,32). Es ist genug für uns zu wissen, daß Er sicherlich kommen wird. Unsre große Sorge sollte sein, bereit für seine Erscheinung zu sein, zu welcher Zeit sie auch stattfinden werde.

37-39. Gleich aber wir es zu der Zeit Noahs war, also wird auch sein die Zukunft des Menschensohns. Denn gleich wie sie waren in den Tagen vor der Sündflut: sie aßen, sie tranken, sie freiten, und ließen sich freien bis an den Tag, da Noah zu der Arche einging. Und sie achteten’s nicht, bis die Sündflut kam, und nahm sie alle dahin: also wird auch sein die Zukunft des Menschensohns.

Obgleich der König nicht die Zeit der “Zukunft des Menschensohns“ enthüllte, so erklärte Er doch deutlich, daß die Weltgeschichte sich wiederholen würde und daß es an „jenem Tage“ sein würde, wie es zu der Zeit Noahs war. Wenn Er kommt, wird Er viele unvorbereitet finden, wie die Vorsündflutlichen es waren, als “die Sündflut kam und sie alle dahin nahm“. Doch in beiden Fällen haben die Sünder reichliche Warnung. Noah war ein Prediger der Gerechtigkeit für die Menschen seiner Zeit; und „es wird gepredigt werden das Evangelium vom Reich in der ganzen Welt zu einem Zeugnis über alle Völker, und dann wird das Ende kommen“ (V. 14). Christi Zukunft wird wie die Sündflut plötzlich, unerwartet, allgemein in ihren Wirkungen und schrecklich für die Ungöttlichen sein, obgleich diese ganz unbekümmert sein werden: “sie werden essen und trinken, freien und sich freien lassen bis an den Tag.“ Das, was erlaubt und recht ist unter andren Umständen, wird etwas positiv Böses, wenn es die Stelle der Vorbereitung auf die Zukunft des Menschensohnes einnimmt. Wehe denen, deren Essen und Trinken nicht das Brot und Wasser des Lebens einschließt, und die heiraten und sich verheiraten lassen, aber nicht mit dem himmlischen Bräutigam! Jener Dies Irae (Tag des Zorns) wird ein schrecklicher Tag für Sünder sein.

„Tag des Zorns, wenn Gott einst richtet,
Rings die Welt in Glut vernichtet,
Wie Prophetenmund berichtet.
Welch ein Grau’n wird sein, welch Beben,
Wann Du, Herr, Dich wirst erheben,
Streng zu prüfen aller Leben!“

40.41. Dann werden zwei auf dem Felde sein; einer wird angenommen, und der andre wird verlassen werden. Zwei werden mahlen auf der Mühle; eine wird angenommen, und die andre wird verlassen werden.

Die Scheidung zwischen den Frommen und Gottlosen beim Kommen Christi wird sehr genau sein. Gefährten in der Arbeit werden an „jenem Tage“ auf ewig getrennt werden: “Dann werden zwei auf dem Felde sein,“ pflügend, säend, erntend oder ruhend; “einer wird angenommen, und der andre wird verlassen werden.“ Der gläubige Arbeiter soll von den Engeln genommen werden, um sich den Scharen der Erlösten einzureihen, während sein ungläubiger Mitarbeiter dem Gericht überlassen wird, das schnell über ihn hereinbrechen soll. “Zwei werden mahlen auf der Mühle,“ es mögen zwei Mägde in eines reichen Mannes Haus sein, oder es mögen Mutter und Tochter oder zwei Schwestern in eines Armen Hütte sein; aber wie nahe sie auch miteinander verbunden gewesen sind, wenn die eine durch die Gnade errettet und die andre noch unter dem Urteil der Verdammung ist, so “wird die eine angenommen, und die andre verlassen werden.“ Diese Trennung wird ewig sein; es ist keine Andeutung einer künftigen Wiedervereinigung da.

(Der König befiehlt seinen Knechten, zu wachen. V. 42-51.)

42. Darum wachet; denn ihr wißt nicht, welche Stunde euer Herr kommen wird.

Dies ist der praktische Schluß aus der ganzen Sache. Daß unser Herr kommt, ist gewiß, daß sein Kommen jeden Augenblick stattfinden kann, ist eine Glaubenssache, und daß wir die Zeit seines Kommens nicht wissen, ist eine Thatsache: “Ihr wißt nicht, welche Stunde euer Herr kommen wird.“ Christi Worte sind in der englischen Übersetzung in der gegenwärtigen zeit. Es heißt dort: „welche Stunde euer Herr kommt“, wie um uns stets in der Erwartung zu halten. Damit wir seine Worte nicht unbeachtet lassen, spricht Er den Befehl ganz deutlich aus: “Darum wachet.“ Der Titel, den Er gebraucht, verleiht dem Befehl, zu wachen, noch mehr Kraft, denn es ist unser Herr, der bald kommt.

43.44. Das sollt ihr aber wissen: Wenn ein Hausvater wüßte, welche Stunde der Dieb kommen wollte, so würde er ja wachen, und nicht in sein Haus brechen lassen. Darum seid ihr auch bereit; denn des Menschen Sohn wird kommen zu einer Stunde, da ihr nicht meinet.

Wenn der Hausvater zuverlässige Nachricht hat, daß ein Dieb kommt, aber nicht weiß, zu welcher Stunde er ankommt, so wird er die ganze Nacht wachen und auf seine Ankunft warten; aber wenn “der Hausvater“ wüßte, in welcher Stunde er kommen wollte, so würde er zu dieser Zeit ganz besonders wachsam sein. Jedes kleine Geräusch wird seine Aufmerksamkeit erregen. Er denkt, er hört jemand an der Hinterthür; nein, der Dieb versucht durch ein Fenster an der Vorderseite hereinzukommen. Wohin er auch kommt, er wird finden, daß des Herrn Ohr horcht, des Herrn Auge wacht, des Herrn Hand bereit ist, ihn zu ergreifen, denn er hat rechtzeitige Warnung vor dem Einbrecher erhalten. Die Menschen handeln weislich in bezug auf Diebe; wie schade, daß sie nicht ebenso weise sind in dem Wachen und Aussehen nach der Zukunft ihres Herrn! Wir wissen nicht, wir können nicht einmal erraten, in welcher Nachtwache der langen Erdennacht Er kommen wird, denn “des Menschen Sohn kommt zu einer Stunde, da ihr es nicht meint.“ „Des Menschen Sohn kommt, er ist im Kommen begriffen; seine eignen Worte sind: „Siehe, ich komme bald.“

Christi Kommen zu der Welt wird wie das eines Diebes sein, das man nicht erwartet und darum nicht die geeigneten Vorbereitungen für seinen Empfang getroffen hat, aber seine wahren Nachfolger werden nicht gestatten, daß „der Tag“ sie „wie ein Dieb ergreife“ (1. Thess. 5,4). Sie sollten stets nach seinem Erscheinen aussehen. Was unser Herr seinen Jüngern einschärfte, sollte noch größeres Gewicht für uns haben, die wir seiner zweiten Zukunft so viel näher leben, als es für die hatte, an die Er sein Warnungswort zuerst richtete: “Darum seid ihr auch bereit.“ Wir sollten so wachsam sein, als wenn wir wüßten, daß Christus heute abend kommen würde; weil wir, obwohl wir nicht wissen, wann Er kommen wird, doch wissen, daß Er jeden Augenblick kommen kann. O, daß wir bereit wären für sein Erscheinen und wachten und auf Ihn warteten wie Knechte, deren Herr lange Zeit fern gewesen, und jede Stunde zurückkehren kann! Dies wird uns nicht unsern täglichen Beruf vernachlässigen lassen; im Gegenteil, wir werden um so fleißiger im Erfüllen unsrer irdischen Pflichten sein, weil unsre Herzen in betreff unsrer himmlischen Schätze ruhig sind.

45.46. Welcher ist aber nun ein treuer und kluger Knecht, den sein Herr gesetzt hat über sein Gesinde, daß er ihnen zu rechter Zeit Speise gebe? Selig ist der Knecht, wenn sein Herr kommt, und findet ihn also thun.

Die Apostel waren „Haushalter über Gottes Geheimnisse“ (1. Kor. 4,1) und „gute Haushalter der mancherlei Gnade Gottes“ (1 Petri 4,10). Eine Eigenschaft, die dem Haushalter sehr not that, war die, daß er “treu“ erfunden ward, sowohl gegen seinen Herrn, als gegen “das Gesinde,“ über das “er gesetzt“ war. Es war auch nötig, weise in seinem Verfahren gegen seine Mitknechte zu sein, denn trotz der ihm beigelegten Ehre war er immer noch ein „Knecht,“ der seinem Herrn Rechnung von seinem Haushalt ablegen mußte. Diese Worte beschreiben den Dienst eines Predigers, der die Wahrheit von ganzem Herzen predigt, und sucht, “zu rechter Zeit Speise zu geben,“ allen, über die ihn „der Heilige Geist zu einem Bischof gesetzt hat.“ Oder sie können einen Lehrer schildern, der sich bemüht, die Seelen der Jugend mit gesunder Lehre zu speisen, oder auch jeden Diener Christi, was immer sein Beruf sein mag, der das Werk thut, das sein Meister ihm bestimmt hat, gerade wie er es thun würde, wenn er wüßte, daß sein Herr in demselben Augenblick käme, um es zu prüfen. “Selig ist der Knecht, wenn sein Herr kommt, und findet ihn also thun.“ Solch ein Knecht Christi ist geeignet; er ist ein glücklicher Mann, daß sein Herr ihn „also thun“ findet. Möge unser Meister uns so beschäftigt finden, wenn Er kommt!

47. Wahrlich, ich sage euch: Er wird ihn über alle seine Güter setzen.

Sein Herr hatte ihn früher „über sein Gesinde“ gesetzt. Sein treues und kluges Verhalten in diesem Amt gewann ihm Beförderung zu einem höheren Posten, sein Herr entschloß sich, ihn über alle seine Güter zu setzen. So ist es mit den Dienern des Königs Jesu, es sind Belohnungen da für treuen Dienst, nicht dem Rechte nach, sondern aus Gnaden; nicht nach der Regel des Gesetzes, sondern nach der Ordnung des Hauses Gottes und der höheren Regel der Liebe.

Es sollte beachtet werden, daß Treue in einer Form des Dienstes durch weiteren Dienst und vermehrte Verantwortlichkeit belohnt wird. Der Knecht, dessen Pfund zehn Pfund gewonnen hatte, erhielt Macht über zehn Städte (Lk. 19,17).

48-51. So aber jener, der böse Knecht, wird in seinem herzen sagen: Mein Herr kommt noch lange nicht; und fängt an zu schlagen seine Mitknechte, ißt und trinkt mit den Trunkenen: So wird der Herr desselben Knechts kommen an dem Tage, des er sich nicht versieht, und zu der Stunde, die er nicht meint, und wird ihn zerscheitern, und wird ihm seinen Lohn geben mit den Heuchlern; da wird sein Heulen und Zähnklappern.

Dieser Mann war ein “Knecht“, so daß wir hier keine Warnung haben für die, welche außerhalb, sondern für die, welche innerhalb der Gemeinde Christi sind und sich als Knechte Gottes bekennen. Dies ist auch besonders eine Warnung für die Diener des Wortes, welche von Gott „über das Gesinde“ gesetzt sind. Dieser Mann, obwohl ein Knecht, war ein “böser Knecht“, ein Heuchler, einer, der sich in ein Amt gedrängt hatte, zu dem er nicht berechtigt war. Seine Gedanken und Worte waren böse: “So aber jener, der böse Knecht, wird in seinem herzen sagen: Mein Herr kommt noch lange nicht.“ Sein Verhalten gegen die unter ihm Stehenden war böse: “ißt und trinkt mit den Trunkenen.“ Sein böses Thun kam zu einem schnellen Ende durch des Herrn Erscheinen: “so wird der Herr desselben Knechts kommen an dem Tage, des er sich nicht versieht, und zu der Stunde, die er nicht meint.“ Sofortige und schreckliche Strafe wird ihm zugemessen: “und wird ihn zerscheitern, und wird ihm seinen Lohn geben mit den Heuchlern.“ Er war einer von ihnen, er gab vor, ein Knecht Gottes zu sein, während er die ganze Zeit über ein Sklave Satans war, der sich selbst und der Sünde diente. Möge er zu den Seinigen gehen. „Er wird ihn entzwei hauen“, (nach der englischen Übersetzung). Er war in Wirklichkeit vorher schon geteilt, äußerlich war er ein Nachfolger Christi, innerlich diente er seinen eignen Lüsten. Ihn „entzwei zu hauen“ wird nur eine gerechte Verewigung seines eignen doppelherzigen Charakters sein. Wird ihm dies ein Ende machen? Nein, “da wird sein Heulen und Zähnklappen.“ Welch ein „Lohn“ für einen, der unter Gottes Knechte gezählt ward“ Laßt uns beim Lesen in tiefer Demut der ernsten Einschärfung des Apostels gedenken: „Wer sich läßt dünken, er stehe, mag wohl zusehen, daß er nicht falle.“

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