Spurgeon, Charles Haddon - Der beste Kriegsruf.

Spurgeon, Charles Haddon - Der beste Kriegsruf.

“Der Herr, sein Gott, ist bei ihm, und das Trompeten des Königs unter ihm.“
4 Mose 23, 21.
„Das Jauchzen eines Königs unter ihm.“ (N. d. engl. Üb.)

Es war ein seltsamer Anblick, den König von Moab und seine Fürsten die Höhen der schroffen Felsen hinanklimmen zu sehen, begleitet von jenem sonderbaren Wesen, dem orientalischen Propheten Bileam. Sie suchen Israel mit dem bösen Ange anzublicken und Flüche auf seine Zelte in der Ebene hinabzuschleudern. Ihr seht sie von den Bergen auf das Lager in der Wüste herabschauen, wie Geier aus der Höhe ihren Fraß erspähen. Sie beobachten mit scharfen und grausamen Augen. List und Bosheit sind auf ihren Gesichtern zu lesen. Wie verlangt Balak, das Volk zu zertreten, das er fürchtet! Sie versuchen im geheimen durch Bann und Zauber dem Volk zu schaden, das Jehova erwählt und in die Wüste geführt hat. Ihr seht sie ihre sieben Farren und ihre sieben Widder auf den sieben Altären opfern, die sie auf Pisgas Felsen erbaut haben; und Bileam zieht sich zurück, um zu warten, bis die Begeisterung über ihn kommt und er fähig ist, zu weissagen. Aller Wahrscheinlichkeit nach wusste Mose zu dieser Zeit nichts davon, und sicherlich wusste das Volk drunten nichts von der faulen Verschwörung. Dort lagen die Stämme im Tale, ohne Ahnung, dass Unheil gebrütet ward und ganz außer staude, das finstere Vorhaben zu hindern, auch wenn sie davon gewusst. Was für eine Gnade war es für sie, dass sie von einem Hüter bewacht wurden, und einem Heiligen, dessen Augen nie schlummern können. Wie wahr ist es: „Ich, der Herr, behüte ihn und feuchte ihn bald, dass man seiner Blätter nicht vermisse, ich will ihn Tag und Nacht behüten.“ Des Herrn Augen sind auf Bileam, den Mietling, und auf Balak, den Sohn Zipors, gerichtet; vergeblich weben sie den Zauber und wirken die Wahrsagung; sie sollen zu Schanden und Spott werden. Ihre Machinationen wurden vereitelt und ihre Pläne zunichte gemacht, und dies aus einem einzigen Grunde: „es steht geschrieben „Jehova Schammah — der Herr ist da.““ Gottes Gegenwart in der Mitte seines Volkes ist wie eine feurige Mauer rund umher und eine Herrlichkeit in der Mitte. Der Herr ist ihr Licht und ihr Heil, vor wen: sollten sie sich fürchten?

Zu dieser gegenwärtigen Zeit hat Gott ein Volk, Übriggebliebene nach der Wahl der Gnaden, die immer noch wie Schafe inmitten der Wölfe leben. Wenn wir, als ein Teil der Kirche Gottes, auf unsere Umgebung blicken, sehen wir viel, was uns Besorgnis einflößen könnte, denn niemals, weder Tag noch Nacht, ist Satan ruhig. Wie ein brüllender Löwe geht er umher und suchet, welchen er verschlinge: er plant im geheimen seine listigen Anschläge; wo es möglich wäre, würde er selbst die Auserwählten verführen. Dieser Fürst der Finsternis hat auf der Erde viele sehr fleißige Diener, die Meer und Land umziehen, um Anhänger zu gewinnen, alle ihre Kraft aufbieten und all ihre List und Tücke gebrauchen, um durch irgend welche Mittel das Reich Gottes zu zerstören und die Wahrheit unter dem Himmel auszutilgen. Am allertraurigsten ist es, gewisse Männer zu sehen, welche die Wahrheit in einigem Maße kennen, wie Bileam es tat, und mit dem Feind einen Bund gegen das wahre Israel machen. Diese vereinen ihre Künste und brauchen alle nur möglichen Mittel, damit das Evangelium von der Gnade Gottes und die Gemeinde, welche daran festhält, gänzlich zerstört werde. Wenn die Gemeinde nicht zerstört wird, haben wir dies ihren Feinden nicht zu verdanken, denn diese würden sie schnell genug verschlingen. Wenn wir auf die Zeichen der Zeit blicken, wird unser Herz schwer; denn die Ungerechtigkeit nimmt überhand, die Liebe erkaltet in vielen, viele falsche Geister sind ausgegangen über die Erde, und manche, die wir für Helfer angesehen haben, erwiesen sich von ganz anderer Art. Was denn? Sind wir entmutigt? Keineswegs, denn derselbe Gott, der in der Mitte der Gemeinde in der Wüste war, ist in der Gemeinde dieser letzten Tage. Immer noch will Er sie verteidigen, denn Er hat seine Gemeinde auf einen Felsen gebaut, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen. Der Grund ihrer Sicherheit ist dieser:

„Wenn Christus seine Kirche schützt,
So mag die Hülle wüten,
Er, der zur Rechten Gottes sitzt,
Er wird sie wohl behüten.“

Unser Text spricht den großen Schutz der Gemeinde Gottes aus, der sie gegen jede bekannte und unbekannte irdische oder satanische Gefahr sichert: „Der Herr, sein Gott, ist bei ihm und das Trompeten des Königs unter ihm.“

Möge der Heilige Geist nur helfen, während ich versuche, zuerst zu reden von der Gegenwart Gottes bei seinem Volk; zweitens von den Folgen dieser Gegenwart; und drittens davon, wie durch Gottes Gnade diese Gegenwart beständig unter uns erhalten bleiben kann.

I.

Zuerst lasst mich ein wenig reden von Gottes Gegenwart unter seinem Volk. Es ist eine außerordentliche Gegenwart, denn die ordentliche und gewöhnliche Gegenwart findet sich überall. Wohin sollen wir fliehen vor seinem Angesichte? Er ist in dem höchsten Himmel und in der untersten Hölle; die Hand des Herrn ist auf den hohen Bergen, und seine Macht ist in allen tiefen Orten. Diese Kenntnis ist zu hoch und wundervoll für uns: doch überall ist Gott, denn in Ihm leben, weben und sind wir. Indes gibt es eine besondere Gegenwart; denn Gott war unter seinem Volk in der Wüste, wie Er nicht unter den Moabitern und Edomitern, seinen Feinden, war, und Gott ist in seiner Gemeinde, wie Er nicht in der Welt ist. Es ist eine besondere Verheißung des Bundes, dass Gott bei seinem Volk wohnen und unter ihnen wandeln will. Durch die Gnade des Heiligen Geistes ist der Herr mit uns und in uns zu dieser Stunde. Er sagt von seiner Gemeinde: „Hier will ich wohnen, denn ich habe Lust dazu.“ Dies ist viel mehr als das Um-uns-sein Gottes; es schließt die Gunst Gottes, seine Beachtung unserer und sein Wirken mit uns ein. Eine tätige Segensnähe ist die Gegenwart, von der wir sprechen.

Hier dürfen wir mit großer Ehrfurcht sagen, dass Gott bei seinem Volk in der Ganzheit seines Wesens ist. Der Vater ist bei uns, denn der Vater selbst hat uns lieb. Wie sich ein Vater über Kinder erbarmet, so erbarmet sich der Herr über die, so Ihn fürchten. Er ist uns nahe, gibt uns, wessen wir bedürfen, leitet unsere Schritte, hilft uns in der Zeit und erzieht uns für die Ewigkeit. Gott ist, wo seine Kinder sind, Er hört jeden Seufzer ihres Schmerzes, zählt jede Träne ihres Leides. Der Vater ist in der Mitte seiner Familie und handelt wie ein Vater gegen sie. „Herr, Du bist unsere Zuflucht für und für.“ Er ist nie ferne von denen, in deren Herz Er den Geist der Kindschaft gegeben hat, durch den wir rufen: „Abba, lieber Vater!“ Kommt, ihr Kinder Gottes, freuet euch hierüber: euer himmlischer Vater ist zu euch gekommen und bleibt bei euch.

Wir haben auch die Gegenwart des Sohnes Gottes. Sprach Er nicht zu seinen Aposteln: „Sieh, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende?“ Ist dies nicht unsere Freude, wenn wir zusammen kommen, dass wir uns in seinem Rainen versammeln, und dass Er immer noch sagt: „Friede sei mit euch,“ und sich uns offenbart, wie Er sich nicht der Welt offenbart. Viele von euch wissen zu ihrer Freude, was es ist, mit Gott Gemeinschaft zu haben, denn wahrlich: „unsere Gemeinschaft ist mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesu Christo;“ und diese Gemeinschaft hätten wir nicht, wenn wir nicht durch sein kostbares Blut nahe gebracht wären. Sehr nahe sind wir dem Herzen Christi: Er wohnt bei uns, ja. Er ist eins mit uns.

Ganz besonders bezieht sich diese Gegenwart auf den Heiligen Geist. Er ist es, der den Herrn Jesus, der von uns gegangen ist, vertritt. Wir haben ein doppeltes Teil von dem Geist Christi, weil wir Ihn jetzt sehen, wo Er hinaufgegangen ist; eben wie Elisa ein zwiefaches Teil vom Geist des Elias hatte, nach den Worten des Propheten: „So du mich sehen wirst, wenn ich von dir genommen werde, so wird es ja sein.“ Es war gut für uns, dass unser Herr und Meister hinging, damit der Geist uns gegeben werde. Dieser einmal zu Pfingsten ausgegossene Geist wird niemals zurückgezogen. Er ist noch mitten in der Gemeinde, wirkt, führt, belebt, tröstet, übt das gesegnete Amt des Parakleten1) aus, ist für uns und in uns Gottes Anwalt, der für die Wahrheit zeugt und für uns bittet. Ja, lieben Freunde, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist sind mitten in der wahren Gemeinde Gottes, wenn diese Gemeinde in einem richtigen und gesunden Zustande ist; und wenn der dreieinige Gott von der Gemeinde hinweggegangen ist, so müssen ihre Banner im Staube schleppen, denn ihre Krieger haben ihre Stärke verloren. Dies ist die Herrlichkeit der Gemeinde Gottes, — dass sie die Gnade des Herrn Jesu Christi und die Liebe Gottes des Vaters und die Gemeinschaft des Heiligen Geistes als ihren niemals fehlenden Segen hat. Was für eine Herrlichkeit, dass Vater, Sohn und Heiliger Geist die Gottheit inmitten unserer Versammlungen offenbaren und einen jeglichen von uns segnen.

Dass Gott bei uns wohnt: welch eine herablassende Gegenwart ist dies! Und will Gott in Wahrheit unter den Menschen wohnen? Wenn der Himmel Ihn nicht zu fassen vermag, will Er unter seinem Volk weilen? Er will! Er will! Ehre sei seinem Namen! „Wisset ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist?“ Gott wohnet in uns. Wunderbares Wort! Wer kann die Tiefe seiner Gnade ergründen? Dem Geheimnis der Menschwerdung kommt das Geheimnis der Inwohnung gleich. Dass Gott der Heilige Geist in unsren Leibern wohnt, ist ebenso außerordentlich, als dass Gott der Sohn den Leib bewohnte, der von der gebenedeiten Jungfrau geboren ward. Seltsam, seltsam ist dies, dass der Schöpfer in seinen Geschöpfen wohnt, dass der Unendliche in endlichen Wesen zeltet. Doch ist es so, denn Er hat gesprochen: „Ich will mit dir sein.“

Was für eine Ehrfurcht flößt dies jeder wahren Gemeinde Gottes ein! Ihr mögt in gewissen Versammlungen aus- und eingehen und sagen: „Hier haben wir Schönheit! hier haben wir Schmuck, musikalischen, kirchlichen, architektonischen, oratorischen, und dergleichen!“ aber nach meinem Urteil gleicht keine Gottesverehrung der, die von einem Manne kommt, der fühlt: der Herr ist hier. Was für eine Stille kommt über die Seele! Hier ist der Platz für Verhalten des Atems, Ausziehen der Schuhe und Beugen des Geistes. Nun sind wir auf heiligem Grund. Wenn der Herr in der Majestät seiner unendlichen Liebe sich herablässt, mit den Menschenherzen zu verkehren, dann ist es mit uns, wie es in Salomos Tempel war, als die Priester nicht stehen konnten und Amts pflegen, weil die Herrlichkeit des Herrn das Haus erfüllte. Der Mensch wird beiseite geschoben, denn Gott ist da. In solchem Fall halten die, welche am fließendsten reden, es für besser, zu schweigen, denn zuzeiten ist mehr Ausdruck in völligem Schweigen als in den passendsten Worten. „Wie heilig ist diese Stätte! Hier ist nichts anderes, denn Gottes Haus, und hier ist die Pforte des Himmels!“ Warum? Weil Jakob gesagt hat: „Gewisslich ist der Herr an diesem Ort!“ Wir sehen auf die geringsten Versammlungen der ungebildetsten Leute mit feierlicher Ehrfurcht, wenn Gott da ist; wir sehen auf die größten Versammlungen der Reichsten und Berühmtesten mit gänzlicher Gleichgültigkeit, wenn Gott nicht da ist.

Dies ist das eine Notwendige für die Gemeinde: Gott der Herr muss in ihrer Mitte sein, sonst ist sie nichts. Wenn Gott da ist, wird Friede in ihren Mauern und Glück in ihren Palästen sein; aber wenn der Herr nicht da ist, dann wehe den Männern, die in seinem Namen sprechen, denn sie werden in Bitterkeit auszurufen haben: „Wer glaubt unserer Predigt?“ Wehe den wartenden Hörern, denn sie werden leer hinweggehen! Wehe den Sündern in einem verlassenen Zion, für sie kommt kein Heil! Die Gegenwart Gottes macht die Gemeinde zu einem fröhlichen, glücklichen, feierlichen Ort: sie bringt seinem Namen Ehre und seinem Volk Frieden; aber ohne sie sind alle Gesichter bleich und alle Herzen schwer.

Brüder, die Gegenwart Gottes wird klar wahrgenommen von den Gläubigen, obwohl andere nichts davon wissen mögen. Doch dünkt mich, selbst die Ungläubigen bemerken sie in gewissem Maße, — wenn sie in die Versammlung kommen, so fällt ihnen ein geheimes Etwas auf, sie wissen nicht, was es ist; und wenn sie auch nicht sogleich an der Verehrung des gegenwärtigen Gottes teilnehmen, so wird doch ein tiefer Eindruck auf sie gemacht, gewaltiger als einer, der durch den Ton menschlicher Stimme oder die Großartigkeit äußerer Pracht hervorgebracht werden könnte. Sie werden von Ehrfurcht ergriffen und ziehen sich gedemütigt zurück. Gewiss, der Teufel weiß, wo Gott ist — niemand besser, als er. Er hasst das Lager, wo Jehova der Führer ist; gegen dieses verdoppelt er seine Feindschaft, vervielfältigt er seine Anschläge und übt alle seine Kraft. Er weiß, wo sein Reich seine tapfersten Bekämpfer findet, und er greift deshalb ihr Hauptquartier an, wie Bileam und Balak vor alters es taten.

Lasst uns Bileam einen Augenblick betrachten. Mögen wir nie auf dem Wege Bileams laufen um des Gewinnes willen; aber wir wollen eine kleine Weile auf seinem Wege stehen, damit er unser Warnungszeichen werde. Dieser Mann hatte sich für Gold verkauft, und obwohl er Gott kannte und unter dem Einfluss der Inspiration sprach, so kannte er Gott doch nicht in seinem Herzen und war willig, sein Volk um des Lohnes willen zu verfluchen. Seine Absicht war vereitelt, weil Gott da war. Es ist der Mühe wert für uns, zu sehen, was für eine Art von Gott Jehova nach Bileams Schätzung ist. Er beschreibt unsren Gott im neunzehnten Verse: „Gott ist nicht ein Mensch, dass Er lüge, noch ein Menschenkind, dass Ihn etwas gereue. Sollte Er etwas sagen und nicht tun? Sollte Er etwas reden und nicht halten?“ Bileam nahm wahr, dass der Gott, der mitten unter seinem Volk war, kein veränderlicher oder falscher Gott sei, keiner, der verheißt und vergisst, oder verheißt und sein Wort zurücknimmt, oder verheißt, was Er nicht vollführen kann noch will. Der Gott Israels ist treu und wahrhaftig, unveränderlich, unwandelbar; eine jede seiner Verheißung soll erfüllt werden: keins seiner Worte soll auf den Boden fallen! „Sollte Er etwas sagen und nicht tun? — Sollte Er etwas reden und nicht halten?“ Was für eine Freude ist es, einen solchen Gott wie diesen unter uns zu haben, — einen Gott, der Verheißungen gibt und Verheißungen hält; einen Gott, der für sein Volk wirkt, wie Er erklärt hat, dass Er es tun wolle; einen Gott, der sein Volk tröstet und ermutigt und in ihrer Erfahrung erfüllt, was sie nach seinem Worte hoffen durften. Dieser Gott ist unser Gott immer und ewiglich: Er soll unser Führer sein, selbst bis zum Tode.

Meine lieben Freunde, wir hören Menschen zuweilen davon reden, dass die Kirche ihren Zweck verfehlt. Wir fürchten, dass es bei einigen Kirchen der Fall ist. Wo ein Verfehlen stattfindet, da ist die Grundursache die Abwesenheit des Herrn der Heerscharen, denn Er kann seinen Zweck nicht verfehlen. Ich hörte jemand von dem Distrikt, in dem er wohnt, sagen: „Wir sind sehr religiöse Leute; fast alle gehen ins Gotteshaus, aber,“ fügte er hinzu, „ich muss dabei sagen, dass wir wenig Spuren von geistlichem Leben haben. Eine Gemeinde hat ihre Betstunden aufgegeben; eine andere fühlt, dass ihre Abendunterhaltungen wichtiger sind als ihre Gottesdienste und eine dritte ist ihrer Weltlichkeit wegen bekannt.“ Dies ist ein Zeugnis, das ebenso schrecklich als gewöhnlich ist. Das Schlimmste, was von irgend einer christlichen Gemeinschaft gesagt werden kann, ist dies: „Du hast den Namen, dass du lebest und bist tot.“ „Du bist weder kalt noch warm.“ Unser Herr Jesus sagt: „Ach, dass du kalt oder warm wärest! Weil du aber lau bist, und weder kalt noch warm, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde.“ Eine Gemeinde ohne Leben und Eifer ist Christo ein Ekel; Er kann sie nicht ertragen. Er kann offene Gottlosigkeit eher erdulden, als ein Bekenntnis der Religion, aus dem Leben und Kraft geschieden sind, weil es sich zur Lauheit abgekühlt hat.

Um dieses also sollten wir beständig beten — die Gegenwart Gottes mitten unter seinem Volk.

„Treuer Wächter Israel!
Des sich freuet unsere Seel',
Der Du weißest alles Leid
Deiner armen Christenheit:
O Du Wächter, der Du nicht
Schläfst noch schlummerst, zu uns richt'
Dein hilfreiches Angesicht.“

II.

Um unsren Wunsch hierfür zu verstärken, lasst mich zum zweiten Teil meines Gegenstandes übergehen, kurz die Folgen dieser göttlichen Gegenwart zu beschreiben. Einige dieser Folgen sind in den nächsten Versen genannt. Eine der ersten ist Führen — „Gott hat sie aus Ägypten geführt.“ V. 22. Die besten Kritiker geben uns eine andere Übersetzung: „Gott führt sie aus Ägypten.“ Wenn Gott unter seinem Volk ist, so führt Er es, dass wir fröhlich das Lied singen können: „Er führt mich,“ und mit David weiter gehen können: „Er führt mich zu frischen Wassern.“ Wir brauchen keinen anderen Führer in der Gemeinde, wenn wir Gott haben; denn sein Auge und Arm wird sein Volk leiten. Mir ist immer bange davor, menschliche Regeln in einer Gemeinde zu haben, und ebensosehr fürchte ich, durch menschliche Beispiele oder Präzedenzfälle regiert zu werden. Mir ist bange, wenn die Macht einem, zwei oder zwanzig Menschen verliehen wird; die Macht muss bei dem Herrn selber sein. Die Gemeinde, welche Gott in ihrer Mitte hat, regiert sich selbst und geht richtig ohne andere Leitung, als die, welche aus dem Wirken des Heiligen Geistes kommt. Eine solche Gemeinde hält zusammen, ohne auf Gleichförmigkeit abzuzielen und geht zum Siege ohne Lärm zu machen. Die Bewegung, die von Gott geleitet wird, ist richtig, und diejenige wird sicher ganz unrichtig sein, welche auf die Beste nur mögliche Weise geleitet wird, ohne dass Gott dabei ist. Organisation ist ein gutes Ding, aber zuweilen fühle ich mich geneigt, mit Zwingli in der Schlacht auszurufen: „Im Namen der Heiligen Dreieinigkeit lasst alles los;“ denn wenn jeder frei ist, so wird, wenn Gott gegenwärtig ist, jeder das Rechte tun. Wenn jeder dem göttlichen Triebe in seinem Innern gemäß sich bewegt, so wird wenig Notwendigkeit für Regulationen da sein: alles ist Ordnung, wo Gott regiert. Gerade wie die Atome der Materie der gegenwärtigen Macht Gottes gehorchen, so gehorchen die einzelnen Gläubigen dem einen großen, zwingenden Einfluss. O, dass Gott in der Gemeinde wäre und sie führte, dann würde sie recht geleitet werden. Verliebe dich nicht in dies besondere System oder das, mein Bruder; erhebe nicht diesen oder jenen Plan des Arbeitens! Habe den Geist Gottes, und fast jede Gestalt, die das geistliche Leben annimmt, wird eine Form sein, die für das vorhandene Bedürfnis passt.

Gott führt sein Volk nie falsch. Ihre Sache ist's, der Feuer- und Wolkensäule zu folgen; ob diese sie auch durch das Meer leitet, so sollen sie doch trocknen Fußes hindurch gehen; ob sie durch eine Wüste leitet, so sollen sie gespeist werden; ob sie in ein durstiges Land führt, sollen sie mit Wasser aus dem Felsen getränkt werden. Wir müssen den Herrn bei uns haben, der uns in die verheißene Ruhe führen wird.

Der nächste Segen ist Stärke. „Seine Stärke ist wie die eines Einhorns.“ (V. 22.) Man ist sich allgemein darüber einig, dass das hier bezeichnete Tier eine ausgestorbene Art von Urochse sei, am meisten dem Büffel der jetzigen Periode verwandt. Dies gibt uns den Ausspruch: „Seine Stärke ist wie die eines Büffels.“ Wenn Gott in einer Gemeinde ist, was für gewaltige Stärke, was für massive Kraft, was für unwiderstehliche Energie ist dann da! und wie unzähmbar ist die lebendige Kraft! Ihr könnt diesen Büffel nicht an jedermanns Pflug spannen: er hat seine eigene, freie Lebensweise und er handelt nach seiner eigenen Art. Wenn der Herr mit einer Gemeinde ist, so ist ihre Macht nicht in Zahlen, obwohl sie sehr rasch zunehmen wird; ihre Macht ist nicht Reichtum, obwohl Gott dafür sorgen wird, dass das Geld kommt, wenn es nötig ist: ihre Macht liegt in Gott, und diese Macht wird unwiderstehlich, unzähmbar, unbesieglich. Kraft und Energie sind bei dem Herrn. Ich fürchte, das, was vielen Gemeinschaften christlicher Leute not tut, ist diese Kraft. Prüft jene religiöse Körperschaft: sie ist sehr groß, aber ihr fehlen Muskeln: es ist eine schön aussehende Organisation, aber Seele, Sehne, Rückgrat mangelt. Wo Gott ist, da ist sicher Lebenskraft. Als der Geist Gottes herabkam auf die ersten Heiligen, begannen sie mit wunderbarer Kraft zu sprechen; und obgleich sie verfolgt wurden, so wurden sie doch nicht bezwungen. Kein Zaum konnte ihrem Mund angelegt werden, um sie zurückzuhalten, denn sie gingen überall hin und predigten das Wort. Von dem wahren Israel wird es gesagt werden: seine Stärke ist wie die Stärke eines Büffels: sie kann nicht beschränkt oder besiegt werden.

Die nächste Folge ist Sicherheit. „Gewisslich ist kein Zauber gegen Jakob, und keine Wahrsagung wider Israel.“ Die Gegenwart Gottes macht alle Versuche des Bösen zu Schanden. Ich habe bemerkt, lieben Brüder, dass in dieser Gemeinde, wo wir in großem Maße Gottes Gegenwart gehabt haben, die Mitglieder in der Regel fest standen, obwohl rund um uns her die Leute dieser Meinung und jener Grille sich zuwandten. Manche sagen zu mir: „Bestreiten Sie nicht manchmal die Zweifel der gegenwärtigen Zeit?“ Ich antwortete: Nein. Sie kommen mir nicht in den Weg. „Bringen die neueren Meinungen nicht Störungen in Ihrer Gemeinde hervor?“ Sie haben das nicht getan. Warum? Weil Gott da ist, und geistliches Leben in kräftiger Tätigkeit fällt nicht der Krankheit zum Opfer. Eine gotterfüllte Atmosphäre eignet sich nicht für den neueren Zweifel. Wenn die Leute in dies Übel hineingeraten, so gehen sie dahin, wo es geduldet oder wo wenigstens dawider gestritten wird; wo sie in der einen oder anderen Weise ihre Liebe zum Neuen entwickeln und die Vorstellung von ihrer eigenen Weisheit nähren können. Unglaube, Sozianismus und neueres Denken können keinen Fortschritt machen, wo der Geist wirkt. Zauber hilft nicht gegen Israel und Wahrsagung trifft Jakob nicht. Wenn eine Gemeinde sich zu der Wahrheit hält, sich zu Gott hält und ihr eigenes Werk tut, so kann sie wie ein Lamm mitten unter Wölfen leben, ohne zerrissen zu werden. Habt Gott mit euch, und nicht nur das Übel falscher Lehre, sondern jedes andere soll fern von euch gehalten werden. Es war sogar, als Christus in der Gemeinde war, ein Judas in ihr; und selbst in der Apostel Tagen waren etliche, die „von ihnen ausgingen, weil sie nicht von ihnen waren, denn wo sie von ihnen gewesen wären, so wären sie ja bei ihnen geblieben, deshalb können wir nicht erwarten, ohne falsche Brüder zu sein.“ Aber die wahre Sicherheit der Gemeinde ist nicht ein Glaubensbekenntnis, nicht eine gesetzliche Verfügung, diejenigen auszuschließen, welche dem Bekenntnis zuwider lehren; die Gegenwart Gottes allein kann sein Volk gegen die listigen Angriffe der Feinde beschützen.

Über diese Worte: „es ist kein Zauber gegen Jakob und keine Wahrsagung gegen Israel,“ verstattet ein paar Worte. Es gibt immer noch einige törichte Leute in der Welt, die an Hexerei und Zauber glauben, aber ihr, Geliebte, wenn ihr den Herrn lieb habt, schlagt euch solchen Unsinn aus dem Kopfe. Hört ihr nicht Leute davon reden, dass dies „glücklich“ und jenes „unglücklich“ sei? Diese Vorstellung ist heidnisch und unchristlich. Schwatzt nie solchen Unsinn. Aber selbst, wenn es Zauberei und Wahrsagung gäbe, wenn dieses Haus voll Teufel wäre und die Luft von unsichtbaren, bösen Geistern wimmelte, so wäre doch sicherlich kein Zauber gegen uns, wenn wir das Volk Gottes sind. Hexerei kann ein Kind Gottes nicht berühren: der Böse ist gekettet. Deshalb seid guten Muts: wenn Gott für uns ist, wer mag wider uns sein?

Weiter gibt Gott seinem Volk den nächsten Segen, das ist, Er wirkt so unter ihnen, dass Er sie zu einem Wunder macht und Fremde veranlasst, Fragen betreffs ihrer zu tun. Zu seiner Zeit wird man von Jakob sagen und von Israel: „Was hat Gott getan? Ist das nicht ein Sonderbares?“ Hier ist Bileam mit seinen sieben Altären und sieben Farren und sieden Widdern, und hier ist Balak, und sie sind alle im Begriff, irgend etwas Schreckliches wider Israel anzustiften. Der Prophet ist ein Mann, der viel Geschicklichkeit in den verborgenen Künsten besitzt; und was sagt Gott? In Wirklichkeit sagt Er: von dieser Stunde an, in der ihr sie zu verfluchen sucht, will ich sie mehr als je segnen, bis sie selbst und ihre Feinde sagen: „Was hat Gott getan?“ Brüder, es gibt eine andere Frage: „Was hat Israel getan?“ Ich bin froh, dass Israels Thun nicht eben jetzt mein Thema ist, denn ich würde eine elende Predigt daraus zustandebringen; wir haben bessere Musik in den Worten: „Was hat Gott getan?“ Lasst mich sagen, nicht, was ich getan habe, sondern, was Gott getan hat; nicht, was die menschliche Natur ist, sondern was Gottes Natur ist, und was die Gnade Gottes inmitten seines Volkes wirkt. Wenn Gott mit uns ist, so werden wir Zeichen und Wunder sehen, bis die um uns her sagen: „Was ist dies, was Gott tut?“ Ja, in dir, armer Jakob, der du ringst und hinkest an deiner Hüfte, sollen die Menschen Wunder sehen und rufen: „Was hat Gott getan?“ Weit mehr noch soll es so mit dir sein, mein Bruder Israel, du, der du gesiegt und den Segen erlangt hast; du bist wie ein Fürst bei Gott und sollst die Leute fragen machen: „Was hat Gott getan?“

Wenn Gott bei seinem Volk ist, so wird Er ihm Kraft von einer zerstörenden Art geben. Erschrecket nicht. Hier ist der Spruch: „Sieh, das Volk wird aufstehen wie ein großer Löwe und wird sich erheben wie ein junger Löwe,“ — das heißt, als ein Löwe in seiner vollen Kraft, — „es wird sich nicht legen, bis es den Raub fresse und das Blut der Erschlagenen saufe.“ Gott hat in seine Gemeinde, wenn Er in ihr ist, eine wunderbare, zerstörende Kraft der geistlichen Bosheit gegenüber gelegt. Eine gesunde Gemeinde tötet den Irrtum und reißt das Übel in Stücke. Vor nicht sehr langer Zeit duldete unsere Nation die Sklaverei in unsren Kolonien. Philanthropen bemühten sich, die Sklaverei zu vernichten, aber wann ward sie gänzlich abgeschafft? Das war, als Wilberforce die Gemeinde Gottes aufrüttelte und diese sich zum Kampf wandte, da riss sie das böse Ding in Stücke.

Mich hat es amüsiert, was Wilberforce sagte den Tag, nachdem das Gesetz der Freilassung durchgegangen war: „Ist nicht etwas anderes da, das wir abschaffen können?“ Das war im Scherz gesprochen, aber es zeigt den Geist der Gemeinde Gottes. Sie lebt in Kampf und Sieg; ihre Aufgabe ist es, alles zu vernichten, was schlecht im Lande ist. Seht den grimmen Teufel der Unmäßigkeit, wie er die Menschen verschlingt! Ernste Freunde haben dagegen gearbeitet, und sie haben etwas getan, wofür wir dankbar sind, aber wenn die Unmäßigkeit je überwunden werden wird, so wird es sein, wenn die ganze Gemeinde Gottes sich aufrafft, dagegen zu protestieren. Wenn der starke Löwe sich erhebt, so wird der Riese der Trunkenheit vor ihm fallen. „Er wird sich nicht legen, bis er den Raub fresse und das Blut der Erschlagenen saufe.“ Ich sehe für die Welt die besten Resultate von einer völlig erweckten Gemeinde vorher. Wenn Gott in ihr ist, so gibt es kein Übel, das sie nicht überwinden kann. Dieses übervolle London erschreckt mich zuweilen — die Sünde, welche in den ärmeren Distrikten herrscht und wütet, die allgemeine Gleichgültigkeit und der zunehmende Atheismus der Menschen, — diese sind etwas Schreckliches, aber lasst das Volk Gottes nicht verzagen. Wenn der Herr mit uns ist, so werden wir es hiermit machen, wie unsere Väter es mit anderen Übeln gemacht haben; wir werden uns erheben und nicht niederlegen, bis das Übel vernichtet ist. Denn das Verrichten des Volkes Gottes, merkt euch, ist nicht das Verrichten der Menschen: es besteht in dem Umsturz der Sünde; dem Zerreißen der verderblichen Systeme. Dies ist es, was Gott seiner Gemeinde helfen wird zu tun, wenn Er in ihrer Mitte ist.

Noch eins: die Folgen der Gegenwart Gottes werden gesehen, nicht nur in dem hier Angeführten, sondern in anderen Sachen, die wir persönlich erfahren haben und noch völliger zu erwarten hoffen. Beachtet sie. Wenn Gott in einer Gemeinde ist, so ist eine heilige Ehrfurcht in den Herzen seines Volkes; es ist auch kindliche Zuversicht und Hoffnung da, und folglich Mut und Freude. Wenn der Herr unter seinem Volk ist, so sind die Ordnungen seines Hauses äußerst lieblich. Taufe und Abendmahl werden göttlich gemalte Bilder unseres Begräbnisses in Christo und unseres Lebens durch Ihn; die Predigt des Wortes fällt wie der Tau und träufelt wie der Regen; die Betstunden sind frisch und inbrünstig; wir möchten Stunde auf Stunde in ihnen bleiben, wir sind so glücklich, da zu weilen. Das Haus selbst, in dem wir zusammenkommen, wird für uns schön; wir lieben den Ort, wo unser Herr zu uns zu kommen pflegt. Dann ist Arbeit für Christum leicht, ja, wonnevoll; Gottes Volk braucht nie angetrieben zu werden, es ist begierig nach Kampf, wenn der Herr bei ihm ist. Dann wird auch das Leiden für Christum uns lieb, ja, jede Art Leiden wird leicht getragen. Dann wird das Gebet reichlich in der Gemeinde, beides, das einsame und das öffentliche. Dann wird das Leben kräftig gemacht; der Schwächste wird wie David, und David gleich dem Engel des Herrn. Dann ist die Liebe innig; die Einigkeit ungebrochen; die Wahrheit geachtet, und das Leben der erkannten Wahrheit gemäß wird von allen erstrebt. Dann ist die Arbeit erfolgreich; die Kirche macht den Raum ihrer Hütte weit, denn sie bricht aus zur Rechten und zur Linken. Dann erbt ihr Same die Heiden und wohnt in den verwüsteten Städten. Dann gibt Gott ihr die heilige Energie, womit sie die Völker besieget. Wenn Gott mit ihr ist, wird sie wie eine Feuergarbe mitten unter den Stoppeln sein und ihre Gegner rund umher verzehren. „Schön wie der Mond, auserwählt wie die Sonne, schrecklich wie ein Heer mit Bannern,“ ist eine Gemeinde, in deren Mitte Gott ist.

Aber nun beachtet eins in meinem Text, und damit schließe ich diese Beschreibung: „Wo Gott ist, da, wird uns gesagt, ist das Jauchzen eines Königs unter Ihm.“ Was ist das Jauchzen eines Königs? Wenn große Feldherren in das Lager kommen, welche Freude durchbebt die Herzen ihrer bewährten Krieger. Wenn die Soldaten verzagten Mutes waren und man in den Zelten flüsterte:

„Der König ist gekommen
Und führt uns in den Kampf!“

von dem Augenblick an war jeder ermutigt. Beim Anblick des Königs, der in das Lager reitet, erhebt das Heer ein Jauchzen. Was bedeutet dies? Es ist das Jauchzen der getreuen Liebe — sie sind froh, ihren Führer willkommen zu heißen. So ist es mit uns, wenn wir singen:

„Dein König, Zion, kommt zu dir!“

sind wir alle so froh, wie wir es nur zu sein vermögen. Die, welche nicht ausgehen können, ihren Fürsten zu sehen, weil sie auf dem Krankenbett im Hospital liegen, klappen mit den Händen, während selbst die kleinen Kinder in den Armen ihrer Mütter an der allgemeinen Freude teilnehmen. „Der König ist gekommen,“ heißt es und seine Gegenwart erweckt Begeisterung, bis die Hügel sie widerhallen. Ihr wisst, wie die strengen Eisenseiten fühlten, wenn Cromwell daherkam; jeder Mann war ein Held, wenn er anführte. Sie waren zu jedem Unternehmen bereit, einerlei, wie schwierig es sein mochte, so lange ihr großer Führer da war. Jener Enthusiasmus, den Alexander und Napoleon und andere große Führer einflößten, ist das irdische Bild von der geistlichen Inbrunst, welche die Gemeinde fühlt, wenn der Herr in ihrer Mitte ist.

Was dann? Wenn der König kommt und sie Ihn mit Enthusiasmus empfangen haben, so ruft Er: „Nun ist die Stunde für die Schlacht da;“ und sofort ertönt ein Freudenruf von seinen Kriegern, die nach dem Kampf verlangen. Wenn ein Clan der Hochländer von seinem Befehlshaber in die Schlacht geführt wurde, so brauchte er ihnen nur den Feind zu zeigen und mit einem furchtbaren Geschrei stürzten sie sich auf ihn wie die Löwen. So ist es mit dem Volk Gottes. Wenn Gott mit uns ist, dann sind wir stark, entschlossen, bestimmt. Der Angriff der Diener Gottes ist wie der Stoß eines Orkans gegen eine schwankende Mauer und einen wankenden Wall. Auf Gott ruht unsere Siegeszuversicht. Wenn Gott gegenwärtig ist, so entfällt keinem Menschen das Herz; kein Zweifel beschleicht das Heer. „Seid stark und zeigt euch als Männer,“ ist das Losungswort, denn ihres Königs Auge macht sie tapfer und die Gegenwart seiner Majestät sichert ihnen Triumph. Meine Brüder, lasst uns zu Gott schreien und Ihn bitten, unter uns zu sein. Dies ist es, was euch nötig ist in euren Sonntagsschulen, in euren Missionssälen, bei eurem Straßenpredigen, bei eurem Traktatverteilen; es ist das, was mir mehr als alles andere nötig ist, wenn ich zu euch in diesem großen Hause zu sprechen habe. Wenn ich den Ton der Füße meines Herrn hinter wir hören könnte, so wollte ich sprechen, wenn ich auch am Rande des Grabes läge: aber wenn Gott nicht da ist, bin ich aller Kraft beraubt. Was nützen Worte ohne den Geist! Wir könnten ebensogut den pfeifenden Winden etwas vormurmeln, als den Menschen predigen ohne den Herrn. O Gott, wenn Du bei uns bist, dann ist das Jauchzen eines Königs unter uns, aber ohne Dich schmachten wir dahin.

III.

Drittens lasst uns einen sehr wichtigen Punkt betrachten und einen sehr praktischen dazu. Was kann getan werden, die Gegenwart Gottes in der Gemeinde zu sichern und zu bewahren? Dies ist eine Sache, die mehrere Predigten erfordern würde, um sie völlig zu erörtern; aber ich bemerke, dass selbst in der Bildung einer Gemeinde etwas ist, was dazu beiträgt, dies zu sichern. Gott ist sehr duldsam und erträgt viele Irrtümer bei seinen Dienern und segnet sie dennoch; aber verlasst euch darauf, wenn eine Gemeinde nicht gleich beim ersten Anfang nach biblischen Grundsätzen und nach Gottes eigener Weise gebildet ist, so werden sich früher oder später alle Irrtümer ihrer Verfassung als Quellen der Schwachheit erweisen. Christus liebt es, in einem Hause zu wohnen, das nach seinem eigenen Plan gebaut ist und nicht nach den Launen und Einfällen der Menschen. Die Gemeinde sollte nicht Dekrete von Menschen, lebendigen oder toten, als Autorität gelten lassen; ihr Herrscher ist Christus. Verbindungen, die anders geformt sind als der Schrift gemäß, können auf die Länge nicht bestehen. Ich wünschte, die Christen möchten dies glauben. Chillingworth sagte: „Die Bibel, und die Bibel allein ist die Religion der Protestanten.“ Dies ist nicht wahr. Gewisse Protestanten haben viele andere Dinge an die Bibel angeheftet; und sie leiden infolge ihrer Torheit, denn sie können ihre Gemeinden nicht davor bewahren, papistisch zu werden. Natürlich können sie das nicht: sie haben ein wenig vom Sauerteig des Papsttums zugelassen, und der wird den ganzen Teig durchsäuern. Die trockne Fäule in einem Teil des Hauses wird früher oder später sich durch das ganze Gebäude verbreiten. Lasst uns Sorge tragen, auf Christi Grundlage zu bauen und sehe jeder zu, wie er darauf baue; denn selbst wenn der Grund gut ist, er aber mit Heu und Stoppeln darauf baut, so wird das Feuer ihm schweren Verlust verursachen.

Aber ferner, Gott wird nur bei einer Gemeinde wohnen, die voll Leben ist. Der lebendige Gott will nicht eine tote Gemeinde bewohnen. Daher die Notwendigkeit, wirklich Wiedergeborne als Mitglieder der Gemeinde zu haben. Wir können mit all unserer Wachsamkeit dies nicht in jedem Fall sichern: Unkraut wächst stets unter dem Weizen. Aber wenn die Zulassung Unwiedergeborner das Gewöhnliche ist und keine Beschränkungen da sind, wird der Herr betrübt werden und uns verlassen. Gott wohnet nicht in Tempeln, mit Händen gemacht: Er hat nichts zu tun mit Ziegeln und Mörtel; Er wohnet in lebendigen Seelen. Denkt alt den Spruch: „Gott aber ist nicht der Toten, sondern der Lebendigen Gott,“ der hat unter anderen auch diesen Sinn, dass Gott nicht der Gott einer Gemeinde ist, die aus unbekehrten Leuten besteht. O, dass wir alle für Gott leben möchten, und dass dieses Leben so wäre, dass es nicht mehr in Frage gestellt werden könnte.

Dies vorausgesetzt, bemerken wir danach, dass wir, um Gott unter uns zu haben, voll Glauben sein müssen. Der Unglaube strömt einen so schädlichen Dunst aus, dass Jesus selbst nicht bleiben konnte, wo Er war. Seine Kraft war gelähmt: „Er konnte nicht viele mächtige Werke daselbst tun um ihres Unglaubens willen.“ Der Glaube erzeugt eine Atmosphäre, in welcher der Geist Gottes wirken kann; aber der Geist Gottes selbst erschafft diesen Glauben, so dass alles vom ersten bis zum letzten sein eigenes Werk ist. Brüder, Schwestern, glaubt ihr eurem Gott? Glaubt ihr ganz und gar? Ach, zu viele glauben nur ein wenig! Aber glaubt ihr jedes seiner Worte? Glaubt ihr seine größten Verheißungen? Ist Er euch ein wirklicher Gott, der seine Worte zu Taten macht an jedem Tage eures Lebens? Wenn das, dann ist der Herr unter uns wie in der Stiftshütte. Der Glaube baut ein Zelt, in dem sein König gern auf dem Throne sitzet.

Damit muss auch Gebet verbunden sein. Gebet ist der Odem des Glaubens. Ich glaube nicht, dass Gott je lange bei einer Gemeinde sein wird, die nicht betet: und ich bin gewiss, wenn Versammlung zum Gebet, wenn häusliches Gebet, wenn einsames Gebet, wenn irgend eine Art von Gebet abnimmt, so wird der Herr das Volk seine Schwäche fühlen lassen. Mangel an Gebet durchschneidet die Sehnen der Gemeinde für praktisches Werk; sie ist lahm, schwach, ohnmächtig, wenn das Gebet verschwunden ist. Wenn die Lungen irgendwie leidend sind, so fürchten wir Schwindsucht: Gebetsversammlungen sind die Lungen der Gemeinde, und wenn diese leidend sind, so bedeutet das Schwindsucht der Gemeinde oder im besten Fall eine allmähliche Abnahme, mit großer Schwäche verbunden. O, meine Brüder, wenn wir Gott mit uns haben wollen, so müssen wir die Losung ausgeben: „Lasst uns beten.“ Lasst uns beten nach Art der Witwe, die anhaltend war und sich nicht abweisen lassen wollte; denkt daran, dass geschrieben steht, dass „man allezeit beten und nicht lass werden sollte.“ Wo das Gebet brünstig ist, da ist Gott gegenwärtig.

Wenn Glaube und Gebet da ist, tut uns auch Heiligkeit des Lebens not. Ihr wisst, was Bileam tat, als er fand, dass er dem Volk nicht fluchen konnte. Satanisch war sein Rat. Er hieß den König von Moab die Männer Israels durch die moabitischen Weiber verführen, die lieblich anzusehen waren; diese sollten sie durch ihre Schönheit bezaubern und sie dann zu ihren Götzenfesten einladen, die Orgien der Lust waren: er hoffte, dass die Zügellosigkeit des Volkes den Herrn erzürnen und Ihn veranlassen würde, von ihm zu weichen, und dann konnten die Moabiter es schlagen. Er hatte traurigen Erfolg. Wäre nicht Pinehas gewesen, der im heiligen Zorn mit seinem Spieß einen Mann und ein Weib in der sündigen Tat durchstach und keinen in der Heftigkeit seines Eifers verschonte, so wäre Israel vertilgt worden. So in einer Gemeinde. Der Teufel wird sich sehr abmühen, den einen zur Zügellosigkeit zu führen, einen anderen zur Trunksucht, einen dritten zur Unredlichkeit und andere zur Weltlichkeit. Wenn er nur den köstlichen babylonischen Mantel und die goldene Spange in eines Achans Zelt vergraben lassen kann, so wird Israel von seinen Feinden in die Flucht geschlagen werden. Gott kann nicht in einer unreinen Gemeinde wohnen. Ein heiliger Gott verabscheut den befleckten Rock des Fleisches. Seid heilig, wie Christus heilig ist. Greift nicht zu dieser neusilbernen, elektrotypischen Heiligkeit, die heutzutage so angepriesen wird. Lasst euch nicht zur Selbstgerechtigkeit verführen, sondern strebt nach wirklicher Heiligkeit; und wenn ihr sie findet, werdet ihr nie damit prahlen: euer Leben wird reden, aber eure Lippen werden niemals zu sprechen wagen: „Sieh, wie heilig ich bin.“ Wirkliche Heiligkeit ist mit Demut verbunden und lässt die Menschen nach dem streben, was noch vor ihnen liegt. Seid heilig, aufrichtig, gerecht, gerade, wahr, rein, keusch, fromm. Gott sende uns solche Tugenden, dann werden wir Ihn unter uns behalten, so lange wir leben.

Zuletzt, wenn wir dies erreicht haben, so lasst uns tatsächliche Hingabe beweisen. Gott will nicht in einem Hause wohnen, das Ihm nicht gehört. Nein, das erste, was jeder von uns tun muss, ist, diese Frage zu beantworten: Gibst du dich Christo hin, Leib, Seele und Geist, für Ihn zu leben und für Ihn zu sterben? Willst du Ihm alles geben, was du an Talent und Fähigkeit und Vermögen und Zeit hast, und das Leben selber? Wo eine Gemeinde ist, die aus dem Herrn Geweihten besteht, da will Gott bleiben und da will Er einen Himmel hienieden machen, da soll man das Jauchzen eines Königs hören und da soll seine Kraft geoffenbart und seine Herrlichkeit gesehen werden, wie sie droben geschaut wird. Der Herr sende uns dies, um Jesu willen. Amen und Amen.

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Trösters
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