Was ist denn nötig zum seligen Leben und Sterben? Der wahre, lebendige Glaube an Jesum Christum, der uns allein die Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, gibt. Hie wird niemand sagen, bedarf es nichts weiter als den wahren Glauben, so ist's all gut, wir sind ja keine Juden, Heiden oder Türken, sondern Christen, und zwar rechtgläubige evangelische Christen, daher uns die Hoffnung der Seligkeit gewiß bleibt. Aber ich begehre feierlich die Hoffnung der Seligkeit euch nicht zu nehmen, sondern euch dahin zu führen, daß ihr derselben wahrhaftig und ohne Betrug gewiß sein könnt. Wisset aber: nicht alle haben den wahren Glauben, der da göttlich ist, wenn sie der wahren Religion zugethan sind und den Glauben haben, den 'man' glaubt oder die Bekenntnis und Artikel des Glaubens. Unser teurer Luther hat uns den wahren Glauben stattlich beschrieben und in seiner herrlichen Vorrede über die Epistel an die Römer von dem Wahn-Glauben unterschieden.

Bei keinem ist der wahre, lebendige, gerecht- und seligmachende Glaube, welcher in einer wissentlichen Sünde vorsätzlich fortfährt, mit der Welt in ihrer Eitelkeit mitmacht, und sich nicht mit allem Eifer und Ernst innerlich und äußerlich eines rechten und gottseligen Wandels vor Gott und Menschen befleißet. Wo dieser Glaube nicht ist, der uns ganz zu anderen Menschen macht und also in einem kräftigen himmlischen Licht bestehet, da ist alles andere Einbildung des Glaubens und lauter Betrug. Also fordere ich nichts wider das pharisäische Wesen als den Glauben, aber einen göttlichen Glauben, daraus folgt das andere von selbst. Ach, der Herr gebe uns allen dieses recht zu erkennen, so haben wir das erste Mal einen Grund gelegt.