Schlatter, Adolf - Einleitung in die Bibel - Der Prediger.

Schlatter, Adolf - Einleitung in die Bibel - Der Prediger.

Schon bei Hiob wird stark hervorgehoben, daß es dunkle Stellen in unserm Leben gibt und daß die göttlichen Gedanken uns sehr verhüllt und verschlossen sind. Noch viel mächtiger wird dies durch den Prediger ausgedrückt. Er schaut zur göttlichen Weisheit als zu einer unerreichbaren Höhe empor und das Menschenleben steht als eine Summe von lauter Rätseln vor ihm, wo Ziel und Zweck, Lösung und Gewinn sich nirgends zeigen.

“Prediger” ist in dem Buche der Name, welcher Salomo gegeben wird. Wahrscheinlich wird er mit diesem Namen bezeichnet als der, der im Verein der Weisen das Wort führt, um den die Lernbegierigen sich sammeln, damit er sie Weisheit lehre. Das Buch will uns darlegen, was Salomo bei seinem Nachsinnen über Gottes und der Menschen Werk als Ertrag und Gewinn gefunden hat. Die Form, in welcher die Lehre erfolgt, ist teilweise auch hier der Spruch mit seiner geschlossnen Kürze, überraschenden Spitze und zum Nachdenken aufweckenden Rätselhaftigkeit. Doch sind die Sprüche hier in längere, zusammenhängende Erörterungen hineingesetzt, und alles ist einem und demselben Hauptgedanken dienstbar gemacht und stellt eine einzige große Wahrheit dar.

Was Salomo gefunden hat, ist dies, daß das Streben und Wirken der Menschen nichtig ist. Er zeigt uns dies zuerst dadurch, daß er

eine Übersicht über die Güter des Lebens anstellt. 1 u. 2.

Wie die Natur bei aller Bewegung doch nicht voran schreitet, sondern sich in einem großen Kreislauf umtreibt, so bringt sich auch der Mensch mit seinem Wirken nicht vorwärts. Er bringt es nie zu etwas neuem. Deshalb sinkt auch alles stetig in die Vergessenheit. 1, 1-11.

Man könnte in der Weisheit und Erkenntnis das Ziel und den Zweck des Lebens suchen. Aber auch sie ist ebensosehr ein Übel als ein Gut. Je mehr Weisheit, desto mehr Schmerz und Gram kehrt bei uns ein, und das Ende ist doch nur die Einsicht in die Nichtigkeit aller Dinge. 1, 12-18.

Sinnengenuß und Reichtum und Pracht ist auch Eitelkeit. Das Herz wird daran nicht satt. 2, 1-11.

Allerdings besteht zwischen der Weisheit und Thorheit ein Unterschied wie zwischen Licht und Finsternis. Aber es ist doch nur ein Unterschied im Gedankenleben, kein reeller Vorzug. Denn dasselbe Geschick trifft den Weisen wie den Thoren. Sie sinken gleicherweise in den Tod. Und den Ertrag ihres Lebens müssen beide fremden Händen hinterlassen, von denen niemand weiß, wie sie mit demselben schalten werden. Das macht das Leben schwer und es ist schließlich nur das nächstliegende und einfachste, was als reelles Gut uns übrig bleibt: essen und trinken und die Seele Gutes sehen lassen. Und doch erleben wir sogar hier unsre Ohnmacht. Nicht einmal das steht in des Menschen Macht, sondern Gott gibt es, wem er will. Hiebei müssen wir uns bescheiden. Höher reicht unser Wissen und Können nicht. 2, 12-26. Und nun folgt eine reiche Aufzählung von

Rätseln auf Erden. 3,1-12,8.

1)

Jedem Unternehmen der Menschen steht sein Gegensatz zur Seite, der es wieder beseitigt, und beides hat regelmäßig seine Zeit. Der Mensch kann wohl bauen, aber nur in der Gewißheit, daß das, was er baut, zu seiner Zeit unvermeidlich wieder niedergerissen werden wird. Nicht anders verhält es sich mit allem seinem Thun. 3, 1-9.

Unerreichbar hoch steht Gottes Werk über unserem Wert. Wir können es nicht übersehen, können es auch nicht ändern, nicht eingreifen und mitwirken mit Gottes Werk. 3,10-15.

Aber zeichnet nicht Recht und Gesetz den Menschen aus? Allein Recht bleibt auf Erden nicht Recht, sondern wird in Unrecht verkehrt. 3, 16-18.

Und auch das Ende des Menschen bringt diesen Rätseln keine Lösung. Denn soweit unser Auge und Wissen reicht, sehen wir keinen Unterschied zwischen dem Ende des Menschen und dem des Tiers. 3,19-22.

Wie viel Unrecht wird auf Erden erlitten! Wo ist die rechte Mitte zwischen der Trägheit und mühseligen Arbeitslast? Was treibt den Menschen auch dann noch zur Arbeit und Mühsal, wenn niemand da ist, der sie genießen kann? Es fällt ja doch alles in die Vergessenheit. 4, 1-16.

Wie dreist und thöricht erhebt sich der Mensch gegen Gott mit leichtsinnigen Worten und Gelübden. Schweige vor Gott! Und auch wenn du Unrecht mächtig werden siehst, bleibe in der Beugung vor ihm. 4,17-5,18.

Reichtum und langes Leben thun's auch nicht, sondern bringen mancherlei Plage. Reichtum ist eine Gabe Gottes, wenn du in den Schranken der menschlichen Nichtigkeit bleibst und fröhlich genießest, was Gott dir gibt. 5,19-6,12.

Es folgt eine Reihe von Lebensregeln, die uns in die Demut weisen und uns auffordern, allem hochfliegenden Übermut zu entsagen. Traurigkeit ist uns gut. Weder am Lachen noch am Verdruß der Thoren nimm teil. Halte dich auch im Streben nach der Weisheit und Gerechtigkeit im rechten Mittelmaß; denn auch in diesem höchsten Streben überhebt und verdirbt sich der Mensch. Räche nicht jedes Wort; denn die Weisheit, die unser Wort fehllos machte, ist uns fern. 7,1-24.

Und noch ein großes Rätsel ist das Weib, das, wenn es der Sünde anheimfällt, zum gefährlichsten Fallstrick wird. Und doch hat nicht Gott, sondern der Mensch sich selbst all diese Krümmung angethan, gerade dadurch, daß er weise sein will. 7,25-29.

Wieder eine andre Klippe ist der König in seiner Macht. Für den Umgang mit ihm werden Regeln gegeben und neben ihn das Gebot des höchsten Königs gestellt. 8,1-7.

Nochmals folgen Gründe, die uns beugen sollen: unsre Ohnmacht gegenüber dem Tod, Gottes Zurückhaltung, die das Unrecht nicht ahndet, obgleich der Mensch deshalb zur Bosheit Mut gewinnt, das eine und selbe Los, das den Gerechten wie den Ungerechten trifft, all dies widerlegt den Anspruch des Menschen auf Weisheit, zeigt ihm, daß er Gottes Werk nicht faßt, und daß er sich freuen soll an der Gabe, die ihm zum Genuß gegeben ist. 8,8-9,16.

Eine Reihe von Sprüchen malt den Thoren ab mit dem Schaden, den er sich selbst und andern stiftet. Und doch muß man auch vor zu vieler Überlegung warnen. Der Mensch muß sich entschließen zu handeln aufs ungewisse hin. 9,17-11,6.

Darauf folgt ein Überblick über den menschlichen Lebenslauf: die Jugendlust ist köstlich; aber sie darf Gottes Gericht nicht vergessen, und Eitelkeit ist auch sie; sie läßt leer. Dann kommt das Alter mit seinem Verwelken und der Tod. 11, 7-12, 8.

Das Schlußwort, 12,9-14,

zieht aus der ganzen Betrachtung das abschließende Ergebnis. Diese Sprüche sind Wahrheit und Weisheit und daher zu beherzigen; sie gleichen aber Stacheln und Nägeln, die freilich geeignet sind, mit ihrer Spitze die Trägen zu spornen, aber zugleich einer vorsichtigen Behandlung bedürfen, da man sich an ihnen auch verletzen kann. Die Hauptwahrheit, der alles Gesagte dienen will, ist die: Furcht Gottes ist des Menschen Stellung, des Gottes, vor dem es nichts Verborgnes gibt und der alles richtet.

Der Prediger ist kein Zweifler, sondern hat eine sehr bestimmte und gewisse Überzeugung. Auch ringen nicht zwei Stimmen und Gedankenreihen in dem Buche miteinander, sondern es ist einheitlich. Fest und gewiß ist ihm des Menschen Ohnmacht, Beschränktheit und Nichtigkeit. Aber nicht minder unerschüttert steht ihm Gottes Hoheit und Erhabenheit. Letzteres ergibt den gründlichen Unterschied zwischen dem Prediger und aller heidnischen Klage über des Lebens Elend und auch allem modern ungläubigen Weltschmerz. Der Prediger steht ohne Wanken Dabei fest, daß alles Gute, was der Mensch hat, Gottes Wert und Gabe ist, und alles Böse, was er hat, aus seinem eigenen Vergehen und aus Gottes Gericht herkommt. Das erst gibt seinen Klagen die Schärfe, und seinen Fragen und Rätseln ihr Gewicht. Wäre nicht alles von Gott gestaltet und regiert, so wäre es schließlich kein Wunder, daß wir nichtige Gebilde sind und unser Wissen und Wirken Eitelkeit der Eitelkeiten. Nun aber, da Gott über allem waltet, nun ist es allerdings ein tiefes Rätsel, daß wir dennoch die Weisheit nicht finden und dennoch kein rechtschaffnes Gut mit unsrer Arbeit wirken und dennoch nichts uns so wohlthut als Essen und Trinken und Fröhlichkeit. Wie der Prediger nicht an Gott zweifelt, so bringt ihn die tiefe Empfindung unsrer Ohnmacht und Niedrigkeit auch nicht in Streit mit Gott, so daß er gegen ihn murren würde. Im Gegenteil: hievor will er uns gerade bewahren. Seine Weisheit besteht darin, daß er sich vor Gott beugt. Was er am Schluß sagt: fürchte Gott! das ist nicht nur eine nachträglich angehängte Bemerkung, sondern trifft die Seele des Buchs.2) Es beleuchtet die stolze Hoffart des Menschen, der wissen will wie Gott, und wirken und schaffen will wie Gott, mit heller Fackel. Alle solche Überhebung legt es in den Staub vor Gott.

Der Prediger tritt hierin Hiob an die Seite; nur geht er auf dieser Bahn weit über denselben hinaus. Das Buch Hiob richtet seinen Blick auf einen einzigen schmerzenden Punkt in unsrem Leben, daß uns nämlich bittres Unglück treffen kann. In solchen Stunden fordert es uns auf, mit völliger Ergebung Gott zu ehren. Aber den Prediger ist nicht nur das, was wir Unglück nennen, sondern das ganze Leben “unter der Sonne” schwer geworden, und er sagt nicht nur: wir verstehen hier oder dort nicht, wie Gott regiert; sondern er sagt rundum: wir verstehen nichts und wissen nichts, und können und vermögen nichts. Nichts bleibt uns übrig unser Leben lang, als Gott zu ehren in vollständiger Demut, und uns daran zu halten, daß Licht und Weisheit und Gerechtigkeit bei ihm wohnen, und nicht bei uns.

Der Mann, der diesen tiefen Verzicht auf alle Güter des Lebens in sich erlebt, und in dieser Weise ausgesprochen hat, hat der nachexilischen Gemeinde angehört, wie die Sprache des Buches unverkennbar zeigt.3) Er hat aber nicht nur zum Schmuck seines Buchs in Salomo's Person geredet, sondern darum weil Salomo selbst ein ergreifendes Beispiel der Eitelkeit alles menschlichen Wissens und Schaffens gewesen ist. Salomo hat mehr Glück und Gaben in seiner Hand vereinigt, als irgend ein Mann in Israel. Königlicher Reichtum, alle Lust und jeder Genuß, alle Weisheit war sein, und mit all dem endete er in Thorheit und das Werk seiner Hände zerbrach mit seinem Tod. Seine Regierung war umsonst, ein Greifen nach dem Wind. Alles zerstob; Eitelkeit der Eitelkeiten, das war der Ausgang gewesen. So wird Salomo zum beredten Zeugen gegen alle Überhebung der Menschen, und was er selbst erlebt hat und an ihm in besonderer Weise sichtbar wird, das läßt ihn der Prediger ins Wort fassen und als sein Vermächtnis seinem Volk an's Herz legen.4)

Nun ist freilich diese Klage dem Mißverstand und Mißbrauch ausgesetzt. Aber das hat der Prediger mit der ganzen Bibel gemein. Es gibt überhaupt keine ungefährlichen Wahrheiten. Jede kräftig erkannte und bezeugte Wahrheit bringt uns in die Gefahr, daß wir sie, statt uns an ihr zu heiligen, in den Dienst unsrer schlechten Begehrungen ziehen, so daß wir durch sie schlimmer werden als zuvor. Sagt uns der Prediger so nachdrücklich, daß Essen und Trinken und Fröhlichsein unser bestes Teil sei, dem nichts an Wert gleich komme, so läßt sich das freilich mißbrauchen zum Fleischesdienst; doch das ist nicht des Predigers Schuld. Bei ihm hat dies alles einen ernsten, tief schmerzlichen Sinn. Er stellt überhaupt große Ansprüche an den Verstand seiner Leser. Denn er hebt die Gegensätze scharf hervor, die sich in unsrer Existenz finden, so daß oft ein Satz den andern aufzuheben scheint. Er sagt: die Weisheit trägt nichts ein, und zugleich: sie ist der kostbarste Besitz. Er sagt: ihr findet sie nicht, und zugleich: ihr müßt sie suchen und bekommen, denn mit der Thorheit richtet ihr euch selbst zu Grunde. Er sagt: Arbeit und Anstrengung hilft euch nichts, und daneben: arbeiten müßt ihr; der Faule verzehrt sein eignes Fleisch. Der Freude erklärt er: sie sei Tollheit und Eitelkeit, und fordert uns zugleich auf: freut euch, das ist das einzige, was ihr habt. Er zeigt, wie Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit auf eins hinauskommt, und zugleich, wie Gott das Unrecht rächt. Der Verstand, den er von uns erwartet, besteht nun darin, daß wir das alles zu vereinigen und jedes an seinem Ort zu brauchen vermögen.

Aber lassen sich denn so verschiedene Urteile wirklich einigen? Schließen sie einander nicht rundweg aus? Es kommt bei einem solchen Urteil darauf an, wohin unser Auge gewandt ist. Sehe ich nach oben zur Weisheit Gottes, zu ihrem Urbild und auf ihre Vollkommenheit, so muß ich sagen: meine Weisheit ist nichts und meine Erkenntnis Finsternis. Schaue ich aber nicht nach oben, sondern nach unten auf den Unrat und die Leere einer Seele, die durch Trägheit oder in ihren Leidenschaften zur Thörin ward, so muß ich sagen: was wir an Weisheit haben, ist von unschätzbarem Wert. Es fragt sich immer, mit welchem Maßstab wir messen. Je nachdem fällt die Wertbestimmung verschieden aus. Und der Prediger mißt in der Regel mit einem sehr hohen Maß und deshalb entdeckt er überall Mängel, Risse und Nichtigkeit.

Spricht auch hier Gottes Geist? Es ist auch dieses Buch in seiner Art ein großer Beweiß, wie lebendig und nah Gott Israel gegenwärtig war. Warum scheints dem Prediger so eng unter der Sonne Wüßte er nichts von Gott, so hätte er unter der Sonne Raum genug. Aber nun schwebt ihm Gott im Sinn; da scheint ihm die Erde nicht mehr schön. Weil die Kenntnis Gottes in seiner Seele liegt, darum verliert alle menschliche Größe ihren Glanz und all unser Wissen und Wirken wird ihm Eitelkeit. Er sagt uns freilich nicht das ganze göttliche Wort. Von der Seligkeit der Hoffnung und des ewigen Lebens müssen wir anderswo die Botschaft suchen. Er ist ein Trauernder, nicht schon ein Getrösteter, ein Belasteter, nicht schon ein Erlöster. Er verstummt vor Gott im Blick auf die menschliche Nichtigkeit und Niedrigkeit, und der Lobpreis Gottes kann sich erst dann wieder finden, wenn die Freundlichkeit Gottes erscheint, die mit ihrer Herablassung zu den niedrigen auch unserm armen und nichtigen Wesen unendliche Bedeutung und Seligkeit verleiht. Allein gerade aus Trauernden und Belasteten hat Jesus, wie wir wissen, hernach seine Gemeinde gesammelt. Der Prediger gehörte zu der auf den neuen Tag Gottes wartenden Gemeinde, und so wenig er die Hoffnung und Verheißung Israels in seinen Gedankengang mit hineinnimmt, so zeigt er doch nicht bloß, wie schwer und mühsam jenes Warten manchem ward, sondern auch, wie sehr die ganze innere Gestalt des Volks einem neuen göttlichen Wort und Bund entgegendrängte. In dieser schmerzvollen Entsagung kann man nicht für immer verharren. Sie ist eine Mittelstufe und ein Durchgangspunkt, aber nicht das Ziel und Ende, zu dem uns die Erkenntnis Gottes beruft. Die unbekümmerte Ergötzung am natürlichen Menschenleben war dem Prediger verloren, weil er Gott nicht vergessen konnte, und die Freude und den Frieden in Gott hatte er noch nicht gewonnen, weil ihn Gottes unendliche Erhabenheit niederbeugte. Es war ein Zustand des Leids und der Armut, der Demütigung und Beugung. Aber durch diesen wird gerade die Erhöhung und Begabung vorbereitet, und sie blieb nicht aus.

1)
Es ist hier kaum eine Gliederung oder Disposition in der Darstellung wahrzunehmen. Die einzelnen Aussprüche sind locker an einander gereiht.
2)
Vgl. 3,14. 5,6. 7,18. 8,12. 13. 11,9.
3)
Die Sprache des Buches zeigt stark den Einfluß des Aramäischen und ist von der leichten, durchsichtigen Art der älteren Bücher weit entfernt. Man merkt es ihr an, daß der Schreiber nicht mehr hebräisch spricht, sondern nur noch hebräisch liest und schreibt. Im Schlußwort zählt sich der Verfasser auch nur zu den Weisen, den Leitern der Versammlungen“, 12, 11.
4)
Auch hiebei kann uns die Vergleichung mit Hiob das Verständnis erleichtern. Wie der Dichter des Hiob seine Lieder aus Hiobs Seele heraus gestaltet und ihn redend vor uns einführt, so hat der Prediger uns die Klage über die Nichtigkeit des Lebens an der Person und mit den Worten Salomo's vorgelegt. Aber den Hiob hat nicht Hiob selbst geschrieben und den Prediger nicht Salomo. Ich würde keine weitergehende Vermutung wagen, wenn nicht das Hohelied sich merkwürdig mit dem Prediger berührte. Es ist in der Sprache und Stimmung höchst verschieden. Seine Sprache ist schönes altes Hebräisch und seine Stimmung ist herzliche Freude am Glück der Ehe. Aber darin trifft es mit dem Prediger zusammen, daß es Salomo keineswegs als beglückt und bevorzugt darstellt. Der Hirte und Sulamith sind die Glücklichen, sagt das Lied, nicht ich Salomo. Da ist der Weg nicht mehr weit zu dem Bekenntnis: ich mühte mich ab um Wind und Eitelkeit. Der Prediger kann leicht durch ein bestimmtes geschichtliches Zeugnis dazu veranlaßt sein, die Klage über die Eitelkeit des Lebens als Salomos Wort zu bezeichnen. Es mögen sich unter den Sprüchen und Liedern des Königs solche befunden haben, die am Ende seines Lebens dieses Bekenntnis aussprachen. Der Chronist zeigt, daß manche gute Nachricht aus alter Zeit bis in die nachexilische Zeit hinunter kam.
This website uses cookies. By using the website, you agree with storing cookies on your computer. Also you acknowledge that you have read and understand our Privacy Policy. If you do not agree leave the website.More information about cookies
autoren/s/schlatter_a/einleitung_in_die_bibel/schlatter_eidb_prediger.txt · Last modified: 2023/05/07 14:27 by 127.0.0.1
Public Domain Except where otherwise noted, content on this wiki is licensed under the following license: Public Domain