Sartorius, Karl - Elia und Elisa (1).

Sartorius, Karl - Elia und Elisa (1).

1. Elias Leben und Wirken.

Die Gestalt Elias des Thisbiters soll ich Ihnen heute vorführen. Eine Aufgabe groß und herrlich: denn wer versenkte sich nicht gern in Geschichte und Character eines Mannes in welchem die Macht des lebendigen Gottes, durch den Glauben mit einer menschlichen Persönlichkeit, wir möchten sagen, eins geworden, das übermüthige Trotzen eines widergöttlichen Geschlechtes in seiner völligen Ohnmacht und Nichtigkeit aufdeckt und in den Staub darniederwirft. Eine Aufgabe aber auch zugleich eben um ihrer Größe und Herrlichkeit willen schwer und niederbeugend: denn wer sind wir, daß wir recht zu erkennen und würdiglich darzustellen vermöchten die hohen Gottesgedanken die in einer Geschichte wie Elias Geschichte zur Verwirklichung gekommen. Was der alte ehrliche Niemeyer in seiner Characteristik der Bibel, da wo er auf die beiden großen Propheten Elia und Elisa zu reden kommt mit anerkennenswerther Aufrichtigkeit gestanden hat: „wer etwas über ihre Geschichte sagen soll fühlt sich mehr im Gedräng und darf auch wenn er unbefriedigender und schüchterner urtheilt oder wenn er öfter irrt, auf desto mehr Billigkeit rechnen:“ das hat sich mir während meiner Arbeit mehrmahls, wenn auch aus andern Gründen, aufgedrängt, und ich bitte deshalb zum voraus um Ihre Nachsicht, um so mehr, als es nur ein Erstlingsversuch auf diesem Gebiete ist welchen der heute Vortragende Ihnen bringen kann.

Des Propheten Elia Leben, Wirksamkeit und Bedeutung in der Reichsgeschichte Gottes (ohngefähr vom Jahre 908 bis 888 vor Chr. ), das ist der Gegenstand auf welchen sich an diesem Abend unsere Aufmerksamkeit und unser Nachdenken richten soll. Was aber dieser Gottesmann gewesen ist, die Größe des Kampfes welchen er zu kämpfen berufen war und die Herrlichkeit des Sieges der ihm geschenkt wurde, sowie die eigenthümliche Art seines Wirkens und die Besonderheit seines Characters, das Alles können wir nicht richtig beurtheilen ohne zuvor, wenn auch nur in flüchtigen Zügen, das Bild seiner Zeit, die Zustände Israels vor und bei seinem Auftreten uns vergegenwärtigt zu haben.

Es war seit den Tagen Davids gar anders geworden in Israel. Das Königthum, das durch David, den Mann nach dem Herzen Gottes, unter dem Schutz und Segen des Herrn feste Wurzeln geschlagen und dem Volke Gottes mitten unter den Heiden ringsum eine Achtung gebietende Stellung gewonnen hatte, es war durch Salomo zu eigentlichem Glanz erhoben worden. Gefürchtet von den Nachbarvölkern, deren Fürsten Bündnisse mit dem mächtigen König Israels suchten, konnte das Reich sich innerlich ausbauen; Handel, Kunst, Wissenschaft entfaltete sich in in reichen Blüten; hochgefeiert um seiner Weisheit und seines Reichthums willen erwarb sich Salomos Name einen nach und nach fast zauberhaften Klang im Morgenlande und als nun auch der prachtvolle Tempel den er dem Herrn zu Ehren erbaute, mit der gnädigen Verheißung Gottes, Er wolle daselbst wohnen, gekrönt, in herrlicher Vollendung dastand, da schien es, als sei das verheißene Gottesreich gekommen. Aber bald erwies es sich, daß „die Weisheit ebensowohl als der Reichthum und die Macht einem sündigen Menschenkinde anvertraut waren das auf dieser schwindelnden Höhe sich nicht halten konnte. “ Der Glanz und Ruhm machte Salomos Herz in seinen alten Tagen sicher: um nimmer mehr den benachbarten Königen der Heiden, anfänglich zur Verherrlichung des Herrn sich gleichzustellen, wählte er seine Gemahlinnen aus den mächtigsten Fürstenhäusern der Heiden, unter denen Pharaos Tochter obenan stand, und diese Weiber neigten sein Herz fremden Göttern nach, daß sein Herz nicht ganz war mit dem Herrn seinem Gott wie das Herz seines Vaters David. Mit einer Liberalität wie sie mit dem Beruf eines Gesalbten des einigen heiligen und eifrigen Gottes unvereinbar war, gestattete er seinen Frauen ihren Göttern zu opfern und betheiligte sich wohl selbst hie und da an ihren Festen, also daß der Herr ihm verkündigte, er werde das Königreich von ihm nehmen und seinem Knechte geben und nur um Davids seines Vaters willen solle das nicht mehr bei seinen Lebzeiten geschehen. Es geschah bekanntlich unter Salomos Sohn und Nachfolger Rehabeam: da trat, veranlaßt durch den Uebermuth des neuen Regenten, der auf den Rath der Jüngern dem um Erleichterung bittenden Volk die schnöde Antwort gab, wenn sein Vater sie mit Peitschen gezüchtigt, so wolle er es mit Scorpionen thun, das traurige folgenschwere Ereignis ein, daß das Reich, welches wie Gott sein einiger Herr war, ein einiges sein und bleiben sollte, in zwei einander von nun an fremd und oft feindselig gegenüberstehende Reiche sich auflöste. Der längst schon im Stillen glimmenden Eifersucht gegen den bevorzugten Stamm Juda Raum gebend, fielen die zehn Stämme ab mit dem verhängnisvollen Ruf „was haben wir denn für Theil an David oder Erbe am Sohn Isais? Israel, hebe dich zu deinen Hütten! So siehe nun zu deinem Hause, David!“ und wählten Jerobeam, den Sohn Nebats, zu ihrem Könige, einen kühnen unternehmenden Mann der schon zu Salomos Zeit einen Aufruhr erregt und deshalb nach Aegypten hatte fliehen müssen. Es war ein Gericht des Herrn und doch zugleich eine Gnadenführung: denn Israel befand sich in Salomos letzter Zeit auf dem Wege eine Weltmacht gleich den heidnischen ringsum zu werden und um den Preis eitlen weltlichen Glanzes die ihm vertrauten Kleinodien der himmlischen Gnadengüter zu verlieren. Darum mußte seine irdische Macht und Herrlichkeit zerbrochen werden, ob das Volk vielleicht durch das Elend in welches es immer tiefer hineinsank, je mehr es den einigen Quell seiner Kraft, die Furcht des lebendigen Gottes, verließ, zur Besinnung und Umkehr sich bringen lasse; wo nicht, so mußte Israel, bestimmt das herrlichste unter den Völkern zu sein, das jämmerlichste von allen werden.

Unsere Aufgabe weist uns nun nach dem Zehnstämmereich: denn in Israel oder Ephraim, wie es zum Unterschiede von Judä bezeichnet wird, bewegte sich die Wirksamkeit Elias.

Jerobeam, durch Wort und Zeichen eines Propheten schon in Salomos letzter Zeit von dem Herrn selbst mit dem Königthum über zehn Stämme betraut und mit der Verheißung eines beständigen Hauses gekrönt, wofern er in den Wegen des Herrn wandeln werde, erwies leider gleich durch seine erste Regierungsmaßnahme, daß er wohl weltliche Klugheit besaß, nicht aber die Weisheit welche in der Furcht des Herrn ihren Anfang hat. Um das Volk von Jerusalem fern zu halten setzte er zwei goldene Kälber an die Grenzpuncte seines Reiches gen Bethel und gen Dan, Stierbilder unter denen fürs Erste allerdings noch nach dem Vorgang auf dem Wüstenzug Jehovah sollte verehrt werden, machte Priester aus allen Theilen des Volks, verordnete ein Fest wie das der Laubhütten in Juda, nur um einen Monat später, und ließ nun in ganz Israel ausrufen: „es ist euch zu viel, hinauf gen Jerusalem zu gehen; siehe, da sind deine Götter, Israel, die dich aus Aegyptenland geführt haben!“ Es war dieß „die Sünde Jerobeams, damit er Israel sündigen machte,“ wie sie so oft in den Geschichtsbüchern jener Zeit auch an andern Königen zum Unterschied von weitergehenden Freveln gerügt wird. Damit hatte nun aber Jerobeam, wie ihm (bei Gelegenheit einer Erkrankung seines Sohnes Abia) durch denselben Propheten, der ihm die Königswürde vorausgesagt, sofort verkündigt wurde, die göttliche Verheißung verwirkt. Er selbst blieb zwar noch auf dem Throne so lange er lebte: aber sein Sohn Nadab wurde nach nicht zweijähriger Regierung von Baesa, einem seiner Reiterobersten aus dem Hause Isaschar, gestürzt und mit allen übrigen Nachkommen Jerobeams getödtet. Wer Baesa that übel vor dem Herrn wie Jerobeam, indem er den Bilderdienst aufrecht erhielt, und brachte außerdem das Reich auch äußerlich zu Schaden, da er, wohl um seine Herrschaft zu befestigen, das Reich Juda bekriegte, in Folge dessen aber den ganzen nördlichsten Theil Israels an den von Asa, dem König von Juda, zu Hilfe gerufenen Syrerkönig Benhadad verlor. Auch ihm ward das Urtheil der Verwerfung seines Hauses durch einen Propheten des Herrn zuvorverkündigt; auch er konnte sich selbst zwar noch bis an sein Lebensende behaupten: aber auch sein Sohn Ela fiel nach kaum mehr denn einjähriger Regierung durch die Mörderhand Simris, eines seiner Feldherren, während das Heer wiederum die Philisterstadt Gibbethon belagerte, der König aber in seiner Residenz Thirza bei einem Gastmahl schwelgte. Noch schneller indessen erreichte das Gericht Gottes diesen Empörer, nachdem er in der Hand des Herrn das Strafwerkzeug über Baesas Haus gewesen war. Als das Volk im Lager von Simris That Kunde erhalten, rief es sofort Omri, den Feldhauptmann, zum Könige aus, und Simri, da er sah daß die Stadt Thirza sollte genommen werden, schloß sich ins Weibergemach seines Palastes ein und ließ das Haus über sich anzünden, nachdem er nur sieben Tage König gewesen.

So war mit Simri binnen einem halben Jahrhundert das dritte Herrscherhaus in Israel zu Falle gekommen, und daran haben wir schon ein sprechendes Zeugnis von der zunehmenden Verwirrung und Zerrüttung in diesem Reiche. Aber es gieng mit schnellen Schritten noch weiter vorwärts auf der abschüssigen Bahn.

Zwar gelangen wir nun mit Omri zu einem Königsgeschlechte von längerer Dauer als die vorigen. Omri zeigt sich uns in den wenigen über ihn aufbewahrten Nachrichten allerdings in Beziehung auf seine Stellung zu Gott nicht besser, aber doch als ein unternehmender und besonnener Herrscher. Er war es, der nördlich von Sichem, dem ersten Königssitze Jerobeams, der später Thirza zu seiner Residenz gemacht, als neue Hauptstadt des Zehnstämmereichs Samarien erbaute auf einem Berg in weiter fruchtbarer Ebene, recht geeignet als königliche Stadt mit der auf den Bergen Judas zu wetteifern. So schloß er auch mit dem Reiche Juda Frieden und befreundete sich wenn auch nicht ohne demüthigende Bedingungen, mit Benhadad, dem Könige von Damascus, also daß er Zeit gewann die erschütterte Ordnung im Innern des Reiches wieder zu befestigen und dasselbe in äußerlich ziemlich gutem Stande seinem Sohne Ahab übergeben konnte, von welchem die Herrschaft wiederum auf zwei Söhne Ahasja und Joram nach einander übergieng. Aber wenn so das Haus Omris auch trotz seinem immer größeren Abfall mehr denn ein halbes Jahrhundert das Königthum inne hatte, so schonte seiner der Herr doch nur, damit die von Anfang an im Zehnstämmereich sich erweisende Abkehr von dem lebendigen Gott zur Vollendung komme und nun nachdem das Maß der Bosheit voll geworden, durch ein das gottwidrige Geschlecht völlig niederschmetterndes Gericht für einen neuen Anfang Raum geschafft und womöglich im Volk auch der Sinn und Wille erweckt würde.

In diesen Kampf stellt uns nun eben die Geschichte des Mannes hinein, dessen Leben und Wirken wir zu schildern haben: denn Omris Sohn, Ahab, zuerst und vornehmlich ist es, welchem der Herr vom Himmel seinen Knecht Elia, angethan mit den Kräften der unsichtbaren Welt, gegenüberstellte. Fassen wir diesen Ahab und sein Wesen zunächst etwas ins Auge.

„Und Ahab that was dem Herrn übel gefiel, über Alle die vor ihm gewesen waren. “ Mit dieser Bemerkung leitet der heilige Geschichtschreiber seine Erzählung über diesen König ein. Und begründet wird dieses Urtheil damit, daß es dem Ahab ein Geringes gewesen sei, zu wandeln in der Sünde Jerobeams, des Sohnes Nebat, sondern entgegen dem ausdrücklichen Verbote Gottes im Gesetz nahm er, wohl von dem Interesse geleitet die Macht seines Hauses zu befestigen, eine heidnische Prinzessinn zur Gemahlinn, Isebel die Tochter des tyrischen Königs Ethbaal, welcher früher Priester der Astarte gewesen war, aber seinen Bruder Phelles gewaltsam vom Throne verdrängt hatte. Diese Verbindung war eine unheilbringende für Ahab und sein Reich: denn Isebel, die Tochter eines gewaltthätigen Fürsten, „voll Eigensinn, Herrschsucht und Hochmuth,“ war nicht gemeint mit ihrem väterlichen Gottesdienst nur sich dulden zu lassen sondern vermöge der Energie ihres Characters gieng ihr beharrliches Streben dahin, den Dienst des wahren Gottes im Lande zu unterdrücken und den Baal, die Hauptgottheit ihres Heimatlandes, auch in Israel zur alleinigen Geltung zu bringen. Und Ahab, ein für seine Person nicht eben grausamer und tyrannischer, aber eitler schwacher unselbständiger Mann ließ von seinem stolzen ränkevollen Weibe sich nach Willkür brauchen. „Er bietet uns“ wie Krummacher in seinem Elia S. 154 sagt, „das bejammernswürdige Schauspiel eines Menschen dar der obwohl nicht ganz unempfänglich für die Stimme der Wahrheit, nichtsdestoweniger in unseliger Knechtschaft an das Reich der Finsterniß festgekettet bleibt und zwar festgekettet mit den sogenannten Rosenbanden der Zärtlichkeit und Liebe“, obwohl, setzen wir hinzu, nicht mit diesen allein. Aber traurige erschütternde Thatsache ist es, daß durch Ahab auf Anstiften Isebels zuerst förmlicher Götzendienst in Israel öffentlich eingeführt wurde, und zwar nicht nur als erlaubt für Alle die dazu Lust trugen, sondern mit dem auf fanatische Weise geltend gemachten Anspruch hinfort die einzige Religion Israels zu sein. Da sah man in Samaria, von Ahab erbaut, einen prachtvollen Tempel Baals, des phönicischen Hauptgottes, sich erheben, versehen mit all dem Glanz und Sinnenreiz des Baalscultus: vierhundert und fünfzig Priester warteten desselben mit Opfern und Räucherungen, mit Tänzen und Selbstverstümmelungen, daneben noch eine Menge von Propheten und Tempeldienern und außerdem die Kadeschen oder Geheiligten, Tempelsclaven männlichen und weiblichen Geschlechts, die dem Gott zu Ehren in unnatürlicher Wollust sich Preis gaben. Ebenso errichtete Ahab ein anderes, der Astarte geheiligtes Gebäude, wo wiederum 400 Priester angestellt wurden den Dienst dieser höchsten weiblichen Gottheit zu versehen. Und bei diesen Heiligthümern schämte nun der König Israels sich nicht selbst zu opfern; und daß Viele seinem Beispiel folgten, theils um dem König sich gefällig zu zeigen theils und hauptsächlich von dem sinneberauschenden Reiz des heidnischen Cultus bethört, läßt sich leicht begreifen, um so mehr, da von Isebel gegen Alle die es wagten an dem Dienste des lebendigen Gottes festzuhalten ein Vertilgungskampf geführt ward, in dessen Folge die Propheten Jehovahs zu Hunderten erschlagen und die Uebrigen zur Flucht in die Klüfte und Höhlen der Gebirge genöthigt wurden.

So weit war es kaum 100 Jahre nach Salomo mit Israel gekommen. „Hätte dieß so fortgehen dürfen“ sagt ein bewährter Bibelforscher*) „so wäre nichts übrig geblieben als die äußersten Strafgerichte über das Volk hereinbrechen zu lassen. Aber noch war ein kleiner Ueberrest in Israel um dessen willen das Ganze geschont wurde; es mußte erst aus dem allgemeinen tiefen Abfall eine neue Verherrlichung der Macht und Wahrhaftigkeit Gottes hervorgehn und daran die Zeit der Propheten sich anschließen, in welcher auch das getrennte Israel in seinem Sinken und Fallen einen Blick in die messianischen Zeiten erhielt; es bricht die Zeit der gewaltigen Hersteller der Religion im Reiche Israel an, welche dem ungeheuren Verderben sich entgegenstemmen durch das kräftigste Zeugnis in Wort und That und die kleine Schaar der Getreuen zusammenhalten und mehren. “ Und der Mann, welchem zuerst und vor allen Andern dieser Beruf vom Herrn zufiel, der Gottesstreiter, welcher bis gegen das Ende seines Lebens einsam im Namen des unsichtbaren Gottes den Kampf gegen ein in seiner Gottwidrigkeit rasend gewordenes Königshaus das vor keinem Frevel zurückbebte, und gegen ein ganzes in seiner Gottlosigkeit toll gewordenes Volk durchkämpfen sollte, der Held aber auch, welcher nicht in eigner Kraft, aber in Kraft der durch den Glauben angezogenen Rüstung Gottes die Nichtigkeit der Götter vor welchen Israel seine Knie beugte und Aller die auf sie trauten, offenbar machte in der Schande ihrer Blöße und einen völligen Umschwung der Dinge anbahnte, dieser Mann, es ist unser Prophet Elia.

Wir vergegenwärtigen uns nun fürs Erste sein Leben und Wirken, soweit wir dasselbe aus den uns erhaltenen Berichten von 1. Kön. 17 bis 2. Kön. 2. zu erkennen vermögen: denn eine vollständige Lebensgeschichte dieses Gottesmannes haben wir nicht; wie sein Wirken plötzlich Donnerschlägen ähnlich erschütternd, ja gleich der ausgestreckten Hand Gottes selbst unversehens eingreifend und den Gang der Dinge mit Einem Mahl umlenkend und dann wieder in der Stille und Verborgenheit wie sich verlierend gewesen ist, so hat auch die Berichterstattung darüber etwas Fragmentarisches, einzelne Partien seines Lebensganges bis ins Kleinste hinein beleuchtend, dann wieder über größere Strecken desselben hinwegeilend. Es zeigt sich eben auch hier und hier recht deutlich die Eigenthümlichkeit der heiligen Geschichtschreibung: das Leben auch der Träger göttlicher Offenbarung hat Bedeutung, nur sofern sie in dem Entwicklungsgang derselben mitbetheiligt sind. Doch treten wir unserm Propheten nun selber näher.

Elia wird eingeführt in die Geschichte Ahabs und seines Reiches so unvermittelt, so urplötzlich steht er da, daß man nicht unpassend dabei an Melchisedeks Auftreten in der Geschichte Abrahams erinnert hat, von welchem der Hebr. -Brief (7, 3) als ein Moment seiner Vorbildlichkeit auf den Sohn Gottes bekanntlich hervorhebt, er stehe da „ohne Vater, ohne Mutter, ohne Geschlecht“. So beginnt die heilige Urkunde ihre Erzählung von Elia mit den Worten: „Und es sprach Elia, der Thisbiter, aus den Bürgern Gileads, zu Ahab. “ Das Einzige was wir also von Elias Herkunft und Stand erfahren ist daß er vom Gebirg Gilead jenseit des Jordan herstammte, „aus jenem Gebirgslande, das zwar reich war an allerlei heilsamem Gewächs für leibliche Krankheit“ wie Krummacher sinnig bemerkt, „aber umfangen von tiefer geistlicher Nacht, bewohnt größtentheils von Heiden und bedeckt mit den götzendienerischen Greueln der Amoriter. “ Der Ort Thisbe selbst, von welchem er den Namen trug, läßt sich nicht einmal gewiß nachweisen; ja es haben einige diesen Beinamen der auch heißen kann: „aus den Ansiedlern, Beisaßen Gileads,“ obwohl nicht mit hinlänglichem Grund, von einer heidnischen oder doch ismaelitischen Abstammung unsres Propheten deuten wollen.

Genug, nicht von Vornehmen oder Gewaltigen nach dem Fleisch war der Mann entsproßen, welcher seinen Namen Elia „Gott meine Kraft“ auf so außerordentliche Weise bewähren sollte.

Und was hatte er dem Könige Ahab denn zu verkünden? Ein großes, ein ungeheures Wort! „So wahr der Herr der Gott Israels lebt, vor dem ich stehe: es soll diese Jahre weder Thau noch Regen kommen, ich sage es denn. “ Also eine Gerichtsankündigung, Voraussagung einer der entsetzlichsten Landplagen, im Namen des Gottes Israel dem Baalsdiener ins Angesicht geredet, geknüpft aber an die Person des Propheten, in welchem der des unsichtbaren Gottes spottende König einen majestätischen sichtbaren Boten und Vertreter desselben sollte kennen lernen und trotz allem Widerstreben allmählich sollte anerkennen müssen. Daß aber Elia es wagen durfte, solch ein Wort zu reden, von dessen Erfüllung die Ehre des lebendigen Gottes selbst abhängig war, das erklärt sich aus dem Bewußtsein welches er in dem Selbstzeugnis aussprach: „der Herr, der Gott Israels, vor dem ich stehe“: er bezeichnete sich damit als einen solchen, der nichts Andres begehre denn den Willen des Herrn zu erkennen und zu thun, als einen stets vor dem Throne Gottes auf seine Befehle wartenden Diener, der eben darum keinen andern Herrn zu fürchten habe. So giebt er gleich im Beginne sich uns zu erkennen als „einen Menschen der im Bunde steht mit dem Allmächtigen und in Willenseinheit mit Ihm“.

Und was Elia so aus göttlicher Gewißheit herausgeredet, es geschieht. Der König und seine Hofleute mögen wohl erst der Drohung gelacht haben: aber siehe, es geschieht. Es wird Abend und wird Morgen: aber es fällt kein Thau; die blühenden Gefilde Samariens fangen an sich zu entfärben. Man hofft auf den Beginn der Regenzeit: aber umsonst. Der Himmel wölbt sich Tag für Tag, Monat um Monat in wolkenloser Bläue, oder wenn der Westwind auch vom Meere her Gewölk heraufbringt, es zieht von dannen gesegneteren Gegenden zu. Israel und die umliegenden Länder schmachten in sengender Glut, und so geht ein Jahr, so gehen zwei und drei Jahre herum und das Elend wird entsetzlich.

Zornentbrannt mag Ahab sobald er erkannte daß es Ernst galt, nach dem Mann sich umgesehen haben, den er in seiner Verbindung als den Urheber dieses Jammers betrachtete. Aber Elia war fort; Niemand wußte zu sagen, wo. Der Herr selbst hatte ihn geborgen. Gleich nach der Gerichtsankündigung war das Wort des Herrn an Elia ergangen, er solle hinweggehn aus Samarien und gegen Morgen sich wenden und am Bache Krith östlich vom Jordan in menschenleerer Wüste sich verbergen: „und du sollst vom Bach trinken, und ich habe den Raben geboten, daß sie dich daselbst sollen versorgen“. Eine Glaubensprobe für den Propheten und zugleich wenn er sie bestand, eine Glaubensstärkung von seltener Art. Wie sollte das zugehen? Nicht an den Jordan etwa, der doch Wassers noch genug haben mochte wenn die andern kleinern Flüsse längst vertrocknet waren, sondern zum Wüstenbächlein Krith ward er gewiesen zu trinken, und die Raben, die gefräßigen Thiere, sie sollten in der Einöde ihn mit Speise versorgen? Aber Elia glaubte Gott und im Glauben gehorchte er seinem Befehl, so sehr derselbe auch gegen alle Vernunft und Erfahrung anlief: er gieng hin und nahm seinen Aufenthalt am Bach Krith „und die Raben brachten ihm Brot und Fleisch des Morgens und des Abends und er trank des Bachs“. Aber die Hitze der Anfechtung in welcher des Propheten Glaube sollte bewährt und zur Ausrichtung der fernern göttlichen Aufträge gestählt werden, sie ward noch größer. Nach einiger Zeit fieng das Wasser des Bachs an abzunehmen und ward immer weniger und vertrocknete zuletzt ganz: da mag dem Elia doch wohl bange geworden sein, ob der Herr ihn denn verlassen habe, ob er nicht doch vielleicht sich getäuscht und ein Werk unternommen zu dem Gott nicht stehe. Es waren die Augen des Herrn wie Feuerflammen, die seiner Seele Grund durchsuchten, und wohl wird da in der Einsamkeit manch heißer Gebetskampf durchgekämpft worden sein. Endlich ward ihm ein Weg der Rettung gezeigt: das Wort des Herrn kam zu ihm und sagte ihm an was er thun solle. Aber wieder welch ein seltsamer befremdlicher Weg ward ihm gewiesen: „mache dich auf und gehe gen Zarpath, welche bei Zidon liegt, und bleib daselbst: denn ich habe daselbst einer Wittwe geboten daß sie dich versorge. “ Also im Heidenlande sollte der Prophet des Herrn Unterkunft finden und zwar eben in dem Reich, über welches Ethbaal, der Vater Isebels, herrschte, und eine Wittwe, ein Weib das selbst seinen Versorger verloren hatte, sollte in dieser schweren Zeit ihm den Lebensunterhalt reichen? Es war wieder viel Versuchung zu Zweifel und Unglauben. Aber Elia ward stark im Glauben und gab Gott die Ehre und wußte aufs allergewisseste, was Gott verheißen habe, das könne er auch thun, und gieng nach Zarpath und traf und erkannte durch göttliche Veranstaltung vor dem Thore die Wittwe eben beschäftigt Holz aufzulesen um für sich und ihren Sohn das letzte Gericht zu bereiten und dann zu sterben. Wie sie sich aber schon durch die Anrede an Elia „so wahr der Her r dein Gott lebt“ als eine solche verrieth, die obwohl von Geburt eine Heidinn, doch den Gott Israels fürchtete, so glaubte sie dem Wort welches im Namen dieses Gottes der Prophet zu ihr sprach, es solle das Mehl im Kad nicht verzehrt werden und dem Oelkruge nichts mangeln bis auf den Tag da der Herr werde regnen lassen auf Erden, und bereitete zuvor dem Elia ein kleines Gebackenes und hatte doch noch genug für sich und ihr Haus, nicht das eine Mahl nur sondern so lange Elia bei ihr war, Tag für Tag ein ganzes Jahr hindurch. Freilich die Gnade welche dieser heidnischen Wittwe vor allen Wittwen in Israel durch die Einkehr Elias bei ihr zu Theil ward, wie der Herr Jesus selbst Luc. 4, 26 darauf hingewiesen hat als auf ein drohendes Zeichen für Israel daß das Reich Gottes könnte von ihnen genommen und den Heiden gegeben werden, sie ward auch jener Nathanaelsseele in Sarepta fühlbar als eine heilige sichtende und richtende Gnade. Ihr Sohn ward krank also hart, daß kein Odem mehr in ihm blieb: das erschien ihr als ein Gericht welches die Anwesenheit des heiligen Mannes Gottes unter ihrem Dache über sie gebracht. Aber eben weil sie, wenn auch noch in heidnisch magischer Weise die Ursache dieser ihrer Heimsuchung in der Anwesenheit des Dieners Gottes bei ihr suchend, doch um ihrer Sünden willen vor dem lebendigen Gott sich beugte, so ward Elia im Gebete zum Herrn gewiß daß ihr in dem Gericht auch eine Offenbarung seiner wunderbaren Barmherzigkeit zugedacht sei, und indem er zum Herrn rufend, daß er die Seele des Kindes wieder zu ihm wolle kommen lassen, drei Mahl sich über dem entseelten Körper maß, nicht zum Sinnbild nur sondern zur wirklichen Vermittlung der Wunderkraft, erhörte der Herr die Stimme seines Knechtes und er hatte die Freude den Knaben lebendig der Mutter wieder zu geben: „siehe da, dein Sohn lebet!“ - und sie, von der allmächtigen Gnade des Herrn (die ihr Elia oft mochte verkündigt haben) ergriffen und erschüttert, brach aus in den Ruf: „nun erkenne ich daß du ein Mann Gottes bist und des Herrn Wort in deinem Munde ist Wahrheit!“ und erwies sich also als eine der Seelen, die wie früher Rahab und Ruth und später zu Elisas Zeit Naeman und in den Tagen Christi die Samariterinn und das kananäische Weib zur Beschämung und Warnung für Abrahams Kinder und zum weissagenden Zeichen für die Zukunft aus den Heiden gewonnen ward für den lebendigen Gott, während Israel seine Gnade verschmähte und verlor. Run aber, nachdem Elia bis zum dritten Jahr seit dem Beginne der Dürre und Hungersnoth an dem stillen Bergungsort hatte verweilen dürfen, nun „über eine lange Zeit“, wie der heilige Geschichtschreiber bedeutsam anmerkt, kam das Wort des Herrn zu ihm und berief ihn wieder auf den Schauplatz des öffentlichen Wirkens: „gehe hin und zeige dich Ahab, daß ich regnen lasse auf Erden“. Es bedurfte eines in der Stille geübten Glaubensmuthes, damit Elia vor diesem Auftrag nicht zurückbebte. Dem aufs Aeußerste gereizten Könige sollte er sich selbst in die Hand liefern. Aber „Elia ging hin, daß er sich Ahab zeigte“. Da begegnet ihm Obadja, der Haushofmeister des Königs, welchen Ahab ausgesandt hatte, während er selbst einen andern Weg zog, ob sie vielleicht noch einiges Futter finden möchten für die Rosse und Maulthiere, damit bei der immer steigenden Theurung nicht alles Vieh umkäme. Bezeichnend ist, nebenbei bemerkt, für Ahab daß der einzige Eindruck welchen das Strafgericht des Herrn auf ihn gemacht, die Sorge für seinen Marstall scheint gewesen zu sein. Daß er um sein armes Volk bekümmert gewesen wäre, davon war keine Rede, geschweige denn, daß er durch die entsetzliche Heimsuchung sich hätte bewegen lassen in sich zu gehn und den Baalsdienst aufzugeben. Obadja stößt also unvermuthet auf den Propheten; er traut seinen Augen kaum, als er plötzlich den ernsten Mann im Gewand von Kameelshaar auf sich zuschreiten sieht, und niederfallend auf sein Antlitz voll freudigen Erschreckens, fragt er ihn: „bist du nicht mein Herr Elia?“ Und Elia antwortet: „Ja; geh hin, sage deinem Herrn: Elia ist hier. „ Da ergriff den Obadja Entsetzen: unter alle Völker und Königreiche ringsum habe Ahab gesandt den Propheten zu suchen und wenn es geheißen, er sei nicht hier, habe er es sich durch einen Eid bekräftigen lassen. Und nun, wenn er hingienge und sagte es dem Könige an, Elia sei hier, und der Geist des Herrn würde inzwischen den Propheten wo andershin entführen, so würde Ahab in seinem Zorn ihn erwürgen. Ob Elia es denn nicht wisse, daß er den Herrn fürchte von seiner Jugend auf und in der Schreckenszeit da Isebel die Propheten des Herrn erwürgte, ihrer hundert hier fünfzig und da fünfzig in Höhlen versteckt und mit Brot und Wasser versorgt habe, daß er nun solch ein Gericht über ihn bringe? Eine Episode in der Geschichte die uns einen Blick gewährt in die Greuelthaten der Königinn, die uns aber auch einen tröstlichen Beleg giebt daß das Geschlecht derer, welche dem Gott Israels anhiengen, auch in jener entsetzlichen Zeit und selbst am Königshofe Ahabs nicht völlig vernichtet war.

Auf die Versicherung Elias: „so wahr der Herr Zebaoth lebt vor dem ich stehe, ich will mich ihm heute zeigen“ geht Obadja hin und sagt es Ahab an. Und Ahab sucht Elia auf: aber seine Hand ist gehalten; er darf, obwohl kochend vor Wuth, dem Propheten des Herrn kein Leides thun. Grimmig wohl fährt er ihn an: „bist du, der Israel verwirret?“ Aber Elia, furchtlos und stark in seinem Gott, wirft die Anklage auf des Königs schuldbeladenes Haupt zurück: „Ich verwirre Israel nicht, sondern du und deines Vaters Haus damit, daß ihr des Herrn Gebote verlassen habt und wandelt den Baalim nach. Und nun, wohlan, so sende hin und versammle zu mir das ganze Israel auf den Berg Karmel und die 450 Propheten Baals, auch die 400 Propheten der Aschera, die vom Tisch Isebels essen“. Elia hatte innerlich die Gewißheit bekommen, daß nachdem auch die furchtbare Heimsuchung dem König und dem Volk die Augen nicht geöffnet, nun durch einen unmittelbaren Erweis, durch ein Gottesurtheil, müsse kund werden wer Gott sei, ob der Herr oder Baal, und Ahab, gebunden durch die Macht des gewaltigen Mannes, gehorcht ihm wie sein Knecht, sendet hin unter alle Kinder Israels und versammelt die Propheten auf den Berg Karmel. Und da, auf diesem hoch über die Fluten des mittelländischen Meeres emporragenden, einsamen Vorgebirge, da ereignet sich nun eine Begebenheit die zu den großartigsten, gewaltigsten der ganzen Offenbarungsgeschichte gehört, ein Stein des Anstoßens freilich und ein Fels des Aergernisses für den Unglauben, ein Triumph aber und ein sicherer Hort und Trost für Alle die den Herrn lieb haben und sich freuen über eine recht augenscheinliche Bezeugung von Ihm selbst, daß Er sei und zwar sei der lebendige, allein- und allmächtige Gott. In dicht gedrängten Schaaren steht das Volk da voll gespannter Erwartung was jetzt werden solle, in ihrer Mitte der König und sein Hof, die Propheten Baals und Astartes. Da tritt Elia vor sie hin, und das ganze matte halbherzige Wesen wonach sie weder dem Gott ihrer Väter ganz abzusagen noch auch dem Sinnenreiz des Baalsdienstes und dem Beispiel des abgöttischen Königs zu widerstehn vermochten, mit Einem schlagenden Worte strafend, fragt er sie: „wie lange hinket ihr auf beiden Seiten? Ist der Herr Gott, so wandelt ihm nach; ists aber Baal, so wandelt ihm nach. “ Von der Wahrheit dieses Wortes getroffen, verharrt das Volk in dumpfem Schweigen. Da macht Elia ihnen den Vorschlag: die Propheten Baals sollten einen Stier nehmen und ihn zerstücken und aufs Holz legen und kein Feuer dran und er, der einige Prophet des Herrn der übrig geblieben, wolle gleich also thun: „so rufet ihr an den Namen eures Gottes und ich will den Namen des Herrn anrufen: welcher Gott nun mit Feuer antworten wird, der sei Gott. “ Das Volk giebt seine Zustimmung und Elia in der Gewißheit daß der todte Götze sich nicht regen werde, läßt den Baalsdienern den Vortritt. Und nun finden wir es von dem heiligen Schriftsteller in unvergleichlicher Weise geschildert, wie die Propheten Baals das Opfer zurichten und von dem Morgen bis zum Mittag ihren Gott anrufen: „Baal, erhöre uns“, aber keine Stimme noch Antwort wird ihnen zu Theil, wie sie nach der Weise ihrer wilden Tänze um den Altar her sich bewegen, immer dringender, immer leidenschaftlicher, aber wiederum ohne Erfolg, und wie nun ihrer Elia spottet mit der heiligen Ironie eines solchen, der da steht vor dem Herrn dem lebendigen Gott: „rufet laut: denn er ist ein Gott, er dichtet oder hat zu schaffen oder ist über Feld oder schläft vielleicht, daß er aufwache. “ Und durch diesen Spott beinah bis zur Raserei gestachelt, schreien sie noch lauter und verwunden sich aufs Blut und toben wie Wahnsinnige umher vom Mittag bis um die Zeit des Speisopfers: aber auch jetzt keine Stimme noch Antwort noch Aufmerken. Nun nachdem es sich genugsam erwiesen, daß Baal nichts vermöge und nichts sei, nun ruft Elia das Volk zu sich, stellt erst den zerfallenen Altar des Herrn auf dem Berge wieder her, indem er 12 Steine dazunimmt anzuzeigen daß dieß Opfer im Namen des ganzen unzertrennten einigen Volkes Gottes geschehe, gräbt erst noch um den Altar eine Grube und läßt Opfer, Holz, Altar zu drei Mahlen mit Wasser übergießen und anfüllen, um jeden Verdacht einer Täuscherei unmöglich zu machen, und jetzt, eben zur Stunde des täglichen Abendopfers, tritt Elia hinzu und betet: „Herr, Gott Abrahams, Isaaks und Israels, laß heute kund werden daß du Gott in Israel bist und ich dein Knecht und daß ich solches Alles nach deinem Wort gethan habe. Erhöre mich, Herr, erhöre mich, daß dieß Volk wisse daß du, Herr, Gott bist, daß du ihr Herz darnach bekehrest. “ Und siehe, da fällt das Feuer des Herrn herab und frißt Brandopfer, Holz, Steine und Erde und leckt das Wasser auf in der Grube, und im Innersten ergriffen von diesen unwidersprechlichen Zeichen des Gottes, der da ist der lebendige, stürzt alles Volk nieder auf sein Angesicht und ruft: „der Herr ist Gott! der Herr ist Gott!“ - Elia aber dem ausdrücklichen Gebote Gottes gemäß wider die falschen Propheten und Alle die zur Abgötterei reizen: eines solchen „soll dein Auge nicht schonen und sollst dich seiner nicht erbarmen noch ihn verbergen, sondern sollst ihn erwürgen; deine Hand soll die erste über ihn sein, daß man ihn tödte und darnach die Hand des ganzen Volkes“ (5. Mos. 13,8. 9. vgl. 13ff,), Elia gebietet sofort die Propheten Baals zu ergreifen, daß ihrer keiner entrinne, und überliefert sie am Bach Kison drunten dem verdienten Gerichte. Und nun „nachdem das Aergernis hinweggeräumt war, konnte auch der Fluch der Dürre vom Lande hinweggenommen werden“: Elia aber muß es sein, der es dem Könige ansagt, und er thut es, ehe nur von fern ein Anzeichen dazu vorhanden scheint, mit der bestimmtesten Zuversicht: „zeuch hinauf“ spricht er zu Ahab, „iß und trink: denn es rauschet, als wollte es sehr regnen“. Und während Ahab wohlgemuth der entsetzlichen Plage nun endlich los zu werden ißt und trinkt, beugt sich Elia vor dem Herrn in den Staub; sowie aber sein Knabe, zum siebenten Mahl auf die Spitze des Karmel gesandt, ein Wölklein erspäht auf dem Meer als eines Mannes Hand, läßt er dem Ahab sagen: „spann an und fahr hinab, daß dich der Regen nicht ergreife“. Und ehe man sichs versah, ward der Himmel schwarz von Wolken und Wind und kam ein großer Regen. Als aber Ahab dahinfuhr, ergriff die Hand des Herrn den Propheten: er gürtete seine Lenden und gleich als sein mahnendes Gewissen lief er vor Ahab hin, bis daß er kam gen Jesreel.

So war die erste Mission Elias vollendet, die Macht des lebendigen Gottes und die Nichtigkeit der Abgötter allem Volk durch ein Zeichen vom Himmel kund gethan und die Lügenpropheten gerichtet. Es stand zu erwarten daß Ahab nun, gedemüthigt und begnadigt wie er war, aus der unmännlichen Unterwürfigkeit unter sein abgöttisches Weib sich aufraffen, die Zügel des Regimentes selbst ergreifen und mit seinem Volke von Baal zum Herrn sich bekehren werde. Elia hoffte es: aber er sollte Anderes erfahren; er sollte inne werden daß der Kampf noch nicht zu Ende, daß er erst begonnen sei; zuvor aber wurde, wie Krummacher schön sagt (S. 153), „die Fackel selbst geschlagen, daß sie hinterher desto heller lodere und der Schmelzer Israels mußte sichs gefallen lassen, jetzt selbst in den Tiegel hinabzusteigen. “ Und es war der Tiegel einer heißen Anfechtung, die wir jetzt über den Propheten kommen sehn.

Der König Ahab hatte nach seiner Rückkehr von Karmel nichts Eiligeres zu thun als es der Isebel anzusagen, was Elia gethan und wie er alle Propheten Baals erwürgt hätte. Da in wildem Zorn entbrannt sandte die Königinn einen Boten zu Elia und ließ ihm sagen: „die Götter thun mir dieß und das, wo ich nicht morgen um diese Zeit deiner Seele thue wie dieser einer. “ Von Isebel nun hatte der Prophet des Herrn nach einem solchen Strafgericht an ihren Creaturen nichts Anderes erwarten können als die bitterste Rache; daß aber Ahab solches geschehen ließ, daß er sofort wieder mit der abgesagten Feindinn des Gottes Israel gemeinschaftliche Sache machte, das gieng zu sehr gegen alle Hoffnungen Elias, und eben weil er in seinem Kampf um die Ehre des Herrn doch auch, sich selbst vielleicht kaum bewußt, etwas für sich gesucht, so überwältigte ihn dieser unerwartete Schlag dergestalt, daß er statt auch jetzt getrost im Glauben seine Sache dem Herrn zu befehlen, der ihn sieggekrönt vor allem Volk mit Ahab hatte nach Jesreel eilen heißen, von Unmuth und Verzagtheit hingerissen, „sich aufmachte und“ ohne vom Herrn einen Wink abzuwarten, „gieng wo er hin wollte“. Die Anfechtung von außen war im Grunde nicht so schwer, ein drohendes Wort der Isebel, dessen Ausführung der Herr ja eben so leicht abwenden konnte als er das Schnauben und Drohen Ahabs für ihn unschädlich gemacht: aber wohl eben in der Erhebung welche der Triumph auf dem Karmel dem Propheten gegeben, maß er in etwas seinem Muth und seiner Kraft bei was doch nur die Stärke des allmächtigen Gottes hatte vollbringen können, und so ward er schwach, ähnlich wie Petrus im Hofe des hohepriesterlichen Palastes über dem Wort einer Magd zu Schanden ward, weil er sich selbst für stark im Glauben geachtet.

Elia floh in Furcht und Trotz zugleich über die Grenzen Israels hinaus südwärts nach Juda bis gen Beer-Saba an der äußersten Grenze: aber auch da fand er nicht Ruhe. Er ließ seinen Knaben dort zurück und weiter und weiter, ohne zu wissen wohin, pilgerte er in die Wüste hinein eine ganze Tagereise, bis er endlich erschöpft unter einem Wachholder- oder genauer einem Gichterstrauch niedersank und mit dem Wunsche zu sterben seinem gepreßten Herzen Luft machte in dem Klageruf: „es ist genug, so nimm nun, Herr, meine Seele: ich bin nicht besser denn meine Väter. “ Eine Klage einerseits über die Vergeblichkeit seiner schweren Arbeit, welcher der Herr als einer doch fruchtlosen nun ein Ziel setzen möge, zugleich aber auch eine Klage über die eigene Schwäche, wie sie der Prophet in seiner eigenwilligen Flucht erkennen und nun unter der Last des erwachenden Schuldgefühls zusammenbrechend, auch vor dem Herrn bekennen mußte. Und siehe, dieser Anfang des Gerichtes selber schon erschloß dem gebeugten Knechte wieder die Gnadenfülle seines Gottes. Matt an Leib und Seele schläft er unter dem Strauche ein: da von Engelshand berührt, hört er die Stimme des himmlischen Boten: „steh auf und iß“, und wie er um sich sieht, da liegt zu seinen Häupten ein geröstet Brot und eine Kanne mit Wasser, und Elia ißt und trinkt ohne recht zu wissen wie ihm geschieht, und legt sich wieder zu schlafen: aber zum zweiten Mahl rührt der Engel des Herrn ihn an und fordert ihn auf: „steh auf und iß: denn du hast einen großen Weg vor dir. “ So bekennt sich der Herr wieder zu ihm und nimmt den Weg welchen Elia nach eignem Willen sonder Zweck und Ziel eingeschlagen, unter seine Leitung. Und nun steht der Prophet auf, stärkt sich mit Speise und Trank, die wunderbar der Herr ihm hier in der Wüste wie einst am Bache Krith bestellt, und geht durch Kraft derselben Speise 40 Tage und 40 Nächte bis an den Berg Gottes Horeb, vielleicht mit der Ahnung daß dort, an der Stätte der Uroffenbarung Gottes an sein Volk, das Räthsel auch seiner Führung sich ihm enthüllen werde.

Und Elia täuschte sich nicht: eine Offenbarung Gottes ward ihm hier zu Theil durch welche allerdings gerichtet und bestraft wurde was von Unmuth, Ungeduld und Unglauben in seiner Seele sich geregt hatte, aus welcher ihm aber auch Trost und Glaubensstärkung zufloß wie ers bedurfte um das Werk des Herrn zum Ziel zu führen. In einer Höhle, vielleicht in derselben, in welcher Gott Mosen nach seinem Eifern wider das abgöttische Volk seine Herrlichkeit hatte sehen lassen (2. Mos. 33. 34), bringt Elia die Nacht zu. Da kommt das Wort des Herrn zu ihm und fragt ihn: „was machst du hier, Elia?“ - ein gnädiges Entgegenkommen des Herrn, damit der Angefochtene sein Herz vor ihm ausschütte, und zugleich ein Vorwurf, daß er hier sich finden lasse. Und aufrichtig und gerade klagt der Prophet seinem Gott was ihn beschwere: „ich habe geeifert um den Herrn, den Gott Zebaoth: denn die Kinder Israels haben deinen Bund verlassen und deine Altäre zerbrochen und deine Propheten mit dem Schwert erwürgt, und ich bin allein übrig geblieben und sie stehen darnach, daß sie mir mein Leben nehmen. “ Wir sehen: Elia kanns nicht fassen, daß all sein Eifern und all sein Kämpfen noch so wenig Erfolg gehabt. Da ergeht an ihn der Befehl: „gehe heraus und tritt auf den Berg vor den Herrn“; der Herr selbst will ihm Rede stehen. Alsbald beginnen auch die Zeichen seines Nahens, furchtbar prächtige majestätische Naturerscheinungen. Zuerst ein Sturm der heulend durch die Klüfte des Gebirges fährt und Berge zerreißt und Felsen zerbricht: aber der Herr ist nicht im Sturm. Dann ein Erdbeben, daß der Boden zittert und wankt: aber der Herr ist nicht im Erdbeben. Endlich, unter den Zuckungen der Grundfeste, aus der Tiefe hervorbrechend ein Feuer: aber der Herr ist nicht im Feuer. Doch nun erfüllt mit Einem Mahl ein stilles sanftes Sausen die gereinigte Luft, und wie Elia das vernimmt, erkennt er daß der Herr es ist und eingedenk daß auch Mose den Herrn nur „hintennach“ sehen durfte, verhüllt er sein Antlitz mit seinem Mantel und tritt in die Thür der Höhle. Da kommt nun noch ein Mahl, aber nun ganz nah, die Stimme: „was machst du hier, Elia?“ Und Elia antwortet wie zuvor. Der Herr aber heißt ihn gehen durch die Wüste gen Damascus und salben Hasael zum Könige über Syrien und Jehu zum Könige über Israel und Elisa zum Propheten an seiner Statt, und verkündigt ihm, wer dem Schwerte Hasaels entrinne, den solle Jehu tödten, und wer dem Schwerte Jehus entrinne, den solle Elisa tödten, giebt ihm aber auch die tröstliche Versicherung: „und ich habe lassen übrig bleiben 7000 in Israel, nämlich alle Knie die sich nicht gebeugt haben vor Baal und allen Mund der ihn nicht geküßt hat. “

Ueber Sinn und Zweck dieser Offenbarung ist viel gestritten worden. Unleugbar steht sie im engsten Zusammenhang mit Elias Führung und Beruf sowohl nach der Seite der Vergangenheit als nach der der Zukunft hin. Der Herr will seinen Knecht beruhigen über die scheinbare Erfolglosigkeit seines bisherigen Wirkens und deutet ihm die Ursache desselben damit an, daß er Sturm, Erdbeben und Feuer vor sich hergehen läßt, selber aber erst kommt im stillen sanften Sausen: so müßten eben auch gewaltige Gerichte den Weg ihm bahnen zu den Sünderherzen, er selber aber ziehe einher im stillen Wehen der Gnade und dafür sei in Israel die Zeit noch nicht gekommen. Vielmehr - und das ist die prophetische Beziehung des Ereignisses für die nächste Zukunft - wie Sturm, Erdbeben und Feuer vor dem Herrn einhergegangen, so müßten jetzt noch drei gewaltig strafende Boten Gottes, von Elia selbst erweckt, Hasael, Jehu und Elisa, ihr Werk thun, ehe denn die Erquickungszeit in einer neuen gnädigen Einkehr des Herrn unter seinem Volk anbrechen könne für die schon jetzt keineswegs so, wie Elia meinte, zusammengeschmolzene Zahl derer, an welchen die Gerichte als den Getreuen Gottes schonend wie die schauerlichen Zeichen an ihm selbst würden vorübergehn. Und endlich sollten wir in dem Erlebnis des Propheten auf dem Horeb nicht auch eine trostreiche Weißagung erkennen dürfen für seine eigene persönliche Führung? Durch Sturm, Erdbeben und Feuer giengs ja auch mit ihm, bis daß er vollbereitet war zu ruhen in dem „Athem aus der ew'gen Stille“.

Genug, gezüchtigt und gedemüthigt, eben darum aber aufs Neue stark in Gott sieht der Prophet den fernem Auftragen seines Herrn entgegen. Die Mutlosigkeit ist gewichen; er ist wie« der bereit den heißen Kampf im Glauben aufzunehmen; er ist gewiß: die Rechte des Herrn behält den Sieg. Zunächst wird uns von ihm nur noch berichtet wie er Elisa, den Sohn Saphats, von Abel-Mehola fand, eben als derselbe mit zwölf Joch Ochsen das Feld seines Vaters bestellte. Elia trat zu ihm und warf seinen Mantel über ihn zum Sinnbild und Unterpfand, daß gleich also die Macht des Geistes zum Prophetenamt ihn überschatten werde. Und Elisa, nachdem er noch Vater und Mutter zum Abschied geküßt, bringt zum Zeugnis daß nun sein bisheriges Leben zu Ende sei, ein Joch Ochsen dem Herrn zum Dankopfer dar, verläßt sein Erbe und folgt als Diener und Gehilfe dem Elia nach.

Wohin sie gegangen, (ob vielleicht in der Stille Hasael und Jehu zu salben wie Samuel einst den David) wir wissen es nicht. Elia verschwindet jetzt wieder für eine Weile aus unsrem Gesichtskreis, und der Geschichtschreiber erzählt uns von zwei Siegen über Benhadad und die Syrer welche der Herr dem Ahab verlieh zu einem weitern augenscheinlichen Beweis, daß er der allmächtige Gott sei und daß Israel, wenn es sich zu Ihm, dem Herrn, halten wollte, auch von den mächtigsten Feinden nichts würde zu fürchten haben. Das eine Mahl, als Benhadad voll Uebermuth dem Könige von Israel sagen ließ: „die Götter thuen mir dieß und das, wo der Staub Samarias genug sein soll, daß alles Volk unter mir eine Handvoll davon bringe“, trat einer von den Propheten des Herrn, die seit dem Gottesgericht auf Karmel sich wieder hervorwagen durften, zu Ahab und verkündigte ihm: „so spricht der Herr; du hast gesehen all diesen großen Haufen; siehe, ich will ihn heute in deine Hand geben, daß du wissen sollst, ich sei der Herr“, und gebot ihm dann nur die Knaben der Landvögte, 232 an Zahl, gegen die Syrer ausziehn zu lassen, und diese kleine Schaar wie einst Gideons Dreihundert schlug durch Gottes Kraft das unermeßliche Heer Benhadads in die Flucht. Das andre Mahl, da die Syrer über ihre Niederlage sich damit trösteten, die Götter Israels seien eben Berggötter, in der Ebene aber vermöchten sie nichts, verkündigte der Herr dem Ahab wiederum zuvor durch einen Mann Gottes: „darum, daß die Syrer gesagt haben, der Herr sei ein Gott der Berge und nicht der Gründe: so habe ich all diesen großen Haufen in deine Hand gegeben, daß ihr wisset, ich sei der Herr“. Und nun gewann Israel in der Ebene Jesreel abermahls einen so vollständigen Sieg über das heidnische Heer, daß der König Benhadad selbst Ahabs Gefangener wurde. Aber statt nun diesen Lästerer des lebendigen Gottes als einen „verbannten Mann“ nach des Herrn Gebot dem verdienten Tode zu überliefern, ließ der schwache Ahab, zugleich auf politisch sehr unkluge Weise, sich von seinen trügerischen Versprechungen bethören, machte einen Bund mit ihm und gab ihm die Freiheit. Da wurde ihm nun, ähnlich wie einst dem Saul, als er Agag den Amalekiter König verschont, von einem Propheten auf eigenthümlich sprechende Weise das Urtheil des Herrn angekündigt: „darum, daß du hast den verbannten Mann von dir gelassen, wird deine Seele für seine Seele sein und dein Volk für sein Volk“. Und der König Israels zog hin unmuths und zornig in sein Haus und kam gen Samarien.

Bald aber fügte er zu diesem Ungehorsam noch eine andere abscheuliche Frevelthat, mit welcher das Maß seiner Bosheit nun voll und die Langmuth Gottes über ihn und sein Haus erschöpft war. Es war der Mord an Naboth dem Jesreeliten, welcher treu dem Gesetze des Herrn (2. Mos. 20. 3. Mos. 25) das Erbe seiner Väter, einen Weinberg nach welchem Ahab Lust trug, nicht abtreten wollte und darum, zwar nicht von dem feigherzigen Könige selbst, aber durch Isebels Ränke auf das Zeugnis zweier losen Buben, er habe Gott und den König gelästert, von den Aeltesten zu Jesreel verurtheilt und vom Volke gesteinigt wurde.

Nun auf Ein Mahl wird Elia durch das Wort des Herrn wieder aus seiner Verborgenheit hervorgerufen dem Könige Israels für seine Blutschuld im Namen des Herrn auch ein blutiges Ende anzusagen. Ahab lustwandelt eben in dem Weinberg des gemordeten Naboth. Da tritt Elia vor ihn. Mit der Angst und dem Trotz eines bösen Gewissens fragt der König den Propheten: „hast du mich gefunden, mein Feind?“ Und sicher treffend erwidert ihm Elia: „ja, ich habe dich gefunden“ und kündigt ihm nun an was der Herr über ihn beschlossen, seinen und seines ganzen Hauses baldigen schrecklichen Untergang: „an der Stätte, da die Hunde das Blut Naboths geleckt haben, sollen auch die Hunde dein Blut lecken; Isebel aber sollen die Hunde fressen, und wer auf dem Felde stirbt, den sollen die Vögel unter dem Himmel fressen“. Da, als Ahab diese schauerlichen Worte hört und wohl weiß daß was Elia redet nicht in den Wind geredet ist, ergreift ihn Entsetzen: er zerreißt seine Kleider und legt einen Sack an und fastet und geht jämmerlich einher. Und obwohl seine Buße eine nur oberflächliche ist, mehr nur ein Schrecken über die angedrohte Strafe als ein Schmerz über seine Sünde, so mildert doch Gott das Urtheil dahin: „weil er sich vor mir bückt, will ich das Unglück nicht einführen bei seinem Leben: aber bei seines Sohnes Leben will ich Unglück über sein Haus führen“.

Den König Ahab selbst ereilte das Verderben bald in Folge eines neuen Ungehorsams gegen die Stimme des Herrn, als er verbündet mit Josaphat, dem Könige von Juda, trotz der Unheil verkündenden Weissagung eines echten Propheten Gottes mitten unter 400 heidnisch entarteten einen Kriegszug gegen die Syrer unternahm. Vergebens hatte er sich in geheimer Furcht vor der Wahrheit des prophetischen Wortes verkleidet in die Schlacht begeben und dadurch seinen Freund Josaphat in die äußerste Lebensgefahr gebracht, indem das syrische Heer angewiesen war nur auf den König zu zielen: Josaphat ward gerettet, ein Mann aber spannte den Bogen von ohngefähr und schoß den König Israels zwischen die Fugen und den Panzer. Wohl hielt er sich, verwundet wie er war, noch auf dem Wagen, so daß derselbe von seinem Blute benetzt wurde: des Abends aber starb er und ward gen Samaria gebracht und daselbst begraben. Und da sie den Wagen wuschen bei dem Teiche Samaria, da leckten die Hunde sein Blut und die Huren wuschen ihn, nach dem Worte das der Herr geredet hatte. So endigte das Leben des Königs, welchem der heilige Geschichtschreiber den traurigen Nachruf widmen mußte: „also war Niemand der sogar verkauft wäre Uebel zu thun vor dem Herrn als Ahab: denn sein Weib Isebel überredete ihn also. “

Welch einen ganz andern Ausgang nahm es doch mit dem Gottesmann, der von dem Herrn gesandt war den unglückseligen König zu richten, durchs Gericht hindurch aber, so es möglich gewesen wäre, zu retten!

Wir begegnen dem Elia jetzt nur Ein Mahl noch in prophetisch-richterlicher Sendung, aber dieß eine Mahl noch offenbart er die Majestät seines prophetischen Amtes auf so furchtbar ernste Weise, daß seine Handlungsweise nur aus dem ihn nun immer völliger durchdringenden Bewußtsein heraus zu erklären ist: wer an ihm sich vergreife, der vergreife sich damit an dem lebendigen Gott selbst, vor dessen Angesicht er stehe, dessen Bevollmächtigter er sei. Dem Ahab war sein Sohn Ahasja in der Regierung gefolgt, aber nicht in der Regierung nur sondern auch in der Gottlosigkeit seines Regimentes. Ohne aus dem unseligen Ende seines Vaters etwas gelernt zu haben, wandelte Ahasja in den Wegen seiner Eltern fort, diente den Baal und betete ihn an. Die Strafgerichte des Herrn brachen aber bald über ihn herein. Kaum war Ahab todt, so sielen die Moabiter ab von Israel, und noch war Ahasja nicht zwei Jahre lang auf dem Throne, so that er einen bösen Fall durch ein Gitterfenster seines Obergemaches im Palast zu Samaria und ward krank. Da recht zum Zeugnis seines gottwidrigen Sinnes sandte er Boten nach Ekron um das Orakel des dort verehrten Baal-Sebub, des die Fliegenplage abwehrenden Baal, zu fragen ob er von seiner Krankheit genesen werde. Diesen Boten begegnet auf den Befehl des Herrn Elia und spricht zu ihnen im Namen des Herrn: „ist denn nun kein Gott in Israel, daß ihr hingehet zu fragen Baal-Sebub, den Gott zu Ekron? Darum so spricht der Herr: du sollst nicht von dem Bette kommen darauf du dich gelegt hast, sondern sollst des Todes sterben“. Der König erkennt an der Beschreibung des Mannes mit der rauhen Haut und dem ledernen Gürtel sofort den Thisbiter und zornentbrannt schickt er einen Hauptmann mit fünfzig gegen ihn aus. Sie finden den Elia sitzend auf einem Berge. Höhnisch ruft der Hauptmann zu ihm hinauf: „du Mann Gottes, der König sagt: du sollst herabkommen!“ Elia aber antwortet: „bin ich ein Mann Gottes, so falle Feuer vom Himmel und fresse dich und deine fünfzig!“ Und es geschah, und geschah zum zweiten Mahl, als ein zweiter Hauptmann mit seiner Schaar dieselbe gotteslästerliche Schmähung Gottes ausgoß. Da aber ein dritter, von der Furcht Gottes ergriffen, kniefällig ihn bat, er möge seiner und seiner Knechte schonen, da machte Elia, nach dem Befehle des Herrn sich auf, gieng mit ihm in des Königs Palast und verkündigte dem kranken Könige Angesicht zu Angesicht den Tod, darum daß er den Gott zu Ekron habe fragen lassen. Und Ahasja starb, wie das Wort des Herrn durch Elia geredet hatte. Der Untergang jener zwei Mahl Fünfzig war eine Erweisung der unverletzlichen Heiligkeit und unausweichlichen Macht des wahren Gottes, dessen Ehre von Ahasja und seinen Dienern so schnöde in den Staub getreten ward. Daß es nicht der Geist des neuen Bundes war welcher den Propheten dabei beseelte, wissen wir aus dem Munde des Erlösers selbst, der seinen Jüngern als ihnen nicht geziemend wehrte nachzuahmen was ein Elia zu seiner Zeit und nach seinem Berufe thun durfte und thun mußte (Luc. 9,52-56).

Jetzt aber bereitet sich vor der selige herrliche Ausgang welchen der Herr seinem treuen Knechte nach dessen kampfbewegtem Leben zugedacht hatte zum Siegel seines göttlichen Wohlgefallens an dem Werke desselben, der alttestamentlichen Gemeinde zu einem Zeugnis des ewigen Lebens im Lichte, davon ihr bis dahin nur einige wenige Ahnungen aufgedämmert hatten, uns aber, die wir den Ausgang eines Größern denn Elia war kennen, zu einem bedeutsamen Vor- und Gegenbilde und zugleich zur Veranschaulichung der wunderbaren Verwandlung, welche der Apostel sich wünschte und den noch auf Erden weilenden Gläubigen bei der Zukunft des Menschensohnes verheißen hat, „nicht entkleidet sondern Überkleider zu werden, auf daß das Sterbliche würde verschlungen von dem Leben“ (2. Cor. 4,4. 1. Cor. 15,53. 54): es bereitet sich vor Elia Himmelfahrt. Zuvor ward dem Propheten noch ein stiller Feierabend geschenkt. Er hatte wohl immer in dem Umgang mit dem Herrn gestanden: aber nach den heißen stürmischen Kämpfen that ihm noch eine Zeit stiller Einkehr und Sammlung Noth, ehe denn er vollbereitet war für die Aufnahme in die Herrlichkeit. Er fand sie in dem stillen Umgang mit seinem Elisa und wohl auch in dem verborgenen Wirken unter den Prophetengemeinschaften, die als eine Segensfrucht seiner Arbeit in jenen Tagen wie zu Samuels Zeit aufs Reue zu blühen begannen und zwar vornehmlich an solchen Stätten wie zu Bethel, da es besonders der Abgötterei entgegenzutreten galt. „Als aber der Herr wollte Elia im Wetter gen Himmel holen“, wie die heilige Urkunde einfach und schlicht sich ausdrückt und wie es dem Propheten insgeheim mochte geoffenbart worden sein, da sprach Elia zu Elisa, indem sie von Gilgal ausgiengen: „Lieber, bleib hier: denn der Herr hat mich gen Bethel gesandt“. Elia wünschte allein zu sein mit seinem Gott: denn „was Alles - um mit Krummachers Worten zu reden - hatte er nicht noch durchzudenken, zu bekennen, abzubitten, zu danken und zu preisen!“ und dann begehrte er nichts zu sein, damit Gott Alles würde. Zugleich auch war Elias Wort eine Glaubensprobe für Elisa: wenn er in seinem Gott sich nicht stark genug fühlte, die Majestät des Anblicks, der seiner wartete, zu ertragen, so konnte er jetzt noch zurücktreten. Elisa jedoch, unzweifelhaft auf bestimmtes göttliches Geheiß, damit er zu seinem Amt die rechte Ausrüstung empfienge und ein Zeuge würde der Verherrlichung die diesem Manne Gottes beschieden ward, setzte ihm die bestimmte Antwort entgegen: „so wahr der Herr lebt und deine Seele, ich verlasse dich nicht“. In Bethel treten die Prophetenschüler die daselbst waren, zu Elisa und sprechen zu ihm nach einer auch ihnen gewordenen Offenbarung: „weißt du auch daß der Herr wird heute deinen Herrn über deinem Haupte hinwegnehmen?“ Und Elisa erwidert: „ich weiß es auch, schweigt nur stille“. Zum zweiten Mahl will nun Elia seinen Begleiter zurückhalten: denn der Herr habe ihn gen Jericho gesandt. Aber Elisa weicht nicht. Auch in Jericho begegnen ihm dieselben Stimmen aus dem Kreis der dortigen Propheten, und zum dritten Mahl heißt Elia ihn zurückbleiben. Aber Elisa ist seiner Sache gewiß und es gehn die beiden mit einander, während fünfzig Männer von den Prophetenkindern von ferne ihnen folgen bis zum Jordan. Da ergreift Elia seinen Mantel, wickelt ihn zusammen und schlägt damit ins Wasser gleichwie Mose einst mit seinem Stab, und das Wasser theilt sich auf beiden Seiten, daß sie trockenen Fußes hindurchgehn können. Nun jenseit des Jordan, da des Gottesmannes Stellung in jeder Beziehung eine Stellung jenseits geworden, spricht er noch in göttlicher Vollmacht zu dem, welchen der Herr ihm zu seinem Nachfolger gegeben: „bitte was ich dir thun soll, ehe ich von dir genommen werde“. Und Elisa, niedergebeugt von dem Gedanken daß er, der unbedeutende Ackersmann aus Abel-Mehola, hinfort an die Stelle dieses Gewaltigen in Israel treten solle, wagt die Bitte: „es möge mir zukommen ein Antheil zweier an deinem Geist!“ nicht in dem Sinn, wie dieß Wort gewöhnlich mißverstanden wird, „das doppelte Maß von Elias Geist“, doppelt so viel als er hatte, was eine unbescheidene und nachher auch nicht erfüllte Bitte gewesen wäre, sondern doppelt so viel als die andern Prophetenschüler, wie nach dem Gesetze 5. Mos. 21,17 der Erstgeborne einen Antheil zweier an Allem bekam was bei dem Vater gefunden ward. Elia selbst kann ihm dieß nicht gewähren: „du hast ein Hartes gebeten“ antwortet er ihm: „doch so du mich sehen wirst wenn ich von dir genommen werde, so wirds ja sein; wo nicht, so wird es nicht sein“. Und nun, während die beiden so dahingehn und Elia redet, umzieht sich der Himmel mit Wetterwolken und es senkt sich herab ein feuriger Wagen mit feurigen Rossen und nimmt Elia auf und er fährt also im Wetter gen Himmel. So wird er, dieser Geheiligte Gottes, ohne Tod in die Verklärung entrückt; wie er aber ein Streiter des Herrn ohne gleichen gewesen, so ist es auch in dem Gesichte das Elisa und nur Elisa schaut, ein feuriger Streitwagen welcher ihn, der Sterblichkeit im Flug entkleidet, in die obere Welt hinaufbringt; ja als der Bevollmächtigte Gottes einem Geschlecht gegenüber welches den Herrn nicht mehr als Gott erkennen wollte, darf er im Glanze einer Herrlichkeit, wie sie noch keines andern Menschen Ausgang aus der Zeit umstrahlt hat, recht als ein Fürst Gottes von hinnen scheiden. Elisa aber, als er diesen majestätischen Sieges- und Königszug seines verklärten Meisters sieht, bricht mit Schmerz und seligem Entzücken zugleich in den Nachruf aus: „mein Vater, mein Vater, Wagen Israels und seine Reiter!“ - gleich als wollte er den, der ihm ein Vater, für ganz Israel aber eine Wehr und Waffe gewesen stärker denn Heeresmacht, noch eine Weile zurückhalten. Dann faßt er sein Gewand und zerreißt es in zwei Stücke und hebt auf den Mantel Elias der ihm entfallen, und das ihm gewordene Erbtheil von Elias Geist erprobend „wo ist nun der Herr, der Gott Elias?“, schlägt er mit dem Mantel in die Fluten des Jordan, und sie theilen sich wie auf Elias Geheiß und Elisa schreitet hindurch, nun doppelt und dreifach gewiß daß der Herr mit ihm sei wie mit Elia, das heilige Werk das Jener begonnen, in Gottes Kraft zur Vollendung zu führen. Die Prophetenschüler aber, die was Elisa gesehn nicht hatten schauen dürfen, suchen trotz seinem Abwehren drei Tage lang in der ganzen Gegend umher, ob sie nicht Eliam durch den Geist des Herrn entrückt, oder doch etwas von seiner leiblichen Hülle finden möchten, sie suchen vergebens und müssens eben dadurch aller Welt bezeugen: Elia hat seinen Lauf vollendet und den guten Kampf des Glaubens gekämpft und ist nun, geschmückt mit einer seltenen Krone der Ehren, eingegangen zu der ewigen Sabbatruhe des Volkes Gottes.

Das war Elias Leben und Wirken im Fleisch bis zu seiner herrlichen Entrückung. Nun aber berichtet und deutet uns die heilige Schrift in mehrern Zügen noch eine fernere Theilnahme dieses außerordentlich begnadigten Menschen an der Entwicklung des Reiches Gottes auf Erden an. Laut einer im 2. Buch der Chronik (21, 12-15) aufbewahrten Nachricht kam, wahrscheinlich bereits etliche Jahre nach des Propheten Hingang, an den König Joram von Juda, der eine Tochter Ahabs zum Weibe genommen, seine sechs Brüder erwürgt und auch nach Juda den Baalsdienst verpflanzt hatte, ein Brief von Elia, welcher dem verstockten königlichen Sünder seine Greuel vorhielt und ganz in derselben gedrungenen Weise wie Elia geredet, die Strafgerichte Gottes vorhielt die sein Volk, sein Haus, seine Habe treffen würden, bis er selbst an einer ekelhaften Krankheit sterbe. Der Brief kann in den ersten Regierungsjahren Jorams, wenn Elias Abruf nicht vorher erfolgt ist, er kann übrigens auch im weißagenden Geist schon vor Jorams Thronbesteigung von dem Propheten auf göttliches Geheiß geschrieben und dann durch Elisa oder einen andern Prophetensohn in des Königs Hände gebracht worden sein; indessen liegt es auch der Anschauung der heiligen Schrift - ich erinnere an die Offenbarung Joh. 1,1-3. 11. 19 u. s. w. - durchaus nicht ferne anzunehmen, der verklärte Elia habe den Brief einem Lebenden zu schreiben aufgegeben. Jedenfalls mag diese Schrift dem Könige wie eine Stimme aus der andern Welt ans Gewissen gepocht haben, wenn gleich ohne Erfolg.

Bedeutungsvoller aber noch und weiter reichend ist der Antheil an der neutestamentlichen Offenbarung welcher dem nicht gestorbenen sondern ohne Tod in die Herrlichkeit des ewigen Lebens erhobenen Propheten schon durch ein weißagendes Wort des Alten Testaments zugesprochen und dann auch in der Erfüllungszeit auf eigenthümliche Weise gegeben ward. Fünfhundert Jahre nach Elia verkündigte der Herr durch Maleachi, den letzten Propheten des Alten Bundes: „siehe ich will meinen Engel senden der vor mir her den Weg bereiten soll“ (Mal. 3,1) und abermahls am Schlusse seiner Weißagungen: „siehe ich will euch senden den Propheten Elia, ehe denn da komme der große und schreckliche Tag des Herrn“ (Mal. 4,5). Wie vor dem gnadenreichen Erscheinen des Herrn diese Weißagung in Erfüllung gegangen ist wissen wir: als Jesus seine Jünger fragte „wer sagen die Leute daß des Menschen Sohn sei?“ - erhielt er die Antwort: Etliche sagen, du seiest Elia (Matth. 16,14). In richtigerer Ahnung hatte die Gesandtschaft der Obersten aber schon Johannes dem Täufer bei seinem Auftreten am Jordan die Frage vorgelegt: „bist du Elia?“ Und Johannes hatte in demüthiger Scheu jenem Herrlichen sich gleich zu stellen geantwortet: „ich bin es nicht“ (Joh. 1,21). Jesus aber bezeugte von ihm zu widerholten Mahlen, Johannes sei es, von welchem Maleachi geweißagt habe: „und (so ihr es wollt annehmen) Er ist Elias, der da soll zukünftig sein“ (Matth. 11, 10. 14. 14,12), in dem Sinne nämlich, daß Johannes, wie es seinem Vater Zacharias zuvor war verkündigt worden, einhergieng vor dem Herrn im Geist und in der Kraft des Elia (Luc. 1,17). Nach einem andern Ausspruch Christi aber: „Elias soll ja zuvorkommen und Alles zurecht bringen“ (Matth. 17, 11. ) hat es den Anschein, als werde Elia persönlich erscheinen, ehe des Menschen Sohn kommt zum Gericht. Vielleicht daß wir in ihm einen der beiden Zeugen zu erwarten haben deren gerichtliches Wirken Offenb. 11 ganz ähnlich dem des Elia im Kampf gegen den Baalsdienst geschildert wird. Persönlich aber ist der hochbegnadigte Prophet seit seiner Entrückung bereits wieder erschienen bei jenem wunderbar herrlichen Vorgang in dem Leben des Erlösers, welchen wir mit den Namen der Verklärung Christi bezeichnen (Matth. 17). Da ward dem Elia die hohe Auszeichnung zu Theil, in Gemeinschaft mit Mose, dem Mann des Gesetzes, als Repräsentant des andern Hauptfactors in der Heilsvorbereitung, als Vertreter des Prophetenthums, Zeuge sein zu dürfen der himmlischen Glorie des Herrn vor der tiefen Leidensnacht in die es nun mit ihm hinabgieng, und mit ihm über das Allergrößte was je auf Erden geschah, das Opfer des Sohnes Gottes für die Sünden der Welt, über sein Leiden und Sterben, aber auch seine Herrlichkeit darnach gleich als ein Freund zu seinem Freunde zu reden, dann aber durch die Wolke aus welcher Gott seine Stimme erschallen ließ, den Blicken der Jünger entzogen, in die himmlischen Wohnungen zurückzukehren.

Und hiemit haben wir nun das Leben unsres Elia bis an die äußersten uns erkennbaren Grenzen verfolgt. Es schien gerathen, fürs Erste nur einmahl das hohe Lebensbild dieses Gottesmannes so, wie die heiligen Schriften es uns erkennen lassen, hinzustellen, einige Betrachtungen aber über den Erfolg von Elias Wirken sowie über die Glaubwürdigkeit seiner Geschichte und die Eigentümlichkeit seines Characters in Verbindung mit einem Blick auf das Leben seines Nachfolgers Elisa einer zweiten Besprechung vorzubehalten. Wenn es mir gelungen ist, durch meine Darstellung für diesen auserwählten Streiter des Herrn Ihre Theilnahme und Liebe aufs Neue zu wecken, so ist mein nächster Wunsch erfüllt. Und darin werden wir wohl Alle einstimmig sein, daß die Geschichte Elias des Thisbiters eine der großartigsten, erhabensten und erhebendsten des Alten Testamentes, daß sein Lebensbild eins der allerherrlichsten ist in der ganzen Reihe der heiligen Gottesmänner welche die Schrift uns vor Augen stellt. Mein höheres Absehen aber war darauf gerichtet, es möchte unter dem sinnenden Betrachten der Macht, welche Gott diesem Manne, der vor ihm stand, im heißen Kampf gegen ein abgefallenes Geschlecht gegeben, in unser Aller Herzen neue Kraft und Freudigkeit gewonnen haben die Gewißheit: der Herr ist Gott und seinem Namen allein gebühret Ehre.

Vorträge über die Propheten
Gehalten auf Veranstaltung eines christlichen Vereins
Vor Zuhörern aus allen Ständen
Basel
Bahnmaier’s Verlag
1862

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