Murray, Andrew - Die Schule des Gebets - Neunundzwanzigste Lektion.

„Du hast gesagt“ oder Das Wort und das Gebet.

Da sie das hörten, hoben sie ihre Stimme auf einmütig zu Gott und sprachen: HErr, der Du bist der Gott, der Himmel und Erde und das Meer und Alles, was darinnen ist, gemacht hat; der Du durch den Mund Davids, Deines Knechts, gesagt hast: Warum empören sich die Heiden, und die Völker nehmen vor, das umsonst ist?
Apg. 4,24.25.

In dem einmütigen Pfingstgebet lehrte der Geist die Gemeinde, sich auf das zu berufen, was Gott in Seinem Wort gesagt hatte. Ein armes, neubekehrtes Herz hat es gut ausgedrückt, als es sagte: „Ich lese - mein Vater spricht mit mir; - ich bete - so spreche ich mit meinem Vater.“ Was in dieser Weise erfahren wird, im Anfang des christlichen Lebens, das wird im Verlauf desselben immer heller und verständlicher; in dem Maß, als Gottes Wort in uns Kraft bekommt, bekommt auch unser Wort Kraft bei Gott. „Neige deine Ohren, und höre Mich.“ „Lasse deine Ohren auf Meine Stimme merken.“ Das sind Worte, die Gott zu uns spricht, und die wir auch hinwiederum zu Ihm sprechen dürfen. Unsere Ohren zu Ihm neigen, das bahnt den Weg, dass ER auch Sein Ohr zu uns neige. „Wenn Meine Worte in euch bleiben, soll euch geschehen, wie ihr bittet.“ Die Wichtigkeit dieser Vereinigung des Hörens auf Gott und des Redens mit Ihm kann uns schon an menschlichen Verhältnissen deutlich werden. Wir wissen, wie bei Taubstummen der Verlust des Gehörs den Verlust der Sprache nach sich zog. Ein Kind, das schon zu sprechen begann und das sein Gehör verliert, verliert auch das Vermögen zu sprechen. Die Taubstummenlehrer versichern uns, dass das Sprechen mehr vom Hören abhängt, als wir meinen. So ist es auch vor Gott. Menschliches Bitten, das Aussprechen eines Gebetes, kann von Menschen gelernt werden. Aber das geistliche Bitten, das Beten, das vor Gott und in der unsichtbaren Welt Kraft hat, hängt ab von dem Hören der Stimme Gottes. So viel, als ich auf Gott lausche und durch den Geist Seine Stimme und Rede höre, so viel empfange ich auch Stimme und Rede, auf die Gott hört. Das Hören der Stimme Gottes ist etwas anderes, als das bloße Lesen Seines Wortes. Man kann das Wort lesen, überdenken und sogar verstehen, und doch keine Gemeinschaft mit Gott und mit dem HErrn Jesus haben. Aber das Wort kann auch so in der Gegenwart Gottes gelesen werden, als eine Botschaft des Vaters, unter der Leitung des Geistes, dass uns im Wort wirklich die Stimme Gottes und des HErrn Jesu entgegen tritt. Und diese lebendige Stimme ist's, die Segen bringt und Kraft gibt. Diejenigen, welche sich nicht zufrieden geben können, bis sie diese lebendige Stimme vernehmen, die sollen auch durch den Geist gelehrt werden, in ihrem Gebet auf diese Stimme Antwort zu geben, und der Vater wird sie hören.

In dem Horchen auf die lebendige Stimme Gottes liegt auch das Geheimnis des Gehorsams. Nicht, dass ich weiß, was Gott gesagt hat, übt den Haupt-Einfluss auf mich aus, sondern dass Gott Selbst mit mir spricht und es mir sagt, gibt mir die Kraft des Gehorsams. Wenn wir die Kenntnis des Wortes nur aus dem Buch haben, so ist es uns ein Gesetz, das äußerlich wirkt und feine Kraft gibt, aber wenn das lebendige Wort, der HErr Jesus, sie bringt, dann wirkt es Leben sowohl des Gebetes, als des Gehorsams. Dann sind wir auf dem Weg zur Erfüllung der Verheißung: „Wenn Meine Worte in euch bleiben, so werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch gegeben werden.“ Die, welche allezeit in dem Wort die Stimme des Vaters hören, mit Ihm lebendige Gemeinschaft haben und das Wort in Gehorsam und Glauben aufnehmen, die wissen auch so zu bitten, dass, was sie verlangen, ihnen gegeben wird.

Die Verbindung zwischen dem Wort und dem Gebet, zwischen Gottes Reden mit uns und unserem Sprechen mit Ihm wird uns sehr treffend in dem dargestellt, was uns die Schrift von Moses berichtet. Der HErr hatte Befehl gegeben, dass das tägliche Brandopfer vor das Angesicht des HErrn gebracht werden sollte, und hatte dazu die Verheißung gegeben: „Allda will Ich zu euch kommen und mit euch reden.“ Dies fand auch wirklich bei Mose statt. Wenn Moses in die Hütte des Stifts ging, dass mit ihm geredet würde, so hörte er die Stimme von dem Gnadenstuhl mit ihm reden.“ 4. Mos. 7,89. Zur wahren Gemeinschaft mit Gott dient unendlich mehr Sein Reden mit uns, als unser Sprechen mit Ihm. Wir können sagen, dass der Segen, der dem Beter aus dem Worte zu Teil wird, ein dreifacher ist: ein Segen vor, bei und nach dem Gebet. Der erste Segen ist ein mehr allgemeiner. Die Kraft unseres Gebets hängt ja viel von der rechten Erkenntnis Gottes ab, von der Erkenntnis Seiner Liebe, Seines Willens und des rechten Weges, Ihm zu nahen. Dies Alles ist im Wort offenbart, aber es wird nicht mit einem Mal ganz und völlig gelernt. Der Heilige Geist bringt uns durch die fortgehende Erneuerung unseres Gemüts allmählig zu klarerer Auffassung des Wesens Gottes, wie es offenbart ist. Dies tut der Geist durch das Wort, und darum müssen wir, außer dem Gebrauch des Wortes Gottes in unserem Gebet, auch unser ganzes Herz und Leben mit dem Wort erfüllen. Alle unsere Gedanken und Neigungen müssen unter der Herrschaft des Wortes stehen, besonders unser Wille; denn im Willen wird die Kraft des Glaubensgebetes durch Gottes Geist gewirkt. Unser Wille muss also vor Allem den Inhalt des Wortes in sich aufnehmen, und sich ganz damit vereinigen. Nicht was der Beter wünscht und sagt, sondern was sich in dem Leben des Beters darstellt, das ist sein Wille, und das wirkt auf sein Gebet kräftig ein.

Der weitere besondere Segen des Wortes beim Beten ist der Gebrauch solcher Verheißungen, die sich als zu unserem Gebet passend erweisen. Die Heiligen Gottes berufen sich in ihrem Gebet fast immer auf Gottes Wort und Verheißung. „Du hast gesagt“, „wie Du geredet hast“, „nach Deiner Zusage.“ „lass Dein Wort wahr werden“, Durch solche Ausdrücke beweisen sie, dass das, was Gott gesprochen hat, auch der Inhalt ihrer Bitte ist. Siehe: 1. Mos. 32,12. 2. Mos. 33,12. 2. Sam. 7,25.28.29. Ps. 119,25.28.38.41.49. So muss es sein. Das Gebet, in dem der Vater den Wiederklang seiner eigenen Stimme hört, das ist Ihm angenehm. Nichts hilft dem Beter so sehr im Kampf des Glaubens, als wenn er in seiner offenen Bibel den Finger auf die Verheißung legen und sagen darf: „HErr, das hast Du verheißen!“

Aber nicht nur vor und während des Gebets, sondern auch nach demselben ist es das Wort, durch welches uns Gott Seine Gemeinschaft zu genießen gibt, denn in Seinem Wort gibt uns Gott oft Antwort auf das Gebet. Manchmal tut ER es, um uns zu stärken im Festhalten an dem Wort der Verheißung, auf das wir getraut haben. Dann wieder um uns anzuleiten, in welchen Worten wir solche Zusagen finden können, welche Antworten auf unsere Gebete sind. Vor Allem aber beabsichtigt Gott, durch die fortdauernde Wirksamkeit Seines Wortes in uns, Sich Selbst und Seinen Willen uns immer klarer bekannt zu machen, damit unser Glaube in der Erkenntnis Seiner Selbst und Seines Gnadenwortes der Erhörung immer gewisser werde. So findet auf alle Weise unser Gebet im Worte Gottes Segen, Stärkung, Antwort.

Wir beginnen einzusehen, welche tiefe Bedeutung die Lektion hat, die der HErr uns heute vorlegt: „Wenn Meine Worte, die Worte, die Geist und Leben sind, in euch bleiben, nicht nur in eurem Nachdenken, in eurem Verstand, sondern in euch selber, in eurer Liebe, in eurem Willen Platz und Herrschaft bekommen, und fortdauernd in euch wohnen und leben, dann werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch werden.“ Die Lektion ist einfältig und die Bedingung deutlich. Darum, meine Seele, ehe du bittest, höre, ob ER nicht reden will, lausche auf Alles, was ER sagt, auch während du bittest, und nach dem Gebet merke wohl auf das, was ER dir antworten wird.

HErr, lehre uns beten!

O mein HErr! Die Lektion, die Du mich heute lehrst, entdeckt mir meine Verkehrtheit. Ich sehe, woher es kommt, dass ich nicht immer im Glauben beten konnte. Ich habe mich mehr darum bekümmert, was ich vor Dir sprechen wollte, als darum, was Du mit mir zu reden hattest. Ich dachte nicht daran, dass die Kraft des Gebets von Deinem Worte ausgeht, das Du in unsere Seelen niederlegst. - und Dein Wort hat es mir doch so deutlich gesagt: „Seid schnell zum hören, langsam zum reden.“ HErr! lehre mich verstehen, dass ich Dich allein mit Deinem eigenen Wort überwinden kann, dass Du allezeit zu Deinem Worte stehst, und dass das Gebet, das nach Deinem Worte ist, nicht unerhört bleiben kann.

Wolle mir einen tiefen Eindruck davon geben, welche Haltung vor meinem heiligen Gott und Vater für mich passt, wie ich in Abhängigkeit und Untertänigkeit auf Seine Stimme zu hören habe. Erlöse mich von dem unbeschnittenen Ohr, das nur hört, was nach dem Fleisch ist. Gib mir das durchbohrte Ohr, das ganz Dir zugeeignet ist, und das jeden Morgen geweckt wird, um die Stimme Seines HErrn zu vernehmen. Lass Dein Ohr mein Herz erfüllen, damit meine Gebete die Wirkung Deines Wortes, der Wiederklang von meines Vaters Stimme seien. Sein Wort soll allein in meinem Herzen wohnen. Dann werden meine Gebete sicher erhört. Amen.

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