Murray, Andrew - Die Schule des Gebets - Zwanzigste Lektion.

Murray, Andrew - Die Schule des Gebets - Zwanzigste Lektion.

„Vater ich will!“ oder das hohepriesterliche Gebet.

Vater, ich will, dass wo ich bin, auch die bei mir seien, die Du mir gegeben hast, dass sie meine Herrlichkeit sehen, die Du mir gegeben hast; denn Du hast mich geliebt, ehe denn die Welt gegründet ward.

In der Abschiedsrede gibt uns der HErr die vollste Offenbarung von dem, was das neue Leben ist, sobald das Königreich Gottes mit Kraft kommt. In der Inwohnung des Heiligen Geistes, in der Vereinigung mit Ihm, dem himmlischen Weinstock, im Hinausgehen, um von Ihm zu zeugen in Leiden und Freuden, sollten die Jünger ihre Berufung und ihre Seligkeit finden. Mitten unter dieser Verkündigung hat der HErr die ausdrücklichsten Erklärungen über die unbegrenzte Kraft des Gebets mehrere Male wiederholt. Und nun geht ER am Schluss Seiner Abschiedsrede selbst zum Gebet über. Damit Seine Jünger es zu ihrer Freude erführen, was und auf welche Weise ER für sie bittet, und wie ER als Hohepriester in der Herrlichkeit für sie bitten wird, gibt ER ihnen den heiligen Nachlass Seines Gebets zum Vater. ER tut es auch, damit sie und wir an Seiner Fürbitte als Priester Teil nehmen, und wir wissen möchten, dass und wie wir unsere Arbeit in der Fürbitte zu verrichten haben.

Es ist bekannt, dass das hohepriesterliche Gebet unseres HErr drei Teile in sich fasst. Der HErr bittet erst für sich selbst, V. 1-5, dann für den Kreis seiner Jünger, 6-19, dann für alle seine Gläubigen. Der Nachfolger des HErrn, der sich an das heilige Werk der Fürbitte begibt und erproben will, wie viel er für Seine Umgebung im Namen Jesu erbitten kann, wird sich sehr gerne von dem Heiligen Geiste anleiten lassen, um dieses Wundergebet, als eine der vornehmsten Lektionen in die Schule des Gebets verstehen zu lernen.

Zuerst bittet der HErr Jesus für sich selbst, nämlich um seine Verherrlichung. „Vater, verherrliche Deinen Sohn.“ ER nennt uns den Grund, auf dem Seine Bitte ruht. Zwischen Ihm und dem Vater ist eine heilige Übereinkunft in dem Himmel geschlossen worden. Der Vater hat Ihm Macht über alles Fleisch gegeben, damit ER Sein Werk vollbringe; ER hat das Werk getan und den Vater auf Erden verherrlicht. Mit der größten Freimütigkeit durfte ER bitten, dass der Vater Ihn verherrliche, auf dass ER dann für Sein Volk Alles sein und Alles tun könne.

Jünger Jesu! Hier hast du die erste Lektion in der Übung der priesterlichen Fürbitte. Im Namen Jesu beten heißt in Einheit mit Ihm und in Seinem Sinn beten. Wie der Sohn damit beginnt, sein Verhältnis zum Vater klar zu stellen, so tue dies auch. Stelle dich in Christo vor den Vater. Berufe dich auf das Werk, das Christus vollendet hat. Sage dem Vater, dass du dich damit vollkommen vereinigt hast, darauf vertraust, darinnen lebst, danach wandelst. Sag' Ihm, dass du dich mit dem ganzen Willen übergeben hast, den Vater zu verherrlichen und Sein Werk zu tun, und dass dies dein einziges Ziel sei. Bitte dann freimütig um die Verherrlichung des Sohnes in dir. Solch Gebet hat Kraft; das ist Bitten im Namen und im Geist Jesu. Wenn Du mit Jesu den Vater verherrlichen willst, wird dich der Vater auch in Jesu verherrlichen durch Erhörung deines Gebets. Erst, wenn du über diesen Punkt ganz mit Gott ins Reine gekommen bist, dass du in Jesu bleibst und, wie ER, für Gottes Verherrlichung lebst, wirst du Kraft haben für Andre zu bitten.

Im zweiten Teil bittet Jesus für den Kreis seiner Jünger. Er spricht von ihnen als von Solchen, die Ihm der Vater gegeben hat. Ihr Hauptkennzeichen ist, dass sie Sein Wort angenommen haben. Er sagt, dass ER sie sende in die Welt, wie Sein Vater Ihn gesandt habe. Und ER bittet um zweierlei für sie, dass der Vater sie bewahre vor dem Argen, und dass ER sie heilige durch Sein Wort, wie ER sich für sie geheiligt hat.

Wie der HErr Seinen Jüngerkreis hat, für die ER bittet, so hat jeder gläubige Fürbitter auch seinen Kreis. Eltern haben um sich ihre Kinder, Lehrer ihre Schüler, Aufseher ihre Untergebenen, alle Arbeiter die, mit denen sie zu dienen haben, alle Gläubigen diejenigen, deren Bedürfnisse ihnen am meisten zu Herzen gehen. Es ist von großer Wichtigkeit, dass Jeder für die Personen, mit denen er am meisten in Berührung kommt, bestimmte Fürbitte zu tun wisse. Das Erste, was wir für sie bitten müssen, ist, dass sie Gottes Wort annehmen möchten. Aber dann müssen wir auch mit dem HErrn Jesus sagen: „Ich habe ihnen Dein Wort gegeben.“ Auf dieses hin, bekommen wir auch Freimütigkeit, für sie zu bitten, insbesondere für ihre Bewahrung und Heiligung. Anstatt zu zweifeln, zu richten, sie irre gehen zu lassen, soll ein Jeder von uns für die Glieder seines Kreises in der Geduld und in der Liebe Jesu bitten: „Vater! bewahre sie in Deinem Namen, heilige sie in Deiner Wahrheit.“ Das Gebet vermag viel: „Es soll euch geschehen, wie ihr wollt.“

Darauf folgt das Gebet für einen noch weiteren Kreis, „Ich bitte nicht allein für sie, sondern auch für die, welche durch ihr Wort an Mich glauben werden.“ Sein Herz streckt sich weit aus über Ort und Zeit und bittet, dass sie Alle Eins seien, damit die Welt glaube, dass der Vater Ihn gesandt und Ihn geliebt habe, und dass sie Alle einst bei Ihm sein und Seine Herrlichkeit schauen möchten.

Der wahre Fürbitter beschränkt sich nicht auf seinen eignen Kreis, er bittet für die ganze Kirche, zu der er gehört, für die ganze Christenheit. Er bittet vor Allem um die wahre Einheit des Geistes in der Liebe. Sobald die Welt sieht, dass Selbstsucht und Lieblosigkeit verbannt ist, dass die Liebe Jesu in Seiner Gemeinde herrscht, dann wird sie bekennen müssen, dass dies etwas ist, was nicht von der Erde, sondern von Gott kommt. Am Gebet um Vereinigung aller Gläubigen müssen Alle teilnehmen.

Und auf welche Weise bittet Jesus dieses? ER sagt: „Vater, ich will.“ Auf Grund Seines Sohnesrechts, der Verheißung Seines Vaters, und Seines vollbrachten Werks tut ER es. Der Vater hat gesagt: „Heische von Mir, und Ich will Dir geben!“ ER macht von dieser Zusage Gebrauch. Jesus hat zu uns gesagt: was ihr wollt.“ So muss ich Ihm und dem Vater sagen, was ich will. In der Vereinigung mit dem Sohn, darin der Mensch nichts ist und Christus Alles, da es heißt: nicht ich, sondern Christus lebt in mir“ kommt der Gläubige mit dem Wort Seines Hohenpriesters und antwortet auf die Frage: „was willst du?“ „Vater, ich will Alles, was Du verheißen hast.“ Das ist der wahre Glaube; ich weiß, was mir zugesagt ist, und habe den Mut, es zu nehmen. Das Wort Jesu: „Vater, ich will“ ist der Grundton der ewig dauernden, allezeit wirksamen, Alles vermögenden Fürbitte unsres HErrn im Himmel. Nur in der Kraft dieser Fürbitte und in der Vereinigung mit Jesu vermag unser Gebet etwas, aber dann vermag es auch viel.

Wenn wir uns nur mit jeder unserer Bitten in den mächtigen Strom Seiner Fürbitte einsenken, und uns von demselben tragen lassen, dann wird Sein: „Vater, ich will“ durch den Heiligen Geist uns eingehaucht. Wir sollen uns in Ihn verlieren und nichts werden, um dann in unserer Ohnmacht zu erfahren, dass wir Alles vermögen.

O Christen! berufen, um gleich Jesu in Seiner priesterlichen Fürbitte zu stehen, wann werden wir zu der über allen Verstand gehenden Herrlichkeit unserer Bestimmung erwachen und vor der Welt werden, was Gott will, dass wir sein sollen?

HErr, lehre uns beten.

O mein heiliger Hohepriester! Was bin ich, dass Du mir willst Teil nehmen lassen an dem herrlichen Werk der Fürbitte. Und warum, o mein HErr, ist mein Herz so stumpf und träg, diese seine göttliche Berufung zu fassen und sich der himmlischen Lebensaufgabe einer unaufhaltsamen Gebetsarbeit hinzugeben, welche die Segnungen des Himmels auf meine Umgebung herabziehen würde?

HErr! ich komme in diesem Augenblick, um dieser meiner Berufung zu warten. Alles, alles will ich um deswillen verlassen und aufopfern. Ich will mich Dir ganz zur Verfügung stellen, damit du mich bildest und heiligst zu einem Mitglied der Beterschar, die für dich arbeitet und streitet. HErr! nimm Besitz von meinem Herzen und erfülle es mit dem Begehren nach Deiner und des Vaters Verherrlichung. Nimm meinen Verstand und lass meine innere Aufmerksamkeit darauf gerichtet sein, wie ich durchs Gebet Segen erlangen und auswirken könne. Nimm mich ganz und bilde mich zum heiligen Dienst der Fürbitte in der Gemeinschaft mit Dir selbst!

Gnadenvoller HErr! Wie bei allem geistlichen Leben, so muss es auch hier heißen: „Du Alles, ich nichts.“ Aber es soll sich, Dank Deinem Namen, dann auch in unserem Gebetsleben beweisen, dass derjenige, der nichts sein will, von Dir Alles empfangen wird, selbst die wunderbare Gnade, mit Dir Teil zu haben an dem Werk der Fürbitte. Amen.

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