Luther, Martin - In Kreuz und Anfechtung

Ich glaube an Jesum Christum, der ist mein einiger Helfer, denselben rufe ich an in allen Nöthen: Herr, so du willst, kannst du mir wohl helfen. So du aber nicht willst, will ich dieß Kreuz und Unglück um deines Namens willen gerne leiden.

Herr, ich bin ein armer Mensch. Es geht mir übel; aber dennoch glaube ich an dich, es gehe mir, wie es wolle. Hast du mein vergessen, so hast du mein vergessen, zürnest du, so zürne. Ich will aber darum kein Unchrist seyn, und aufhören, zu glauben, sondern will fest halten an dem, daß Christus für mich gestorben sen. Solches kann mir nicht fehlen, ob es gleich sonst Alles fehlet; Ursach: das Hauptstück, Gottes Verheißung muß bleiben, ob schon Alles zu Trümmern gehet.

Herr Gott, ich bin deine Kreatur: machs mit mir, wie du willst, es gilt mir gleich. Ich bin ja dein, das weiß ich. Und wenn du wolltest, daß ich diese Stunde sterben sollte, oder irgend ein groß Unglück leiden, so wollt ichs doch von Herzen gerne leiden. Ich will mein Leben, Ehre und Gut, und was ich habe, nimmermehr höher und größer achten, denn deinen Willen; der soll mir allzeit mein Leben lang Wohlgefallen.

Ich will (dieß) unserm Herrn Gott zu Lob und Ehren leiden; denn ich nicht allein dieses Leidens, sondern auch des Todes schuldig bin vor Gott. Meine Haut, Haar, und ganzer Körper ist schuldig. Darum will ichs in Gottes Gehorsam und Willen aufnehmen und dulden, es sey Trübsal oder Angst, oder Verfolgung, oder Blöße, oder Fährlichkeit, oder Schwert, Röm. 8,35; und wills in solchem Glauben leiden, daß Gott dadurch gelobet und gepreiset werde.

Schwach und krank sind wir, Vater! und ist die Anfechtung groß und manchfaltig, im Fleisch und in der Welt. O lieber Vater, halt uns, und laß uns nicht in Anfechtung fallen, und wider dich sündigen; sondern gieb uns Gnade, daß wir beständig bleiben und ritterlich fechten, bis an unser Ende. Denn ohne deine Gnade wir Nichts vermögen.

Matth. 7,13. Vater, führe uns nicht in Anfechtung! Nicht begehre ich aller Anfechtung ledig zu seyn; denn das wäre erschrecklich, und ärger denn zehn Anfechtungen; sondern daß ich nicht falle, und wider meinen Nächsten oder wider dich sündige.

Herr Gott, himmlischer Vater, du weißt, daß wir in so mancher und großer Gefahr nicht mögen bleiben. Verleihe uns, beide an Leib und Seel, Kraft, daß wir Alles, was uns um unsrer Sünde willen quält und anficht, durch deine Hülfe überwinden, um Jesu Christi, deines Sohnes, unsers Herrn willen. Amen.

Herr, allmächtiger Gott, der du der Elenden Seufzer nicht verschmähest, und der betrübten Herzen Verlangen nicht verachtest: siehe doch an unser Gebet, welches wir dir in unserer Noch fürbringen, und erhöre uns gnädiglich, daß Alles, so beides vom Teufel und Menschen wider uns strebt, zu nichte, und nach dem Rath deiner Güte zertrennet werde; auf daß wir von aller Anfechtung unversehrt dir in der Gemeine danken, und dich allzeit loben, durch Jesum Christ, deinen Sohn, unsern Herrn. Amen.

Lieber Vater, schlage und streiche getrost zu, ich habs, leider, wohl verschuldet. Doch lasse es eine Vaterruthe seyn; wie du denn alle deine Kinder, so du lieb hast, stäupest. Denn welche du um ihrer Sünde willen nicht strafest, sind nicht Kinder, sondern Bastarte, Hebt. 12, 8. Darum streiche, peitsche fing auf uns, gerechter Richter, doch auch barmherziger Vater; also aber, daß du dein göttlich Vaterherz von uns nicht wendest; auf daß wir dich hier und dort ewiglich loben und preisen mögen. Amen.

Ach Gott, straf mich nicht in deinem Zorn! Lasse es in Gnaden seyn, und zeitlich, sey Vater und nicht Richter! (Als auch Augustinus spricht:) Ach Gott zürne hier, haue hier, schlage hier, und schone unser dort! -

Luc. 11, 4. Dieweil denn das Uebel uns Anfechtung giebt, und mit Sünden anficht, so erlöse uns, lieber Vater, daraus, auf daß wir von allen Sünden und Uebel nach deinem göttlichen Willen erlöset, dir ein Reich seyn mögen, dich ewiglich zu loben, preisen und heiligen. Amen. Und dieweil du uns gelehret und geboten, zu beten, und Erhörung verheißen, hoffen wir, und sind gewiß, o allerliebster Vater! du wirst deiner Wahrheit zu Ehren dieß Alles uns gnädiglich und barmherzig geben.

Lieber Herr Gott, wie bin ich in so großer Angst und Beschwerung gewesen, darzu in großer Bestürzung; aber Gott sey Lob und Dank, ich bin nun herauskommen und bin genesen, meine Seele ist erlöset und errettet aus aller dieser Angst; nun danke ich dem Herrn meinem Gott.

1. Mos. 32, 21. Ey wie habe ich doch so einen gnädigen Gott. Ich war schon verzaget und gieng in die Hölle hinab; nun sehe ich aber, daß mir dieser Kampf zum Leben nütze gewesen ist. Ich hätte nimmermehr gemeinet, daß Gott so nahe bei mir wäre. Ach du himmlischer Vater! bist du mir so nahe, und ich wußte es nicht? Wie ist mir jetzund so wohl! Laß nun kommen alle Teufel, so fürchte ich mich nicht; denn ich habe den Herrn, meinen Gott. Zuvor habe ich ihm in den Rücken gesehen, in der Gestalt und Person eines Mannes, in welcher Person ich mich dünken ließ, daß er mir den Tod dräuete, und mein Herz war in großer Angst, daß er mich irgend in die Hölle würde stoßen: jetzt aber sehe ich nun sein Angesicht.

Quelle: Kraußold, Lorenz - Das Betbüchlein Lutheri

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