Grafe, Hermann Heinrich - Betgemeinde, heilige Dich!

Grafe, Hermann Heinrich - Betgemeinde, heilige Dich!

Mein Gebet müsse vor dir taugen wie ein Rauchopfer, meiner Hände Aufheben wie ein Abendopfer.
Ps. 141,2

Das wahre Beten ist nicht eine künstlich abgefaßte Rede an Gott, nicht die sorgfältige Wiederholung glücklich erlernter Formeln oder gar das Spiel einer reichen Einbildungskraft; alles das sind Formen ohne Geist, dem Herrn ein Greuel. Er sieht aufs Herz. Dieses Herz in Liebe und kindlichem Vertrauen zu ihm erheben, es in seinen geheimsten Regungen und Wünschen ihm darlegen, ihm seine Sünden und all sein Elend ohne Rückhalt bekennen, allen Schmerz vor seinem Angesicht ausweinen, allen Kampf in seiner heiligen Gegenwart auskämpfen, ihm für alles danken, ihn in allem zu Rat ziehen und im Flehen nicht ablassen, bis er die ersehnte Gabe verleiht - das heißt beten. der einfältige, unverrückte Blick der Liebe auf den Herrn, dieser Blick, der selbst beim Menschen alles vermag, ist auch das Geheimnis des rechten Gebets. So versteht es David, der große Gebetsmann, und bringt im Gebet sein Herz als Morgen- und Abendopfer dem Herrn dar. Wer etwas von solchem Beten aus seliger Erfahrung kennt, der weiß, welch unvergleichlicher Segen es der Seele ist, wie es sie stillt und erquickt und nach den aufregendsten Eindrücken und stürmischen Empfindungen ihr Ruhe und Frieden wiedergibt. Wenn das Gemüt unter schwerem Weh zusammengepreßt ist, tut jede Mitteilung dem bekümmerten Herzen wohl, und müßte es seine Klagen an eine leblose Bildsäule richte, es würde ihm eine Erleichterung sein. Wie wohl wird ihm dann an treuen Freundes Seite! Hier aber tritt, im geheimnisvollen Leben der Gebetsgemeinschaft mit dem Herrn, er selbst, der treueste und weiseste Freund, dein Erlöser vor dich hin, von dem der Prophet spricht: „Er erlöste sie, darum daß er sie liebte und ihrer schonte; er nahm sie auf und trug sie alle Zeit von Alters her.“ (Jes. 63,9)

Wenn wir singen, wenn wir beten
Laß uns, Herr, so vor dich treten,
Wie wir dir sind offenbar!
Laß uns doch nicht anders scheinen,
Als wir denken, als wir's meinen;
mach uns lauter, mach uns wahr!

Quelle: Gärtner - Eine Wochenschrift für Gemeinde und Haus 1926

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