Gossner, Johannes Evangelista - Briefe an eine leidende Freundin - Berlin, 20. Dez. 32.

Gossner, Johannes Evangelista - Briefe an eine leidende Freundin - Berlin, 20. Dez. 32.

Ich kann doch nicht immer schweigen und warten lassen, muss noch im Jahre 32 Ihnen, liebste, teuerste Freundin, doch sagen, dass ich Ihren lieben Brief mit Freuden gelesen und Ihr Schuldner dafür bleibe.

Könnte ich doch Alles bezahlen! Aber da ich so gar nichts kann, habe und bin, so erlassen Sie mir alle Schulden durch Ihre große Güte, und nehmen mit meiner Armut vorlieb. Grüßen Sie ja recht herzlich die Schneider; von Eduard, dem Missionar, wusste ich zwar Alles, aber ich las es doch gern so ausführlich aus Ihrer Feder und gichtischen Hand, die noch immer so schön schreibt.

Nun grüßen Sie recht herzlich die Ihrigen Alle, und all die teuren, lieben Seelen dort. Er, der Gnädige, wolle uns Alle einst wieder zusammen führen in jenen Wohnungen des väterlichen Hauses, wo Alle bei Einem und der Eine bei Allen sein und bleiben wird ewig. Und wo es keines Briefschreibens mehr bedarf, wo das Herz im Herzen lesen und Alles sein wird wie ein aufgeschlagenes Buch. Wie viel müssen wir hier entbehren, das wir dort überschwänglich haben und genießen werden. Sollte uns nicht immer das Herz brennen und wie eine Flamme aufwärts streben, davon fliegen und dort hinein sich schwingen wollen, wo Keiner mehr heraus und herab will, der einmal geschmeckt hat, wie es dort ist? Hätt' ich Flügel, hätt' ich Flügel rc.

Ist's denn der Taube hinter dem grünen Vorhang nicht auch so? Fliegt sie manchmal über Alles, Alles hin, über alle Vorhänge und spanischen Wände und Berge und Wolken, und was genannt mag werden - Menschen und Engel zu Ihm hin, der da ist, war und sein wird?

Damit will ich Sie gegrüßt haben auf Christtag und Neujahr. Jesum Christum! ganz und gar!! In Ihm Ihr

Gossner.

Idda grüßt herzlich; es geht bis jetzt noch so erträglich, und sie scheint diesen Winter ohne Krankheit durchzukommen, aber noch ist's nicht alle Tage Abend. Gott verhüt's!

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