Gerhard, Johann - Tägliche Uebung der Gottseligkeit – 2. Abteilung - Das eilfte Capitel. Danksagung für alle Güter der Seele, des Leibes und des Glückes.

Gerhard, Johann - Tägliche Uebung der Gottseligkeit – 2. Abteilung - Das eilfte Capitel. Danksagung für alle Güter der Seele, des Leibes und des Glückes.

Ewigen Dank bin ich dir schuldig, ewiger und barmherziger Gott, daß du mir nicht nur Leib und Seele gegeben, sondern mich auch überdies mit mancherlei Gaben der Seele, des Leibes und Glückes ausgestattet hast! Du, o höchste Weisheit, lehrest alle Menschen, was sie wissen! Wenn ich daher etwas Gutes weiß, so zeigt dies deine überschwängliche Gnade gegen mich. Ohne dein Licht wäre mein Verstand finster, ohne deine Gnade mein Wille gefangen. Wenn irgend eine Fähigkeit und Klugheit in mir ist, so habe ich dies Alles deiner Güte zuzuschreiben. Das Auge der Seele ist die Klugheit, das Auge der Klugheit die göttliche Gnade. Alles, was wir wissen, das erkennen wir entweder aus dem Lichte der Natur, oder aus der Offenbarung des Wortes. Und von dir, o Licht der ewigen Weisheit, entspringt die Erleuchtung aus der Natur; von dir auch entspringt die Offenbarung des Wortes. In der That kommt daher Alles, was wir wissen, durch dein Geschenk zu uns herab. Du, O unversiegbare Quelle des Lebens, bist mein Leben und die Länge meiner Lage! Du, o ewig dauerhafte Gesundheit, bist meines Leibes Stärke und das Leben meiner Kraft!

Der Mensch lebt nicht vom Brod allein, sondern von einem jeglichen Wort, das durch deinen Mund ausgehet; so wird der Mensch auch nicht durch Brod allein bei Gesundheit und Kraft erhalten, nicht durch Arznei allein vor Krankheiten bewahrt, sondern durch ein jegliches Wort, das durch deinen Mund ausgehet. Die Ruhe des Gemüths bewahrt die Gesundheit des Leibes, die wahre Frömmigkeit erzeugt die Ruhe des Gewissens. Von dir, o höchstes Gut, ist alle wahre Frömmigkeit, die unerschütterte Ruhe des Gemüthes und die erwünschte Gesundheit des Leibes! Was ich außerdem an äußern Gütern besitze, das verdanke ich Ales deiner Güte! Auch nicht ein Stückchen Brod kommt meinen Verdiensten zu; wie viel weniger dies, daß du mich mit so vielen und so großen äußern Gütern überhäufest. Sie werden wohl Glücksgüter genannt; aber in der That sind sie Gaben deiner Gnade. Nichts ist seliger, als Andern zu dienen und zu schenken. Dieses Glücks hast du mich theilhaftig gemacht, indem du mir eine reichere Saat an äußern Gütern mitgetheilt und auf mich den Samen deiner Gnade ausgestreut hast, daß davon für Andere eine Ernte der Wohlthätigkeit erstehen sollte. Du hast überhaupt sehr viele Güter meiner Verwaltung anvertraut, damit mir Gelegenheit gegeben würde, meinen Mitknechten wohlzuthun. Von dir, der Quelle alles Guten, kommen auf mich die Bächlein der Güter herab. Ich bekenne, daß Alles, was ich bin, was ich besitze, was ich verschenke, ganz von deiner Güte abhänge. Für diese deine unermeßliche Barmherzigkeit danke ich dir in Ewigkeit! Amen.

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