Eberlin von Günzburg, Johann - Der .IIII. budtgnoß

Eberlin von Günzburg, Johann - Der .IIII. budtgnoß

Von dem lange verdrüssigen geschrey, das die geistliche Münch, Pfaffen vnd Nunnen die syben tag zeit heissen.

Hör zu münch, pfaff vnd nunn,
Groß gäben din vorfaren drumb,
Das sie mich hätten vor geläsen,
Eb sie kamen in solichs wäsen.

Kvmme mir herr Jesu zu hilff, das ich fierter bundtsgnoß mög minem zusagen gnug thun zu nutz vnd trost diser wält, do mit superstition werd gemindert vnd dein heilig lob gefürdert. Ich hab mich wol bedacht zu schriben von dem kirchen gebät genant hore canonice, vnd je meer ich im nach gedenck so vyl meer verwundere ich mich ab der menschlichen thorheit. Sähen lieben fründ, vnser münch, pfaffen vnd nunnen haben vnß verwysen das wir meinen, nicht sy got angenemers dann ire vogel gsang, das sie nennen siben tag zeit, also das wir vnß nit fur christen halten, wir machen dann vnß der selben theilhafftig, etwan mit all vnser hab vnd gut, do by sy vol vnd fawl sind, vnd dar neben rechter christenlicher gots dienst versumpt wirt, welcher stadt in lieb, gloub vnd hoffnung, vnd in hilff der armen.

Was ist aber schimpfflicheres zu hören, dann so sy selbs so thorecht sind, das sie halten, ir verbündnüß sy so groß, das auch tödtlich sünd durch vnfliß in tag zyten geschäch.

In keines orden regel findest das vsserhalb der gemein einer für sich selb schuldig sy die zyt sprechen, wie man im chor thut. Ob aber nachkommendt statuten solichs vff legen bekümmert mich nicht. Ich wolt gern eigentlich anzaigung von den tempel knechten hören, waruff sie doch ir fürnemen gründten.

Es ist gut zu gedencken wie solich ort, die wir nännen styfft vnd klöster, sind angefangen worden in gstalt der schulen, do man lernet kunst vnd weißheit, do die meister verdienten lon hetten, vnd arme gesellen auch vffenthaltung irer narung, wölche do studieren wolten, die dar nach nütz möchten sein zu gemeinen ämptern eins gantzen landts, vnd sunderlich zu vnderwysung des volcks. Wie auch jetz vff den hohen schulen stipendia gestyfft sind für arme gesellen.

Auch ob einer wolt sein lebtag an solchem ort sein, in ruw vnd stille got dienen mit lesen, leren vnd contemplieren etc. er were edel oder pawr, das er do hette zyt stat vnd hylff.

Dar zu sind verordnet worden etlich zyt im tag, dar inn sy all ein gmein gebät sprechen zu gott für alle todt vnd läbendig, von denen diß stifftung anfang hat. Dar nah ist durch seltzam fürnemen die sach do hin kummen das man ein gefäncknüß vß den klösteren gemacht hat, vnd ein gältstock auß den stifften. Ich wolt vngern an deren stat sin am jüngsten tag, die es dar zu gebracht haben. Ich mag auch wol gedencken, vyl ort, die jetz klosterleüt oder stifftherren besitzen, sind anfencklich gestifft worden vff eerlich wonung der alten, armen, krancken oder sunst vnuerstandts halb vntüglichen zu bürgerlichen handlungen.

Nun sich wie augenscheinlich bedeütung du hast, das etwan besundere kloster waren, sind jetz incorporiert den anderen, das etwan frawen klöster sind gesin, hat man lassen ab sterben vnd die gült zogen vff münch klöster. Vil klöster hat man zogen vff spital, dar nach haben sich pfaffen vnderstanden auch den spital das ir entziehen, vnd sind spittel herren genant, als Anthonier vnd heiliggeister vnd teütsch herren, Johanniter etc. Vnd vyl frier pfarren sind incorporiert den stifften, aptien vnd der glichen, vnd das sünd was zu verhuren den pfaffen, das ist ablaß den münchen zü verspylen, verreiten, verkriegen.

Ir thorechten teütschen wie lang wolt ir blind sein vnd ewer gut vnd arbeit so vbel anlegen, wann man allein tag zeit singt an eim ort, so tawret eüch kein kost do hin zu geben, man läbe sunst wie man well, vnd wo am meisten guts ist do geben ir am meisten hin, nach dem sprüch wort von dem gemacht der vylicht eüch dar zu zeücht. Der teüfel scheißt vff den grossen hauffen. Der siben tag zyt vrsprung ist zwifelich, hat kein gmeinen vernünfftigen bschluß ye ghabt, aber von eim vnd andern ist stücklins wiß die sach do hin kummen, wo sy jetz ist, als allweg menschliche vnmaß vngezempt ist, die münch sind diß stücks ein vrsach anfencklich, vnd des leyen thorheit vnd milte gaben haben dar nach eigengsüchig münch do zu geraitzt das sy den spitz des gotsdienst setzten in diß gwinsam werck. Do die pfaffen das gemerckt haben, gedaucht sy es wer in ynträgig vnd richten auch die tag zeit vff. Also das all pfaffen vff dem land vnd in stetten die tagzyt glich bappern meer dann andächtig bätten. Aber wer kan andechtig bätten in dem so er tag zyt spricht, so auch ein doctor bezeügt, es sy ein vnmüglich ding nach gemeinem lauff.

Darumb hör was ich vnd mine .xiiij. bundtsgnossen von tagzeiten halten.

Die syben tag zeit zu singen oder läsen, ist ein arbeit wie andere lyplich arbeit, vnd alle die sich achten dar zu verbunden, sünden dann vor got, wann sie auch in anderen arbeiten, do sy auch vmb sold vnd lyb narung bestelt weren, von vntrew oder vnfleiß wägen sünd thäten.

Ein gefärlich ding ist, mit den syben tag zyten sich neren. Welche von vnuerstand wegen oder von ander vngeschickt nicht nützers oder bessers thun möchten, dann also in der kirchen schryen vnd brummen, mögen sich wol durch diß mittel der tag zeit erneren. Allen andern ist es ein mißlich übung so man sich dar an allein laßt.

Vff styfften vnd in klösteren ist niemans verbunden zu allen vnd zu so langen tag zeiten, wer nützers mag vßrichten in lernung oder yn leren.

Die dem volck predigen vff stifften oder in klösteren, so sy irem ampt fleissig nachkummen in studieren nötiger ding, sind den tag zyten vnverbunden.

Schaffner vff den styfften vnd in klösteren so sie trewlich irem ampt anhangen, sind nit zu tagzyten verbunden, auch vsserhalb dem chor.

Welche vff stifften oder in klösteren fleissig studieren nütze ding, oder sie andere leren, sind nit verbunden zu tag zyten.

Beichtvätter die wissentlich, trewlich, christlich das bycht ampt verrichten, sind nit verbunden zu tag zeiten. Aber christlich beichthören ist ein grosse arbeit.

Pfarrer die selbs predigen vnd andere pfarrecht thund, sind den tagzyten vnuerbunden.

Mütherren oder hälffer der pfarrer sind den tagzyten vnuerbunden.

Welcher vor kranckheit nit mag dem chor volgen, ob schon solich kranckheit nit tödtlich ist, ist nit verbunden do zu mal den tag zyten, noch dar nach zu erfüllen.

Welche so blöd sind das sie sunst lybs narung nit mögen gewinnen, oder so grobs verstand, das sy vntüglich sind zu burgerlichen übungen, mögen sich verbinden vmb narung zu solichem gots dienst der tagzyt, vnd in ersamglich vnd trewlich verrichten als eim anderen trewen arbeiter zu gehört. So man spital stifftet für armer edel lewt kind oder für ander deß glichen vnd man in nit vfflegt die tag zyt zu verrichten, sollen ob gemelte es nit vnderston, vnd gott loben das sy fry sind.

Alle obgemelte prediger, beichtvatter, amptherren, krancken etc. söllen got täglich fleissiglich in andächtigem gebät sich dar stellen nach wyß inen gemäß vnd nach anligender not. Aber welche stund oder wie lang vnd vyl ist in nit gebotten. So du von lybs not oder von diner nötigen narung wegen, oder vß not deines nächsten, oder von erforderten bürgerlichen eren wegen nit magst im chor sein oder vß dem chor must gon, bist nit schuldig by tod sünd es zu repetieren oder erfüllen. Aber bitt sunst got fleissig für die, von denen du bestelt bist zu den tag zyten.

Münch in klöstern vnd pfaffen vff den stifften welche zu lesen in den schulen, oder zu predigen, pfarrer oder hälffer ampt geschickt sind, mögen auß den klösteren gon, ho sie allein zu tag zeiten gehalten werden, vnd ab den stifften ziehen, vnd sich mit solicher nützer arbeit neren. Es wer dann das man stifft vnd klöster wider brächt vff anfencklich form, das man sollichs in klösteren fürderlich möcht verrichten oder vffstifften. Aber so es zu vnseren zyten kumerlich mag dar zu gebracht werden, söllen obgemelte personen fry lassen kloster vnd stifft vnd här vß gon.

Welche in klösteren sind vnd möchten mit stercke ires lybs oder mit sinnricher arbeit sich anderst neren dann mit tag zyten, söllen es vnderston im kloster zu nutz der andern die ir nötig bedörffen, mögen sy es im kloster nit thun oder darff man ir nit nötigs, sunder werden gezwungen vff die fawlheit der tag zyt zu beliben, sollen sie auß den klösteren gon. Das gebot gots von der niessung eigner hand arbeit, ist grösser dann aller menschen vffsatzung. Es lugen stifftherren, münch vnd zufällig caplon oder altaristen der tempel, wie sie vor got wöllen vmb das gebot antwort geben.

Jetz merckst wie thorecht die sind, so sy on gefär den anfang versumen, oder auß nötigem geschäfft ein verß, psalm, responsori, letzgen vberhören oder versaumen, oder von lybs natürlich wärck härauß müssen louffen, vnd dar nach so anstig sind solichs erfüllen mit vßgelaßnen worten, vnd noch sorgsamer bychten, dar zu sy vnuerbunden sind, vnd dar neben kleine oder keine sorg vff brüderlich hilff vnd bistand legen das doch got gebotten hat.

Item so ainer von nötigem geschäfft wegen vber feld zücht, ist er nit schuldig das zyt buch mit im zu tragen, er halt sich in anderen dingen erberlich vnd christlich ist im gnug. Was du findest in byschofflichen oder bäpstlichen gesatzen oder in der heiligen legenden oder in historien, oder in stifft vnd klöstern statuten das vngelych ist obgemeltem radt, so verstand es vff mein rat, oder lasse es gar fallen was sollich blappery ist, das meer superstition dann gots gebot anzaigt.

Halt nit dar für das du ein besser wärck thüest, so du by den tag zyten bist, dann so du din acker seiest oder matten meiest. Was vff rechten christlichen gots dienst geordnet ist vom heiligen geist, bringt nit groß hauffen zeitlichs guts zu hörlicher brachtlicher vberflüssiger fawler vffenthaltung der tempel knecht. Aber was schein des gotsdiensts, menschlich anschlag vnd gefallen erdenckt, das ist gar gericht vff zytlich gelück, vnd got verhengt auch das inen solichs hüffig zufall, do mit sy in grösser vrteil fallen. Als du sichst wie klöster vnd stifft zu so grosser reichtumb kummen sind, do mit sie so vyl zu schaffen haben, das do durch got veracht wirt vnd aller gutthäter vergessen, oder alein oben hin gedacht. Ein jetlicher christ sol all tag ein mol zum minsten sich im gebät zu got keren vmb hylff vnd bystand gots in dancksagung vmb alles guts, er thü solich gebät im huß oder kirchen. Es ist ein loblich ding jm tag ein mol zu anderen leüten yn die kirchen gon vnd do mit der menge bätten, wer singen vnd läsen kan, der hälff den pfaffen im chor, vff die fyrtag sunderlich, vff die sontag soll solich gemeine samlung nit vnderwegen bliben. So man in der kirchen ist soll man das gots wort hören predigen, vnd ein gemein gebät thun der priester vnd das volck für läbend vnd todten. Das man aber das volck vffhaltet mit langem gsang der tag zyt oder vyl ämpter singt, das dem volck vnuerstentlich ist, achten ich vnd mine gesellen on nutz sein. Ein stund predigen vnd ein halb stund bätten ist lang gnug, wer meer will thun der hat für sich selbs ein langen tag, es ist nit not das ein gantze pfarr volge einem menschen in seim fürnemen. Gloub mir, trüge nit so vyl nutz solich singen in klösteren vnd stifften weren nit so vyl person, So einer kaum einem ort gnug thüt, doch will er vff iij. oder .iiij. stifften canonicus sein, nit von arbeit wegen, sunder vmb zeitlichen gwin. Vnd wüsten die leyen wie verdrossen, wie vnwillig sind münch vnd pfaffen zu solichem tempel dienst, sie liessen solich mest schwin das ir schaffen vnd geben noch lyhen nicht vff solich ir glyßnerisch gots geschray. Es ist ein grosse hoffart das solich münch vnd pfaffen fürgeben, ir gots dienst sy verdienstlicher dann andere frommer layen gebät, eben als ob nit hußhalten vnd tagwerck der layen als wol gots dienst sy vnd meer dann das schrien vnd brummen der tempel knecht das got nie gebotten hat, aber jhenes ist gebotten. Ich gloub, so ein prelat bit für sein volck mit fleiß, es gält vil vor got, vnd so er seine vnderthan zu im berüfft in die kirch zu gemeinem gebät, das ist gantz nützlich vnd heilsam, aber so vyl singen mäß, vigilg, tag zyt, ist ein menschlich gedicht, wie vyl es gelte weißt gott wol, spil du des gewissen. Gloub mir, du kerest dich dann zu got in sunderem gebät zu zeit so du durch dich selb geschickt bist, so ist tag zeit ein schlecht gebet. Dann wenig münch vnd pfaffen verstond was sie singen vnd läsen, vnd die es verstond mögen es nit vor behendigkeit fassen vnd bedencken, dann do kein stilhaltens ist, was möchte dann solichs gsang nütz sin. Die nunnen vnd die zu hörenden leyen verstond gar nicht darvon. Als mär stell trostlen, nachtgallen vnd fincken in die kirchen, verdienen sie nicht mit irem gesang, so verschulden sie sich ouch nit mit, dann sie mögen nit sünden, so doch solich stifft vnd kloster kelber vylen lasteren vnderworffen sind, vnd offentlich das gebot gots von müsamer nützer arbeit für narung vbertretten.

Mich nimpt wunder das solich thoren nit mercken, das sich die tagzyt, wie mans im chor macht, nit fügen so sy einer allein spricht, also wo einer vor einem menschen also redet als sie vor got reden, er wurd verspot. So man antwort im selbs vor der letzgt vnd dar nach, vor den collecten vnd dar nach, so man preces hat, responß lißt etc. Vnd so sie meinen, man muß eben das gebät sprechen nach deß menschen vffsatzung vnd nicht dar an anderen, so doch das heilig pater noster vnglych von Mattheo vnd Luca gelert gebettet vnd geschriben ist worden, das einer wort setzt die der ander vßlaßt.

So nun solichs got nit für todtsünd rechnet, so man sein gebät andert on boßheit, wie darffst dann du sagen, dein regel gebät sy so hoch gebotten. Ich weiß wol vngelert fawl, voll münch vnd pfaffen sagen, was solten wir den gantzen tag thun, wo wir nit im chor weren. Aber der do fleissig ist im studieren der heiligen geschrifft, der hat all tag zu wenig zeit vnd stund, er hat gnug zu schaffen, vnd empfindt, das tag zeit gebät an besserem hindert.

Ich mag auch wol gedencken, vor zeiten sind münch vnd pfaffen in der kirchen täglich oder offt zusamen kummen vnd lection der helgen geschrifft do gehört vnd nützlich disputiert, wie man jetz off den hohen schulen soll thun, hat vylicht soliche weiß auch ein steür gethon der äffischen nachvolg in siben tag zyten, an stat heilsams studierens. Aber ich will mein schriben hie mit enden in hoffnung, meine gesellen söllen iren flyß auch do zu thun, do mit das vnd anders widerraten wärd vnd ab tragen.

Das gbät das vnß christus hat glert,
Hat man in syben zyt verkört,
Die man allein spricht vß dem gydt,
Die lieb deß nächsten btracht man nüt.
Wirt rächen got yn jäner zyt.

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