Zeller, Johannes - Vorwort.
Der so früh abgerufene Diener des göttlichen Wortes, von welchem hier eine Anzahl von Predigten mitgeteilt wird, hatte während einer kurzen Wirkungszeit in verschiedenen Kreisen durch seine evangelischen Zeugnisse auf manche Gemüter so tief, entschieden und nachhaltig eingewirkt, dass sich gleich nach seinem Hinschied sehr häufig das Verlangen aussprach, von ihm ein Andenken, Erinnerungen an das einst gehörte lebendige Wort des Seligen, in gedruckten Predigten zu besitzen. Die hier dargebotenen Vorträge nun sind von der Witwe des Verstorbenen ausgewählt und uns zur Herausgabe überlassen worden. Die mehreren derselben waren im Zürcherischen Spital gehalten; Mancher wünschte vielleicht noch mehrere aus der späteren und namentlich der allerletzten Zeit. Doch haben gerade auch jene ersteren teils sehr viel von Zellers eigentümlicher Art, teils müssen sie in ihrer Einfachheit, ihrer streng biblischen Haltung und ihrem hohen, milden Ernst für den wirkliche Erbauung und Befestigung des Herzens suchenden Christen einen nicht geringen Wert haben. Etwas freilich wird beim bloßen Lesen immer mangeln, der Ausdruck des Herzens, die Seele, wie man sagt, in Stimme, Blick usw. Die wahre Kraft aber soll, nach dieses Predigers eigener, oft ausgesprochener Überzeugung, gar nicht vorzüglich im Persönlichen liegen, sondern die Kraft der evangelischen Wahrheit selbst, das Leben des lebendigmachenden Wortes Gottes selbst sein, freilich immer so, wie es vom Einzelnen aufgefasst ist, so wird man sich denn auch nicht aufhalten wollen an allfälligen einzelnen Unvollkommenheiten in der Form, Man muss hier nämlich bedenken, dass die Predigten gerade so, wie sie vom Verfasser niedergeschrieben und niemals überarbeitet worden waren, gedruckt sind, und dass dieser im lebendigen Vortrag nicht an das Geschriebene sklavisch gebunden war, sondern sich sehr frei bewegte. So wird man denn auch das hinnehmen müssen an einigen dieser Predigten, dass der Schluss derselben nicht mehr vollständig ausgeführt, sondern nur skizziert ist, doch so, dass der Gedankengang bestimmt erkannt werden kann. Besonders da dieses letztere der Fall ist, wollten wir lieber das Unvollkommene stehen lassen, als selbst ergänzen und die Spuren einer fremden Hand hineinbringen.
Übrigens werden nicht nur Freunde, Bekannte und ehemalige Zuhörer des Hingeschiedenen in dieser Sammlung ein teures Vermächtnis begrüßen, sondern gewiss auch sehr viele Andere unter allem Christenvolk in derselben ein kräftiges und segensreiches Erbauungsmittel finden, wodurch der Heimgegangene immer noch unter uns fortwirken kann für das Reich seines Herrn.
Zürich den 11. Januar 1840.
Der Herausgeber.