Thomas von Kempen - Buch 3 - Kapitel 40

Thomas von Kempen - Buch 3 - Kapitel 40

Daß der Mensch nichts Gutes von sich selber hat und in Nichts sich rühmen kann.

1. „Herr! was ist der Mensch, daß du seiner gedenkest, oder des Menschen Sohn, daß du ihn heimsuchest?“ (Ps. 8,5.) – Was hat der Mensch verdient, daß du ihm deine Gnade erweisest?

Herr! wie darf ich mich beklagen, wenn du mich verlässest? Oder was kann ich mit Recht einwenden, wenn du mir meine Bitte nicht gewährest?

Fürwahr, nur das kann ich in Wahrheit denken und sagen: Herr, ich bin nichts, ich vermag nichts, ich habe nichts Gutes von mir; sondern in Allem bin ich schwach, und trachte stets nach dem, was nichts ist.

Und bin ich von dir nicht unterstützt und innerlich belehrt, so werde ich ganz lau und zuchtlos.

2. Du aber, o Herr! bist immer derselbe und bleibest in Ewigkeit immerdar gut, gerecht und heilig; du machst Alles wohl, gerecht und heilig, und ordnest Alles mit Weisheit. – Ich dagegen, der ich mehr zum Rückschritt geneigt bin, als zum Fortschritt, bin nimmer derselbe, und zeige mich siebenmal anders in Einem Tage.

Doch wird’s auch schnell besser, wenn es dir gefällt, und du deine Hand ausstreckst, mir beizustehen, da du allein ohne menschlichen Beirath zu helfen und mich dergestalt zu befestigen vermagst, daß meine Miene nicht so sehr wechsele, sondern zu dir allein mein Herz sich hinwende, und in dir ruhe!

3. Darum, wenn ich mich alles menschlichen Trostes zu entschlagen wüßte, sei es um desto inniger und andächtiger zu werden, oder der Noth, die mich zu dir hintreibt, zu entrinnen, weil Niemand mich zu trösten vermöchte: dann könnte ich mit Zuversicht auf deine Gnade hoffen und über die Gabe eines neuen Trostes frohlocken.

4. Dank dir, von dem Alles kommt, so oft mir etwas wohlgelingt.

Ich aber bin Eitelkeit und Nichts vor dir, ein unbeständiger und schwacher Mensch.

Weß also mag ich mich rühmen, oder warum begehre ich, für etwas angesehen zu werden?

Etwa weil ich nichts bin? Ist das doch das Allereitelste!

Fürwahr, der nichtige Ruhm ist eine böse Seuche und die höchste Eitelkeit, weil er vom wahren Ruhme abzieht und der himmlischen Gnade beraubt.

Denn wenn der Mensch sich gefällt, mißfällt er dir; indem er menschlichem Lobe nachjagt, verliert er die ächte Tugend.

5. Das ist aber wahrer Ruhm und heiliges Jauchzen, in dir sich rühmen und nicht in sich selbst, sich freuen in deinen Namen, nicht in eigener Tugend: noch an irgend einer Kreatur Lust haben, es sei denn um deinetwillen.

Gelobet sei dein Name, nicht der meine; gepriesen dein, nicht mein Thun; gebenedeit sei dein heiliger Name, mir aber werde nichts beigelegt von dem Lobe der Menschen. – Du bist mein Ruhm, du die Wonne meines Herzens.

In dir will ich mich rühme und frohlocken den ganzen Tag; „von mir selbst will ich mich nur meiner Schwachheit rühmen.“ (2. Kor. 12,5.)

6. Mögen die Juden Ehre von einander nehmen; ich will die suchen, welche allein von Gott ist.

Denn aller menschliche Ruhm, alle zeitliche Ehre, alle weltliche Hoheit, verglichen mit deiner ewigen Herrlichkeit, ist doch nur Eitelkeit und Thorheit.

O du, meine Wahrheit und meine Barmherzigkeit, du, mein Gott, hochheilige Dreieinigkeit, dir allein sei Lob, Ehre, Kraft und Ruhm von Ewigkeit zu Ewigkeit!

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