Spurgeon, Charles Haddon - Psalm 84

Spurgeon, Charles Haddon - Psalm 84

- Ein Psalm der Kinder Korah, auf der Gittith, vorzusingen. - Wie lieblich sind deine Wohnungen, Herr Zebaoth! - Meine Seele verlangt und sehnt sich nach den Vorhöfen des Herrn; mein Leib und Seele freuen sich in dem lebendigen Gott. - Denn der Vogel hat ein Haus gefunden und die Schwalbe ihr Nest, da sie Junge hecken: deine Altäre, Herr Zebaoth, mein König und mein Gott. - Wohl denen, die in deinem Hause wohnen; sie loben dich immerdar. (Sela) - Wohl den Menschen, die dich für ihre Stärke halten und von Herzen dir nachwandeln, - die durch das Jammertal gehen und machen daselbst Brunnen. Und die Lehrer werden mit viel Segen geschmückt. - Sie erhalten einen Sieg nach dem andern, dass man sehen muss, der rechte Gott sei zu Zion. - Herr, Gott Zebaoth, höre mein Gebet; vernimms, Gott Jakobs! (Sela) - Gott, unser Schild, schaue doch; siehe an das Antlitz deines Gesalbten! - Denn ein Tag in deinen Vorhöfen ist besser denn sonst tausend. Ich will lieber der Tür hüten in meines Gottes Hause denn wohnen in der Gottlosen Hütten. - Denn Gott der Herr ist Sonne und Schild; der Herr gibt Gnade und Ehre; er wird kein Gutes mangeln lassen den Frommen. - Herr Zebaoth, wohl dem Menschen, der sich auf dich verlässt!

Überschrift und Inhalt

„Dem Musikmeister, auf der Gittith. Ein Psalm für die Söhne Korans (vgl. Elberfelder Übersetzung.) Dieser Psalm verdient es, den edelsten Söhnen der Sangeskunst übergeben zu werden. Die herrlichste Musik ist gerade gut genug für diese Dichtung, und die schönsten Klänge sollen sich mit der Schönheit der Sprache vereinen. Es gibt kein reichhaltigeres Thema für solche Lieder als die heiligen Festgottesdienste Zions.

Wir wissen nicht genau, wann und von wem dieser Psalm geschrieben worden ist. Er scheint etwas von Davids Dichtkunst zu haben; man atmet förmlich den Duft von Heide und den Geruch der einsamen Plätze in der Wüste, wo der König David in Kriegszeiten so oft gewesen ist. Dieses Lied ist eins der schönsten in der ganzen Sammlung der Psalmen. Es hat einen milden Glanz an sich, so dass man es die „Perle der Psalmen„ nennen kann. Wir können diesen Psalm mit anderen berühmten Psalmen vergleichen. Der 23. Psalm ist der bekannteste, der 103. der freudigste, der 119. der erfahrungsreichste und der 51. der schmerzlichste. Der vorliegende Psalm ist das lieblichste Friedenslied.

Pilgerfahrten zum Heiligtum waren im Leben Israels bedeutende Höhepunkte. Ganze Familien reisten zusammen, und an jedem Rastplatz wurde die Schar der Pilger größer. Sie lagerten in sonnigen Lichtungen, sangen beim Wandern auf der Straße, erklommen Hügel und durchzogen tiefe Schluchten. Auf diesen großen Pilgerfahrten sammelte man viele Erinnerungen. Jemand, der die heilige Gemeinschaft der Pilger nicht miterleben konnte und die feierlichen Gottesdienste der Gemeinde entbehren musste, fand in diesem Psalm Trost für seinen betrübten Geist.

Einteilung

Das Lied ist vom Dichter durch „Sela“ in drei Teile gegliedert.

Auslegung

V. 1 „Wie lieblich!„ Der Psalmist sagt uns nicht, wie lieblich sie sind; das konnte er nicht. Seine Worte reichen nicht hin, um seinen Gefühlen Ausdruck zu geben. Die Versammlungen der Heiligen sind lieblich für Geist, Herz und Auge — lieblich für die ganze Seele. Auf der ganzen Erde gibt es keinen so herzerquickenden Anblick wie die Gemeinschaft von Gläubigen, die zur Anbetung Gottes versammelt sind. Das sind traurige Heilige, die nichts Liebliches an den Gottesdiensten im Hause des Herrn entdecken! „Wie lieblich sind deine Wohnungen.“ Der Tempel bestand aus verschiedenen Höfen, mehreren Gebäuden und vielen Räumen. Aus diesem Grund wird hier die Form der Mehrzahl gebraucht. David liebte das ganze Heiligtum. Der äußere und der innere Vorhof, jeder einzelne Teil, jede Säule und jeder Vorhang war ihm lieblich und wertvoll. Selbst wenn er in der Ferne weilte, freute er sich im Gedanken an das Heiligtum, wo der Herr sich offenbart. Er jubelte laut, wenn er sich die heiligen Gottesdienste und feierlichen Handlungen vorstellte. Weil es deine Wohnungen sind, „Herr der Heerscharen„, sind sie deinem Volk so lieblich. Dein Heiligtum ist der Mittelpunkt des ganzen Lagers, und alle deine Heiligen versammeln sich rundherum. Du herrschst über alle deine Geschöpfe mit großer Güte, und alle deine Heerscharen freuen sich über die Stätte, wo du wohnst. Aber besonders deine Heiligen jubeln dir zu und dienen dir in ergebener Treue als dem Herrn der Heerscharen.

V. 2 „Meine Seele verlangt und sehnt sich.“ Sie sehnt sich danach, mit den Heiligen im Hause des Herrn zusammenzukommen. Dieses Verlangen ist tief und stark; das ganze innere Wesen des Psalmsängers verzehrt sich in Sehnsucht nach Gott. Er kann es kaum aushalten; er ist ganz erschöpft von seiner Sehnsucht. „Nach den Vorhöfen des Herrn“ Das ganze Verlangen des Psalmisten richtet sich darauf, noch einmal in dem Tempel zu sein, der der heiligen Anbetung Gottes geweiht ist. Treue Untertanen lieben den Palast des Königs. „Mein Leib und Seele freuen sich in dem lebendigen Gott.„ (Elberfelder Übersetzung: „Mein Herz und Fleisch rufen laut nach dem lebendigen Gott“) Es ist Gott selbst, der lebendige und wahre Gott, nach dem er sich sehnt. Sein ganzes Sein geht in dieser Sehnsucht auf. Sogar das irdische unbeteiligt kalte Fleisch erwärmt sich bei dem leidenschaftlichen Verlangen seines Geistes. Es ist ja selten der Fall, dass das Fleisch in die richtige Richtung neigt. Aber der Psalmist konnte in seiner Sehnsucht einfach nicht still bleiben, sondern fing an, laut nach Gott und seinem Hause zu rufen. Er weinte, seufzte und betete um das Vorrecht, dort sein zu dürfen. Manche Menschen müssen regelrecht zur Kirche getrieben werden; David aber schreit nach dem Hause Gottes. Er brauchte das Läuten der Glocken nicht, um aufgefordert zu werden, in die Kirche zu gehen. Er trug die Glocke in seinem Herzen. Heiliger Herzenshunger ruft besser zum Gottesdienst als das schönste Glockenspiel.

V. 3 „Denn der Vogel hat ein Haus gefunden.“ David beneidete die Vögel, die am Tempel lebten und die in den Höfen verstreuten Brosamen aufpickten. Er wünschte, an den feierlichen Versammlungen teilzuhaben und nur ein wenig himmlische Speise mitnehmen zu können. „Und die Schwalbe hat ihr Nest gefunden, da sie Junge hecken.„ David beneidete auch die Schwalben, die ihre Nester unter die Dächer der Priesterwohnungen bauten und dort einen Platz für sich und ihre Jungen gefunden hatten. Wir freuen uns nicht nur für uns selbst, dass wir die Gottesdienste besuchen können, sondern auch für unsere Kinder, die wir mit in das Heiligtum nehmen können. Die Gemeinde des Herrn ist ein Haus für uns und ein Nest für unsere Kleinen. „Deine Altäre, Herr Zebaoth.“ Die Vögel konnten sogar bis an die Altäre fliegen; niemand konnte sie hin„ dem, und wer hätte das auch gewollt? David wünschte, auch so frei zu sein wie diese Vögel. Er wollte so gern an die Altäre. Beachte, wie er den gelobten Namen des Herrn der Heerscharen wiederholt. Er fand in diesem Namen alle Kraft, die ihm half, seinen Seelenhunger zu ertragen. Vielleicht war David gerade beim Heer und dachte deshalb besonders an diesen Namen des Herrn. Er sagte ihm, dass der Herr beim Heerlager im freien Feld genauso gegenwärtig ist wie hinter den heiligen Vorhängen im Tempel. „Mein König und mein Gott!“ Er bezeugt seine Treue, auch wenn er weit vom Heiligtum entfernt ist. Er kann jetzt die Höfe des Tempels zwar nicht betreten, aber er liebt den Herrn. Ist er auch ein Verbannter, so ist er doch kein Empörer. Wenn wir auch nicht auf unserem Platz im Gotteshaus sitzen können, so soll der Herr doch seinen Platz und Thron in unseren Herzen haben. Das doppelte „mein„ ist sehr kostbar: Der Psalmist hält seinen Gott mit beiden Händen fest, entschlossen, ihn nicht loszulassen, bis Gott ihm die erbetene Gunst endlich gewährt.

V. 4 „Wohl denen, die in deinem Hause wohnen.“ Der Psalmist schätzt die Menschen besonders glücklich, die ständig im Dienst Gottes stehen: Prediger des Evangeliums, Diakone und alle Kirchendiener. Es ist schon erquickend, wenn man das Haus Gottes immer wieder aufsuchen kann; aber dort zu wohnen, das muss der Himmel auf Erden sein. Gottes Hausgenosse zu sein, die Gastfreundschaft des Himmels zu genießen, ausgesondert zu sein zum Heiligen Dienst, abgeschirmt gegen den Lärm der Welt und vertraut mit den heiligen Dingen — das ist wirklich das Herrlichste, das einem Menschen geschenkt werden kann. „Die loben dich immerdar.„ Wer Gott so nahe ist, dessen ganzes Leben muss zur Anbetung werden. Herz und Zunge hören nicht auf, den Herrn zu loben. Es ist aber zu befürchten, dass David hier beschreibt, wie es sein soll — aber nicht wie es ist. Denn die, die täglich mit den Dingen des Reiches Gottes, mit der Anbetung und dem Gottesdienst zu tun haben, sind nicht immer auch die Frömmsten. Im Gegenteil: Je näher dem Hause Gottes, desto weiter von Gott! Aber im geistlichen Sinn sind diese Worte des Psalmdichters wahr. Die Kinder Gottes, die allezeit im Geist im Hause Gottes weilen, tragen auch immer sein Lob im Herzen. Gemeinschaft ist die Mutter der Anbetung. Wer sich weit vom Herrn entfernt, wird ihn auch nicht loben. Wer in ihm bleibt, kennt dieses ständige Lob des Herzens. „Sela.“ Mit so einer herrlichen Beschäftigung würden wir am liebsten nicht aufhören. Es ist aber gut, eine Weile still darüber nachzudenken, wie es sein wird, wenn wir einmal für alle Ewigkeit bei Gott wohnen und ihn loben dürfen.

V. 6 „Wohl den Menschen, die dich für ihre Stärke halten.„ Nachdem der Dichter von den Gesegneten gesprochen hat, die im Hause Gottes wohnen, redet er nun von denen, die das Heiligtum nur zu bestimmten Zeiten besuchen können. Er bezieht seine Seligpreisung aber nicht leichtfertig auf alle Festpilger ohne Ausnahme, sondern nur auf die, die von ganzem Herzen an den heiligen Festen teilnehmen. Der Segen des Gottesdienstes gehört nicht den Halbherzigen und Oberflächlichen. Nur die Gottesdienstbesucher empfangen ihn, die sich mit allen Kräften des Herzens und der Seele daran beteiligen. Kein Gebet, kein Lob, kein Wort Gottes wird denen etwas nützen, die ihr Herz nicht mitgebracht haben. Festpilger, die ihr Herz zu Hause gelassen haben, sind nicht viel mehr als ein Leichenzug. Sie sind völlig unfähig, sich mit lebendigen Gotteskindern in der Anbetung zu vereinigen. „Und von Herzen dir nachwandeln.“ Besser: Und in deren Herzen deine Wege sind. Wer die Wege Gottes liebt, ist gesegnet. Wenn wir Gottes Wege in unsern Herzen haben und unsere Herzen in seinen Wegen gehen, sind wir da, wo wir sein dürfen und sein sollen.

V. 7 „Die durch das Jammertal gehen und machen daselbst Brunnen.„ Fröhlich ziehen die glücklichen Pilger zur großen Versammlung im Heiligtum. Sie finden selbst auf den ödesten Strecken des Weges Erfrischungen. Wie man sich an einer Quelle trifft und sich nach langer, anstrengender Reise erfrischen kann, so finden die Pilger zur himmlischen Heimat überall Trost und Freude in der brüderlichen Gemeinschaft. Sie freuen sich auf die große Versammlung der Heiligen im Himmel. Es gibt Freuden auf dieser Pilgerfahrt, über die man alle Schwierigkeiten und Beschwerden des Weges vergisst. „Und die Lehrer werden mit viel Segen geschmückt.“ (Elberfelder Übersetzung: „Ja, mit Segnungen bedeckt es der Frühregen.„) Gott versorgt sein Volk mit allem, was es auf der Pilgerfahrt braucht. Wo es keine irdische Versorgung gibt, finden die Pilger eine Überfülle lebendigen Wassers von oben. Wege, die sonst völlig verlassen sind, weil sie unpassierbar sind, werden zu großen Reisestraßen, auf denen die Pilger alles Notwendige für ihre Pilgerfahrt vorfinden. Die Freude an der gemeinsamen Anbetung erleichtert manche Pflichten, die sonst nur schwer zu tragen sind.

V. 8 „Sie erhalten einen Sieg nach dem andern.“ (Elberfelder Übersetzung: „Sie gehen von Kraft zu Kraft“) Statt müde zu werden, sammeln sie immer mehr Kraft. Jeder einzelne wird glücklicher, die Pilgerschar wird immer zahlreicher, und die Lieder werden immer fröhlicher. Wenn der Himmel unser Ziel ist, wachsen wir innerlich. Wenn wir unsere Kraft auf den Wegen Gottes verbrauchen, werden wir entdecken, dass sie ständig zunimmt. „Dass man sehen muss, der rechte Gott sei zu Zion.„ (Elberfelder Übersetzung: „Sie erscheinen vor Gott in Zion“) Das ist das Ende der Pilgerfahrt. Zion war der Mittelpunkt, wo sich alle trafen. Der tiefste Wunsch jedes Israeliten war nicht die Gemeinschaft in der Versammlung, sondern das Erscheinen vor Gott. Gott möge geben, dass dieses aufrichtige Verlangen auch in den Herzen aller Gläubigen ist, die sich heute überall versammeln! Wenn wir uns nicht bewusst in die Gegenwart Gottes stellen, ist unser Gottesdienst nichts wert.

V. 9 „Herr, Gott Zebaoth, höre mein Gebet.“ Gewähre mir, zum Haus des Herrn zu gehen. Wenn nicht, so höre doch wenigstens mein Schreien. Du hörst auf das gemeinsame Gebet deiner Heiligen; verschließe dein Ohr nicht, wenn ich allein und einsam zu dir flehen muss. „Vernimms, Gott Jakobs!„ Du bist der gewaltige Herr der Heerscharen, aber du bist auch der Gott des Bundes. Du hörst auch das Gebet eines einzelnen Menschen, wie du Jakob erhört hast. So höre doch auch mein klägliches Flehen. Ich ringe hier allein mit dir, während die große Schar der Festpilger das Glück der Gemeinschaft im Hause Gottes genießt. Ich bitte dich, segne mich. Ich bin fest entschlössen, dich nicht zu lassen, bis du das Wort deiner Gnade in mein Herz hineinsprichst. Die Wiederholung dieser Bitte zeigt, wie ernst und dringend der Beter um den Segen Gottes fleht. Welch eine Gnade, dass wir mit unserem Meister sprechen können, auch wenn wir uns nicht mit der großen Schar der Gläubigen versammeln können! „Sela.“ Nach diesem flehentlichen Gebet braucht der Beter Stille und Ruhe.

V. 10 „Gott, unser Schild, schaue doch; siehe an das Antlitz deines Gesalbten!„ Dies ist das Gebet des Volkes für David, und es ist das Gebet der Gläubigen für den Sohn Davids. Wenn Gott auf unseren Herrn Jesus schaut, sind wir vor allem Schaden geschützt. Wenn Gott das Antlitz seines Gesalbten ansieht, können wir mit Freuden in sein Antlitz schauen. Auch wir sind durch die Gnade des Herrn gesalbt, und wir möchten gerne, dass er uns mit Augen der Liebe in Jesus Christus anschaut.

V. 11 „Denn ein Tag in deinen Vorhöfen ist besser denn sonst tausend.“ Der Psalmist meint hier tatsächlich tausend Tage. Wenn wir eine so lange Zeit unter den denkbar besten Verhältnissen leben würden und die schönsten irdischen Genüsse hätten, so wäre das alles doch nichts gegen die Freuden, die uns im Dienst Gottes geschenkt werden. Seine Liebe zu spüren, die Freude in Christus zu erleben, die Verheißungen zu erfahren und die Kraft des Heiligen Geistes im Herzen zu haben — das alles sind Freuden, die kein Weltmensch verstehen kann, sondern nur der wahre Gläubige. Ein einziger Blick in die Liebe Gottes ist besser als ein langes Leben in sündlichen Freuden. „Ich will lieber der Tür hüten in meines Gottes Hause denn wohnen in der Gottlosen Hütten“ Die geringste Stellung im Hause Gottes ist besser als die höchste Position bei den Gottlosen. An der Schwelle zu stehen und einen Blick hineinwerfen zu können zu Jesus, das ist Segen. Es ist ehrenvoller, für Jesus Lasten zu tragen und die Türen am Gotteshaus zu öffnen als einen Regierungsposten bei den Gottlosen zu haben. Jeder wählt sich sein Los selbst, und dies haben wir uns erwählt. Die Schwelle am Hause Gottes ist ein besserer Ruheplatz als die weichen Betten in den Palästen von Sündern. Man beachte, wie der Psalmist sagt: „Meines Gottes“ Wenn der Herr unser Gott ist, dann ist sein ganzes Haus für uns kostbar: die Altäre, die Wohnungen und die Schwelle. Wir wissen aus Erfahrung, dass es außerhalb eines Hauses, in dem Jesus wohnt, immer noch besser ist als in den prunkvollsten Gemächern, in denen die Sünde lebt.

V. 12 „Denn Gott der Herr ist Sonne und Schild.„ Pilger brauchen beides, je nach den Umständen. Die Kälte würde sie lähmen, wenn die Sonne nicht wäre. Feinde würden ihnen auflauern und sie vernichten, wenn kein Schild sie schützte. Himmlische Pilger sind den Widerwärtigkeiten nicht schutzlos preisgegeben. Israel besaß auf seiner Wanderschaft Sonne und Schild in jener feurigen Wolke, die das Sinnbild der Gegenwart des Herrn ist. Auch heute findet der Gläubige Licht und Schutz bei dem Herrn, seinem Gott; Sonne für glückliche Zeiten und den Schild für gefahrvolle Tage. Licht, das den Weg erhellt, und einen Schild, der vor Gefahr schützt. Die sonnige und die dunkle Seite des Lebens sind für Menschen, die mit solchem Geleit reisen, gleichermaßen heilvoll. „Der Herr gibt Gnade und Ehre.“ Beides zu gegebener Zeit, wie es gebraucht wird; beides in ganzer Fülle und mit absoluter Gewissheit. Der Herr besitzt Gnade und Herrlichkeit in Überfülle. Jesus ist die Fülle von beidem, und wir empfangen beides als freie Gabe von dem Gott unseres Heils. Könnte der Herr noch mehr geben? Könnten wir noch mehr wünschen und empfangen? „Er wird kein Gutes mangeln lassen den Frommen.„ (Elberfelder Übersetzung: „Kein Gutes wird er vorenthalten denen, die in Lauterkeit wandeln“) Die Gnade macht uns zu aufrichtigen Menschen, und deshalb empfangen wir die Segnungen des Bundes. Welch eine Verheißung! Manches, was uns gut erscheint, mag Gott zurückhalten, aber was tatsächlich gut für uns ist, das wird er uns in jedem Fall geben! „Alles ist euer, ihr aber seid Christi, Christus aber ist Gottes“ (1. Kor. 3, 22). Gott allein hat alles Gute, und es gibt kein Gutes außer ihm. Es gibt keinen Grund, weshalb er irgend etwas Gutes zurückhalten sollte oder müsste, wenn wir bereit sind, es zu empfangen. Wir müssen aufrichtig sein und uns von allem Bösen fernhalten. Diese Aufrichtigkeit muss praktiziert werden; wir sollen in Wahrheit und Heiligkeit wandeln. Dann sind wir Universalerben. Wenn wir das volle Mannesalter in Christus erreicht haben, werden wir alles besitzen. Inzwischen aber empfangen wir das Gute nach unserer Aufnahmefähigkeit. Das gilt nicht für einige Bevorzugte, sondern für alle Gläubigen.

V. 13 „Herr Zebaoth, wohl dem Menschen, der sich auf dich verlässt!„ Hier ist der Schlüssel zu dem ganzen Psalm. Der Gottesdienst geschieht im Glauben, und der Segen des Gottesdienstes wird nur den Gläubigen geschenkt. Keiner, der den Herrn nur mit den Lippen ehrt, kann in dieses Geheimnis eindringen. Man muss den Herrn durch den lebendigen Glauben kennen, sonst kann man keine Freude an der Anbetung, an dem Hause Gottes, an seinem Sohn und an seinen Wegen haben. Lieber Leser, wie steht es mit deiner Seele?

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