Spitta, Carl Johann Philipp - Wer ist, der die Welt überwindet?
Es bleibt einmal dabei: „Niemand kann zween Herren dienen.“ Wie stimmet Christus und Belial, Gott und die Welt? Es ist hier keine andere Wahl, als entweder den Kampf mit der Welt nicht zu scheuen und sie zu überwinden, oder Frieden mit ihr zu haben, und aus einen christlichen Sinn und Wandel Verzicht zu leisten. Wenn nun das Wort Gottes durch dreier Zeugen Mund, Johannes, Jakobus und Paulus, lehrt: „So jemand die Welt lieb hat, in dem ist nicht die Liebe des Vaters; denn des Fleisches Lust, und der Augen Lust und hoffärtiges Leben ist nicht vom Vater, sondern von der Welt. (1 Joh. 2, 15. 16.) Der Welt Freundschaft ist Gottes Feindschaft, (Jac. 4, 4.) Darum stellet euch nicht dieser Welt gleich, sondern verändert euch durch Verneuerung eures Sinnes, daß ihr prüfen möget, welches da sei der gute, der wohlgefällige und vollkommene Gotteswille?“ (Röm. 12, 2.) - so lernt man, in wiefern die Welt zu überwinden sei. Alles das, wodurch die Welt uns von der Gemeinschaft und Freundschaft Gottes und Christi abzulocken oder abzuschrecken sucht, also der Reiz ihrer Lust und die Furcht vor ihrer Feindschaft, muß überwunden werden. O wer vermag das in eigener Kraft? Wer geräth nie in das Netz der Augenlust, Fleischeslust und Hoffart, worauf sie es bei ihren Gelagen und Festlichkeiten abzusehen pflegt?„ Wer fühlt sich nie von ihrer Pracht und Ueppigkeit so geblendet, daß ihn dagegen das geruhige und stille Leben in Gottseligkeit und Ehrbarkeit, anwidert? Auf wen bleibt der leichtsinnige und spöttische Geist, der uns in den Reden der Weltmenschen anweht, ohne allen schädlichen Einfluß? Wen machen ihre scheinbaren Grundsätze, ihre raschen Urtheile, ihr Lob oder Tadel nie unsicher und schwankend? Wer läßt sich durch ihr Spotten und Lästern nie einschüchtern, daß er im christlichen Ernst und Eifer etwas nachläßt? Wer überwindet das Alles? Wer widersteht dem Allen? Wer bleibet fest und unverrückt auf dem Wege der Wahrheit? Nur der überwindet die Welt, sagt Johannes, der da glaubet, daß Jesus Gottes Sohn ist. Denn wer das glaubet, der ist von Gott geboren. Und wer von Gott geboren ist, der hat kraft seiner Geburt aus Gott einen andern Geist, er sucht etwas Besseres, als was diese Welt geben kann. Er ist in dieser Welt, aber nicht von dieser Welt; und je weniger er von ihr ist, desto weniger vermag sie auch über ihn. Er hat seine Lust an dem Herrn; und die Lust der Welt hat keinen Reiz mehr für ihn. Seiner Seelen Seligkeit zu verlieren fürchtet er nur, darum spottet er allen Drohungen derer, die nur den Leib tödten können, und vergebens suchen sie ihn von der Wahrheit abzuschrecken. Die Welt ist mir gekreuzigt, sagt Paulus, und ich der Welt. Siehe da die Kraft des Glaubens! Wer kann, was er kann? wer ist, der die Welt überwindet, ohne der da glaubet, daß Jesus Gottes Sohn ist?