Smith, Robert Pearsall – Heiligung durch den Glauben - 1. Einleitung

Smith, Robert Pearsall – Heiligung durch den Glauben - 1. Einleitung

Geliebter Leser – sind die Erwartungen, welche du bei deiner Bekehrung hattest, in Betreff der Gerechtigkeit, des Friedens, der Freude im heiligen Geist, diesen Gaben, die dir damals als Kennzeichen des Reiches Jesu erschienen, wirklich in Erfüllung gegangen? Empfindest du nicht einen entsetzlichen Mangel, von dem du dir nicht Rechenschaft geben kannst?

Hast du nicht erwartet völliger vor der Sünde bewahrt zu werden, als die Folge es gezeigt hat? Und gab dir das Wort Gottes nicht ein Recht solches zu erwarten? Wenn du deinen eigenen, inneren Zustand mit dem von anderen vergleichst, welche vielleicht, wie du unter viel Gebet mit ernstlicher Drangabe ihrer äusseren Kräfte an Gott gelebt haben, verspürst du nicht dieselben, traurigen, Gott entehrenden, ungeheiligten Neigungen und ungeordneten Begierden. Spürst du nicht, dass dein Herz geteilt ist und dass du dich auch offenbarlich versündigst durch deine Laune, oder auf eine andere Art?

Zeigen dir diese Versündigungen nicht mit schrecklicher Gewissheit den Überrest von unbezwungenem Verderben in dir? Wäre es dir recht, wenn ein Sünder, dem du den Weg zu Christus zeigest, in deinem Herzen alles sähe, was noch von Unglauben und Bösem darin vorhanden ist?

Wenn dir die Sünde in einer gewissen Gestalt entgegen tritt, die dir bekannt ist, hörst du nicht, obgleich du dich davon wegwendest, in der Tiefe deines Herzens eine Stimme, welche dir das unwiderlegbare Zeugnis gibt, dass du dies doch noch liebst! Ach, das ist ja eben das Schlimme, du liebst es doch noch! Nun aber ist der Mensch in gewissen Sinne, das selbst, was er liebt. Seine Neigungen bezeugen es, dass das Fleisch, in welchem nichts Gutes wohnt, seine Macht behauptet und das er demselben nachgibt. „Aus einem Brunnen quillt bitteres und süßes Wasser“, auf demselben Strauch wachsen Trauben und Dornen. Mein Bruder, so sollte es nicht sein, gibt es nicht einen Erlöser und eine Erlösung hiervon?

Indem wir für jetzt die Frage auf sich beruhen lassen, ob diejenigen, welche behaupten, die Vorrechte der Heiligung durch den Glauben ergriffen zu haben, auf dem rechten Weg sind, möchte ich doch fragen: Wäre es nicht der grösste Segen deines Lebens, grösser als alle irdischen Gaben, wenn es irgend ein Mittel gäbe, die Ruhe der Seele, die Befreiung vom Sündigen und die stündliche Gemeinschaft mit dem Herrn zu erhalten, welche jene, wie sie sagen, nach dem äußersten Maß ihres Glaubens erfahren? Wie ein junger Geistlicher vor kurzem zum Verfasser sagte: „Ich würde die ganze Welt darum geben, wenn ich glauben und empfinden könnte, wie sie, ich gäbe meine Habe, meine Aussichten, mein alles darum!“ Obgleich er dem Glaubensweg nicht trauen konnte, erkannte er, dass das Ziel desselben Segnungen enthielt, die das, was er besaß, oder in diesem Leben zu besitzend erwartete, unendlich übertrafen, Segnungen, deren Zusage er doch in vielen Stellen der Schrift fand,

So weit sind wir eins mein Bruder. Ich wünsche dringend, dass mir nach derselben Regel einhergehen möchten und gleichgesinnt sein, denselben Sinn haben, einhellig und einträchtig sein mögen. In wie vielen Stücken sind wir doch auf gleichem Grund und Boden. Wir wissen, dass wir verderbte, hoffnungslose, hilflose Sünder waren, auf dem Wege zur Hölle, als Gott, nach seiner grossen Barmherzigkeit uns lebendig machte, durch seinen Geist, sodass wir unseren verlorenen Zustand erkannten, dass er uns dann zum Kreuze Christi brachte, damit wir dort Jesus erblickten, wie er unsere Sünden selbst geopfert hat, an seinem eignen Leibe auf das Holz. Wir wissen Beide, das, weil wir von Gott geboren sind, wir ausser dem alten Menschen (dem Fleisch) einen neuen empfangen haben, ein wirkliches Dasein von Gott gezeugt aus unvergänglichem Samen und dass wir durch den Glauben an Jesus das ewige Leben haben. Wir beide haben uns von unseren Götzen zu Gott gewandt, zu dienen dem lebendigen und wahrhaften Gott und zu warten Seines Sohnes vom Himmel in stündlicher Erwartung. Wir beide sind wiedergeboren zu einer lebendigen Hoffnung, durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten.

Es ist möglich, dass wir Beide auf denselben Blättern der Schrift, durch denselben Geist gelernt haben, auszugehen von der Welt und uns absondern, die wasserreichen Ebenen Sodoms zu verschmähen, um mit dem gläubigen Abraham auf dem Berge zu wohnen, uns begnügend mit einem Pilgerzelt und einem Opferaltar. Vielleicht haben wir Beide in dieser Beziehung Vieles oder das Meiste verlassen, was der Mensch schätzt an Bequemlichkeit und Ehre. Und endlich begehren wir Beide mit gleicher Aufrichtigkeit die ganze Fülle von Gottes beseligender Wahrheit zu erfahren und auch darin zu wandeln.

In allen diesen Stücken bin ich seit langer Zeit mit dir eins. Während vieler Jahre in denen ich Gott ernstlich diente, fand auch ich häufig in Knechtschaft er inneren Verderbnis, die auch du bekennst: Der alte oder der natürliche Mensch, nahm dich und mich häufig gefangen unter das Gesetz der Sünde und des Todes, welches war in unseren Gliedern. Gewiss, ich streckte mich aus nach einer teilweisen Befreiung und wurde mitunter entmutigt durch das zeitweile Absterben eines besonderen Zweiges von dem Baume des Verderbens, aber am Schluss vieler Jahre merkte ich, dass er immer noch kräftig war und neue Sprossen trieb.

Vielleicht bin ich einen Schritt weiter gegangen wie du, indem ich sowohl öffentlich als auch in Privatreisen und durch die Presse einer Lehre widerstand, die ich für eine wirkliche Schwächung dessen hielt, was bei Gott als Heiligkeit gilt mit geistlichem Hochmut verbunden. Da ich dem Lichte gegenüber blind war, leugnete ich das Zeugnis Derer, die sehend waren und sagten, dass die Sonne scheine. Ich wusste nicht, dass das was sie beanspruchten, durchaus nicht im absolutem Sinne eine Vollkommenheit sei. Die Erregungskraft des vollkommenen Maßstabes göttlicher Heiligkeit, sondern das diese Christen, je nach dem sie sich täglich ihres Bedürfnisses bewusst waren, es erfuhren, dass Christus sie ihrem Glauben gemäß vor eigenwilliger Sünde bewahren konnte und wollte und das Christus alle Ehre davon hatte, ebenso sehr wie bei der Sündenvergebung.

Ich bedachte nicht, dass es Satans besondere Kunst ist, Gottes Werk und Wahrheit in allen Stücken von der Gestalt eines Engels des Lichts, bis auf die kleinsten Dinge herab, nachzuäffen und das wir immer auf die Existenz einer göttlichen Wahrheit rechnen können, wo wir ein Gegenbild finden, wobei wir genau unterscheiden müssen.

Lieber Bruder, in wie Vielem sind wir nicht eins! Darf ich dir nur in der Furcht Gottes sagen, wie ich, während ich mich auf gleichem Standpunkt mit dir befand, durch Gebet und genaues Forschen im Worte Gottes dazu gebracht wurde Schritt für Schritt weiter zu gehen? Folge mir mit Gebet, denn ich schreibe dies mit der besten Zuversicht, dass wenn wir uns leiten lassen, Gott mich und dich durch seinen Geist unterweisen wird.

Belehrung über die Rechtfertigung und Heiligung

Zuvor aber erlaube mir zwei einfache Beispiele anzuführen. Einst saß ich bald nach meiner Bekehrung neben einem lieben Verwandten, einem ernsten Mann und Bibelforscher und ich versuchte ihm durch die Schrift die Rechtfertigung aus Glauben zu beweisen. Wir betrachteten eine Stelle nach der anderen und jedes Wort schien sonnenhell in meine Seele. Am Schluss sagte er: Nun ja wenn man hier und dort Schriftstellen heraus sucht, kann man so etwas zusammen stellen, dass wie eine Lehre der Rechtfertigung durch den Glauben aussieht, aber nimm die Schrift im Ganzen, so sagt sie nichts davon. Als er selbst Christ wurde, fand er die Rechtfertigung aus dem Glauben allein mit leuchtenden Buchstaben auf jedem Blatt der Bibel geschrieben. Vor einigen Monaten hielt ich einem anderen lieben Freunde, einem wahren Christen, das Prinzip der Heiligung durch den Glauben allein und nicht durch Werke oder Anstrengung vor und er gab einen ähnliche Antwort, da er wirklich meinte, das Ganze beruhe nur auf einem Missverstehen der Schrift und auf geistlichem Hochmut. Später gefiel es Gott, ihm einen Einblick in sein Verderben und in seine tiefe Not zu geben, ihm zu zeigen, dass er durch den Glauben in die herrliche Freiheit derer eingehen könne, welche die tatsächliche Kraft des Auferstehungslebens an ihren Seelen erfahren und ihn selbst durch den Heiligen Geist darin einzuführen. Die Lehre der Heiligung durch den Glauben einen gegenwärtigen Gnade leuchtet ihm nun beinahe aus jeder Schriftstellen entgegen, seit er in diesem völligen Vertrauen lebt, sitzt er nun zum ersten Mal richtig demütig zu Jesu Füssen. Eigentlich anmaßend und selbstvertrauend war er, wie er jetzt bekennt, als er die Heiligung durch den Glauben leugnete und teilweise durch seine eigenen Versuche und Anstrengungen mit Gott zu wandeln versuchte. Er verlässt sich jetzt nicht mehr halb auf sich selbst, oder auf sein Wachstum in der Erkenntnis, sondern auf Christus, unmittelbar und allein und erfährt was es heisst wirklich von der Ungerechtigkeit erlöst, reines Herzens und Geistes zu sein.

Wir können viele Beispiele anführen, aus der Erfahrung der gebildetsten, ernster und eifriger Christen, die wir kennen, denn nur den ernsten und verlangenden offenbart der Herr dieses Geheimnis, nicht aber den Gleichgültigen.

Lieber Bruder, der du offen gestehst, dass dein Leben voll von Fehltritten ist und der du das Zeugnis Vieler hörst, die jahrelang mit dir denselben Weg gingen – äusserlich eifrige Christen und doch mit dem Geständnis innerer Versündigungen – bist du bereit zu glauben, dass die Gnade einen Weg zur Befreiung hat, welchen du noch nicht gefunden hast? Einen Weg, auf welchen wir der Sünde tatsächlich abgestorben, der Gerechtigkeit leben können?

Dieser Weg sollte folgenden Kennzeichen haben:

  1. Es muss ein biblischer Weg sein.
  2. Es muss ein Weg in Christus sein.
  3. Es muss ein Weg dem Verstande verborgen, aber der Seele, die nach Rechtschaffenheit hungert, durch den Geist geoffenbart.
  4. Es muss ein Weg sein, welcher die Versöhnung unseres Herrn verherrlicht.
  5. Es muss ein Weg sein, der die Seele sowohl über innere Sünde, als über Versuchung nach aussen siegreich macht.
  6. Es muss ein Weg sein, auf dem die Gebote unseres Herrn gehalten werden.
  7. Es muss ein Weg sein, welcher den Gläubigen demütigt, indem er Christus erhöht.

Wenn du einen solchen Weg findest, wärest du dann willig, dich deiner vorgefassten Meinungen entledigen und dieses Wort der Gnade und der Kraft mit Sanftmut anzunehmen? Scheust du dich davor, dass Jesus völlig Besitz nehmen könnte von deinem Herzen, dass er alle „Wechsler und Verkäufer“ daraus vertreiben und es zu einem heiligen Tempel des Herrn machen möchte? Da deine Glaubensvorrechte denen des Paulus nicht nachstehen, bist du bereit solche Kraft von oben zu empfangen, die dich fähig machen würde aus Erfahrung zu sagen: ich bin mit Christus gekreuzigt, ich lebe, aber doch nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir. Christus ist mein Leben. Ihr seid unsere Zeugen und Gott, wie heilig gerecht und unsträflich wir bei euch waren, die ihr gläubig wart.

Ich bin überzeugt, du gestattest mir diesen Gegenstand noch einmal nahe zu bringen und bis dahin verbleibe ich dein Mitverbundener in der Gemeinschaft des Evangeliums.

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/s/smith_r_p/heiligung/smith-heiligung_durch_den_glauben_-_kapitel_1.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain