Scriver, Christian - Christlicher Seelenschatz - Widmung

Scriver, Christian - Christlicher Seelenschatz - Widmung

Dem Einigen, Seligen, Allmächtigen, Allweisen, Gütigen und Barmherzigen Gott, Vater, Sohn und heiligen Geist, Schöpfer und Erhalter aller Dinge, Erlöser und Tröster des menschlichen Geschlechts, König aller Könige und Herrn aller Herren,
Meinem gnädigen Herrn
Gott und Vater!

Mein Gott!

Ich bringe abermals eine Frucht Deiner Gnade, und ein Werk, das durch Deines Geistes kräftigen Beistand bis hieher gebracht ist; ich opfere Dir eine Gabe, die aus Deinem Schatz kommt. Denn was bin ich, und was ist mein Vermögen, daß ich ein angenehmes Geschenk für Dich bereiten könnte. Ich bin ein Fremdling und Gast vor Dir, wie alle meine Väter. Mein Leben auf Erden ist wie ein Schatten, und ist kein Aufhalten da. - Herr, mein Gott, diese ganze Schrift, die ich verfaßt, um Deinen heiligen Namen zu preisen und Deine Erkenntniß, Deine Liebe und Dein Lob in viel tausend Herzen zu verbreiten, ist von Deiner Hand und Gnade, und es ist Alles Dein. Du hast die Zeit verliehen, wie die Kräfte des Leibes und Geistes, und Du ließest Deine Kraft mächtig seyn in meiner Schwachheit. - Ich behalte mir nichts an dieser Schrift vor, als die Ehre, daß ich sie in Demuth hiemit zu Deinen allerheiligsten Füßen niederlege und Dir mein Gelübde bezahle, wie ich meine Lippen aufgethan und mein Mund geredet hat in meiner Noth. Sie sey Dir geheiligt, geopfert und übergeben, mein Gott! Laß sie Dir in Gnaden gefallen und eine angenehme Gabe seyn, weil ich sie Dir mit Aufrichtigkeit des Herzens, in lauterer Absicht, zu Deines allerheiligsten Namens Ehre, und in reinem Glauben darbringe. Heilige und segne dieses Werk, und laß es durch Deines Geistes Kraft vielen Seelen zur Buße, zum Unterricht, zum Trost, zur Erbauung und Besserung dienen. - Seelen-Predigten sind es, mein Vater; Seelen habe ich zu gewinne gesucht. Gönne mir die Freude, daß ich erfahren möge, daß sie von Vielen mit Nutzen gelesen und gebraucht werden. Laß dieses Werk einen Brunnen seyn, aus der Quelle Deiner Liebe gefüllt, und laß Deinen Garten hin und wieder davon befeuchtet werden, damit die Blumen und Pflanzen desto mehr wachsen, blühen und Frucht tragen mögen. - Schütze, Allmächtiger, diese Arbeit wider den Neid und die Bosheit des Satans und der gottlosen Welt. Du weißt, Herr, daß ich nie den Vorsatz gehabt habe, etwas zu schreiben, das im Geringsten von der heilsamen Lehre und von der einstimmigen Meinung Deiner gläubigen Kirche abwiche; mir genüget an der Wahrheit, die Du in Deinem heiligen Worte geoffenbart und Deiner Kirche als eine theure Beilage anvertraut hast. Wie könnte ich es über mein Herz bringen, daß ich Dein ohnehin zerrüttetes Zion mit Neuerungen verunreinigen sollte? O daß wir nur das Alte, das wir von Dir, durch die Hand Deiner Propheten und Apostel und deren getreuen Nachfolgern empfangen haben, mit immer neuer Andacht beherzigen, mit neuem Glauben fassen, und mit einem neuen Leben zieren möchten! Daß wir doch Alle, die wir die apostolische Lehre haben und bekennen, durch dieselbe neue Creaturen in Christo Jesu würden! - Ach, mein Gott, laß dazu diese Schrift durch Deine Gnade etwas beitragen! Gib, daß Alle, die sie lesen, Deine Kraft in derselben empfinden, Deinen Geist suhlen, Deinen Trost genießen, und aufgemuntert werden mögen, Deinen allerheiligsten Willen zu thun! Ich habe Blumen gesammelt, und sie in verschiedene Felder und Beete verpflanzt; laß die christlichen Seelen den Bienen gleichen, welche den Honig, der vom Himmel darein gestoßen ist, mit Freuden sammeln. Gib Deinen Segen, daß Dein Name, o Gott, Deine Güte, Deine Liebe, Langmuth und Barmherzigkeit, Deine Allmacht und Weisheit, und alle Wunder, die Du an uns armen Menschen thust, allenthalben, noch mehr als vorhin, gepriesen werden. Laß durch dieses Werk Deine Erkenntniß an allen Orten geoffenbart werden. Laß es ein Gedächtniß seyn Deiner Liebe, die Du mir erwiesen hast; - ein Zeugniß meiner Dankbarkeit, die ich Dir schuldig bin! - Und, was soll ich mehr reden mit Dir? Du kennst Deinen Knecht, Herr Herr! - Ich verspreche hiemit, mein Gott, wenn es Dir gefallen sollte, mich noch länger in der streitenden Kirche auf Erden zu lassen und mir Gnade zu verleihen, daß ich noch mehr zum Bau derselben beitragen könnte, - daß ich Alles, was Du mir gibst, Dir wiedergeben, und in kindlicher Zuversicht und herzlicher Demuth zu Deinen Füßen niederlegen will. - Indessen, o Vater, nimm den guten Willen Deines Knechts für die That an, und laß mich allezeit ein Werkzeug Deiner Gnade und ein Gefäß Deiner Barmherzigkeit seyn. Hilf, daß ich meine Zeit, meine Kräfte, mein Leben nicht vergeblich anwende und zubringe! - Ich weiß, daß Du Großes an mir gethan und mich armen, sündlichen Menschen mit herrlichen Gaben ausgerüstet hast vor vielen meiner Brüder. Ja, wenn ich alle leibliche Wohlthaten, und die vielen Wunder Deiner Güte, Langmuth und Barmherzigkeit, die Du mir Unwürdigen erzeigt hast, erzählen wollte, wo sollte ich anfangen, wo endigen? Ich kann und will nichts mehr sagen, als: Alles, was ich habe und bin, das habe und bin ich von meinem Gott; und durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin! Wie sollte ich es denn anders anwenden, als zum Ruhme und Preise meines Gottes? - Ich sehe die Blume, wie sie in ihrer Pracht dasteht, und sich gegen den Himmel und gegen die Sonne ausbreitet, als wollte sie zu verstehen geben, daß sie zwar in der Erde ihre Wurzeln, vom Himmel aber Schönheit und Kräfte habe. Müßte ich mich also nicht schämen, wenn ich undankbarer wäre, als ein lebloses Geschöpf? So sey denn dieß mein beständiger Wahlspruch: „Alles von Gott, Alles in Gott, Alles für Gott“ - Ich will alle meine Kräfte zu Deinem Preise anwenden, o Gott, so lange ich lebe auf Erden; ich will mit Deiner Hülfe die Gaben, die Du mir aus Gnaden verliehen hast, gegen Morgen und Abend, gegen Mittag und Mitternacht, so viel möglich, vertheilen, und Alles, so viel ich kann, mit Deiner Erkenntniß erfüllen. Laß Dir meinen Vorsatz und meinen Wunsch Wohlgefallen, o Vater, und gib Deinem Knecht zum Wollen das Vollbringen. Amen!

Christian Scriver.

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