Schlatter, Adolf - Kolosserbrief
Kap. 3
Trachtet nach dem, das droben ist, nicht nach dem, das auf Erden ist. Denn ihr seid gestorben und euer Leben ist verborgen mit Christus in Gott.
Kolosser 3,2+3
Droben ist unser Vater, droben unser Herr, droben das, was durch die vollendete Gemeinschaft mit Gott entsteht. Unten auf der Erde ist, was die Natur mir gibt, unser Leib und seine Triebe und die menschliche Gemeinschaft mit ihren Abhängigkeiten und ihrer Dienstpflicht. Um von diesen Mächten frei zu werden, bedarf es eines Sterbens; denn sie rühren mich nicht nur von außen an, sondern fassen mich im Grund meines Lebens. ich kann sie nicht von mir abstreifen und ohne sie weiter leben, sondern werde nur dadurch von ihnen gelöst, dass mein gegenwärtiges Leben endet. Dieses Ende ist mir dadurch bereitet, dass ich das Eigentum Jesu in. Das ist die Kraft, die mein Verlangen von allem wegzieht, was die Erde mir gibt. Dieses sterben ist kein Verlust und nicht die Wirkung des vergeltenden göttlichen Zorns, sondern es verschafft mir das Leben. Es ist in Gott für mich vorhanden, bei dem Christus ist. Darum ist es noch verborgen, nicht schon an mir sichtbar, nicht schon in meinem Leib und meinen irdischen Verhältnissen wirksam. Es ist deshalb mein eigen, weil Christus lebt und sein Heilandsamt an mir vollbringt und mir seine Gemeinschaft verleiht. Ich kann die Herrlichkeit des Lebens darum nicht durch meine Erfahrung beweisen und nicht durch mein Verhalten den anderen aufzeigen. Nur dadurch kann ich es zeigen, dass ich auf Christus hinweise, weil er unser Leben ist. Weil es aber bei Gott verborgen ist, ist es in guter Hut an einem sicheren Orte. Darum fort mit der Furcht und fort mit dem Zweifel. Nur das Eine ist notwendig, dass ich aufwärts sehe, nicht nur abwärts, und nicht an die Erde meinen Glauben hänge, sondern an den, der beim Vater ist.
Ich will nach dem Leben streben, lebendiger Gott. Bei Dir hast Du es uns bereitet, uns, die wir sterben, deren Himmel die Erde ist. Du stellst mich aber nicht darum auf die Erde, weil Du mir versagst, was droben ist. Gib mir den aufwärts gerichteten Blick, das aufgedeckte Angesicht, das nach oben gewendet ist. Amen.