Passavant, Theophil - Abraham und Abraham's Kinder - 12. Ein Sieg.

Passavant, Theophil - Abraham und Abraham's Kinder - 12. Ein Sieg.

Unter dem Alten Bunde hat das Volk Gottes viele Kriege geführt; es war ein hartes, rauhes Volk, und war eine harte, rauhe Zeit; feindliche Schaaren um sie her, in Sünden aufgewachsen, geübt in allem Bösen, in Bosheit und List. Israel mußte das gelobte Land mit Krieg erobern, und mit Kriegen sich wider dessen alte Einwohner immer neu behaupten, die. weil sie dem wiederholten Befehle des Richters der Heiden lange nicht Gehör gegeben; Richt. 1. 2. 5 Mos. 7. u. s. w. In diesen Kriegen erlagen sie, siegten sie, und wurden wieder besiegt, je nachdem der Herr sie zu züchtigen oder zu erlösen gedachte. Das waren Seine Wege mit dem thörichten und halsstarrigen Volke, das eine andere Weise noch nicht vertragen, oder höhere Gedanken nicht fassen konnte; und diese Stellung Israels in einem immer neuen Kriegen, Wehren und Abwehren gegen die Heiden um sie her, sollte auch ein Wink sein an das Israel aller Zeiten, das wahre, - den guten Kampf zu kämpfen immerdar, und nie sicher noch müßig zu sein in der Welt; das Volk Gottes sollte uns ein Vorbild sein in Vielem; weißt du das?

Als die Zeiten erfüllet waren, und jener Stern aus Jacob aufging (4 Mos. 24,17. Luc. 1,78. Gal. 4,4.), kam der Sohn Gottes, herzubringen eine neue Weise, und zu stiften ein neues Reich auf Erden. Aber schon David, der Mann nach Gottes Herzen (Apg. 13,22.), da er so herzlich begehrte, ein Haus zu bauen für die Lade des Bundes Seines Herrn, David mußte es aus dem Munde Seines Gottes vernehmen: Du hast viel Blut vergossen, und große Kriege geführet, darum sollst du Meinem Namen nicht ein Haus bauen, weil du so viel Blut auf die Erde vergossen hast vor Mir: 1. Chron. 23. 29.

Abraham war ein Fürst der Hirten, und ein Friedensmann; er wurde aber um Lot's, seines Neffen, willen, unversehens in einen Krieg verwickelt. Mehrere Könige des Morgenlands und Häuptlinge im Bunde mit Kedorlaomer, dem Könige zu Elam, - einem Theil des nachmaligen Persien, - halfen ihm gegen die kleineren Könige oder die Häuptlinge zu Sodom, Gomorra, Adama, Zeboim und Bela (seither: Zoar), welche dem Kedorlaomer zwölf Jahre lang unterthan, im dreizehnten Jahre von ihm abfielen. Diese Fünfe kamen alle zusammen im Thale Siddim, jener überaus schönen und reichen Gegend am Jordan, wo später, nach kurzer Zeit, das Salzmeer entstand; - und das Thal Siddim, heißt es, hatte viele Gruben von Erdpech. Aber die Könige von Sodom und Gomorra wurden mit ihren Verbündeten überwunden, und in die Flucht geschlagen: Manche fielen in jene Gruben hinein; die Uebrigen flohen auf das Gebirge. Da nahmen die Sieger, sintemal solche Kriege meistens nur Raubzüge waren, - alle Habe zu Sodom und Gomorra, und alle Lebensmittel, und zogen davon. Sie nahmen aber auch, sagt die heilige Geschichte, mit sich Lot, Abram's Bruder's Sohn, und seine Habe, Heerden und Knechte, und zogen davon; denn er wohnte zu Sodom. C. 14, 1-12.

Der gute Lot, ein lieber Mann, jedoch von wenig Festigkeit und Kraft, hatte sich bei jener Wahl seines Aufenthalts übel genug berathen: es war im eigenen Willen und nicht im Glauben geschehen; Lot war kein Glaubensmann; da gehet es dann auf selbsterwählten Wegen durch allerlei menschlich und weltlich, und oft sehr gefährlich Ding, da es Einem bald an Licht, an Rath und an gutem Troste gebricht; gut, daß, wo wir's thöricht gethan, Gott uns nahe bleibet mit Seiner Weisheit und Treue; und wo wir uns in der Sandwüste sehen, Er Seinen Engeln über uns befiehlt, daß sie uns behüten auf allen Wegen: Ps. 91. Lot war sonst ein gottesfürchtiger Mann, und ist immer ein gar gutes Zeugniß für ihn, daß er so gar willig und freiwillig mit Abraham aus seiner Freundschaft und Verwandtschaft in das fremde Land gezogen war, und nicht bei den Götzendienern in seiner Heimath geblieben; in Sodom aber war er unter viel ärgere Heiden gerathen; in solchen Sachen gilt's: Rein ab, und nur auf Gottes Seiten, und mit den Seinigen allein.

Da kam Einer, der entronnen war, und sagte es Abram an, dem Hebräer, - wie ihn scheint's des Landes Einwohner, nach seinem Stammvater und seinem Volke, nannten (l Mos. 10,24. f. 11,14. f.); - der da wohnte im Haine Mamre, des Amoriters, welcher ein Bruder war Eskols und Aners. Diese, wahrscheinlich Häuptlinge der Amoriter, waren mit Abraham im Bunde. Der Mann Gottes hatte sich wohl vor allen zu weit gehenden oder zu engen Verbindungen mit seinen Nachbarn gehütet; doch waren Bündnisse zu gegenseitiger Vertheidigung wider dergleichen Raub- und Mordzüge nothwendig, und gut einzugehen; eine solche Hülfs- und Nothwehr hatte Gott Seinem Freunde unter den Canaanitern erlaubt. Alle eines gleichen menschlichen Geschlechts, und Alle unter den gleichen Himmeln Gottes geduldet und genähret, dürfen wir andern Menschen gegenüber nicht zu fremd thun, noch uns unserm Fleische entziehen: heute Heiden, morgen aber Christen; heute nicht Sein Volk, morgen vielleicht Kinder des lebendigen Gottes: Hos. 1,10. - Und dann: Das meine ich nicht, schreibt Paulus, durchaus von den Hurern,….dieser Welt, oder den Abgöttischen; sonst müßtet ihr die Welt räumen: 1. Cor. 5. Ich bitte nicht, hat ja Jesus über die Seinigen gebetet, daß Du sie von dieser Welt nehmest, sondern daß Du sie bewahrest vor dem Bösen: Joh. 17,15. Nur daß ein Jeder, der von Gott berufen ward, sich nicht stelle dieser Welt gleich. Röm. 12,2.

Als nun Abram hörte, daß sein Bruder gefangen war, wappnete er seine Knechte, dreihundert und achtzehn, in seinem Hause geboren, und jagte dem Feinde nach bis Dan, im Norden des Landes. Hier theilt er sich in zwei Haufen, daß, er abschneide die letzten Heerhaufen der Könige; er erreicht sie, fällt mit seinen Knechten des Nachts über die unordentlich hin und her ziehenden Schaaren; - unordentlich Wesen ist bald da, wo es Einem gut gehet; - er schlägt sie, und jagt sie bis gen Hoba, die zur Linken von Damaskus, der spätern so glänzenden Hauptstadt Syriens, lag; und so brachte Abram alle geraubte Habe wieder, dazu auch Lot, seinen Bruder, mit seiner Habe, und auch die Weiber und das Volk. V. 13 -16.

Von Hebron bis Dan, von Dan bis Damaskus, war's mehre Tagereisen; der Mann Gottes mußte das ganze Land der Canaaniter bis tief ins Königreich Syrien mit seiner kleinen Schaar durchziehen, und dann wieder zurück; des Lau. des Bewohner sehen's und lassen es zu. Es war Alles mit Glaubens. Muth und Glaubensweisheit geschehen. Die Knechte des Hirten waren zu solchen Nothfällen bereitet und geübt; sie thaten willig und treu ihres Herrn Willen; es war der Muth wacker, die Absicht freundlich, die Sache gerecht; Gott führete auch durch sie Seinen Willen aus; Er wollte also gefürchtet werden unter den Heiden, ob diese merken wollten, welch ein Gott mit diesem Hirtenvolke war, denn Er war mit ihnen. O der theuern Zuversicht der Glaubenskinder: Ist Gott für uns, Wer mag wider uns sein? Röm. 8,31. Glaube bei jedem Schritte, jedem Blicke, jeder That; Gebet bei jedem Kampf; Dank bei jedem Sieg; Ergebung auf jeden Ausgang; Demuth und Preis in allem Glück, im Staube. - Wer nur immer sagen könnte: Ist Gott für uns, - ist Gott für mich, Wer mag wider mich sein? - wahrlich, auch in Verlegenheiten, auch in Aengsten, in Nöthen, auch unter den Ungerechten, den Feinden, auch in Hunger, Durst, Blöße, in der Fremde, in der Wüste, - das wär' ein schönes Leben. Mein Freund, sagt dir's dein Herz also? - Ist Gott für dich? Haben wir doch nur Ihn, ja, Ihn allein.

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